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Ranulf de Glanville auch Ranulph de Glanvill um 1120 21 Oktober 1190 bei Akkon war ein anglonormannischer Adliger Von 1180 bis 1189 diente er als Justiciar von England Die Ruinen der von Glanville gegrundeten Leiston Abbey Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und fruhe Jahre 2 Aufstieg im Dienst des Konigs 3 Justiciar von England 4 Bewertung 5 Nachkommen und Erbe 6 Werke 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und fruhe Jahre BearbeitenGlanville entstammte einer anglonormannischen Familie des niederen Adels die sich nach dem Dorf Glanvill bei Pont l Eveque in der Normandie nannte Glanville stammte aus Suffolk wo sein Vater Hervey de Glanville mit zu den angesehensten Adligen gehorte Der Uberlieferung nach wurde er in Stratford geboren womit vermutlich das Stratford St Andrew bei Saxmundham gemeint ist Dort grundete er spater Butley Priory Glanville wird erstmals 1144 anlasslich eines Rechtsstreits seines Vaters mit dem Kathedralkapitel von Ely erwahnt Moglicherweise gehorte Glanville zu den vier Anfuhrern der anglonormannischen Streitmacht die 1147 mit das unter muslimischer Herrschaft stehende Lissabon belagerten und eroberten Nach dem Tod seines alteren Bruders erbte er die Besitzungen seines Vaters 1 Um 1150 bestatigte Glanville zusammen mit anderen Verwandten verschiedene Schenkungen seines Onkels Bartholomew an Bromholm Priory Ende der 1150er Jahre bezeugte er in Suffolk zwei Urkunden von William einem der Sohne von Konig Stephan Vor 1170 heiratete Glanville Bertha eine Tochter von Theobald de Valognes Theobald war ein Adliger mit Besitzungen in Parham einer Herrschaft die an Glanvilles Guter in Suffolk grenzte sowie in Yorkshire Als Mitgift brachte Bertha mehrere Guter darunter Butley in Suffolk mit in die Ehe Berthas Schwester Matilda heiratete Hervey Walter den Vater des spateren Justiciars und Erzbischofs Hubert Walter der damit ein Neffe von Glanville war Aufstieg im Dienst des Konigs BearbeitenZwischen 1163 und 1170 war Glanville Sheriff von Yorkshire wohin er nur uber die Familie seiner Frau Verbindungen hatte Mindestens zeitweise war er dazu am Konigshof wo er vor 1168 eine Urkunde bezeugte Wegen einer rechtlichen Untersuchung wurde er 1170 als Sheriff von Robert III de Stuteville abgelost Glanville fiel jedoch nicht beim Konig in Ungnade denn im Juni oder Juli 1171 gehorte er zum Gefolge von Heinrich II in Frankreich und im Oktober 1171 in Irland In diesem Jahr wurde er nach dem Tod von Earl Conan Verwalter der Honour of Richmond in Yorkshire was er bis mindestens 1183 blieb 2 Von 1173 bis 1174 war er Sheriff von Lancashire Die Rebellion der Sohne des Konigs von 1173 bis 1174 fuhrte zu Glanvilles weiteren Aufstieg Wahrend der Rebellion war er zunachst an der Gefangennahme von Hamo de Massy einem englischen Verbundeten von Konig Wilhelm I von Schottland beteiligt Als der schottische Konig im Juli 1174 in Nordengland einfiel ubernahm Glanville das Kommando uber die Armee zur Abwehr dieses Angriffs Dabei soll er selbst einen Teil der Armee gefuhrt haben mit dem er der Hauptarmee voraus zog Als dieser Trupp Alnwick Castle erreichte sollen sie gedeckt durch Nebel am 13 Juli die Schotten uberrascht und in die Flucht geschlagen haben Glanville soll dabei selbst den schottischen Konig gefangen genommen haben Auf Befehl von Heinrich II brachte Glanville den gefangenen Konig zunachst nach Southampton und dann weiter in die Normandie Dieser militarische Erfolg fuhrte zum weiteren Aufstieg Glanvilles Unter anderem wurde er im Juni oder Juli 1175 koniglicher Richter Besonders wahrend der Aufenthalte des Konigs in Nordengland gehorte Glanville dann zum Gefolge des Konigs 1175 oder 1176 wurde er erneut Sheriff von Yorkshire was er bis zum Tod von Heinrich II 1189 blieb 1177 wurde er dazu Sheriff von Westmorland was er drei Jahre lang blieb In diesem