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Der Reunionibis Threskiornis solitarius ist eine ausgestorbene 1 Vogelart aus der Familie der Ibisse und Loffler die auf der Vulkaninsel Reunion im Indischen Ozean endemisch war Gemalde von weissen Dodos sowie zeitgenossische Berichte uber den Reunion Einsiedler auch Reunion Solitar genannt beziehen sich hochstwahrscheinlich auf diese Art Daher finden sich auch die Synonyme Raphus solitarius Victoriornis imperialis Apteronis solitarius Ornithaptera borbonica Pezophas borbonica Didus apterornis und Borbonibis latipes Die ersten subfossilen Uberreste wurden 1974 gefunden Seine engsten Verwandten sind der Hellaugenibis der Heilige Ibis und der Stachelibis ReunionibisKunstlerische Rekonstruktion eines ReunionibisSystematikKlasse Vogel Aves Ordnung PelecaniformesFamilie Ibisse und Loffler Threskiornithidae Gattung ThreskiornisArt ReunionibisWissenschaftlicher NameThreskiornis solitarius Selys 1848 Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckungsgeschichte und Taxonomie 1 1 Weisser Dodo und Reunion Einsiedler 1 2 Fruhe Interpretation 1 3 Moderne Interpretation 1 4 Evolution 2 Merkmale 3 Verhalten und Lebensweise 4 Aussterben 5 Anmerkungen 6 EinzelnachweiseEntdeckungsgeschichte und Taxonomie BearbeitenWeisser Dodo und Reunion Einsiedler Bearbeiten nbsp Gemalde von Pieter Withoos aus dem spaten 17 Jahrhundert das einen weissen Dodo inmitten von Enten zeigt nbsp Eines von drei Gemalden aus der Mitte des 17 Jahrhunderts von Pieter Holsteyn dem Jungeren das einen weissen Dodo zeigtDie taxonomische Geschichte des Reunionibisses ist verworren und komplex aufgrund der mehrdeutigen und durftigen Belege die den Wissenschaftlern bis in die 1980er Jahre zur Verfugung standen Der vermeintliche weisse Dodo von Reunion gilt heute als irrtumliche Vermutung die auf den wenigen zeitgenossischen Berichten beruht die den Reunionibis beschrieben kombiniert mit Gemalden von weissen Dodos von Mauritius der niederlandischen Maler Pieter Withoos und Pieter Holsteyn dem Jungeren aus dem 17 Jahrhundert sowie Derivaten die im 19 Jahrhundert entstanden sind 2 Der englische erste Offizier John Tatton war der erste der 1625 auf Reunion einen speziell weissen Vogel erwahnte Die Franzosen besetzten die Insel ab 1646 und bezeichneten diesen Vogel als Solitaire Einsiedler Abbe Carre von der Franzosischen Ostindienkompanie beschrieb den Einsiedler 1699 und erklarte den Grund fur seinen Namen 2 An diesem Ort sah ich eine Art Vogel den ich sonst nirgendwo gefunden hatte genauer gesagt er ist das was die Bewohner Oiseaux Solitaire nennen der die Einsamkeit liebt und nur an den abgelegensten Orten lebt niemand hat je zwei oder mehr zusammen gesehen er ist immer allein Er ist nicht anders als ein Perlhuhn ausser der Tatsache dass er langere Beine hat Die Schonheit seines Gefieders ist wunderbar zu sehen Es hat eine variable Farbe die sich gelb verfarbt Das Fleisch ist vorzuglich es ist eines der besten Gerichte dieses Landes und konnte eine Delikatesse auf unseren Tischen sein Wir wollten zwei dieser Vogel fangen um sie nach Frankreich zu schicken und sie Seiner Majestat zu prasentieren aber sobald sie an Bord waren starben sie an Melancholie nachdem sie sich geweigert hatten zu essen oder zu trinken 3 Francois Leguat ein schiffbruchiger franzosischer Hugenotte benutzte den Namen Solitar fur den Rodrigues Solitar einen Verwandten des Dodos dem er in den 1690er Jahren auf der nahegelegenen Insel Rodrigues