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Radio Okkultation auch als Okkultationsmethode bezeichnet ist eine Messtechnik zur Sondierung planetarer Atmospharen unter Benutzung phasentreuer Radiosignale die sich durch die Atmosphare von einem Sender zu einem Empfanger ausbreiten Sowohl Sender als auch Empfanger befinden sich wahrend der Messphase ausserhalb der zu sondierenden Atmosphare Abbildung 1 Zur Geometrie der Radio Sondierungsmessung Zum Zeitpunkt t1 befindet sich die Raumsonde noch oberhalb der Atmosphare und der Radiostrahl bleibt von der Atmosphare unbeeinflusst Zum Zeitpunkt t2 durchlauft der Radiostrahl die Atmosphare und wird gebeugt Die Durchfuhrung der Messung erfordert eine spezielle Geometrie der Raumsonde zur Empfangsstation wobei die Raumsonde wahrend der Messung aus Sicht des Empfangers hinter dem Planeten verschwindet und somit in Okkultation geht Wahrend der Radiostrahl vom Weltraum oberhalb der Atmosphare zu einem Punkt in die Atmosphare lauft findet eine kontinuierliche Aufzeichnung der Beobachtungsdaten statt Das sondierte Medium wirkt in charakteristischer Weise auf das Radiosignal und verandert dessen Phasenwinkel Amplitude und Polarisation Die Signalbeeinflussung durch das Medium erzeugt einen zeitabhangigen Datensatz der dem Hohenprofil des Brechungsindex entspricht Dieses Profil der Neutral Atmosphare ist fur Gasgemische proportional zur Dichte woraus sich mit der hydrostatischen Grundgleichung und dem idealen Gasgesetz Hohenprofile von Druck und Temperatur der Neutral Atmosphare berechnen lassen Aus der Proportionalitat der Elektronendichte zum Hohenprofil des Brechungsindexes sind zusatzlich Aussagen uber die Elektronendichte der Ionosphare moglich Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Messprozess 3 Koordinatentransformation 4 Beugungswinkel und Strahlparameter 5 Abel Transformation und Refraktivitat 6 Temperatur Druck und Dichteprofile 7 Beispiele 8 Einzelnachweise 9 Weitere Literatur 10 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Idee der stellaren Okkultation zur Erforschung planetarer Atmospharen wie sie erstmals 1904 von Anton Pannekoek in den Astronomischen Nachrichten veroffentlicht worden war diente 1962 Von R Eshleman von der Stanford Universitat in Kalifornien als Vorlage fur das Radio Okkultationsexperiment 1 2 Gleichzeitig entwickelten D L Cain und Kollegen vom JPL Fehleranalysen zur Satellitennavigation mit den damals neuen masergesteuerten Antennensystemen Hauptaugenmerk der Analyse waren Fehlerbeitrage der Erdatmosphare und ionosphare auf das Ortungssignal Cain und seine Kollegen bemerkten dass die Atmosphare eines anderen Planeten eine nicht zu vernachlassigende Fehlerquelle darstellt woraus aber wiederum Aussagen uber die Planetenatmosphare gewonnen werden konnen Der Unterschied zu Eshleman bestand in den auf der Gesamtlichtlaufzeit basierenden Beobachtungsmethoden Wahrend das Stanford Team um Eshleman von einem Einwegmodus ausging wobei ein Sender an Bord des Raumfahrzeugs das Referenzsignal generieren sollte schlugen Cain und seine Mitarbeiter vom JPL ein Zweiwegverfahren vor wobei mit Hilfe der damals neuen Masertechnologie ein an Genauigkeit nicht zu ubertreffendes Referenzsignal an der Bodenstation generiert werden sollte welches dann vom Raumfahrzeug empfangen und leicht modifiziert phasentreu wieder zuruckgesandt werden sollte Da das Einwegeverfahren mit der damaligen Technik noch nicht genau genug war entschied die NASA das Zweiwegeverfahren wahrend der Mariner 4 Mission erstmals