Amt liess er sich jedoch teilweise durch seinen Verwalter Reiner vertreten Die Ubernahme dieser Amter war fur Glanville sehr eintraglich Die Schulden die er fur die Ausubung seiner Amter aufnahm erliess ihm der Konig gegen die Ubergabe von zwei Gerfalken Ab Michaelis 1175 diente Glanville zusammen mit Hugh de Cressy als reisender Richter wobei er in funfzehn Counties tatig war 1179 wurde er Richter fur die Gebiete nordlich des Trent Im Dienst des Konigs reiste Glanville vermutlich 1176 nach Flandern wo er 1177 koniglicher Gesandter war Dabei nahm er den Eid von Graf Philipp von Flandern entgegen nach dem dieser seine Nichten nur mit Zustimmung des englischen Konigs verheiraten wollte 1180 war Glanville an einer koniglichen Ratsversammlung in Oxford teil auf der der Konig seine Plane fur eine Wahrungsumstellung vorstellte Dazu war er an Friedensverhandlungen mit Konig Philipp II von Frankreich und dem Grafen von Flandern beteiligt Justiciar von England BearbeitenAls Nachfolger des 1178 zuruckgetretenen Richard de Luci wurde Glanville 1180 Chief Justiciar des Konigs wobei das genaue Datum seiner Ernennung nicht bekannt ist Mit diesem Amt ubernahm Glanville nicht nur zahlreiche Verwaltungsaufgaben sondern diente wahrend der Abwesenheit des Konigs auch als Vizekonig 1182 unternahm er dabei einen Feldzug nach Wales 1184 war er Tutor von Johann dem jungsten Sohn Heinrichs II als dieser seinen Vater in die Normandie folgte 1184 diente er zusammen mit Erzbischof Richard von Canterbury als koniglicher Gesandter in Wales und geleitete Furst Rhys ap Gruffydd zum Konig nach Hereford 1184 leitete er dazu eine Ratsversammlung in London die den papstlichen Gesandten in England die Erlaubnis verweigerte fur den Papst Hilfsgelder zu sammeln 1185 vermittelte Glanville in den Welsh Marches einen Frieden zwischen den walisischen Fursten unter Rhys ap Gruffydd und den Marcher Lords von Herefordshire und Chester Er begleitete den jungen Johann Ohneland nach Irland das ihm sein Vater als Herrschaft uberlassen hatte Dort setzte sich Johann jedoch uber Glanvilles Ratschlage hinweg so dass Johanns Herrschaft scheiterte und er im September 1185 wieder nach England zuruckkehren musste 3 Im selben Jahr reiste Glanville nach Frankreich wo er nach schwierigen Verhandlungen einen Waffenstillstand mit dem franzosischen Konig vereinbaren konnte Glanville war zur wichtigsten Stutze des alternden Heinrichs II geworden Im letzten Jahr der Herrschaft von Heinrich II pendelte er mehrmals zwischen England und der Normandie um die schwindende Macht des Konigs zu sichern Nach Heinrichs Tod nahm Glanville an der Kronung von Richard Lowenherz teil Richard beauftragte ihn die anschliessenden Judenverfolgungen zu unterbinden wobei er jedoch wenig Erfolg hatte Anschliessend wurde er 1189 als Justiciar abgelost Angeblich soll Richard ihn wegen Amtsmissbrauch zu einer Strafe von 15 000 verurteilt haben wofur es jedoch keinen Beleg gibt Nach der Chronik von William of Newburgh legte Glanville sein Amt dagegen aus Altersgrunden nieder Zusammen mit seinem Neffen Hubert Walter und anderen Vertrauten nahm er am Kreuzzug von Richard Lowenherz teil Er begleitete den Konig bis nach Marseille und erreichte schliesslich das Heilige Land Dort erkrankte er und starb wahrend der Belagerung von Akkon nbsp Titelblatt einer 1780 erschienenen Ausgabe des Glanville zugeschriebenen TractatusBewertung BearbeitenGlanville war ein loyaler Gefolgsmann von Heinrich II und als Justiciar erwies er sich als bedeutender Rechtsgelehrter als umsichtiger Verwalter und als fahiger Militar Der Konig dankte Glanville vielfaltig 1175 oder 1176 hatte der Konig ihm Besitzungen bei Leiston in Suffolk ubergeben wo Glanville wenig spater die Pramonstratenserabtei Leiston Abbey grundete 1185 wurde er fur ein halbes Jahr Verwalter von Northumberland Dazu erhielt er das Gut sowie das Patronatsrecht der Kirche von Upton