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Rangea ist eine ausgestorbene Gattung aus dem erdgeschichtlichen Zeitalter des Ediacariums Dieses entfernt einem Farnblatt ahnelnde Lebewesen mit Sechsersymmetrie dessen systematische Zuordnung kontrovers diskutiert wird gehort zur sogenannten Ediacara Fauna Das Fossil war der erste Fund eines grossen und komplex gebauten Organismus aus dem Prakambrium RangeaFossil von Rangea longa aus Neufundland unten rechts aufbewahrt im Palaontologischen Museum in TubingenZeitliches Auftreten558 bis 549 1 Mio JahreFundorteAustralien China Kanada Mongolei Namibien RusslandSystematikReich Tiere Animalia Vielzellige Tiere Metazoa Stamm VendozoaUnterstamm Rangeomorphaincertae sedisGattung RangeaWissenschaftlicher NameRangeaGurich 1929 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Erstbeschreibung 2 Taxonomie 3 Merkmale 4 Vorkommen 5 Lebensweise 6 EinzelnachweiseEtymologie und Erstbeschreibung BearbeitenRangea schneiderhoehni wurde nach seinen Entdeckern Paul Range und Hans Schneiderhohn benannt Der Erstfund datiert aus dem Jahr 1908 und stammt aus der Nama Gruppe von Namibia Das Fossil wurde dann im Jahr 1929 2 und erneut 1930 von Georg Gurich wissenschaftlich beschrieben 3 Weitere bedeutende Bearbeitungen stammen von Rudolf Richter 1955 Hans Dieter Pflug 1970 G J B Germs 1972 und 1973 Martin Glaessner 1979 R J F Jenkins 1985 und J Dzik 2002 Taxonomie Bearbeiten nbsp Die Seefeder Virgularia sp Die systematische Einordnung von Rangea ist in der Wissenschaft umstritten meistens wird Rangea jedoch dem Reich vielzelliger Tiere Metazoa zugeordnet Ahnlichkeiten mit heutigen Seefedern sind auffallig wenngleich eine direkte Verwandtschaft vermutlich nicht besteht Dzik 2002 meint Ahnlichkeiten mit den Rippenquallen Ctenophora zu erkennen 4 Seilacher und Kollegen 2003 zufolge gehort Rangea zum ausgestorbenen Stamm der Vendobionten welche unter anderem als gigantische einzellige Organismen Eukaryoten interpretiert und den Protozoen zugerechnet werden 5 Jack Sepkoski 2002 stuft Rangea als zum Unterstamm Rangeomorpha gehorig ein sessile Lebewesen die durch einen fraktalartigen Wuchs gekennzeichnet waren und betrachtet Rangea gleichzeitig als Typusfossil dieser Gruppe 6 Neben dem Typusfossil Rangea schneiderhoehni das identisch mit Rangea brevior Gurich 1933 ist bestehen noch vier weitere Subtaxa die aber alle Synonyme von anderen Taxa sind Rangea arborea Glaessner und Wade 1966 7 ist identisch mit Charniodiscus arboreus Rangea grandis Glaessner und Wade 1966 bzw Glassnerina grandis ist identisch mit Charnia masoni Rangea longa Glaessner und Wade 1966 ist identisch mit Charniodiscus longus Rangea sibirica Sokolov 1972 bzw Charnia sibirica ist ebenfalls identisch mit Charnia masoni Rangea arborea Rangea grandis und Rangea longa waren 1966 von Martin Glaessner und Mary Wade in den Flinders Ranges in Sudaustralien entdeckt worden Rangea sibirica stammt aus der Region von Olenyuk im Osten Sibiriens Ahnliche Formen sind Swartpuntia mit Vierersymmetrie Bomakellia Charnia Charniodiscus Paracharnia sowie das ratselhafte Taxon Thaumaptilon das angeblich bis ins Kambrium uberlebte In taxonomischer Nahe befinden sich auch die Taxa Avalofractus Beothukis Fractofusus Frondophyllas Hapsidophyllas Khatyspytia Trepassia Vauzutsinia und Vinlandia Merkmale BearbeitenDas ratselhafte Tier besticht durch seine Ahnlichkeit mit den aktuellen zu den Nesseltieren Cnidaria gehorenden Pennatulacea Oktokorallen Seefedern Rangea war zwar in die Lange gezogen seine Statur war dennoch eher klein bis mittelgross Hohe 5 bis 15 Zentimeter Rangea besass eine hexaradiale knollenformige Verankerung am Boden die in einen rundlichen Achsenstiel uberging der sich uber die restliche Hohe des Tieres erstreckte Uber der Verankerung folgten dann sechs radial unter einem Winkel von 60 um die Zentralachse angeordnete Fahnen bzw Wedel oder Petalodium Englisch vanes oder petaloids von langlicher halbovaler Gestalt 8 Diese Fahnen bestanden wie bei Farnwedeln aus sich verzweigenden Rippen oder Asten die bis mindestens in die dritte wenn nicht gar in die vierte Dimension selbstahnlich fraktal organisiert waren 9 Die Verankerung war mit Sediment gefullt dessen Konzentration aber in Richtung Stiel immer weniger wurde Der zylindrische und kegelformig abschliessende Stiel war sedimentfrei und innen vollstandig hohl Eine mukose Schutzhulle bedeckte das Innere des Organismus Von einem zentralen Leitkanal zweigten sackartige Organellen ab der sonstige Innenaufbau ist aber nicht weiter bekannt Die Aussenhaut war glatt und weich Vickers Rich und Kollegen 2013 unterzogen Rangea einer Neuinterpretation