einzusetzen 3 1 4 Die Bedeutung der neuen Messmethode wurde in den fruhen 1960er Jahren bei dem Mariner Projekt bei der auch eine Mars Landung vorgesehen war deutlich Eine solche Landung stellt hohe Anforderungen an das Design und an die Landungsstrategie des Raumfahrzeugs Genaue Kenntnisse der Marsatmosphare waren unabdingbar und obwohl Informationen aus bodengestutzter Spektroskopie vorhanden waren gab es Zweifel an den damals gemessenen Werten aus dem Jahr 1950 von de Vaucouleurs Wie sich spater zeigen sollte war Vaucouleurs Annahme des atmospharischen Drucks mit 100 hPa viel zu hoch Mariner 4 startete im Jahr 1964 zum Mars wobei die Frage nach dem Oberflachendruck weiterhin ungelost war Mit Hilfe der neuen Messtechnik konnte ein Druck an der Oberflache des Mars gemessen werden der etwa zwei Grossenordnungen unter dem damaligen Richtwert lag 1 5 Messprozess BearbeitenBeim Radio Okkultationsexperiment durchleuchtet eine hochstabile kontinuierliche Welle im Mikrometerbereich die zu untersuchende planetare Atmosphare Gesendet wird im sogenannten X Band bei 8 4 GHz und im sogenannten S Band bei 2 3 GHz Bei genauer Kenntnis aller beteiligten Geschwindigkeitskomponenten konnen aufgrund der Phasenstabilitat der Referenzsignale Frequenzverschiebungen dem Brechungsindexprofil der Atmosphare zugeordnet werden Hieraus lassen sich in einem ersten Schritt entsprechende Beugungswinkel und Strahlparameter ermitteln Der Beugungswinkel kennzeichnet die Ablenkung die ein Radiostrahl in der Atmosphare unterliegt Zu jedem Beugungswinkel gibt es genau einen Strahlparameter der senkrecht auf den Strahlasymptoten steht Abbildung 2 In einem weiteren Schritt lasst sich mittels einer Abel Transformation der zugehorige Brechungsindex ermitteln Gemessen wird mit hoher Prazision das vom Raumfahrzeug entsandte Signal namlich die Verschiebung der empfangenen Frequenz relativ zur Sendefrequenz zu jedem Zeitpunkt Die Verschiebungen in den gemessenen Frequenzen ruhren aus den Geschwindigkeiten des Senders und des Empfangers Diesem klassischen Dopplereffekt ist eine zusatzliche Verschiebung durch das durchleuchtete Medium aufgepragt Um diesen Anteil der Frequenzverschiebung aus den gemessenen Frequenzdaten zu extrahieren subtrahiert man von den gemessenen Daten die Modellfrequenz die aus den bekannten Geschwindigkeiten des Senders und Empfangers ermittelt werden konnen und keine atmospharischen Anteile enthalt Dieser Anteil der Frequenzverschiebung wird als Residuenfrequenz bezeichnet und enthalt im Idealfall lediglich Anteile des sondierten Mediums Die Modellfrequenz berucksichtigt Geschwindigkeitsanteile aus der Rotation Nutation und Prazession der Erde idealerweise auch aus den Gezeiteneffekten sowie Anteile aus spezieller und allgemeiner Relativitatstheorie Des Weiteren sind zur Trennung der Frequenzanderung der Tragerwelle durch die Planetenatmosphare von denen der Erdatmosphare die Effekte der Erdatmosphare und Erdionosphare durch Modelle und empirisch ermittelte Werte wie Temperatur Druck und Luftfeuchtigkeit zu berucksichtigen 6 7 8 nbsp Abbildung 2 Zur Dopplerverschiebung Dargestellt sind ausser dem Beugungswinkel a und den Strahlparametern a der Geschwindigkeitsvektor der Bodenstation zum Zeitpunkt der Messung der Geschwindigkeitsvektor der Raumsonde zum Ubertragungszeitpunkt und die entsprechenden Einheitsvektoren der Strahlasymptoten Zum kinematischen Effekt der Frequenzverschiebung tragen lediglich die gezeigten Geschwindigkeiten bei welche Projektionen der Geschwindigkeitsvektoren