begegnete aber es wird angenommen dass er den Namen von einem Traktat von Marquis Henri Duquesne aus dem Jahr 1689 ubernommen hatte der die Art von Reunion erwahnte Duquesne selbst hatte seine eigene Beschreibung wahrscheinlich auf eine fruhere gestutzt 2 Kein Exemplar des Einsiedlers ist jemals prapariert worden 4 Die beiden Individuen die Carre versuchte in die konigliche Menagerie in Frankreich zu schicken uberlebten die Gefangenschaft nicht Der Beamte und Autor Auguste Billiard der von 1817 bis 1820 auf Reunion damals Ile Bourbon lebte argumentierte im Jahr 1822 dass der franzosische Verwalter Bertrand Francois Mahe de La Bourdonnais um 1740 von Reunion aus einen Einsiedler nach Frankreich geschickt habe Da der Reunionibis zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits ausgestorben war konnte der fragliche Vogel tatsachlich ein Rodrigues Solitar gewesen sein 5 Der einzige zeitgenossische Autor der sich speziell auf die Dodos von Reunion bezog war der niederlandische Seemann Willem Ysbrandsz Bontekoe obwohl er deren Farbung nicht erwahnte 2 6 Es gab auch Dod eersen altniederlandisch fur Dodos die kleine Flugel haben Weit davon entfernt zu fliegen waren sie so fett dass sie kaum laufen konnten und als sie zu rennen versuchten schleiften sie ihre Unterseite uber den Boden 3 Bontekoe erlitt 1618 vor Reunion Schiffbruch kehrte 1625 nach Holland zuruck und veroffentlichte seinen Bericht jedoch erst im Jahr 1646 Fruhe Interpretation Bearbeiten nbsp Kunstlerische Rekonstruktion eines Reunion Einsiedlers von Hermann Schlegel 1854 In den 1770er Jahren schrieb der franzosischen Naturforscher Georges Louis Leclerc Comte de Buffon dass der Dodo sowohl Mauritius als auch Reunion bewohnte Es ist unklar warum er Reunion einbezogen hat aber er hat auch Berichte uber den Rodrigues Solitar und einen dritten Vogel Oiseaux de Nazareth Nazarvogel der heute als Dodo gilt im selben Abschnitt erwahnt 2 Der englische Naturforscher Hugh Edwin Strickland hatte in seinem 1848 erschienenen Buch The Dodo and Its Kindred die alten Beschreibungen des Reunion Einsiedlers diskutiert und festgestellt dass sie sich vom Dodo und vom Rodrigues Solitar unterscheiden 3 Der belgische Wissenschaftler Edmond de Selys Longchamps pragte 1848 7 den wissenschaftlichen Namen Apterornis solitarius fur den Reunion Einsiedler und machte ihn damit offenbar zur Typusart der Gattung in die er auch zwei weitere Vogel der Maskarenen einbezog die nur aus zeitgenossischen Berichten bekannt sind die Mauritius Ralle und das Maskarenen Purpurhuhn 8 Da der Name Apterornis bereits von Richard Owen fur die neuseelandische Gattung Aptornis verwendet worden war und die anderen fruheren Namen ebenfalls ungultig waren pragte Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte 1854 das neue Binomen Ornithaptera borbonica Bourbon war der ursprungliche franzosische Name fur Reunion 9 Hermann Schlegel stellte den Reunion Einsiedler 1854 in die gleiche Gattung wie den Dodo und nannte ihn Didus apterornis 10 Er rekonstruierte ihn streng nach zeitgenossischen Uberlieferungen was dazu fuhrte dass anstelle eines Dodos ein Ibis oder storchenahnlicher Vogel entstand 2 Da er als kongenerisch mit dem Dodo galt wurde der Reunion Einsiedler lange Zeit auch als Mitglied der Familie Dididae Dodos und Solitare angesehen 11 1856 prasentierte William Coker ein Gemalde aus dem 17 Jahrhundert mit einem von Enten umgebenen weissen Dodo Der Kunstler wurde spater als der Niederlander Pieter