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Pinchas Lapide geboren als Erwin Pinchas Spitzer 1 am 28 November 1922 in Wien gestorben am 23 Oktober 1997 in Frankfurt am Main war ein judischer Religionswissenschaftler Auf christlicher Seite wurden seine Kenntnis des Neuen Testaments und sein Engagement fur den judisch christlichen Dialog geschatzt Pinchas Lapide 1967 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen und Auszeichnungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenErwin Pinchas Spitzer wurde 1922 als Sohn einer judischen Familie in Wien geboren einem der grossen Zentren judischer Kultur in Europa Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges waren jedoch Vertreter politischer Parteien wie auch der katholischen Kirche gegen Juden und das Judentum aufgetreten 1925 warnte etwa Bischof Waitz von Innsbruck vor der Weltgefahr des habgierigen wucherischen unglaubigen Judentums dessen Macht unheimlich gestiegen sei Die Christlich Soziale Partei Osterreichs bediente sich im Wahlkampf teils offen antisemitischer Klischees 2 Im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929 wurde immer wieder vom judischen raffenden Spekulations Kapital im Gegensatz zum nichtjudischen schaffenden Kapital gesprochen Der Austrofaschismus ab 1934 drangte Juden in der Organisation des katholischen Standestaates Osterreich an den Rand der Gesellschaft vgl Klerikalfaschismus Kauft nicht bei Juden wurde eine bekannte Parole die allerdings noch kaum Wirksamkeit entfaltete Nach dem Anschluss Osterreichs vom 11 Marz 1938 an das Deutsche Reich setzte sofort die systematische und radikale Zerstorung der judischen Kultur und die Eliminierung der Juden aus allen Lebensbereichen in Osterreich ein siehe Staatsverbrechen in Osterreich wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Erwin Pinchas Spitzer gerade 16 Jahre alt wurde zusammen mit 6 500 Juden verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht aus dem er jedoch fliehen konnte Uber die Tschechoslowakei und Polen floh er dann ins Vereinigte Konigreich Von dort aus gelangte er 1940 mit einem Schiff ins Britische Mandat Palastina Dort nahm er den Namen Lapide an Wahrend des Zweiten Weltkrieges kampfte Lapide mit ca 27 500 judischen Soldaten aus Palastina freiwillig in der British Army da Hitlers Generalleutnant Erwin Rommel beim Afrikafeldzug im Februar 1941 rasch an der Mittelmeerkuste entlang nach Osten vorruckte und man in Palastina befurchtete er konne im folgenden Monat siegen 3 Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Lapide Romanistik an der Hebraischen Universitat Jerusalem Von 1951 bis 1969 arbeitete er als Diplomat und Leiter des Presseamtes fur die israelische Regierung in Jerusalem zeitweise von 1956 bis 1958 war er auch israelischer Konsul in Mailand Wahrend der 1950er Jahre fand er in Jerusalem auch seine spatere Ehefrau Ruth Lapide die als judische Religionswissenschaftlerin zunehmend zur Kennerin des Ersten und Zweiten Testamentes wurde und damit insofern aussergewohnlich als dass die meisten Religionswissenschaftler sich entweder auf das eine oder das andere beschranken ergo entweder judisch oder christlich argumentieren Im August 1961 gebar sie seinen einzigen Sohn Yuval Lapide Neben seinem Diplomatendienst promovierte Pinchas Lapide an der Kolner Universitat in Judaistik Von 1969 bis 1971 nahm Lapide seinen 8 jahrigen Sohn Yuval mit in die Bundesrepublik Deutschland und leistete dort Versohnungsarbeit Er ebnete den Weg fur einen judisch christlichen Dialog in Europa Im Jahre 1972 erhielt Lapide einen Lehrauftrag an der Bar Ilan Universitat in Ramat Gan Nachdem Pinchas und Ruth Lapide als judische Religionswissenschaftler