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Die Qualitatsregelkarte QRK oder kurz Regelkarte engl quality control chart wobei chart eigentlich nicht Karte sondern vielmehr Schaubild oder Datenblatt bedeutet wird im Qualitatsmanagement zur Auswertung von Prufdaten eingesetzt Das Ziel ist die Bewertung von Prozessen hinsichtlich ihrer zeitlichen Qualitatskonstanz Prozessstabilitat Wenn sich der Prozess signifikant andert wird durch die Qualitatsregelkarte signalisiert in welche Richtung die Veranderung stattfindet Vergrosserung der Qualitatsstreuung und oder Anderung der Lage des Qualitatsmerkmals Dazu werden statistische Stichprobenkennwerte z B Stichprobenmittelwert und Stichprobenstandardabweichung des Qualitatsmerkmals und Warn Eingriffs und Toleranzgrenzen grafisch dargestellt 1 Qualitatsregelkarten sind wesentliche Werkzeuge fur die statistische Prozesslenkung zur Optimierung von Produktions und Serviceprozessen Inhaltsverzeichnis 1 Arten von Regelkarten 1 1 Regelkarten fur variable Merkmale 1 1 1 Prozessregelkarten 1 1 2 Annahmeregelkarten 1 2 Regelkarten fur attributive Merkmale 2 Grenzwerte 2 1 Warngrenzen und Eingriffsgrenzen 2 2 Entscheidungsregeln 2 3 Toleranzgrenzen 3 Indikator fur den Prozess 4 Indikator fur das Produkt 5 Auswerten von Regelkarten 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseArten von Regelkarten BearbeitenGrundsatzlich unterscheidet man Regelkarten nach der Art der zu untersuchenden Merkmale in Regelkarten fur variable Merkmale und Regelkarten fur attributive Merkmale Regelkarten fur variable Merkmale Bearbeiten Zu den Regelkarten fur variable Merkmale zahlen u a die Urwertkarte die Shewhart Regelkarte 2 ImR Karte nach Walter A Shewhart die Pre Control Regelkarte Prozessregelkarten sowie die AnnahmeregelkarteProzessregelkarten Bearbeiten Die Prozessregelkarte ist eine Regelkarte die nicht von vorgegebenen Grenzwerten ausgeht Die obere und untere Warngrenze sowie die obere und untere Eingriffsgrenze werden aus den vorhandenen Prozessdaten berechnet sie spiegeln nicht den Toleranzbereich wider sondern nur die beobachtete Haufigkeitsverteilung der mit dem jeweiligen Schaubild uberwachten Stichprobenkenngrosse 3 Die Warn und Eingriffsgrenzen werden periodisch basierend auf den jungsten Prozessdaten neu berechnet Die auf Prozessregelkarten gesammelten Prozessdaten bilden die Grundlage fur die Prozessfahigkeitsuntersuchung in der die Haufigkeitsverteilung des beobachteten Merkmals mit dem Toleranzbereich verglichen wird Die wesentlichen Prozessregelkarten sind Prozessregelkarten englische Herleitung Graphische Darstellung Chart der mathematisch auchImR Karte Individual and moving Range Einzelwerte uber deren gleitender Spannweite X m R displaystyle XmR nbsp XmR KarteXbar Karte X with bar Querstrich Mittelwerte als Einzelwerte X displaystyle bar X nbsp X quer KarteXbarR Karte Xbar and R Mittelwerte uber deren Spannweite X R displaystyle bar X R nbsp X quer R KarteXbarS Karte Xbar and S Mittelwerte uber deren Standardabweichung X S displaystyle bar X S nbsp X quer S KarteEWMA Karte Exponentially Weighted Moving Average exponentiell gewichteten gleitenden Mittelwerte E W M A displaystyle EWMA nbsp CUSUM Regelkarte Cumulative SUM Kumulative Summen C U S U M displaystyle CUSUM nbsp Drei Wege Karte Three way chart 4 Interaktionen von drei unterschiedlichen Einflussgrossenz Karte z chart z displaystyle z nbsp Z Diagramm 5 Regelkarten dienen auch der Analyse von Lage und Streuung Annahmeregelkarten Bearbeiten Die Annahmeregelkarte ist eine Regelkarte bei der die Eingriffs und