Withoos identifiziert und viele bedeutende Naturforscher des 19 Jahrhunderts nahmen spater an dass das Bild den weissen Solitar von Reunion darstellt eine Hypothese die ursprunglich vom Ornithologen John Gould aufgestellt wurde Gleichzeitig wurden mehrere ahnliche Gemalde von weissen Dodos von Pieter Holsteyn dem Jungeren in den Niederlanden entdeckt 2 1869 hielt Alfred Newton Withoos Zeichnung aus den Aufzeichnungen von Bontekoe fur einen lebenden Reunion Dodo der nach Holland gebracht wurde und begrundete den stumpfen Schnabel durch Schnabelkurzung um zu verhindern dass Menschen verletzt werden Newton ignorierte ferner die Unstimmigkeiten zwischen den Illustrationen und Beschreibungen insbesondere den langen dunnen Schnabel was in einer zeitgenossischen Darstellung angedeutet wird 12 nbsp Frohawks kunstlerische Rekonstruktion eines weissen Dodos basierend auf dem Dodo Gemalde von Wittekoos aus W Rothschild Extinct Birds 1907 nbsp Frohawks kunstlerische Rekonstruktion eines Reunion Einsiedlers basierend auf den Beschreibungen von Sieur Dubois von 1674 aus W Rothschild Extinct Birds 1907 Newtons Worte festigten die Bestatigung dieser Hypothese unter seinen Fachkollegen erheblich und einige gingen weiter indem sie immer mehr Material hinzufugten 2 Laut dem niederlandischen Zoologen Anthonie Cornelis Oudemans wurden die Diskrepanzen zwischen den Gemalden und den alten Beschreibungen dadurch erklart dass die Zeichnungen weibliche Exemplare darstellten und die Art daher einen deutlichen Geschlechtsdimorphismus aufwies 13 Fur Walter Rothschild war die gelbe Farbe der Flugel auf den Albinismus dieses bestimmten Exemplars zuruckzufuhren da die Flugel in den alten Aufzeichnungen uber den Reunion Einsiedler als schwarz beschrieben wurden 11 Bis Anfang des 20 Jahrhunderts behaupteten Wissenschaftler inmitten Spekulationen dass auf vielen anderen Gemalden weisse Dodos abgebildet sind und dass sogar korperliche Uberreste von weissen Dodos stammen Einige Wissenschaftler glaubten dass der Reunion Einsiedler der alten Beschreibungen eher eine dem Rodrigues Solitar ahnliche Art sei 2 Rothschild beauftragte den britischen Kunstler Frederick William Frohawk den Reunion Einsiedler sowohl als weissen Dodo nach dem Withoos Gemalde als auch als eigenstandigen Vogel nach der Beschreibung des franzosischen Reisenden Sieur Dubois von 1674 fur sein Buch Extinct Birds von 1907 zu zeichnen 11 Der japanische Ornithologe Hachisuka bezeichnete 1953 die weissen Dodos der Gemalde als Victoriornis imperialis und den Einsiedler der alten Reiseberichte als Ornithaptera solitarius 14 15 Moderne Interpretation Bearbeiten Bis Ende der 1980er Jahre war der Glaube an die Existenz eines weissen Dodos auf Reunion die orthodoxe Sichtweise und nur wenige Forscher bezweifelten den Zusammenhang zwischen den Berichten uber den Reunion Einsiedler und den Dodo Zeichnungen Sie wiesen darauf hin dass ohne solide Beweise wie Fossilien keine Schlussfolgerungen gezogen werden konnen und dass nichts darauf hindeutet dass die weissen Dodos auf den Bildern etwas mit Reunion zu tun haben 1970 vermutete der US amerikanische Ornithologe Robert W Storer dass wenn solche Uberreste gefunden wurden sie nicht zu den Dodos oder sogar den Tauben gehoren wurden 2 16 17 Die ersten subfossilen Vogelreste auf Reunion wurden 1974 gefunden und vom britischen Ornithologen Graham S Cowles einem Storch Ciconia sp zugeordnet Die Uberreste wurden in einer Hohle gefunden was darauf hindeutet dass sie