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Publius Papinius Statius um 40 in Neapel um 96 ebenda war ein romischer Dichter lateinischer Sprache Sein bekanntestes Werk ist die Thebais ein Epos uber den Krieg der Sieben gegen Theben Daneben verfasste er Gedichte zu verschiedenen Anlassen die Silvae Sie vermitteln u a wertvolle Einblicke in die literarische Szene der Zeit und das Leben am Hofe des Kaisers Domitian Die Zeit war reich an literarischen Talenten Unter seinen Zeitgenossen waren die Epiker Valerius Flaccus und Silius Italicus die Satiriker Juvenal und Martial und der Rhetorikprofessor Quintilian Der Anfang der Thebais in einer Handschrift aus der Furstabtei St Gallen Zwischen den Zeilen Anmerkungen von St Galler Monchen Zurich Zentralbibliothek Ms C 62 fol 2r 11 Jahrhundert Statius war uber viele Jahrhunderte einer der beliebtesten Dichter der lateinischen Antike und wurde nur von Vergil in der Wertschatzung ubertroffen Dass er auch als Figur in Dante Alighieris Commedia auftritt ist ein Zeugnis dieser Wertschatzung Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Zeitumstande 1 1 Leben 1 2 Biographische Zeugnisse 2 Werk 2 1 Die Silvae 2 2 Die Thebais 2 3 Die Achilleis 2 4 Epischer Stil 3 Ausgaben und Ubersetzungen 4 Literatur 5 WeblinksLeben und Zeitumstande BearbeitenLeben Bearbeiten Die griechische Familie der Statii stammte aus dem Raum der Magna Graecia Statius Vater in Velia griechisch Elea geboren lehrte als grammaticus in Neapel und leitete dort eine Schule Er war auch ein Dichter und gewann mehrere Preise bei einem in Neapel stattfindenden Dichterfestival den Augustalia Nach dem Tode des Vaters ging Statius nach Rom wo er bis zum Jahre 94 lebte und dichtete In Rom heiratete er Claudia eine Witwe mit einer Tochter Aus dieser Ehe gingen keine Kinder hervor doch adoptierte Statius einen in seinem Hause geborenen Sklavenjungen Statius letztes unvollendetes Gedicht ist eine Klage um diesen fruh verstorbenen Jungen Wie Statius seinen Lebensunterhalt bestritt kann nur vermutet werden Mehrere seiner Gedichte sind Auftragswerke z B silv I 1 2 II 7 III 4 er gewann Preise bei verschiedenen Dichterwettbewerben und seine Lesungen waren sehr gut besucht Juvenal behauptet zwar sat 7 dass all dies ihm kaum Geld einbrachte doch muss man nicht glauben dass er darauf oder auf die Zuwendungen reicher Gonner angewiesen war Wahrscheinlich sicherte das Erbe seines Vaters ihm ein auskommliches Leben Nach 94 kehrte er nach Neapel zuruck vgl silv III 5 ein an seine Gattin gerichtetes Gedicht in dem er ihr den Umzug schmackhaft zu machen sucht wo er ein oder zwei Jahre spater starb Biographische Zeugnisse Bearbeiten Trotz der Vielfalt des literarischen Lebens unter Domitian wird Statius unter seinen Zeitgenossen nur von Juvenal erwahnt fast alle Informationen uber sein Leben stammen aus Statius eigenen Gedichten Einige Verwunderung hat es in der Forschung erregt dass Statius und Martial einander eisern ignoriert haben obgleich sie dieselben Gonner kannten Anscheinend waren sie einander unsympathisch In ihrer Art zu dichten haben sie jedenfalls kaum etwas gemeinsam abgesehen davon dass jeder von ihnen schmeichlerische Gedichte an Domitian verfasst hat In den Augen des modernen Lesers sind es solche Gedichte die das Ansehen des Dichters nachhaltig schadigen so wenn er schreibt des Kaisers Palast sei uberaus prachtig aber dennoch nicht genug um seine unermessliche Gegenwart zu fassen oder wenn er ihn mit verschiedenen Gottern vergleicht