bei der ein zentraler Stiel nicht mehr vorhanden ist Bei ihnen weist das Tier anstelle des Stiels vielmehr nur noch eine zentrale Hohlung auf die den ursprunglich vermuteten Stiel ersetzt Die sechs blattahnlichen Fahnen Petalodien werden an ihrem Rand von Schlauchen begrenzt die von der Basis der zentralen Hohlung ausgehen bis in die Spitze des Tiers hochziehen und dann dort zusammenlaufen 8 Die Entdeckung einer knollenformige Verankerung geht ebenfalls auf Vickers Rich und Kollegen zuruck sie fehlt noch bei samtlichen vorangegangenen Interpretationen Ihnen zufolge weist die Verankerung zusatzlich sechs hexagonal angeordnete an ihr entlanglaufende Ausbuchtungen auf uber denen die einzelnen Petalodien fussen Vorkommen Bearbeiten nbsp Die Fundstelle Farm Aar in NamibiaDas Typusfossil Rangea schneiderhoehni wurde in der Dabis Formation Kanies Member und Kliphoek Member in der Kuibis Formation Kuibisquarzit und in der Nudaus Formation Niederhagen Member bei der Farm Aar in Namibia gefunden 10 Die Ablagerungen datieren bei rund 548 Millionen Jahren BP gegen Ende des Ediacariums Weitere Fossilien von Rangea wurden in der Yorga Formation 11 bei Archangelsk in Russland in der Mongolei und in Australien entdeckt 12 Diese Funde sind etwas alter und datieren zwischen 558 und 555 Millionen Jahren BP 4 Ein neuerer Fund aus dem Jahr 2013 kommt aus China aus der Dengying Formation sudostlich von Zigui Yangtse Kraton die auf 551 bis 541 Millionen Jahre BP datiert wird 1 Lebensweise BearbeitenRangea war offensichtlich ein festsitzender benthischer Organismus und lebte aufrecht stehend auf dem Meeresgrund Samtliche bisher bekannten Fossilien waren jedoch von ihrem ursprunglichen Aufenthaltsort losgerissen worden und finden sich jetzt in Sturmablagerungen Tempestiten wieder 8 Manche Autoren pladieren auch fur eine endobenthische Lebensweise im Sediment des Meeresbodens 13 Fur eine Mundoffnung sind bei Rangea keinerlei Anzeichen vorhanden es wird daher angenommen dass sich das Tier osmotisch ernahrte 14 Das hohe Oberflachen zu Volumen Verhaltnis der einzelnen Wedel Maximierung der Oberflache vergleichbar mit modernen osmotrophischen Bakterien scheint diese Annahme zu stutzen 14 Andere Autoren bevorzugen jedoch eine filtrierende Lebensweise Einzelnachweise Bearbeiten a b Chen Zhe u a New Ediacara fossils preserved in marine limestone and their ecological implications In Scientific Reports Band 4 2014 S 4180 doi 10 1038 srep04180 Gurich G Die altesten Fossilien Sudafrikas In Zeitschrift praktische Geologie mit besonderer Berucksichtigung der Lagerstattenkunde Band 37 1929 S 85 Gurich Georg Uber den Kuibisquarzit in Sudwestafrika In Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft v 82 1930 S 637 a b Dzik J Possible ctenophoran affinities of the precambrian sea pen Rangea In Journal of Morphology Band 252 3 2002 S 315 334 doi 10 1002 jmor 1108 Seilacher A Grazhdankin D und Legouta A Ediacaran biota The dawn of animal life in the shadow of giant protists In Paleontological Research 7 Jahrgang Nr 1 2003 S 43 54 Guy M Narbonne Aug 2004 Modular Construction of Early Ediacaran Complex Life Forms Science Band 305 S 1141 1144 doi 10 1126 science 1099727 Glaessner Martin F und Wade Mary The late Precambrian fossils from Ediacara South Australia In Palaeontology Band 9 4 1966 S 599 628 a b c Vickers Rich P u a Reconstructing Rangea New Discoveries from the Ediacaran of Southern Namibia In Journal of Paleontology Band 87 2013 S 1 doi 10 1666 12 074R 1 Jennifer F Hoyal Cuthill und Simon Conway Morris Fractal branching organizations of Ediacaran rangeomorph fronds reveal a lost Proterozoic body plan In Proceedings of the National Academy of Sciences vol 111 2014 S 13122 13126 doi 10 1073 pnas 1408542111 Jenkins R J F The enigmatic Ediacaran Late Precambrian genus Rangea and related Forms In Paleobiology Band 11 3 1985 S 336 355 Grazhdankin D Patterns of distribution in the Ediacaran biotas facies versus biogeography and evolution In Paleobiology Band 30 2 2004 S 203 221 Ivantsov A Yu und Leonov M V The imprints of Vendian animals unique paleontological objects of the Arkhangelsk region in Russisch Arkhangelsk 2009 ISBN 978 5 903625 04 8 S 91 Dima Grazhdankin und Adolf Seilacher A re examination of the Nama type Vendian organism Rangea schneiderhoehni In Geological Magazine Band 142 5 2005 doi 10 1017 S0016756805000920 a b Laflamme M Xiao S und Kowalewski M Osmotrophy in modular Ediacara organisms In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 106 34 2009 S 14438 14443 doi 10 1073 pnas 0904836106 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rangea amp oldid 232015547