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Der Honigbeutler oder Russelbeutler Tarsipes rostratus ist eine Beuteltierart und lebt in Sudwestaustralien Er ist der einzige Vertreter der Familie Tarsipedidae Der mausgrosse braungraue Honigbeutler hat sich auf Nektar und Pollennahrung spezialisiert und spielt eine wichtige Rolle als Blutenbestauber HonigbeutlerHonigbeutler Tarsipes rostratus nach John Gould 1863SystematikUnterklasse Beuteltiere Marsupialia Uberordnung AustralidelphiaOrdnung DiprotodontiaFamilie TarsipedidaeGattung TarsipesArt HonigbeutlerWissenschaftlicher Name der FamilieTarsipedidaeGervais amp Verreaux 1842Wissenschaftlicher Name der GattungTarsipesGervais amp Verreaux 1842Wissenschaftlicher Name der ArtTarsipes rostratusGervais amp Verreaux 1842 Inhaltsverzeichnis 1 Korperbau 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Allgemeines 3 2 Verhalten bei Kalte 3 3 Ernahrung 3 4 Fortpflanzung und Entwicklung 4 Okologische Bedeutung 5 Systematik und Stammesgeschichte 6 Honigbeutler und Menschen 7 Quellen 7 1 Literatur 7 2 Weblinks 7 3 EinzelnachweiseKorperbau BearbeitenDie Mannchen erreichen Gesamtlangen von 13 5 bis 18 Zentimetern davon entfallen 7 bis 10 Zentimeter auf den Schwanz Die grosseren Weibchen erreichen Gesamtlangen von 14 5 bis 19 5 Zentimetern Schwanzlange 7 5 bis 10 5 Zentimeter Mannchen wiegen 7 bis 11 Gramm Weibchen 8 bis 16 Gramm Das Fell der Honigbeutler ist auf dem Rucken graubraun und an Flanken und Schultern rotlich Kennzeichnend sind drei Langsstriche auf dem Rucken Der Aalstrich ist dunkelbraun und reicht vom Hinterkopf bis zur Schwanzwurzel die beiden kurzeren seitlichen Streifen sind hellbraun Der Bauch ist beige Augen und Ohren sind gross die Schnauze ist ahnlich wie bei Spitzmausen lang und spitz Der korperlange Greifschwanz ist nahezu unbehaart Das Gebiss des Honigbeutlers ist wegen der spezialisierten Ernahrung stark modifiziert Es umfasst insgesamt 22 Zahne Die Zahnformel lautet I 2 1 C 1 0 P 1 0 M 3 3 Die beiden Schneidezahne des Unterkiefers sind die einzigen gut ausgebildeten Zahne wahrend die ubrigen zwanzig Zahne zu winzigen Kegeln reduziert sind Von den funf Zehen des Honigbeutlers ist der erste Zeh des Hinterfusses opponierbar und ermoglicht ein sicheres Klettern Die Fusse tragen raue Ballen die Zehen nur kleine Krallen an der zweiten und dritten Zehe des Hinterfusses und Nagel an den ubrigen Zehen Verbreitung und Lebensraum BearbeitenHonigbeutler haben ein sehr begrenztes Verbreitungsgebiet und leben ausschliesslich im kustennahen Sudwesten Australiens das Gebiet erstreckt sich von Geraldton nach Sudosten bis Esperance Dort bewohnen sie uberwiegend offene und halboffene Heide und Buschlandschaften sowie offene Walder nbsp Verbreitungskarte des HonigbeutlersLebensweise BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Die uberwiegend nachtaktiven Honigbeutler sehen und horen sehr gut Die Nahrungssuche erfolgt visuell und mit Hilfe des Geruchssinnes Die Aktivitatsspitzen liegen morgens zwischen 6 und 8 Uhr abends zwischen 17 und 19 Uhr und nachts zwischen 23 30 und 1 30 Uhr wobei vor allem die nachtliche Aktivitatsphase zur Nahrungssuche genutzt wird Ausserhalb dieser Zeiten zeigen Honigbeutler geringere Aktivitat oder schlafen 1 Honigbeutler sind sehr geschickte Kletterer sie leben vor allem in der bodennahen Strauch und Buschvegetation Der lange Schwanz wird dabei als funfte Hand und zum Balancieren eingesetzt Fur Ruhezeiten bauen sie Nester Kobel oder nutzen verlassene Vogelnester Honigbeutler sind ortstreue Einzelganger und beanspruchen Reviere