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Die Shewhart Regelkarte ist eine der altesten Qualitatsregelkarten der statistischen Prozessregelung die von dem amerikanischen Physiker der Bell Telephone Company Walter A Shewhart im Jahre 1924 entwickelt wurde Sie wird zur Qualitatskontrolle bei beherrschten Prozessen verwendet um den herrschenden Zustand beizubehalten und auftretende Veranderungen anzuzeigen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Ubersicht 1 2 Entwicklung 2 Verwendung 3 Arten von Shewhart Regelkarten 4 Aufbau einer Shewhart Regelkarte 5 Erstellen einer Shewhart Regelkarte 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte BearbeitenUbersicht Bearbeiten 20er Jahre Beginn der Verwendung der Statistik in der Industrie und der Qualitatskontrolle basierend auf den Grundlagen von W A Shewhart und R A Fisher 1890 1962 Zu diesen zahlt die statistische Versuchsplanung Design of Experiments DOE und die statistische Qualitatskontrolle 1931 Erscheinung des Werks Economic Control of Quality of Manufactured Product von W A Shewhart 1932 W A Shewhart gibt Vorlesungen an der University of London zu den Themen statistische Methoden in der Produktion und Qualitatsregelkarten Zweiter Weltkrieg Die militarischen Beschaffungsstellen der USA forderten die Einfuhrung der statistischen Methode zur Prozessregelung in der Rustungsindustrie und bei deren Zulieferern Dies war der Anfang der Verbreitung der Prozesslenkung durch statistische Methoden in der Industrie Entwicklung Bearbeiten Ausschlaggebend fur Shewharts Befunde war die Entdeckung von Carl Friedrich Gauss dass die Abweichungen der Einzelwerte vom Mittelwert einer gewissen Gesetzmassigkeit unterliegen Diese Erkenntnis wandte Shewhart auf die Einzelwerte eines laufenden Produktionsprozess an und bemerkte dass nicht alle Abweichungen dieser Gesetzmassigkeit unterlagen Das brachte ihn zu der Erkenntnis dass die Ursache fur die Abweichungen zwei Grunde haben muss zum einen zufallige Einflusse chance causes und zum anderen systematische Einflusse assignable causes Wobei die zufalligen Einflusse Teil der Normalverteilung und nicht anderbar sind wahrend es sich bei den systematischen Einflussen um Fehler in der Produktion handelt Diese galt es zu identifizieren und zu eliminieren um einen optimalen Produktionsprozess zu erhalten Das Ergebnis ist somit der ideal beherrschte Prozess Allerdings ist es zunachst erst einmal notwendig die systematischen von den zufalligen Einflussen zu unterscheiden Dies gelang Shewhart indem er eine Control Chart entwickelte Dafur sammelte er Stichproben aus einem laufenden Produktionsprozess die er zusammen mit dem Mittelwert und den Abweichungen in chronologischer Abfolge graphisch darstellte Die Ergebnisse aus einem vorherigen Prozess boten ihm die Grundlagen zur Berechnung von Grenzwerten Lag ein Prufwert innerhalb der Grenze war davon auszugehen dass seine Abweichung vom Mittelwert eines zufalligen Einflusses unterlag Lag der Prufwert allerdings oberhalb oder unterhalb der Grenzwerte so war die Wahrscheinlichkeit dass es sich um einen systematischen Fehler handelt hoch Das uberschreiten eines Grenzwertes war somit ein eindeutiges Indiz fur einen Fehler in der Produktion Diese Erkenntnisse ergaben einen grossen Fortschritt in der Mess und Regelungstechnik Ohne sie ware es heute nicht moglich die laufenden Produktionsprozesse in line und in time quantitativ zu messen und somit