dorthin gebracht und von fruhen Siedlern gegessen worden waren Es wurde spekuliert dass die Uberreste von einem grossen mysteriosen Vogel stammen konnten der von Leguat beschrieben und von einigen Ornithologen als Leguat s Giant bezeichnet wurde Nach heutiger Ansicht reprasentiert Leguat s Giant eine ortlich ausgestorbene Flamingopopulation auf Reunion 18 1987 wurde von den franzosischen Palaontologen Cecile Mourer Chauvire und Francois Moutou subfossiles Material einer neuzeitlich ausgestorbenen Ibisart von Reunion als Borbonibis latipes beschrieben und eine nahe Verwandtschaft zum Waldrapp und zum Glattnackenrapp der Gattung Geronticus vermutet 19 Der Holotypus ein Tarsometatarsus wurde in der Grotte de l Autel bei Saint Gilles auf Reunion entdeckt 20 Ende 1987 nach Veroffentlichung der Beschreibung von Borbonibis latipes schrieb der englische Biologe Anthony S Cheke an Francois Moutou um anzumerken dass er und Cecile Mourer Chauvire endlich den ratselhaften Solitar gefunden hatten 2 Dieser Hinweis wurde 1995 von Mourer Chauvire Roger Bour und Sonia Ribes aufgegriffen und veroffentlicht 21 Es folgte auch die Zuordnung in die Gattung Threskiornis die nun mit dem Artepitheton solitarius aus dem Binomen fur den von de Selys Longchamps beschriebenen Reunion Einsiedler aus dem Jahr 1848 kombiniert wurde Die Autoren wiesen darauf hin dass die zeitgenossischen Beschreibungen dem Aussehen und Verhalten eines Ibisses mehr entsprachen als einem Mitglied der Raphinae zumal 1994 ein Fragment eines vergleichsweise kurzen und geraden Ibis Unterkiefers entdeckt wurde und weil Ibisuberreste an einigen Stellen reichlich vorhanden waren 21 nbsp Gemalde Landschaft mit Orpheus und den Tieren von Roelant Savery um 1611 Die mogliche Herkunft der Gemalde mit weissen Dodos des 17 Jahrhunderts wurde im Jahr 2003 vom spanischen Biologen Arturo Valledor de Lozoya 15 und unabhangig davon von Anthony S Cheke und Julian Pender Hume im Jahr 2004 2 untersucht Die Withoos und Holsteyn Gemalde sind eindeutig voneinander abgeleitet und Withoos hat wahrscheinlich seinen Dodo aus einem von Holsteyns Werken nachgezeichnet da diese wahrscheinlich zu einem fruheren Zeitpunkt entstanden sind Alle spateren Bilder mit weissen Dodos sollen auf diesen Bildern basieren De Lozoya zufolge scheinen diese Bilder selbst von einem weissen Dodo in einem Gemalde mit dem Titel Landschaft mit Orpheus und den Tieren abgeleitet zu sein das von Roelant Savery um 1611 geschaffen wurde Der Dodo basierte anscheinend auf einem ausgestopften Exemplar aus Prag ein Walghvogel altniederlandisch fur Dodo der als schmutzig weiss gefarbt beschrieben und in einem Inventar der Prager Sammlung von Kaiser Rudolf II erwahnt wurde bei dem Savery zu dieser Zeit 1607 1611 unter Vertrag stand Saverys spatere Dodo Bilder zeigen alle grauliche Vogel moglicherweise weil er bis dahin ein gewohnliches Exemplar gesehen hatte Cheke und Hume kamen zu dem Schluss dass das gemalte Exemplar aufgrund von Albinismus weiss war und dass diese Besonderheit der Grund dafur war dass es in Mauritius gesammelt und nach Europa gebracht wurde 2 Valledor de Lozoya vermutete stattdessen 15 dass das helle Gefieder ein Merkmal eines juvenilen Vogels ein Ergebnis des Bleichens alter Praparate oder einfach eine kunstlerische Freiheit sei Im Jahr 2018 vermuteten Jolyon C Parish and Anthony C Cheke dass das Gemalde stattdessen nach 1614 oder sogar nach 1626 realisiert wurde basierend auf einigen der Motive 22 Auf Reunion wurden