und anderes mehr Wollte man derlei gerecht beurteilen musste man es im Kontext der damals ublichen Schmeicheleien betrachten und dabei auch die literarische Gattung sowie die finanziellen Verhaltnisse des jeweiligen Verfassers berucksichtigen Auch Quintilian Martial und andere haben Schmeicheleien verfasst die heute peinlich wirken Kaiser Domitian nach seinem Sturz heftig kritisiert und als Tyrann verdammt liess auch viele Schriftsteller verbannen oder hinrichten er dichtete aber auch selbst und forderte die Dichtung nach Kraften jedenfalls sind aus kaum einer anderen Epoche der romischen Literatur so viele Werke erhalten geblieben Werk BearbeitenDie Silvae Bearbeiten Die Silvae sind eine Sammlung von Gelegenheitsgedichten die zum Teil ziemlich rasch und mit Schwung geschrieben scheinen andere jedoch wie die Klage um den Vater V 3 scheinen mit grosser Sorgfalt ausgearbeitet Es gibt 32 Gedichte in funf Buchern jedes Buch beginnt mit einer Widmung in Form eines in Prosa geschriebenen Briefes Von den insgesamt fast 4000 Versen sind mehr als funf Sechstel Hexameter Vier der Stucke mit etwa 450 Versen sind in phalakischen Hendekasyllaben Elfsilblern geschrieben Ausserdem gibt es je eine alkaische Ode und eine sapphische Ode Die Themen in den Silvae sind sehr unterschiedlich Funf Gedichte schmeicheln dem Kaiser und seinen Gunstlingen sechs sind Totenklagen oder Zuspruch fur die Uberlebenden z B die Klage um den Vater V 3 und den Adoptivsohn V 5 ausserdem gibt es ein Hochzeitsgedicht I 2 und das Geburtstagsgedicht zum Gedenken an Lucan Genethliacon Lucani II 7 Mit diesem Gedicht Lucans Witwe gewidmet erweist Statius dem Dichter des Burgerkriegsepos Pharsalia seine Reverenz Er lasst Lucans Seele in erhabene Regionen aufsteigen und die Helden der Republik besingen Pompeius Cato und die Kampfer von Pharsalos er lasst ihn auch in den Tartarus hinabsteigen und dort unter den Verdammten Nero entdecken der Lucan einst ein Schreibverbot auferlegt und spater zum Selbstmord gezwungen hatte Das zeigt dass Statius ein freiheitsbegeistertes Epos preisen und den Tyrannen der letzten Generation verdammen konnte ohne dass der gegenwartige sich davon betroffen fuhlen musste So gross war der Bruch der mit dem Ubergang von der julisch claudischen zur flavischen Dynastie erfolgt war Als besonders reizvoll unter Statius Gedichten gelten die Beschreibungen Ekphraseis von Villen und Garten seiner Freunde z B das Gedicht auf den Baum des Atedius Melior silv II 3 Andere Gedichte geben lebendige Beschreibungen z B eines Staatsbanketts bei Domitian der vom Kaiser gebotenen Geschenke und Unterhaltungen bei den Saturnalien oder auch von Hochzeiten und Leichenzugen Es gibt auch Gedichte uber allgemeine Themen das mit Abstand bekannteste ist die Ode an den Schlaf V 4 Die Thebais Bearbeiten nbsp Verse der Thebais in der vermutlich um 1000 angefertigten Handschrift Worcester Cathedral Library Q 8 fol 167rStatius eigentlicher Ruhm grundet sich auf sein Epos die Thebais Die Epik war in der Antike die anerkannteste Disziplin in der Versdichtung und entsprechend gross war hier Ehrgeiz und im Allgemeinen auch der Arbeitsaufwand An seinem Epos arbeitete Statius zwolf Jahre Er selbst betrachtete mit Sicherheit die Thebais nicht die Silven als Hauptwerk und ihr verdankt er auch seinen Ruhm bei der Nachwelt Ihretwegen stellte ihn Dante neben Vergil Der Inhalt der Thebais Das Epos behandelt in 12 Buchern den Zug der Sieben gegen Theben In der ersten Halfte des Epos werden die