Warngrenzen uber vorgegebene Toleranzgrenzwerte berechnet werden Die Toleranzgrenzwerte geben an welche Abweichungen bei einem Produkt maximal vorhanden sein durfen um noch brauchbar zu sein Die Verwendung von Annahmeregelkarten steht im Widerspruch zum Prinzip der standigen Verbesserung 6 Regelkarten fur attributive Merkmale Bearbeiten Die wesentlichen attributiven Regelkarten sind Attributive Regelkarten englische Herleitung Graphische Darstellung Chart der Stichprobenumfang mathematischp Karte Proportions Proportionen z B Anteil fehlerhafter Einheiten in einer Stichprobe variabel p displaystyle p nbsp np Karte number of proportions Anzahl Proportionen z B Anzahl fehlerhafter Einheiten in einer Stichprobe konstant n p displaystyle np nbsp c Karte Anzahl Ereignisse z B Anzahl Fehler innerhalb eines konstanten Ereignisbereiches konstant c displaystyle c nbsp u Karte Unit Anteile bzw Ereignisse z B Fehler pro untersuchter Einheit variabel u displaystyle u nbsp Grenzwerte BearbeitenWarngrenzen und Eingriffsgrenzen Bearbeiten Grenzwerte in Qualitatsregelkarten werden durch horizontale durch Farbe bzw Linienstarke hervorgehobene Linien dargestellt Man unterscheidet zwischen Warn und Eingriffsgrenzen die jeweils oberhalb bzw unterhalb des als optimal definierten Mittelwertes des zu steuernden Prozesses liegen Bezeichnung DE Abkurzung DE Bezeichnung EN Abkurzung EN Linienart untenObere Eingriffsgrenze OEG Upper control limit UCL rote fette StrichlinieObere Warngrenze OWG Upper warning limit UWL rote dunne StrichlinieMittelwert X displaystyle bar X nbsp Middle value X displaystyle bar X nbsp grune VolllinieUntere Warngrenze UWG Lower warning limit LWL rote dunne StrichlinieUntere Eingriffsgrenze UEG Lower control limit LCL rote fette Strichlinie nbsp X displaystyle bar X nbsp QualitatsregelkarteDer Abstand der beiden Warngrenzen sowie der beiden Eingriffsgrenzen vom Mittelwert ist gleich gross wobei folgende Zusammenhange gelten wenn die Messwertverteilung der gaussschen Normalverteilung gehorcht UWG bis OWG 95 45 Mittelwert 2 Sigma der Haufigkeitsverteilung der dargestellten StichprobenkenngrosseUEG bis OEG 99 73 Mittelwert 3 Sigma der Haufigkeitsverteilung der dargestellten StichprobenkenngrosseDer elfte Messpunkt funfte von rechts in der gezeigten Regelkarte liegt oberhalb der oberen Warngrenze Wenn eine Eingriffsgrenze uberschritten ware so ware es moglich dass der Prozess an dieser Stelle ausser Kontrolle geraten ist In knapp 3 von ca 1000 Fallen wird aber aus statistischen Grunden die Eingriffsgrenze uberschritten bei dem oben definierten 3 Sigma Bereich ohne dass dies zwangslaufig bedeutet dass der Prozess oder seine Parameter sich verandert haben 1 0 997 3 0 002 7 displaystyle 1 0 9973 0 0027 nbsp Bei Ubersteigen der Warngrenzen sind mogliche unbeabsichtigte Veranderungen im Prozess zu suchen und ggf geeignete Abstellmassnahmen zu ergreifen um den Prozess wieder in seinen ordnungsgemassen Zustand zu bringen So kann der Prozess im Idealfall korrigiert werden noch bevor dieser ausser Kontrolle gerat und moglicherweise fehlerhafte Teile produziert werden Entscheidungsregeln Bearbeiten Fallt ein Kennwert z innerhalb der Warngrenzen an UWG lt z lt OWG dann ist keine Storung zu vermuten Fallt ein Kennwert z zwischen Warn und Eingriffsgrenzen an UEG lt z UWG oder OWG z lt OEG dann ist der Verdacht auf Vorliegen einer Storung gegeben Man entnimmt deshalb sofort eine weitere Stichprobe Fallt ein Kennwert ausserhalb der Eingriffsgrenzen an z UEG oder z OEG dann wird eine Storung vermutet und eingegriffen Welche Massnahmen