noch nie fossile Uberreste von dodoahnlichen Vogeln gefunden 23 Einige spatere Literaturquellen kritisieren die Ibis Identitat des Reunion Einsiedlers und betrachten den weissen Dodo sogar als eine gultige Art 5 Der britische Autor Errol Fuller stimmt darin uberein dass die Gemalde aus dem 17 Jahrhundert keine Dodos von Reunion darstellen bezweifelte jedoch dass die subfossilen Uberreste des Ibisses unbedingt mit den Berichten uber Solitars in Verbindung stehen Er stellte fest dass keine Beweise dafur vorliegen dass der ausgestorbene Ibis bis zur Ankunft der Europaer auf Reunion uberlebt hat 23 24 Cheke und Hume haben solche Ansichten als blossen Glauben und Hoffnung an die Existenz eines Dodos auf der Insel verworfen 2 Evolution Bearbeiten Die Vulkaninsel Reunion ist drei Millionen Jahre alt wahrend Mauritius und Rodrigues mit jeder ihrer flugunfahigen Dodo und Solitararten acht bis zehn Millionen Jahre alt sind Es ist daher unwahrscheinlich dass Reunion von flugunfahigen Vogeln dieser Inseln kolonisiert worden sein konnte und nur flugfahige Arten auf der Insel Verwandte haben 2 Drei Millionen Jahre reichen aus um Flugunfahigkeit oder schwache Flugfahigkeiten bei Vogelarten auf Reunion zu entwickeln Aber solche Arten waren durch den Ausbruch des Vulkans Piton des Neiges vor 300 000 bis 180 000 Jahren ausgeloscht worden Die meisten neuzeitlich existierenden Arten waren daher wahrscheinlich Nachkommen von Tieren die die Insel nach diesem Ereignis aus Afrika oder Madagaskar wieder besiedelt hatten was zu einer Entwicklung der Flugunfahigkeit nicht ausreichen wurde 9 1995 legte eine morphologische Studie von Mourer Chauvire und Kollegen nahe dass die engsten Verwandten des Reunionibisses der Heilige Ibis Threskiornis aethiopicus aus Afrika und der Stachelibis Threskiornis spinicollis aus Australien sind 21 Es wurde auch vermutet dass er mit dem Hellaugenibis Threskiornis bernieri von Madagaskar am nachsten verwandt und somit letztlich afrikanischen Ursprungs war 5 Merkmale BearbeitenZeitgenossische Berichte beschrieben die Art mit weissem und grauem Gefieder das in Gelb ubergeht sowie schwarzen Flugelspitzen und Schwanzfedern einem langen Hals und Beinen und begrenzten Flugmoglichkeiten 23 Dubois Bericht von 1674 ist die detaillierteste 11 zeitgenossische Beschreibung des Vogels und wurde 1848 von Strickland ubersetzt Solitare Diese Vogel werden so genannt weil sie immer allein sind Sie haben die Grosse einer grossen Gans und sind weiss die Flugelspitzen und der Schwanz schwarz Die Schwanzfedern ahneln denen eines Strausses der Hals ist lang und der Schnabel ahnelt dem einer Waldschnepfe ist aber langer die Beine und Fusse ahneln den von Truthahnen Dieser Vogel nutzt die Moglichkeit des Laufens da er nur sehr wenig fliegt 3 Laut Mourer Chauvire und Kollegen hatte die Gefiederfarbung wahrscheinlich Ahnlichkeit mit der des Heiligen Ibisses und des Stachelibisses die bei diesen Arten ebenfalls uberwiegend weiss und glanzend schwarz ist In der Fortpflanzungszeit sehen die Ruckenschmuckfedern und die Flugelspitzen des Heiligen Ibisses ahnlich aus wie die Federn eines Strausses was an Dubois Beschreibung erinnert Ebenso zeigte ein 1994 gefundener subfossiler Unterkiefer dass der Schnabel des Reunionibis relativ kurz und gerade fur einen Ibis war was Dubois Waldschnepfenvergleich entspricht Cheke und Hume nehmen an dass das franzosische Wort becasse aus Dubois Originalbeschreibung meist ubersetzt mit Waldschnepfe auch Austernfischer