Kriegsvorbereitungen geschildert Die beiden Bruder Eteocles und Polynices die aus dem Inzest geborenen Odipus Sohne sollen sich die Herrschaft uber Theben teilen Sie beschliessen abwechselnd zu regieren doch kaum hat Eteocles die Herrschaft ubernommen schickt er seinen Bruder in die Verbannung Dieser gelangt nach Argos wo er Freunde gewinnt die Tochter des Konigs heiratet etc Er konnte zufrieden sein will aber Rache und spannt dafur seine neuen Freunde ein Bald greift die Kriegsbegeisterung um sich In Theben dagegen furchten die Leute den ungerechten Krieg den ihr Konig plant sind aber zu feige um sich aufzulehnen Die zweite Halfte schildert den Krieg selbst wobei jeder Handlungsabschnitt damit endet dass einer der sieben Fuhrer die nach Theben gezogen sind fallt Grausige Hohepunkte sind dabei der Tod des Tydeus der im Kriegsfuror das Hirn seines Gegners frisst sowie der Tod des Capaneus der in seiner Hybris die Gotter selbst angreifen will und von Jupiter mit dem Blitz erschlagen wird Am Anfang des 11 Buches sind nur noch die beiden Bruder ubrig In einem wahren Hollenszenario erscheinen zwei Furien auf dem Plan um den ultimativen Frevel herbeizufuhren Den Kampf der Bruder gegeneinander Das 12 Buch schildert die Aufraumarbeiten welche unter anderem einen weiteren Krieg erfordern Deutung Die Thebais schildert einen Bruderkrieg der am Ende alle Beteiligten vernichtet ein dusteres Thema bei dem sogar Jupiter sonst der Garant der Weltordnung eine ungewohnt finstere Rolle spielt Er ist es namlich der beschliesst die Stadte Theben und Argos wegen vergangener Verbrechen zu vernichten indem er sie zum Krieg gegeneinander aufreizt Mitleid und Vergebung kennt er nicht und humane Uberzeugungen wie sie vor allem der argivische Konig Adrast ausspricht werden grausam enttauscht Damit entfernt sich Statius ziemlich weit von Vergil den er selbst als sein Vorbild bezeichnet Thema und Behandlung erinnern vielmehr an Lucan der ein historisches Epos uber den romischen Burgerkrieg geschrieben hatte Bei beiden geht es um die Frage aus welchen Ursachen und Motiven ein sowohl verwerflicher als auch beiderseits vernichtender Krieg entsteht und gefuhrt wird Statius wahlt jedoch ein mythisches Beispiel und schafft so eine Distanz die eine klarere Erkenntnis und mehr Freiheiten in der Darstellung ermoglicht Die Achilleis Bearbeiten Nach der Thebais begann Statius ein Epos uber Achilleus das unvollendet blieb Erhalten sind ein Buch mit 960 Versen und der Anfang des zweiten 167 Verse die von der Kindheit und Jugend Achills handeln Es wirkt weniger ernst genrehafter und verspielter als die Thebais Epischer Stil Bearbeiten Statius Vokabular ist reich sein Gebrauch von Wortern und Metaphern oft gewagt Vor den anderen lateinischen Epikern sogar Vergil zeichnet er sich durch eine ungewohnliche beinahe schon romanhafte Anschaulichkeit der Erzahlweise aus Seine Schilderungen sind spannungsvoll plastisch und detailliert was sicher zu seiner grossen Beliebtheit beitrug und ihn bis heute lesenswert macht die Schlachtenschilderungen allerdings obwohl ebenfalls nach allen Regeln der Kunst erzahlt sind wegen ihrer Blutrunstigkeit sicher nicht jedermanns Geschmack Wie die anderen Epiker seiner Zeit Valerius Flaccus und Silius Italicus bedient er sich exzessiv bis manieriert rhetorischer Mittel und ist ausserst gelehrt Er liebt mythologische Anspielungen insbesondere Namen statt einfacher Nennung genealogisch zu umschreiben und das bei einem Epos mit acht Haupt und zahlreichen Nebenhelden