in Norfolk Glanvilles Stellung als Justiciar war eng mit der Macht des Konigs verknupft Dies zeigt sich dass er sein Amt kurz nach dem Tod des Konigs verlor Im Allgemeinen bewerteten bereits die zeitgenossischen Chronisten wie Richard of Devizes Glanville als fahigen und guten Beamten Gerald von Wales lobt dazu seine Klostergrundungen in Butley und Leiston Nach Roger von Hoveden verfasste Glanville eine Gesetzessammlung und er gilt als Urheber des Buches Tractatus de legibus et consuetudinibus regni Anglie Das Buch befasst sich mit der koniglichen Gerichtsbarkeit und wurde zwischen 1187 und 1189 geschrieben oder wenigstens vollendet Es hatte wesentlichen Einfluss auf die Herausbildung des Common Law die Urheberschaft von Glanville wird jedoch angezweifelt 4 Neben Glanville gelten auch die spateren Justiciare Hubert Walter und Geoffrey fitz Peter als mogliche Autoren wahrscheinlicher ist aber dass ein nicht genannter aber gut ausgebildeter Beamter aus dem Umfeld Glanvilles oder von Hubert Walter der Autor war Schon als Sheriff von Yorkshire hatte Glanville allerdings auf Vertraute und Verwandte aus East Anglia zuruckgegriffen und sie als Beamte eingesetzt Diese Praxis setzte er als Justiciar fort beispielsweise diente sein Bruder Osbert spatestens ab 1182 in der koniglichen Verwaltung in Westminster 5 Der bekannteste Verwandte den er begunstigte war sein Neffe Hubert Walter Auch weitere seiner Verwandten profitierten von seinem Amt unter anderem erhielten funf seiner Verwandten wahrend seiner Amtszeit als Justiciar ein Amt als Sheriff Neben diesem Nepotismus hat Glanville auch nachweislich zu seinem Vorteil sein Amt missbraucht Nach dem Chronisten Roger von Hoveden hat er 1170 zu Unrecht den Landadligen Gilbert of Plumpton aus Yorkshire beschuldigt eine Erbin verfuhrt zu haben Er wollte die Erbin mit seinem Gefolgsmann Reiner verheiraten und verurteilte deshalb Plumpton zum Tode Durch die Intervention von Bischof Roger von Worcester wurde das Urteil nicht vollstreckt doch Plumpton soll bis zu seinem Tod in Gefangenschaft von Glanville geblieben sein Nachkommen und Erbe BearbeitenMit seiner Frau Bertha de Valognes hatte Glanville mehrere Tochter darunter Matilda Amabilla und Helewise die ihn uberlebten Da er keine uberlebenden Sohne hatte teilten seine Tochter nach seinem Tod seine Besitzungen untereinander auf Werke BearbeitenThe treatise on the laws and customs of the realm of England commonly called Glanvill Nelson London 1965Weblinks BearbeitenJohn Hudson Glanville Ranulf de 1120s 1190 In Henry Colin Gray Matthew Brian Harrison Hrsg Oxford Dictionary of National Biography from the earliest times to the year 2000 ODNB Oxford University Press Oxford 2004 ISBN 0 19 861411 X oxforddnb com Lizenz erforderlich Stand 2004 Ranulph de Glanville auf thepeerage com abgerufen am 21 Mai 2016 Einzelnachweise Bearbeiten F West Justiceship England 1066 1232 Cambridge University Press Cambridge 2005 ISBN 978 0 521 61964 6 S 54 F West Justiceship England 1066 1232 Cambridge University Press Cambridge 2005 ISBN 978 0 521 61964 6 S 55 John T Appleby Johann Ohneland Konig von England Riederer Stuttgart 1965 S 35 Frederick Pollock Frederic William Maitland The history of English law before the time of Edward I Cambridge University Press London 1968 S 164 F West Justiceship England 1066 1232 Cambridge University Press Cambridge 2005 ISBN 978 0 521 61964 6 S 62VorgangerAmtNachfolgerRichard de LuciJusticiar von England 1180 1189William de Mandeville 3 Earl of Essex zusammen mit Hugh de Puiset PersonendatenNAME Glanville Ranulf deALTERNATIVNAMEN Glanvill Ranulph deKURZBESCHREIBUNG englischer Adliger Justiciar von EnglandGEBURTSDATUM um 1120STERBEDATUM 21 Oktober 1190STERBEORT bei AkkonNormdaten Person GND 100959016 lobid OGND AKS LCCN n82224151 VIAF 34524757 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ranulf de Glanville amp oldid 221328908