bedeuten konnte ein weiterer Vogel mit einem langen geraden aber etwas robusteren Schnabel Sie haben auch darauf hingewiesen dass der letzte Satz falsch ubersetzt ist und tatsachlich bedeutet dass der Vogel gefangen werden konnte indem man ihm nachrennt 2 Die von einigen Autoren erwahnte helle Farbung des Gefieders kann sich auf die Irisierung beziehen wie man sie beim Stachelibis sieht 25 Subfossiles Material vom Reunionibis legt nahe dass er robuster und wahrscheinlich viel schwerer war und einen grosseren Kopf hatte als der Heilige Ibis und der Stachelibis Er ahnelte ihnen dennoch in den meisten Merkmalen Nach Angaben von Hume ware er nicht grosser als 65 cm gewesen was der Korperlange des Heiligen Ibisses entspricht Grobe Fortsatze an den Flugelknochen des Reunionibisses ahneln denen von Vogeln die ihre Flugel im Kampf einsetzen Er war moglicherweise flugunfahig das hat jedoch keine signifikanten osteologischen Spuren hinterlassen Es wurden keine vollstandigen Skelette gesammelt aber von den bekannten Brustbeinelementen deutet nur ein Merkmal auf eine Verringerung der Flugfahigkeit hin Das Coracoid ist langlich und der Radius sowie die Ulna sind robust wie bei flugfahigen Vogeln aber ein bestimmtes Foramen oder eine Offnung zwischen einem Mittelhandknochen und der Alula ist ansonsten nur von flugunfahigen Vogeln bekannt wie einigen Laufvogeln Pinguinen und mehreren ausgestorbenen Arten 9 4 Verhalten und Lebensweise BearbeitenDa zeitgenossische Berichte daruber ob der Solitar flugunfahig war oder uber eine gewisse Flugfahigkeit verfugte widerspruchlich sind vermuteten Mourer Chauvire und Kollegen dass dies von jahreszeitlich bedingten Fettzyklen abhangt was bedeutet dass sich Individuen wahrend der kuhlen Jahreszeit masteten jedoch in der heissen Jahreszeit schlank waren Moglicherweise konnte er fliegen wenn er schlank war aber nicht wahrend er fett war 21 Dubois erklarte jedoch ausdrucklich dass die Einsiedler im Gegensatz zu den meisten anderen Vogeln von Reunion keine Fettzyklen aufwiesen 2 Die einzige Erwahnung uber die Ernahrung und des genauen Lebensraums des Reunionibisses stammt aus einem Bericht des franzosischen Kartographen Jean Feuilley aus dem Jahr 1708 der zugleich auch die letzte Bestatigung eines lebenden Individuums ist Solitare haben die Grosse eines mittelgrossen Truthahns und sind grau und weiss gefarbt Sie leben auf dem Gipfel der Berge Ihre Ernahrung besteht nur aus Wurmern die sie auf dem Boden oder im Boden sammeln 5 Die von Feuilley beschriebene Ernahrung und Art der Nahrungssuche entspricht der eines Ibisses wahrend sich Dodos uberwiegend frugivor ernahrten 21 Die Art wurde von Dubois als Landvogel bezeichnet sodass sie nicht in fur Ibisse typischen Lebensraumen wie Feuchtgebieten lebte Dies ist vermutlich darauf zuruckzufuhren dass die Vorfahren dieser Art Reunion kolonisierten bevor Sumpfe entstanden sind und sie sich daher an die verfugbaren Lebensraume angepasst hatten Vielleicht konnte sich der Reunionibis wegen der Anwesenheit der Mauritius Ralle die eine ahnliche Nische besetzt haben konnte nicht auf Mauritius ausbreiten 5 Es scheint dass die Art in grossen Hohen lebte und vielleicht auch eine begrenzte Verbreitung hatte 4 Die Berichte fruher Besucher deuten darauf hin dass die Art in der Nahe ihrer Ankerplatze gesichtet aber ab 1667 nur an abgelegenen Orten gefunden wurde Der Vogel konnte im ostlichen Tiefland bis in die 1670er Jahre uberlebt haben Obwohl viele Berichte aus dem