wahrend des laufenden Prozesses einzugreifen Verwendung BearbeitenShewhart Qualitatsregelkarten werden bei beherrschten Prozessen verwendet welche schon als befriedigend angesehen werden und deren Zustand weiterhin beibehalten werden soll Dabei wird der Zustand als Sollzustand betrachtet und die Qualitatsregelkarte dafur verwendet um eintretende Veranderungen anzuzeigen Als Lagekennwert fungiert entweder der Mittelwert oder der Median wahrend als Kennwert fur die Streuung die Standardabweichung oder die Spannweite verwendet werden Weiter werden Shewhart Qualitatsregelkarten verwendet wenn der Prozessmittelwert konstant ist oder sich zufallig oder vorhersagbar andert Die Shewhart Qualitatsregelkarte reagiert sensibel auf grosse und kurzzeitige Veranderungen Arten von Shewhart Regelkarten BearbeitenShewhart Qualitatsregelkarten fur Zahlermerkmale np Karte Qualitatsregelkarte fur die Anzahl fehlerhafter Einheiten in Stichproben p Karte Qualitatsregelkarte fur den Anteil fehlerhafter Einheiten in Stichproben c Karte Qualitatsregelkarte fur die Anzahl Fehler je Stichprobe Shewhart Qualitatsregelkarten fur kontinuierliche Merkmale X Spur Mittelwert Spur x Spur Median Spur X Spur Urwert Spur s Spur Standardabweichungs Spur R Spur Spannweiten Spur Aufbau einer Shewhart Regelkarte BearbeitenEs werden zu festgelegten Zeitpunkten in regelmassigen Abstanden Stichproben eines bestimmten Umfangs n genommen Gemessen werden Qualitatsmerkmale Die Messwerte X dieser Qualitatsmerkmale werden entweder in einem Vektor x als Einzelwerte zusammengefasst und so auch weiter verwendet oder aber zu einer Stichprobenfunktion verdichtet wie z B dem Mittelwert dem Median der Standardabweichung oder der Spannweite Auf dem Formblatt werden die laufenden Nummern der Stichproben auf der Abszisse und die Messwerte oder die Stichprobenfunktion auf der Ordinate eingezeichnet Weiter enthalt das Koordinatensystem auf dem Formblatt meistens noch eine Mittellinie M Diese lasst sich als Zielwert beschreiben auf welchen der Prozess geregelt werden soll Dieser Wert kann auf verschiedene Weise ermittelt werden Zum einen kann der Zielwert ein Sollwert aus vorgegebenen Vorschriften sein Zum anderen kann er ein Erfahrungswert aus fruheren Untersuchungen des ungestorten Prozesses sein Oder er kann ein Schatzwert aus einem Vorlauf sein Ein wichtigerer Bestandteil der Qualitatsregelkarte sind die Warn und Eingriffsgrenzen Es gibt Qualitatsregelkarten mit je einer oder zwei Warn und Eingriffsgrenzen Dabei liegt die eine unterhalb und die andere oberhalb der Mittellinie Durch die Lage der eingetragenen Prufwerte in Beziehung zu den Warn und Eingriffsgrenzen ergeben sich drei Moglichkeiten die verschiedene Handlungen mit sich ziehen welche zuvor festgelegt werden mussen Meistens verfahrt man wie folgt 1 Stichprobenbefund liegt innerhalb der Warngrenze Der Fertigungsprozess ist ungestort kein Eingriff ist notwendig 2 Stichprobenbefund liegt zwischen Warn und Eingriffsgrenzen Es liegt ein Verdacht auf eine Storung des Prozesses vor Der Fertigungsprozess unterliegt ab jetzt erhohter Aufmerksamkeit Um dem Verdacht nachzugehen konnen zusatzliche Stichproben genommen werden Liegen diese zwischen den Warngrenzen gilt der Verdacht als nicht bestatigt Liegt der zusatzliche Stichprobenbefund jedoch auch ausserhalb der Warngrenze gilt der Verdacht als bestatigt und es kommt zum Eingriff in den Prozess 3 Stichprobenbefund liegt ausserhalb der