was die Geduld des modernen Lesers manchmal auf eine harte Probe stellt Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenP Papini Stati Silvae Hrsg von Alfred Klotz Leipzig 1900 P Papini Stati Achilleis Hrsg von Alfred Klotz Leipzig 1902 P Papini Stati Silvae Hrsg von John S Phillimore Oxford 1905 ff Oxford Classical Texts P Papini Stati Thebais Hrsg von Alfred Klotz Leipzig 1908 2 Aufl 1973 bearb von Thomas C Klinnert Statius in two volumes Hrsg und ubers von John Henry Mozley Cambridge Mass 1928 ff Lateinisch und englisch Online Bd 1 http vorlage digitalisat test 1 3D 7B 7B 7B1 7D 7D 7D GB 3D IA 3Dstatiusstat01statuoft MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D1 PUR 3D 2 http vorlage digitalisat test 1 3DBd 202 GB 3D IA 3Dstatiuswithengli02statuoft MDZ 3D 0A SZ 3D doppelseitig 3D LT 3D2 PUR 3D The Medieval Achilleid of Statius Hrsg von Paul M Clogan Leiden 1968 Kritische Ausgabe der im Mittelalter verbreiteten Version der Achilleis mit Glossen P Papini Stati Thebaidos liber decimus Hrsg von Robert D Williams Leiden 1972 P Papini Stati Thebaidos libri XII Hrsg von Donald E Hill Leiden 1983 Publius Papinius Statius Achilleis Das Lied von Achilles Lateinischer Text mit Einleitung Ubersetzung kurzen Erlauterungen Eigennamenverzeichnis und Nachwort von Hermann Rupprecht Mitterfels 1984 Statius Silvae Das lyrische Werk in neuer Ubersetzung ubers von Heinz Wissmuller Neustadt an der Aisch 1990 P Papini Stati Silvae Hrsg von Edward Courtney Oxford u a 1990 Oxford Classical Texts ISBN 978 0198146834 Publius Papinius Statius Der Kampf um Theben Ubers von Otto Schonberger Wurzburg 1998 Statius Thebaid Volume I amp II Hrsg und ubers von D R Shackleton Bailey Cambridge Mass 2004 Lateinisch und englisch Statius Silvae Hrsg und ubers von D R Shackleton Bailey bearb von Christopher A Parrott Cambridge Mass 2015 Lateinisch und englisch ISBN 978 0674996908Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellung Michael von Albrecht Geschichte der romischen Literatur Von Andronicus bis Boethius und ihr Fortwirken Band 2 3 verbesserte und erweiterte Auflage Berlin u a 2012 S 795 809 ISBN 978 3 11 026525 5Untersuchungen Sylvie Franchet d Esperey Conflit violence et non violence dans la Thebaide de Stace Paris 1999 ISBN 2 251 32649 9 Severin Koster Liebe und Krieg in der Achilleis des Statius in Wurzburger Jahrbucher fur die Altertumswissenschaft 5 1979 S 189 208 online Meike Ruhl Literatur gewordener Augenblick Die Silven des Statius im Kontext literarischer und sozialer Bedingungen von Dichtung Berlin u a 2006 ISBN 3 11 019112 1 Zugleich Dissertation Universitat Giessen 2004 Willy Schetter Untersuchungen zur epischen Kunst des Statius Wiesbaden 1960 David Vessey Statius and the Thebaid Cambridge 1973 ISBN 0 521 20052 0Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Publius Papinius Statius im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Publius Papinius Statius in der Deutschen Digitalen Bibliothek Thebaid amp Achilleid englische Ubersetzung von J H Mozley auf Theoi com Thebaid Achilleid amp Silvae lateinischer Text auf The Latin LibraryNormdaten Person GND 118798502 lobid OGND AKS LCCN n79108865 VIAF 100904338 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Statius Publius PapiniusALTERNATIVNAMEN Papinius Statius PubliusKURZBESCHREIBUNG lateinischer DichterGEBURTSDATUM um 40GEBURTSORT NeapelSTERBEDATUM um 96STERBEORT Neapel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Publius Papinius Statius amp oldid 217839719