spaten 17 Jahrhundert besagen dass der Vogel gut zu essen war schreibt Feuilley dass sein Fleisch einen schlechten Geschmack hatte Dies mag daran liegen dass sich das Nahrungsverhalten des Reunionibisses geandert hatte nachdem er sich in raueres hoher gelegenes Gelande zuruckzog um Schweinen zu entkommen die seine Nester zerstorten Da er nur eine begrenzte Flugfahigkeit hatte nistete er wahrscheinlich am Boden 5 Aussterben Bearbeiten nbsp Bewaldeter Berggipfel auf Reunion 2006 Da Reunion immer mehr von Siedlern bevolkert wurde war der Reunionibis gezwungen sich auf die Berggipfel zuruckzuziehen Eingefuhrte Beutegreifer wie Katzen und Ratten forderten viele Opfer Die unkontrollierte Jagd trug ebenfalls dazu bei und mehrere zeitgenossische Berichte bezeugen dass der Vogel weithin wegen seines Fleisches erlegt wurde 4 1625 beschrieb John Tatton die Zutraulichkeit des Vogels und wie einfach er zu jagen war ebenso wie die grosse Menge die er dezimierte Es gibt eine grosse Anzahl von Landvogeln sowohl grosse als auch kleine viele Tauben grosse Papageien und dergleichen ausserdem gibt es einen grossen weissen Vogel von der Grosse eines Truthahns sehr fett und mit Flugeln die so kurz sind dass sie ihn am Fliegen hindern er scheint fast zutraulich wie alle anderen Vogel da er nie durch einen Schuss gestort oder aufgeschreckt wurde Unsere Manner schlugen sie mit Stocken und Steinen nieder Zehn Manner konnten an einem einzigen Tag vierzig Manner mit Nahrung versorgen 11 1671 beschrieb der Chronist Jean Jacques Melet das Abschlachten einiger Vogelarten auf der Insel und erwahnte die kulinarischen Qualitaten dieser Art Es gibt Vogel in so grosser Zahl und so zutraulich dass es nicht notwendig ist mit Schusswaffen zu jagen da man sie leicht mit einem kleinen Stock oder einer Rute niederschlagen kann Wahrend dieser funf oder sechs Tage an denen wir in den Wald gehen durften wurden so viele getotet dass unser General A gezwungen war jedem zu verbieten uber hundert Schritte aus dem Lager zu gehen aus Angst dass das gesamte Viertel zerstort wurde Denn es genugte einfach einen lebenden Vogel zu fangen und ihn schreien zu lassen um in einem Moment ganze Scharen anzulocken die auf den anwesenden Mannern sassen so dass man oft Hunderte toten konnte ohne sich vom Platz zu bewegen Aber da es unmoglich gewesen ware eine so grosse Menge auszuloschen wurde erneut die Erlaubnis zum Toten erteilt was fur alle ein Grund zur grossen Freude war denn es gab sehr gutes Essen ohne Aufwand 4 Die letzte gesicherte Erwahnung des Einsiedlers von Reunion war die von Feuilley aus dem Jahr 1708 was darauf hindeutet dass die Art wahrscheinlich irgendwann Anfang des 18 Jahrhunderts ausgestorben war 4 In den 1820er Jahren fragte der franzosische Seefahrer Louis de Freycinet einen alten Sklaven nach Drontes altniederlandisches Wort fur Dodo und es wurde ihm mitgeteilt dass der Vogel um Saint Joseph herum existierte als sein Vater noch ein Kind war Das ware wahrscheinlich ein Jahrhundert fruher gewesen jedoch kann diese Darstellung auch unzuverlassig sein Cheke und Hume vermuten dass verwilderte Katzen zunachst Wildtiere im Flachland jagten und spater in hohere Binnenlandgebiete eindrangen die wahrscheinlich die letzten Ruckzugsorte des Reunionibisses waren wo er fur Schweine unerreichbar war Es wird angenommen dass die Art zwischen 1710 und 1715 ausgerottet wurde 5 Anmerkungen Bearbeiten A Jacob de La Haye Kommandeur der La Navarre von der Flotte der Franzosischen