Eingriffsgrenzen Es ist davon auszugehen dass der Fertigungsprozess gestort und ein Eingriff notwendig ist Moglicherweise mussen auch die Produkte seit der letzten Stichprobenentnahme nochmals uberpruft werden nbsp Beispielbild Aufbau Shewhart RegelkarteErstellen einer Shewhart Regelkarte BearbeitenDie zwei wichtigsten Punkte die man beim Erstellen einer Qualitatsregelkarte beachten sollte sind dass man einen geeigneten Stichprobenumfang und einen sinnvollen zeitlichen Abstand wahlt in dem die Stichproben entnommen werden Weiter ist es auch wichtig sinnvolle Warn und Eingriffsgrenzen zu setzen Bei der Wahl des Stichprobenumfangs und der zeitlichen Abstande spielen die Kosten eine wichtige Rolle Wahlt man beispielsweise die Abstande zu kurz so erhohen sich die Prufkosten wie auch die Kosten die bei einer Produktionsunterbrechung durch einen Eingriff anfallen Sind die Abstande allerdings zu lang konnen erhohte Kosten durch unentdeckte Storungen entstehen Bei einem zu grossen Stichprobenumfang wurden sich ebenfalls die Prufkosten erhohen Meist orientiert man sich hier an den Erfahrungswerten Bei den Warn und Eingriffsgrenzen liegt die Schwierigkeit in der Lage der Grenzen zur Mittellinie M Liegen sie zu nah an M so ist die Wahrscheinlichkeit fur einen blinden Alarm erhoht Sind sie aber zu weit weg von M so erhoht sich die Wahrscheinlichkeit dass eine Storung zu spat erkannt wird Hier orientiert man sich meist an reinen statistischen Kriterien In der Regel setzt man die Warngrenzen so dass die Prufwerte mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 innerhalb der Warngrenze liegen Die Eingriffsgrenzen legt man so dass die Prufwerte mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 innerhalb der Eingriffsgrenzen liegen Dadurch ergibt sich fur die Wahrscheinlichkeit a mit der die Prufwerte die Grenzen erreichen oder uberschreiten fur die Warngrenzen 0 05 und fur die Eingriffsgrenzen 0 01 Legt man jeweils zwei Grenzen fest eine Ober und eine Untergrenze die den gleichen Abstand zu M in diesem Fall der Erwartungswert haben sollen ergibt sich fur sie jeweils die Wahrscheinlichkeit a 2 Das wurde fur die obere und untere Warngrenze eine Wahrscheinlichkeit von 0 025 und fur die obere und untere Eingriffsgrenze eine Wahrscheinlichkeit von 0 005 ergeben Eine weitere Moglichkeit ist die Warn und Eingriffsgrenzen mit Hilfe der Standardabweichung festzulegen Bei einer Stichprobenfunktion Y die bei einem ungestorten Prozess einen Erwartungswert µY Wert von M und eine Standardabweichung ơY besitzt ergeben sich die Warngrenzen bei den Werten µY 2ơY und die Eingriffsgrenzen bei den Werten µY 3ơY Literatur BearbeitenShewhart Regelkarte auf faes de abgerufen am 5 Juni 2016 Deutsche Gesellschaft fur Qualitat e V Hrsg SPC2 Qualitatsregelkartentechnik DGQ Schrift Nr 16 32 4 Auflage Beuth Verlag Berlin Koln 1992 ISBN 3 410 32827 0 Gerhard Linss Qualitatsmanagement fur Ingenieure 3 Auflage Hanser Verlag 2011 ISBN 978 3 446 41784 7 Herbert Vogt Methoden der Statistischen Qualitatskontrolle B G Teubner Stuttgart 1988 ISBN 3 519 02627 9 Horst Rinne Hans Joachim Mittag Statistische Methoden der Qualitatssicherung Hanser Verlag Munchen Wien 1989 ISBN 3 446 15503 1 Tilo Pfeifer Robert Schmitt Masing Handbuch Qualitatsmanagement 6 Auflage Hanser Verlag 2014 ISBN 978 3 446 43431 8 Weblinks BearbeitenQualitatsregelkarte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Shewhart Regelkarte amp oldid 236827291