von etwa 1280 Quadratmetern Mannchen beziehungsweise 700 Quadratmetern Weibchen Weibchen sind das dominante Geschlecht und nehmen mit Jungtieren zusammen die nahrungsreichsten Gebiete in Anspruch Die Reviere uberlappen einander meistens Die innerartliche Kommunikation erfolgt uber Quiektone und geruchsintensive Drusensekrete Verhalten bei Kalte Bearbeiten Da Honigbeutler eine hohe Stoffwechselrate und Korpertemperatur haben verfallen die Tiere bei Kalte und Nahrungsmangel in Torpor und halten diesen Zustand bei 5 C Korpertemperatur bis zu zehn Stunden aus Die Temperatur kann aus dem Torpor spontan ansteigen Auch die Jungtiere rucken im Beutel haufig zusammen um Energie zu sparen nbsp Blutenstand von Banksia ericifoliaErnahrung Bearbeiten Honigbeutler haben sich auf Nektar und Pollen als Nahrung spezialisiert und lecken diese mit einer langen rauen burstenartigen Zunge auf die bis zu 2 5 Zentimeter herausgestreckt werden kann Die aufgeleckte Nahrung wird an Gaumenkammen abgestreift und geschluckt Pollen und Nektar werden innerhalb von sechs Stunden verdaut und exzerniert Nektar ist hauptsachlich eine Energie und Wasserquelle und im Grossen und Ganzen eine zwanzigprozentige Zuckerlosung Nur durch spezialisierte Nieren ist es Honigbeutlern moglich das uberflussige Wasser auszuscheiden der Flussigkeitsverlust kann so pro Tag mehr als das Korpergewicht ausmachen Bevorzugt werden vor allem die Banksia und Dryandra Blutenstande mit 250 bis 2500 Einzelbluten speziell solche die unauffallig gefarbt in Bodennahe wachsen Durch verschiedene Klettertechniken erreichen Honigbeutler oft auch entlegene Bluten Manchmal hangen sie sich kopfuber an einen Ast um an eine Nahrungsquelle zu kommen Seltener beobachtet wurde die Aufnahme von Insekten doch gefangene Tiere fingen Fliegen mit grossem Geschick aus der Luft Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten Im Alter von vier bis sechs Monaten werden Honigbeutler geschlechtsreif Die Begattung findet ohne Paarungsvorspiel statt und nur wenn es das grossere Weibchen zulasst Untersuchungen der DNA zeigten dass an einem Wurf mehrere Mannchen beteiligt waren Offenbar herrscht Spermienkonkurrenz denn Honigbeutler haben auch grosse Hoden die 4 2 des Korpergewichtes ausmachen und mit 0 36 Millimetern die langsten Spermien unter allen Saugetieren Die Begattung kann zu jeder Zeit des Jahres stattfinden vor allem aber werden Weibchen mit Jungen im Beutel im fruhen Herbst im Winter und im Fruhling gefunden Ein Weibchen hat mindestens zwei Wurfe im Jahr Nach einer Tragzeit von 21 bis 28 Tagen kommen zwei bis vier Jungtiere zur Welt die mit einem Gewicht von etwa 5 Milligramm die leichtesten neugeborenen Saugetiere uberhaupt sind Den Jungtieren stehen im Beutel vier Zitzen zur Verfugung an denen sie sechzig Tage lang gesaugt werden Wahrend dieser Zeit bleiben sie im Beutel Die trotz der geringen Lebenserwartung geringe Wurfgrosse und langsame Entwicklungszeit zeugen davon dass es fur die Muttertiere schwierig ist genugend Pollen fur sich selbst und die Milchbildung zu bekommen Nach 60 Tagen haben die Jungtiere ein Gewicht von 2 5 Gramm erreicht und verlassen den Beutel Sie folgen dann der Mutter bei der Nahrungssuche erganzen ihr Nahrungsspektrum gelegentlich durch Milch und reiten auf dem Rucken des Muttertieres Diese Bindung ist nach zwei Wochen beendet Honigbeutler haben eine Lebenserwartung von einem Jahr selten sind es zwei Die Geburt ihrer Jungtiere konnen Honigbeutler in fur die Aufzucht gunstigere Zeiten hinauszogern Keimruhe Okologische Bedeutung BearbeitenHonigbeutler sind