Ostindienkompanie die 1671 vor Reunion ankerte Einzelnachweise Bearbeiten Threskiornis solitarius in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2018 2 Eingestellt von BirdLife International 2017 Abgerufen am 18 Dezember 2018 a b c d e f g h i j k l m n o p q J P Hume A S Cheke The white dodo of Reunion Island Unravelling a scientific and historical myth PDF 363 kB Archives of Natural History 31 1 2004 S 57 79 doi 10 3366 anh 2004 31 1 57 a b c d H E Strickland A G Melville The Dodo and Its Kindred or the History Affinities and Osteology of the Dodo Solitaire and Other Extinct Birds of the Islands Mauritius Rodriguez and Bourbon London Reeve Benham and Reeve 1848 S 57 62 a b c d e f J P Hume Extinct Birds 2 uberarbeitete Auflage Bloomsbury London 2017 S 76 77 ISBN 978 1 4729 3744 5 a b c d e f g J P Hume A S Cheke Lost Land of the Dodo An Ecological History of Mauritius Reunion amp Rodrigues New Haven and London 2008 S 30 43 ISBN 978 0 7136 6544 4 W Bontekoe van Hoorn Journael ofte Gedenckwaerdige beschrijvinghe van de Oost Indische Reyse van Willem Ysbrantz Jooft Hartgers Amsterdam 1646 S 76 niederlandisch E d Selys Longchamps Resume concernant les oiseaux brevipennes mentionnes dans l ouvrage de M Strickland sur le dodo Revue Zoologique 1848 S L Olson A synopsis on the fossil Rallidae PDF In Rails of the World A Monograph of the Family Rallidae Boston Codline 1977 S 357 358 ISBN 978 0 87474 804 8 Erwahnung im Abschnitt von Aphanapteryx bonasia a b c C Mourer Chauvire R Bour S Ribes F Moutou Avian paleontology at the close of the 20th century The avifauna of Reunion Island Mascarene Islands at the time of the arrival of the first Europeans Smithsonian Contributions to Paleobiology 89 1999 S 8 11 hdl 10088 2005 Hermann Schlegel Ook een Woordje over den Dodo Didus ineptus en zijne Verwanten Verslagen en Mededeelingen der Koninklijke Akademie van Wetenschappen 2 1854 S 232 256 niederlandisch a b c d e Walter Rothschild Extinct Birds Hutchinson amp Co London 1907 S 171 176 Alfred Newton XIII On a picture supposed to represent the didine bird of the island of Bourbon Reunion The Transactions of the Zoological Society of London 6 6 1868 S 373 376 doi 10 1111 j 1096 3642 1868 tb00581 x Walter Rothschild On one of the four original pictures from life of the Reunion or white Dodo PDF 52 MB The Ibis 36 2 1919 S 78 79 doi 10 2307 4073093 Masauji Hachisuka The dodo and kindred birds or the extinct birds of the Mascarene Islands H F amp G Witherby Ltd London 1953 S 43 44 a b c Arturo Valledor de Lozoya An unnoticed painting of a white Dodo Journal of the History of Collections 15 2 2003 201 210 doi 10 1093 jhc 15 2 201 James C 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S 568 doi 10 1038 373568a0 J C Parish A S Cheke A newly discovered early depiction of the Dodo Aves Columbidae Raphus cucullatus by Roelandt Savery with a note on another previously unnoticed Savery Dodo Historical Biology 2018 S 1 10 doi 10 1080 08912963 2018 1457658 a b c Errol Fuller Dodo From Extinction to Icon Harper Collins London 2002 S 168 172 ISBN 978 0 00 714572 0 Errol Fuller Extinct Birds 2 uberarbeitete Auflage Comstock New York 2001 S 385 386 ISBN 978 0 8014 3954 4 C Mourer Chauvire R Bour S Ribes Recent avian extinctions on Reunion Mascarene islands from paleontological and historical sources In Bulletin of the British Ornithologists Club 126A 2006 S 40 48 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reunionibis amp oldid 222804549