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Die Quit India Bewegung Hindi भ रत छ ड आन द लन bharat choṛo andolan war eine am 8 August 1942 durch Mohandas Gandhi ausgerufene Massenbewegung in Britisch Indien Die Bewegung forderte den vollstandigen Ruckzug der britischen Kolonialherren aus Indien Die Parole Quit India Gebt Indien auf Verlasst Indien stammt allerdings wohl nicht von Gandhi selbst 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 1 1 Eintritt Indiens in den Zweiten Weltkrieg 1939 1 2 Die Jahre 1940 bis 1942 1 3 Die Cripps Mission 2 Quit India Resolution 1942 3 Gegnerschaft zur Quit India Bewegung 3 1 Muslimliga 3 2 Kommunistische Partei 3 3 Hindunationalisten 3 4 Furstenstaaten 4 Weitere Entwicklung 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenEintritt Indiens in den Zweiten Weltkrieg 1939 Bearbeiten Nach dem deutschen Uberfall auf Polen am 1 September 1939 erklarte das Vereinigte Konigreich am 3 September 1939 Deutschland den Krieg Am selben Tag folgte der amtierende Vizekonig von Indien Lord Linlithgow mit einer entsprechenden Erklarung fur Britisch Indien Vor seiner Proklamation hatte der Vizekonig keinen der in die indischen Provinzialverwaltungen gewahlten Volksvertreter konsultiert Verfassungsrechtlich war er dazu auch nicht verpflichtet jedoch stiess dieser einseitige Akt auf starken Unmut und scharfe Proteste des Indischen Nationalkongresses In einer Sitzung des Congress Working Committee CWC des obersten Leitungsgremiums der Kongresses beschloss dieses gegen die Stimme Gandhis sich in Protest aus allen Provinzialregierungen zuruckzuziehen In der am 14 September 1939 verabschiedeten Resolution des CWC hiess es dass die Frage von Krieg und Frieden durch das indische Volk entschieden werden musse und keine aussere Autoritat diese Entscheidung an seiner Stelle treffen konne Auch konne es das indische Volk nicht hinnehmen dass seine Ressourcen fur imperialistische Zwecke ausgebeutet wurden 3 Man wolle nicht zu den Kriegsanstrengungen beitragen solange Indien kein wirklich gleichberechtigtes Glied des Britischen Empires sei Infolgedessen traten bis zum Oktober 1939 die dem Kongress zugehorigen Minister in den Provinzialregierungen von ihren Amtern zuruck Nach dem Rucktritt der Kongress Regierungen sahen andere politische Gruppierungen die mit dem Kongress rivalisierten ihre Chance gekommen Insbesondere die Muslimliga unter Muhammad Ali Jinnah die sich als Vertreterin aller indischen Muslime gerierte aber bei den Provinzialwahlen eher enttauschend abgeschnitten hatte und auch in den muslimischen Provinzen nirgendwo die Mehrheit erlangt hatte stellte sich vollstandig auf die Seite der britischen Kriegsanstrengungen wodurch Jinnah zunehmend an Einfluss gewann Am 2 Dezember 1939 rief Jinnah die indischen Muslime auf den 22 Dezember 1939 als Tag der Befreiung Day of Deliverance von der Kongressherrschaft zu begehen 4 Die Jahre 1940 bis 1942 Bearbeiten Am 23 Marz 1940 proklamierte die Muslimliga in der Lahore Resolution erstmals offentlich das Ziel der Bildung eines Muslim Staates spater Pakistan genannt aus den mehrheitlich muslimischen Gebieten Britisch Indiens Im Juni 1940 machte das Congress Working Committee des Kongresses auf seiner Tagung in Poona Pune dem Vizekonig das Angebot im Falle der Bildung einer nationalen Regierung fur Britisch Indien die britischen Kriegsanstrengungen kunftig aktiv unterstutzen zu wollen das sogenannte Poona Angebot Poona Offer Das Angebot war nicht mit konkreten Forderungen nach unmittelbaren Gesetzesanderungen verbunden obwohl solche naturlich fur die spatere Zeit erwartet wurden Der Vizekonig antwortete am 8 August 1940 mit einer Erklarung zu den Standpunkten der britischen Regierung sogenanntes August Angebot August Offer Darin kundigte er eine Erweiterung des Executive Council eines Beratungsgremiums des Vizekonigs um einige indische Vertreter an und stellte Anderungen des Government of India Acts nach Kriegsende in Aussicht Nachdem praktisch alle indischen politischen