die wichtigsten Bestauber der Proteaceae insbesondere der Gattung Banksia Diese Pflanzen haben an die Bestaubung durch Sauger angepasste sehr stabile Blutenstande einen hohen Nektar und Pollenreichtum und riechen sehr intensiv Die Bestaubung erfolgt durch Pollen der im Fell der Honigbeutler hangen bleibt und so von Blute zu Blute getragen wird Die Honigbeutler sind daher integrale Bestandteile der blutenreichen Heiden im Sudwesten Australiens Systematik und Stammesgeschichte BearbeitenDer Honigbeutler ist das einzige Mitglied der Familie Tarsipedidae Die Art wurde wegen spezieller Merkmale des Korperbaus als eigene Familie von den Kletterbeutlern abgetrennt zu denen sie zuvor gezahlt wurde Anhand von DNA Hybridisierung und morphologischen Analysen wird mittlerweile ein Schwestergruppenverhaltnis zu den Zwerggleitbeutlern angenommen 2 Der Honigbeutler spaltete sich wohl sehr fruh von anderen Beutelsaugern ab Die altesten fossilen Reste von ihm und nahen Verwandten stammen aus dem Pleistozan und sind nur etwa 35 000 Jahre alt vermutet wird ein Beginn der Abspaltung vor etwa 20 Millionen Jahren im Miozan Der Gattungsname Tarsipes leitet sich von Tarsius dem Namen der Koboldmakis und dem Wort pes Fuss ab Der Name bedeutet wortlich also etwa Koboldmakifuss und bezieht sich auf die Ahnlichkeit der Fusse mit jenen der Koboldmakis Es gibt zwei Synonyme Tarsipes rostratus und Tarsipes spenserae Beide Namen wurden im Jahr 1842 vergeben weshalb lange Zeit umstritten war welcher der altere und somit der nach ICZN Prioritatsregeln gultige Name ist Nach einer Arbeit von J A Mahoney ist Tarsipes rostratus der gultige Name 3 Honigbeutler und Menschen BearbeitenInnerhalb ihres Verbreitungsgebietes sind Honigbeutler zum Teil haufig durch menschliche Einwirkungen werden jedoch die bereits kleinen Lebensraume immer kleiner Obwohl Rodungen inzwischen gesetzlich untersagt sind schrumpfen die Heiden weiter Weiterhin sind eingeburgerte Fuchse und insbesondere Katzen eine starke Bedrohung fur Honigbeutler Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Ron D Wooller und Eleanor M Russell Honigbeutler in David MacDonald Hrsg Die grosse Enzyklopadie der Saugetiere Konemann Verlag Konigswinter 2004 S 858 f ISBN 3 8331 1006 6 deutsche Ubersetzung der Originalausgabe von 2001 W Gewalt Der Honigbeutler in Bernhard Grzimek Hrsg Grzimeks Tierleben Saugetiere 1 Bechtermunz Verlag Augsburg 2004 S 112 f ISBN 3 8289 1603 1 unveranderter Nachdruck der Originalausgabe von 1967 Honey Possum in Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World Johns Hopkins University Press London 1999 ISBN 0 8018 5789 9Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tarsipes rostratus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Honigbeutler auf Animal Diversity Web Tarsipes rostratus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Australasian Marsupial amp Monotreme Specialist Group 1996 Abgerufen am 12 Mai 2006 FotogalerieEinzelnachweise Bearbeiten H M Vose Feeding habits of the western Australian honey possum Tarsipes spenserae In Journal of Mammalogy 1973 Nr 54 S 245 247 K P Aplin amp M Archer Recent advances in marsupial systematics with a new syncretic classification In M Archer Possums and opossums Sydney Surrey Beatty amp Sons 1987 ISBN 0 949324 05 1 J A Mahoney The specific name of the honey possum Maruspialia Tarsipedidae Tarsipes rostratus Gervais and Verreaux 1842 In Australian Mammalogy 1981 Nr 4 S 135 138 nbsp Dieser Artikel wurde am 29 Januar 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Honigbeutler amp oldid 217477825