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Als Spermienkonkurrenz wird die Konkurrenz von Spermien eines oder mehrerer Mannchen um die Chance zur Befruchtung einer Eizelle bezeichnet Spermienkonkurrenz entsteht weil die Mannchen aller Tierarten sehr viel mehr Spermien produzieren als die Weibchen ihrer Art befruchtungsfahige Eizellen So werden beispielsweise selbst bei der Kunstlichen Besamung von Kuhen durch Bullen mit gutem bis mittlerem Befruchtungsvermogen noch 10 Millionen Samenzellen eingesetzt 1 Auch beim Menschen steht in der Gebarmutter der Frau wahrend jedes Menstruationszyklus in der Regel nur ein Ei zur Befruchtung bereit doch ein gesunder Mann gibt bei jedem Samenerguss mehrere Millionen Spermien ab Im weiteren Sinn kann als Spermienkonkurrenz auch das Konkurrieren von Spermien mehrerer Individuen bezeichnet werden Diese Variante der Spermienkonkurrenz wurde 1970 vom britischen Biologen Geoffrey Parker 2 als eine Ursache fur die extrem grosse Uberzahl von Spermien im Vergleich zu den verfugbaren Eizellen gedeutet Wenn kurz nacheinander mehrere Mannchen ein Weibchen begatten hat ein Mannchen das deutlich mehr Spermien abgegeben hat als sein e Konkurrent en grossere Chancen dass eines seiner Spermien ein Ei befruchtet Auf dieser Theorie basierende Forschungen haben ergeben dass Arten bei denen es zur Spermienkonkurrenz kommt in der Regel ein promiskes Sexualverhalten haben Die Weibchen zeigen typischerweise ihre Fruchtbarkeit an um dadurch Mannchen anzulocken z B stimulierende Laute Geruche oder das Anschwellen der Genitalien Inhaltsverzeichnis 1 Strategien zur Verbesserung der Konkurrenzsituation 2 Strategien zur Konkurrenzvermeidung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseStrategien zur Verbesserung der Konkurrenzsituation BearbeitenEine offensive Strategie besteht darin grossere Hoden zu entwickeln welche grossere Mengen von Spermien produzieren Dies begunstigt vor allem jene Mannchen die nur gelegentlich Weibchen begatten die in ihrem Korper standig Spermien ihres eigenen regularen Sexualpartners tragen Dies wurde bei Affen beobachtet Fremdgehende Bonobo und Schimpansenmannchen besitzen im Vergleich zur Korpermasse grossere Hoden als Gorillamannchen welche in stabilen aber trotzdem polygynen Verhaltnissen leben Neben der Hodengrosse gibt es noch weitere biologische Hinweise auf Spermienkonkurrenz bei bestimmten Arten der Menschenaffen Dabei zeigen sich weitere Gemeinsamkeiten zwischen Schimpansen Bonobos und Menschen und Unterschiede zu Gorillas und Orang Utans Diese betreffen die Lage der Hoden aussen oder innen die Penisgrosse insb bezogen auf die Korpermasse und den Korpergrossen Unterschied zwischen Mannchen und Weibchen Eine defensive Strategie besteht darin ein Weibchen moglichst oft zu begatten Dies fuhrt dazu dass sich im Korper des Weibchens zu jeder Zeit eine grossere Menge eigener Spermien befinden So haben die Spermien eines Konkurrenten eine geringere Wahrscheinlichkeit zur Befruchtung zu gelangen Eine dritte Moglichkeit besteht im Entfernen der vorhandenen Spermien von Konkurrenten Mannliche Libellen besitzen spezielle Strukturen an ihrem sekundaren Kopulationsapparat die der aktiven Entfernung von Fremdsperma dienen 3 Auch von verschiedenen Grillenarten wurden ahnliche Verhaltensweisen beschrieben 4 5 Spatzenmannchen picken vor der Paarung so viel Sperma aus der Kloake des Weibchens wie moglich Strategien zur Konkurrenzvermeidung BearbeitenDie Spermienkonkurrenz lasst sich nur vermeiden indem die Mannchen versuchen den sexuellen Zugang zu ihren Partner Weibchen so effizient wie moglich zu kontrollieren In Rudeln lebende Tierarten konnen beispielsweise so organisiert sein dass ein dominantes Mannchen exklusiven sexuellen Zugang zu den weiblichen Rudelmitgliedern hat und diesen vehement verteidigt z B bei Gorillas und teilweise bei Lowen Literatur BearbeitenRobin Baker Krieg der Spermien Weshalb wir lieben und leiden uns verbinden trennen und betrugen Bastei Lubbe Taschenbuch Band 60465 1 Auflage Bastei Verlag Lubbe Bergisch Gladbach 1999 ISBN 3 404 60465 2 popularwissenschaftliche Abhandlung Christopher Ryan Cacilda Jetha Sex die wahre Geschichte 3 Auflage Klett Cotta 2019 ISBN 978 3 60898 050 9 popularwissenschaftliche Abhandlung A H Harcourt P H Harvey S G Larson R V Short Testis weight body weight and breeding system in primates In Nature Band 293 Nr 5557 1981 S 55 57 doi 10 1038 293055a0 Weblinks BearbeitenBiologische Hinweise auf SpermienkonkurrenzEinzelnachweise Bearbeiten H Schuh Nutzungsverbesserung von Altbullen in der kunstlichen Besamung In Reproduction in Domestic Animals Band 26 Nr 3 1991 S 136 143 doi 10 1111 j 1439 0531 1991 tb01530 x Geoffrey A Parker Sperm competition and its evolutionary consequences in the insects In Biological Reviews Band 45 Nr 4 1970 S 525 567 doi 10 1111 j 1469 185X 1970 tb01176 x A Cordoba Aguilar E Uhia A Cordero Rivera Sperm competition in Odonata Insecta the evolution of female sperm storage and rivals sperm displacement In Jpurnal of Zoology Band 261 Nr 4 2003 S 381 398 doi 10 1017 S0952836903004357 Tomohiro Ono Michael T Siva Jothy Aki Kato Removal and subsequent ingestion of rivals semen during copulation in a tree cricket In Physiological Entomology Band 14 Nr 2 1989 S 195 202 doi 10 1111 j 1365 3032 1989 tb00952 x Dagmar von Helversen Otto von Helversen Pre mating sperm removal in the bushcricket Metaplastes ornatus Ramme 1931 Orthoptera Tettigonoidea Phaneropteridae In Behavioral Ecology and Sociobiology Band 28 Nr 6 1991 S 391 396 doi 10 1007 BF00164120 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spermienkonkurrenz amp oldid 207649040