Gruppierungen das August Angebot als unzureichend abgelehnt hatte zog es der Vizekonig wieder zuruck Die ersten beiden Kriegsjahre verliefen fur die Briten sehr ungunstig Insbesondere nach der militarischen Niederlage und der Besetzung des verbundeten Frankreichs im Sommer 1940 schien ein britischer Sieg immer unwahrscheinlicher bzw eine britische Niederlage immer wahrscheinlicher Von Mitte 1940 bis Mitte 1941 drohte die reale Moglichkeit einer deutschen Invasion der britischen Inseln Mit den anfanglichen deutschen militarischen Erfolgen nach dem Uberfall auf die Sowjetunion erschien sogar eine direkte Invasion Britisch Indiens uber den Nahen Osten oder Zentralasien im Bereich des perspektivisch langerfristig Moglichen Auf der anderen Seite war Japan 1941 in den Krieg gegen das Vereinigte Konigreich eingetreten Am 15 Februar 1942 fiel Singapur die starkste britische Festung in Ostasien in die Hande der Japaner und ab Januar 1942 erfolgte die japanische Invasion der britischen Kronkolonie Burma Am 8 Marz 1942 wurde Rangun die Hauptstadt Burmas von der japanischen Armee eingenommen und im Mai 1942 standen japanische Truppen an der Ostgrenze Britisch Indiens Die Kriegsentwicklungen gaben indischen Nationalisten Aufwind die glaubten dass die Zeit gekommen sei in dieser Schwachephase des britischen Empire die Unabhangigkeit Indiens in einem Freiheitskampf zu erlangen Innerhalb des Kongresses gab es Stromungen denen Gandhis Politik des friedlichen Ausgleichs und des passiven Widerstands widerstrebte Ein Exponent dieser Stromung war Subhash Chandra Bose der 1939 Prasident des Kongresses gewesen war Bose forderte einen aktiven Widerstand gegen die Kolonialadministration geriet schliesslich in Gegensatz zur Kongressfuhrung unter Gandhi und grundete eine eigene Fraktion und spater Partei den All India Forward Bloc Bose floh aus dem Hausarrest unter den ihn die Kolonialregierung gestellt hatte und begab sich zunachst nach Deutschland und ab 1942 nach Japan von wo aus er eine indische Auslandsarmee aufbaute und eine indische Exilregierung bildete die mit den Achsenmachten zusammenarbeitete Die Cripps Mission Bearbeiten Im Marz 1942 reiste der Labour Politiker Stafford Cripps ein Mitglied von Churchills Kriegskabinett nach Indien um mit den Fuhrern des Kongresses zu verhandeln und sie dazu zu bewegen die britischen Kriegsanstrengungen zu unterstutzen 5 Als Angebot unterbreitete er die Gewahrung des vollen Dominion Status fur Indien allerdings erst nach Ende des Krieges Gandhi traf am 27 Marz 1942 mit Cripps zusammen Die Vorschlage der britischen Regierung wurden von den Kongressfuhrern zuruckgewiesen Der Hauptkritikpunkt blieb der nicht spezifizierte Zeitpunkt einer kunftigen Unabhangigkeit Indiens Gandhi nannte Cripps Vorschlage einen in die Zukunft datierten Scheck einer in Insolvenz gehenden Bank a post dated cheque on a failing bank Auch enthielten die Cripps Vorschlage die Regelung dass jede Provinz bzw deren gewahlte Vertreter selbst uber den Beitritt zum kunftigen Dominion Indien entscheiden sollten Von einigen Kongressfuhrern wurde dies als implizite Anerkennung des Pakistan Konzeptes gesehen weil sich die Provinzen mit muslimischer Mehrheit abspalten konnten Die Fuhrer der Muslimliga waren eher gewillt auf die Cripps Vorschlage einzugehen Allerdings entsprach die Vorstellung dass die Provinzen frei uber ihre Zugehorigkeit zu Indien entscheiden sollten nicht Jinnahs kommunalistischer Pakistan Idee nach der alle Regionen Britisch Indiens mit mehrheitlich muslimischer Bevolkerung unabhangig von ihrer politischen Willensausserung dem neu zu schaffenden Staat Pakistan angehoren sollten 5 Letztlich war die Cripps Mission ein Fehlschlag da die indischen politischen Fuhrer die britischen Vorschlage als unzureichend ansahen Quit India Resolution 1942 Bearbeiten nbsp Nehru und Gandhi wahrend der Sitzung des All India Congress Committee am 8 August 1942 in Bombay nbsp Massendemonstration im sudindischen Bangalore wahrend der Quit India KampagneVom 27 April