in die Okkultationsebene sind Es ist bekannt dass eine elektromagnetische Welle in einem Medium gebrochen und phasenverschoben wird Gegenuber dem Vakuumssignal legt es einen langeren Weg zuruck Dies lasst sich durch folgende Formel ausdrucken D L S E n s d s S 0 D f l displaystyle Delta L int S E n s ds mathcal S 0 Delta varphi cdot lambda nbsp D L displaystyle Delta L nbsp ist die Wegverlangerung des Strahls in Abhangigkeit vom Brechungsindex n langs des gekrummten Strahlweges s vom Sender zum Empfanger D f displaystyle Delta varphi nbsp ist die entsprechende Phasenverschiebung bei Signalwellenlange l displaystyle lambda nbsp und S 0 displaystyle mathcal S 0 nbsp ist der entsprechende theoretische Weg durch das Vakuum entlang der Sichtlinie Die atmospharische Frequenzverschiebung D f atm displaystyle Delta f text atm nbsp entspricht der Zeitableitung von D f displaystyle Delta varphi nbsp so dass bei dem implizit zeitabhangigen Sondierungsexperiment eine atmospharische Frequenzverschiebung auftritt D f atm d d t D f f c d d t D L displaystyle Delta f text atm frac d dt Delta varphi frac f c frac d dt Delta L nbsp mit 1 l f c displaystyle frac 1 lambda frac f c nbsp f ist die Sendefrequenz und c die Vakuumlichtgeschwindigkeit In Verbindung mit der Geometrie der Radiosondierungsmessung und den beteiligten Geschwindigkeitsgrossen lasst sich obige Gleichung fur die Frequenzverschiebung mit den beteiligten kinematischen Grossen aus Abbildung 2 in Verbindung setzen D f atm f c V T e T V R e R V T e S V R e S displaystyle Delta f text atm frac f c vec V mathcal T cdot hat e mathcal T vec V mathcal R cdot hat e mathcal R vec V mathcal T cdot hat e mathcal S vec V mathcal R cdot hat e mathcal S nbsp Die atmospharische Frequenzverschiebung ist also der Beitrag durch Projektion der Geschwindigkeiten auf die Strahlasymptoten minus den kinematischen Dopplerbeitrag entlang der Sichtlinie Hat man aus einer Messung D f atm displaystyle Delta f text atm nbsp erhalten so muss obige Gleichung fur die Komponenten gelost werden Die Annahme spharischer Symmetrie liefert mit dem Brechungsgesetz von Snellius an Kugelflachen Benndorff Satz oder Bouguer Satz eine zweite Gleichung Mit den beiden Gleichungen lassen sich die unbekannten Strahlasymptoten bzw e T displaystyle hat e mathcal T nbsp und e R displaystyle hat e mathcal R nbsp bestimmen was zu den Beugungswinkel und Strahlparametern fuhrt 7 9 Koordinatentransformation Bearbeiten nbsp Abbildung 3 Zur Okkultationsebene nbsp Abbildung 4 Zur KoordinatentransformationBei Annahme spharischer Symmetrie lasst sich zeigen dass sich der Radiostrahl stets in einer Ebene in Richtung steigender Brechungsindex bewegt Diese Ebene im folgenden Okkultationsebene genannt ist das Bezugssystem fur die Berechnung der Beugungswinkel Eine solche Ebene zu einem bestimmten Zeitpunkt wird durch die drei Punkte Bodenstation Planetenzentrum und Satellitenposition definiert wie in Abbildung 3 dargestellt ist Im Allgemeinen liegt zu jedem Zeitpunkt der Messung eine neue Okkultationsebene vor die zu jedem Messzeitpunkt berechnet werden muss Samtliche Orbitdaten der Raumsonde liegen ebenso wie die Ephemeriden in einem bestimmten Koordinatensystem KS vor Ublicherweise handelt es sich hierbei um die Ebene des mittleren Erdaquators bezuglich des dynamischen Aquinoktiums der Epoche J2000 Um in das Koordinatensystem der Okkultationsebene zu wechseln sind zwei Koordinatentransformationen notig Erstens in das planetozentrische Koordinatensystem welches analog zum obigen