getroffen werden mussen hangt davon ab welche Kenntnisse uber den zu regelnden Prozess und die Art der angezeigten Storung vorhanden sind Toleranzgrenzen Bearbeiten Toleranzgrenzen Oberer Grenzwert OGW und Unterer Grenzwert UGW werden auf Prozessregelkarten grundsatzlich nicht eingezeichnet da sie fur einzelne Merkmalswerte gelten und nicht fur die auf den Regelkarten dargestellten Kenngrossen Stichprobenmittelwerte Stichprobenspannweiten usw Indikator fur den Prozess BearbeitenDie Qualitatsregelkarte ist auch ein Indikator fur den Prozess an und fur sich Bei der Auswertung einer Qualitatsregelkarte unterscheidet man zwischen zufalligen und systematischen Einflussen Zufallige Einflusse fuhren zu einer Streuung der Prufdaten auf der Qualitatsregelkarte sie sind bedingt durch Einflussfaktoren wie kleine Temperaturschwankungen oder Werkstoffbeschaffenheit und sind als normaler immer vorhandener Teil des Prozesses zu betrachten Systematische Einflusse konnen zu einer langsamen Verschiebung der Prufdaten auf der Qualitatsregelkarte oder auch zu plotzlichen drastischen Prozessveranderungen fuhren sie sind bedingt durch besondere Einflussfaktoren wie Werkzeugverschleiss oder fehlerhaft eingestellte Maschinen Indikator fur das Produkt BearbeitenDer Verlauf der Messpunkte der untersuchten Teile zeigt die Qualitat der Teile aus der Stichprobe Daraus lasst sich auf die Qualitat der Gesamtmenge der Teile schliessen Auswerten von Regelkarten BearbeitenSystematische Abweichungen unterliegen Gesetzmassigkeiten Aus dem Verlauf der Messpunkte auf der Qualitatsregelkarte lasst sich auf diese Gesetzmassigkeiten zuruckschliessen So spricht man von einem Trend wenn mindestens sieben Messpunkte eine nahezu lineare Steigung in Richtung einer Grenze zeigen Moglicherweise liegt ein stark zunehmender Werkzeugverschleiss vor der bald eine Uberschreitung der Eingriffs bzw Warngrenze verursacht Ein Pattern Gesetzmassigkeit ist ein nicht zufalliger Kurvenverlauf z B das periodische Schwingen um die Mittelwertlinie Es kann Temperaturschwankungen bedeuten die in der Fertigung mal grossere mal kleinere Teile verursachen Man spricht von einem Durchlauf oder Run wenn sich 7 eingezeichnete Punkte ober bzw unterhalb der Mittelwertlinie befinden In diesem Fall hat sich der Prozessmittelwert wahrscheinlich verschoben Dieser kann z B anzeigen dass eine Werkzeugschneide einen Schaden erlitten hat und die Teile von nun an grosser bzw kleiner fertigt Die Eingriffsgrenzen sind also nicht die einzigen Anzeichen fur potenzielle Probleme die Anordnung der Messpunkte ist ebenfalls zu beachten Liegen mehr als 90 der eingezeichneten Punkte im mittleren Drittel des Bereichs zwischen den Eingriffsgrenzen oder weniger als 40 der Punkte in diesem Drittel ist ebenfalls davon auszugehen dass ein systematischer nicht zufalliger Einfluss vorliegen konnte Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Qualitatsregelkarten Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenEdgar Dietrich Alfred Schulze Statistische Verfahren zur Maschinen und Prozessqualifikation 6 vollstandig uberarbeitete Auflage Carl Hanser Verlag Munchen Wien 2009 ISBN 978 3 446 41525 6 Hans Joachim Mittag Qualitatsregelkarten Carl Hanser Verlag Munchen u a 1993 ISBN 3 446 17661 6 Einzelnachweise Bearbeiten Dietrich Schulze 2009 S 219 Beispiel einer Shewhart Regelkarte QS 9000 SPC Leitfaden Three way chart example PDF 2 0 MB Boeing Z Diagramm im ISI glossary of statistical terms Dietrich Schulze 2009 S 271 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Qualitatsregelkarte amp oldid 234017845