bis 1 Mai 1942 versammelte sich das All India Congress Committee AICC in Allahabad und erneut am 14 Juli 1942 in Wardha und autorisierte Gandhi eine gewaltfreie Massenbewegung auszurufen Das AICC arbeitete den Entwurf einer Resolution aus die spater als Quit India Resolution bekannt wurde Kernpunkte dieser Entschliessung waren die folgenden i eine Aufforderung an die britischen Kolonialherren Indien zu verlassen ii Indien sei infolge des britischen Imperialismus zu einer Kriegszone geworden iii fur die Freiheit Indiens sei keine auslandische Hilfe notwendig iv Indien habe keine Konflikte mit irgendeinem anderen Land v falls es zu einer japanischen Invasion Indiens kame wurde dieser mit gewaltlosem Widerstand begegnet vi die Formen der Nicht Zusammenarbeit wurden dargelegt und vii auslandische Soldaten auf indischem Boden seien eine grosse Bedrohung 6 Vom 7 bis 8 August 1942 traf das All India Congress Committee AICC in Bombay zusammen Auf einer offentlichen Veranstaltung im Gowalia Tank Maidan einem zentralen Park in Bombay wo sich Tausende von Zuhorern versammelt hatten hielten die fuhrenden Kongresspolitiker kurze Ansprachen Gandhi erhob in seiner Rede den Anspruch dass die Mitglieder des AICC fur ganz Indien und alle Bevolkerungsgruppen sprachen forderte die Briten zum Ruckzug aus Indien auf und rief zum gewaltlosen Widerstand gegen die Kolonialherrschaft auf Die Reaktion der britisch indischen Kolonialadministration erfolgte prompt da die Briten uber Vertrauensleute und Agenten genau uber die Aktivitaten des Kongresses informiert waren Am 9 August 1942 wurde Gandhi zusammen mit Mitgliedern des Congress Working Committees und anderen Kongress Fuhrern im ganzen Land unter den Defence of India Rules verhaftet und im Aga Khan Palace in Pune interniert Die Zahl der verhafteten Personen belief sich landesweit auf etwa 60 000 Personen Die Institutionen des Kongresses Working Committee All India Congress Committee und die vier Congress Committees der Provinzen wurden unter dem Criminal Law Amendment Act 1908 zu ungesetzlichen Einrichtungen erklart Die Kolonialregierung erliess ein allgemeines Versammlungsverbot Trotz der repressiven Massnahmen kam es zu unorganisiertem Widerstand spater auch organisiertem Widerstand aus dem Untergrund Der Widerstand war uberwiegend gewaltlos aber zum Teil auch gewalttatig mit Sabotageakten Anschlagen auf Regierungseinrichtungen Brandstiftungen etc Infolge der Unruhen starben Dutzende Polizisten und Hunderte von Zivilisten oder Widerstandskampfern 7 Die Sabotageakte richteten sich vor allem gegen Infrastruktureinrichtungen Hunderte Eisenbahnstationen und Poststationen wurden angegriffen und zum Teil zerstort sowie Tausende Telefonleitungen gekappt Die von den Aktionen am starksten betroffenen Provinzen waren der ostlichen Teil der United Provinces und Bihar wahrend die Provinzen Punjab Sindh Assam Orissa und die North West Frontier Province kaum betroffen waren 8 Die Hauptphase der Aktionen waren die Monate August und September 1942 7 9 Von der britischen Kolonialregierung wurde die Bewegung sehr ernst genommen In einem Brief an Churchill vom Ende August 1942 ausserte Vizekonig Lord Linlithgow dass die Bewegung die bei weitem ernsthafteste Rebellion seit der von 1857 sei deren Schwere und Ausmass aus Grunden der militarischen Geheimhaltung bisher vor der Weltoffentlichkeit verborgen worden sei 7 Gegnerschaft zur Quit India Bewegung BearbeitenNeben der Kolonialregierung gab es eine Reihe von politischen Gruppierungen die sich gegen die vom Kongress ausgerufene Bewegung aussprachen Muslimliga Bearbeiten Die Muslimliga sprach sich gegen die Bewegung aus da sie befurchtete dass sie im Falle einer sofortigen Unabhangigkeit Britisch Indiens ihre politischen Ziele insbesondere die Schaffung Pakistans nicht erreichen konnte Durch eine konsequente Unterstutzung der britischen Kriegsanstrengungen hoffte sie als Verhandlungspartner bei den Briten ein grosseres Gewicht zu erlangen was tatsachlich auch geschah Die Muslimliga