Erdaquator System ist und sodann in die Okkultationsebene Abbildung 4 gibt dazu eine Ubersicht Andere Vorgehensweisen sind moglich 6 Die Berechnung lassen sich zum Beispiel mit der Ephemeridenbibliothek SPICE durchfuhren Die Spice Bibliothek wird von der NAIF Gruppe NASA frei zur Verfugung gestellt und liegt im Quelltext vor Die NAIF Gruppe liefert zudem die entsprechenden Orbitdaten im Spice Format Beugungswinkel und Strahlparameter Bearbeiten nbsp Abbildung 5 Zur Berechnung der BeugungswinkelDie Okkultationsebene wie sie in Abbildung 5 dargestellt ist wird aufgespannt durch die beiden Achsen z und r Die Komponenten der einzelnen Geschwindigkeitsvektoren lassen sich in Termen dieser Achsen angeben Die Unbekannten Richtungen der Einheitsvektoren e T displaystyle hat e T nbsp und e R displaystyle hat e R nbsp der Strahlasymptoten sind spezifiziert durch die dargestellten Winkel d r displaystyle delta r nbsp zwischen Strahlasymptote an der Bodenstation und Sichtlinie sowie durch den Winkel b r displaystyle beta r nbsp zwischen Strahlasymptote an der Raumsonde und Sichtlinie Des Weiteren sind die Winkel zwischen den Koordinatenachsen und der Sichtlinie dargestellt d s displaystyle delta s nbsp gibt den Winkel zwischen z Achse und Sichtlinie an b e displaystyle beta e nbsp ist der Winkel zwischen r Achse und Sichtlinie Die beiden unbekannten Winkel d r displaystyle delta r nbsp und b r displaystyle beta r nbsp lassen sich durch ein Gleichungssystem iterativ losen Das Gleichungssystem ist ausfuhrlich in 10 dargestellt Aufsummierung der beiden unbekannten Winkel ergibt gerade den Beugungswinkel a displaystyle alpha nbsp Der Strahlparameter ergibt sich dann ebenfalls aus einem der unbekannten Winkel und dem Snellius Gesetz an Kugelflachen a d r b r a r R 2 z R 2 sin b e g b r displaystyle begin matrix alpha amp amp delta r beta r a amp amp sqrt r mathcal R 2 z mathcal R 2 sin beta e gamma beta r end matrix nbsp Wurden die Beugungswinkel und Strahlparameter fur jeden Strahl bestimmt so kann mittels einer Abel Transformation der zu jedem Beugungswinkel zugehorige Brechungsindex berechnet werden Abel Transformation und Refraktivitat Bearbeiten nbsp Abbildung 6 Zur Abel Transformation nbsp Abbildung 7 Schematische Darstellung der Sondierungsmessung Zu jedem Abtastwert ti erfolgt fur jede Schicht i aus der Messung von D fi die Bestimmung der zugehorigen Strahlparameter ai und Beugungswinkel ai woraus durch inverse Abel Transformation der Brechungsindex ni bestimmt wird Unter einer Abel Transformation versteht man die Losung einer Abelschen Integralgleichung Integralgleichungen sind dadurch gekennzeichnet dass die unbekannte Funktion als Integrand in einem bestimmten Integral vorkommt Bekannte Integralgleichungen sind zum Beispiel die Fourier Transformation und die Hankel Transformation In der Theorie der Integralgleichungen wird die Abelsche Integralgleichung den schwach singularen Volterraschen Integralgleichungen der ersten Art zugeordnet zu der Niels Henrik Abel 1826 eine Losung fand Im Allgemeinen fuhren Problemstellungen bei welchen die Rekonstruktion zweidimensionaler radialsymmetrischer Verteilungen f r aus ihren Projektionen g y gefordert wird zur Abel Transformation Sie findet zum Beispiel Anwendung in der Plasmaphysik Astrophysik oder der medizinischen Computertomographie Der Zusammenhang zwischen der radialen Verteilung f r und ihren Projektionen g y fuhrt zur Gleichung 11 A f r g y 2 y f r r d r r 2 y 2 displaystyle mathcal A f r g y 2 int y infty frac f r r dr sqrt