wurde von britischer Seite als praktisch alleiniger Ansprechpartner und Interessenvertreter fur muslimische Angelegenheiten akzeptiert obwohl sie dies nach den bisherigen Wahlergebnissen nicht war und beispielsweise auch viele Muslime im Kongress aktiv waren Kommunistische Partei Bearbeiten Die in den 1920er Jahren gegrundete Kommunistische Partei Indiens war bis 1942 offiziell verboten Sie unterstutzte seit dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion vorbehaltlos die britischen Kriegsanstrengungen und hatte sich auch schon fur die Annahme der Cripps Vorschlage ausgesprochen Dementsprechend lehnte sie auch die Quit India Kampagne ab Am 24 Juli 1942 hob die Kolonialregierung das bisherige Verbot kommunistischer Vereinigungen auf und die Kommunisten traten aus ihrer bisherigen Illegalitat heraus 10 Hindunationalisten Bearbeiten Die hindunationalistische Vereinigung Hindu Mahasabha und die Kadervereinigung Rashtriya Swayamsevak Sangh RSS lehnten eine Teilnahme an der Quit India Bewegung ab hauptsachlich aus grundsatzlicher Opposition zum Kongress 11 Furstenstaaten Bearbeiten Die indischen Furstenstaaten standen in strikter Opposition zur indischen Unabhangigkeitsbewegung da sie zu Recht vermuteten dass mit einer Unabhangigkeit Indiens auch das Ende der Furstenherrschaften kommen wurde Sie unterstutzten die Beibehaltung des politischen Status quo Weitere Entwicklung BearbeitenDen Briten gelang es die Unabhangigkeitsbewegung bis 1944 weitgehend zu unterdrucken Die inhaftierten Fuhrer des Kongresses wurden zum Kriegsende hin wieder freigelassen Jawaharlal Nehru blieb beispielsweise bis zum 15 Juni 1945 in Haft 12 Danach dauerte es noch zwei Jahre bis zur endgultigen Unabhangigkeit Indiens Weblinks BearbeitenFootage Events Quit India 1942 August 9 In YouTube Abgerufen am 15 Juli 2017 englisch historische Aufnahmen der Bewegung Quit India Movement 60 years on In rediff com 2 August 2002 abgerufen am 15 Juli 2017 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Nach Gandhis Mitarbeiter Pyarelal erhielt die Bewegung ihre Bezeichnung durch einen amerikanischen Pressevertreter nach einem Interview mit Gandhi Die Bezeichnung Quit India fand danach rasch Verbreitung Gandhi selbst sprach in seiner Quit India Rede am 8 August 1942 von einem Ruckzug der britischen Macht withdrawal of British power Vgl Raj Kumar Essays on Indian Freedom Movement Discovery Publishing Pvt Ltd 2010 ISBN 978 81 7141 705 6 Kapitel 8 Quit India Movement S 104 109 englisch 1942 Quit India Movement The Open University abgerufen am 3 November 2016 britisches Englisch Devendra Panigrahi India s Partition The Story of Imperialism in Retreat Routledge London New York 2004 ISBN 0 7146 5601 1 S 113 englisch Deepak Pandey Congress Muslim League Relations 1937 39 The Parting of the Ways Band 12 Nr 4 Oktober 1978 S 629 654 doi 10 1017 S0026749X00006351 englisch a b Sukanta Pramanik Cripps Mission the Beginning Process to the way of Indian Independence In IOSR Journal Of Humanities And Social Science IOSR JHSS Band 19 Nr 3 Marz 2014 ISSN 2279 0837 S 1 7 englisch S R Bakshi Gandhi and the Mass Movements Atlantic Publishers amp Distributors Neu Delhi 1988 Kapitel 8 Final Challenge to the Raj S 243 ff englisch a b c Ranbir Vohra The Making of India A Political History 3 Auflage M E Sharpe Armonk 2013 ISBN 978 0 7656 2367 6 S 170 174 englisch John Glendevon The Viceroy at Bay Collins 1971 ISBN 0 00 211476 3 S 248 249 englisch The time to quit India had come rediff com 9 August 2002 abgerufen am 15 Juli 2017 englisch Kiran Maitra Marxism in India The Lotus Collection Neu Delhi 2012 ISBN 978 81 7436 847 8 Kapitel 4 India accepts Marxism S 169 englisch Anand Patwardhan How the Sangh Parivar systematically attacks the very idea of India In scroll in 13 November 2014 abgerufen am 15 Juli 2017 englisch Ninth Imprisonment 9 August 1942 15 June 1945 In nehruportal nic in Abgerufen am 15 Juli 2017 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quit India Bewegung amp oldid 235183564