r 2 y 2 nbsp wobei A displaystyle mathcal A nbsp die Abel Transformation bezeichnet Eine gebrauchliche Form der inversen Abel Transformation ist gegeben durch 12 A 1 g y f r 1 p r d d r r g y y d y y 2 r 2 displaystyle mathcal A 1 g y f r frac 1 pi r frac d dr int r infty frac g y y dy sqrt y 2 r 2 nbsp Der gemessene Beugungswinkel entspricht der Abel Transformation eines radialsymmetrischen Brechungsindex Eine inverse Abel Transformation des Winkels ergibt also den Brechungsindex angegeben werden kann 10 Fjelbo u a konnten zeigen dass eine Atmosphare mit dem Brechungsindexprofil n r displaystyle n r nbsp einen Strahl mit Strahlparameter a i displaystyle a i nbsp um folgenden Betrag krummt a a i 2 a i r i d ln n d r d r n r 2 a i 2 displaystyle alpha a i 2a i int r i infty cfrac d ln n dr cdot cfrac dr sqrt nr 2 a i 2 nbsp An der Strahlperiapsis dem Punkt der nachsten Annaherung des Strahls am Planeten ist das Produkt von Brechungsindex n i displaystyle n i nbsp und Radius r i displaystyle r i nbsp gleich a i displaystyle a i nbsp wobei n i displaystyle n i nbsp durch die Inverse Abel Transformation bestimmt ist ln n i 1 p a i a a d a a 2 a i 2 displaystyle ln n i cfrac 1 pi int a i infty cfrac alpha a da sqrt a 2 a i 2 nbsp Der Brechungsindex ist fur Luft eine Zahl nahe bei 1 Um den Umgang mit dieser Zahl handlicher zu gestalten subtrahiert man eine 1 und multipliziert mit 10 6 displaystyle 10 6 nbsp dies ist die Refraktivitat N N h n h 1 10 6 displaystyle N h n h 1 10 6 nbsp wobei n displaystyle n nbsp der Brechungsindex eine Funktion der Hohe h ist Die Refraktivitat der Neutralatmosphare ist das Vermogen des Mediums auf die Kraftwirkung der elektromagnetischen Welle zu reagieren was in der elektromagnetischen Theorie als dielektrische Polarisation bezeichnet wird Die Polarisation ist als Mittelung uber viele Teilchen definiert Daraus ergibt sich eine Proportionalitat der Refraktivitat zur Teilchendichte Die Teilchendichte unterliegt der barometrischen Hohenverteilung so dass die Refraktivitat ebenfalls eine Funktion der Hohe ist Die Anderung in der Refraktivitat die sich in einer bestimmten Hohe einstellt ist abhangig von den thermodynamischen Grundgrossen Druck und Temperatur in dieser Hohe ferner wirken ionisierte Teilchen direkt auf das Signal Der korrespondierende Radius der Strahlperiapsis ist r i a i n i displaystyle r i frac a i n i nbsp Er kennzeichnet den Punkt der nachsten Annaherung des Strahls am Planeten dies ist in Abbildung 6 mit r 0 displaystyle r 0 nbsp dargestellt Somit liegen nach der Abel Transformation der Beugungswinkel Profile der Refraktivitat als Funktion der Hohe vor Mit diesen Informationen lassen sich Hohenprofile der charakteristischen Merkmale der planetaren Atmosphare sehr genau bestimmen Temperatur Druck und Dichteprofile BearbeitenMit den Ergebnissen aus dem vorhergehenden Abschnitt lassen sich nun die fundamentalen Zustandsgrossen der Neutral Atmosphare berechnen Aus der Proportionalitat der Refraktivitat zur Anzahldichte dem idealen Gasgesetz und der hydrostatischen Grundgleichung lassen sich Druck Temperatur und Dichte berechnen Ferner lasst sich das Elektronendichteprofil der Ionosphare berechnen 13 nbsp Temperaturprofil der Marsatmosphare aufgenommen mit Mars Express Die operationelle und wissenschaftliche Leitung des Radio Okkultationsexperiments von Mars Express Teil des Mars Express Orbiter Radio Science Experiments liegt bei Dr Martin Patzold vom Institut fur Geophysik und Meteorologie IGM der Universitat zu Koln 14 nbsp Druckprofil der Marsatmosphare aufgenommen mit Mars Express nbsp Dichteprofil der Neutralatmosphare des Mars aufgenommen mit Mars ExpressAnzahldichte n r N r C 1 10 6 displaystyle nu r cfrac N r C 1 10 6 nbsp wobei N die Refraktivitat bezeichnet Die Proportionalitatskonstante C 1 displaystyle C 1 nbsp ist aus Labormessungen bekannt und fur die Hauptbestandteile der Marsatmosphare Kohlendioxid Stickstoff und Argon ergibt sich C 1 1 804 10 29 m 3 displaystyle C 1 1 804 cdot 10 29 mathrm m 3 nbsp Mit dieser Gleichung kann im entsprechenden Hohenbereich direkt die Dichte berechnet werden Hydrostatische Grundgleichung P r r r g r n r m g r displaystyle cfrac partial P partial r rho r cdot g r nu r overline mathfrak m cdot g r nbsp wobei r r displaystyle rho r nbsp die Dichte und n r displaystyle nu r nbsp die Anzahldichte ist m displaystyle overline mathfrak m nbsp ist die mittlere molekulare Masse und g r displaystyle g r nbsp die Gravitationsbeschleunigung Ideales Gasgesetz P r n r k B T r displaystyle P r nu r k mathrm B T r nbsp wobei P displaystyle P nbsp der Druck k B displaystyle k mathrm B nbsp die Boltzmannkonstante und T displaystyle T nbsp die Temperatur ist Elektronendichte N e r N r 40 31 10 6 f 2 displaystyle N e r cfrac N r 40 31 10 6 cdot f 2 nbsp wobei N e displaystyle N e nbsp die Elektronendichte in der Ionosphare ist N displaystyle N nbsp die Refraktivitat und f displaystyle f nbsp ist die Sendefrequenz Mit dieser Gleichung kann die Elektronendichte im entsprechenden Hohenbereich direkt angegeben werden Beispiele Bearbeiten nbsp Titans SmogschichtTitanatmosphare Die Raumsonde Voyager 1 stellte mit Hilfe der Radio Okkultation beim Saturnmond Titan die Dichte die chemische Zusammensetzung und die Hohe seiner Atmospharenschichten fest Bestimmung des Monddurchmessers Auch der Monddurchmesser konnte mit Hilfe der Okkultationsmethode bestimmt werden Die hohe Opazitat Undurchsichtigkeit der Atmosphare machte eine optische Bestimmung des Monddurchmessers mit der Kamera nicht moglich jedoch konnte durch die Zeit die vom Verloschen des Signals an einer Seite des Mondes bis zum Wiederauftauchen des Signals an der gegenuberliegenden Mondseite verging sein Durchmesser errechnet werden GPS Radiookkultationsmethode Der deutsche Geoforschungssatellit CHAMP 2000 2010 beobachtete die Signale von GPS Satelliten kurz vor oder nach ihrer Okkultation durch die Erde Aus dem Vergleich mit den Werten die von einem Satelliten ohne atmospharische Storungen zu erwarten waren lassen sich Aussagen uber Wassergehalt und Temperatur der Atmosphare ableiten Einzelnachweise Bearbeiten a b c G L Tyler B Ahmad Radio Occultation Stanford University California 2002 Buchentwurf A Pannekoek Uber die Erscheinungen welche bei einer Sternbedeckung durch einen Planeten auftreten In Astronomische Nachrichten Band 164 1904 S 5 10 V R Eshleman G Fjeldbo The Bistatic Radar Occultation Method for the Study of Planetary Atmospheres In Journal of Geophysical Research Vol 70 1965 S 3217 Yunck u a Special issue of Terrestrial Atmospheric and Oceanic Science In History of GPS Sounding 11 2000 S 1 20 G de Vaucouleurs Physics of the Planet Mars trans Patrick Moore Faber and Faber London 1954 a b D D Morabito S W Asmar Radio Science Performance Analysis Software In TDA Progress Report 42 JPL NASA 1995 S 120ff a b B Ahmad Accuracy and resolution of 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BearbeitenNAIF Gruppe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Radio Okkultation amp oldid 215839201