weltweit mehrere Lehrauftrage erhalten hatten insbesondere in den USA und Deutschland entschieden sich beide 1974 fur die endgultige Ruckkehr in den deutschsprachigen Raum und wahlten Frankfurt am Main als neue Wahlheimat Den Aussagen seiner Frau zufolge reifte der Entschluss damals mit dem Gefuhl Wenn nicht wir wer dann um die Menschen dort aufzuklaren wo die Wurzel des Ubels war und eine Versohnung zwischen Christen und Juden dringender denn je gebraucht wird damit sich solch ein Ubel niemals wiederhole 4 Zusammen mit seiner Frau verfasste Lapide mehr als 35 Bucher die in zwolf Sprachen ubersetzt und allein unter seinem Namen veroffentlicht wurden Er engagierte sich im judisch christlichen Dialog wegbereitend um die Einsicht einer dringend notwendigen Korrektur grober Fehlubersetzungen in der Bibel die Verstandigung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staat Israel sowie fur die Annaherung der drei grossen Buchreligionen Pinchas Lapide erhielt im Jahr 1993 das Grosse Bundesverdienstkreuz Nach seinem Tod setzten seine Witwe Ruth Lapide und sein Sohn Yuval die Arbeit fur sein Anliegen fort Ehrungen und Auszeichnungen BearbeitenPinchas Lapide ist Trager vieler Auszeichnungen darunter seit 1993 Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main 1993 Grosses Bundesverdienstkreuz fur sein Engagement in der Versohnung zwischen Juden und Christen 5 Werke BearbeitenDer Prophet von San Nicandro Deutsche Fassung Katharina Spann Vogt 1963 ISBN 3 7867 1249 2 Rom und die Juden Papst Pius XII und die Judenverfolgung Hess Verlag 1967 19972 20053 ISBN 978 3 87336 241 3 Nach der Gottesfinsternis Ein okumenische Kaleidoskop Schriftenmissions Verlag Gladbeck 1970 Die Verwendung des Hebraischen in den christlichen Religionsgemeinschaften mit besonderer Berucksichtigung des Landes Israel Diss Koln Kleikamp 1971 Auferstehung Ein judisches Glaubenserlebnis Calwer Verlag Stuttgart 1977 19916 als Taschenbuch der Reihe Pinchas Lapide Wegbereitende Texte zum judisch christlichen Dialog Bd 1 hrsg von Yuval Lapide 1 Aufl Lit Verlag 2010 ISBN 978 3 643 10840 1 Er predigte in ihren Synagogen Judische Evangelienauslegung Gutersloher Verlagshaus 1980 20048 ISBN 978 3 579014005 Er wandelte nicht auf dem Meer Ein judischer Theologe liest die Evangelien Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1984 20056 ISBN 978 3 579014104 Am Scheitern hoffen lernen Erfahrungen judischen Glaubens fur heutige Christen Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1985 19882 ISBN 978 3 579014135 Ist die Bibel richtig ubersetzt Band 1 und 2 Eine Zusammenfuhrung der 1986 und 1994 erschienenen Bande Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2004 ISBN 3 579 05460 0 Wer war schuld an Jesu Tod Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1987 20004 ISBN 978 3 579014197 Ist das nicht Josephs Sohn Jesus im heutigen Judentum Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1988 19995 ISBN 978 3 579014081 zusammen mit Helmut Gollwitzer Ein Fluchtlingskind Auslegungen zu Lk 2 Christian Kaiser Verlag Munchen 1990 ISBN 978 3 459013791 Der Jude Jesus Thesen eines Juden Antworten eines Christen Patmos Verlagsgruppe 1979 20033 ISBN 978 3 545250451 Paulus zwischen Damaskus und Qumran Fehldeutungen und Ubersetzungsfehler Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1993 19932 20014 ISBN 978 3 579014258 Von Kain bis Judas Ungewohnte Einsichten zu Sunde und Schuld Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1994 20043 ISBN 978 3 579054704 Leben vor dem Tod Leben nach dem Tod Ein Dialog Mit einem Nachwort von Rita Sussmuth Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 1998 ISBN 978 3579014463Literatur BearbeitenIn the Spirit of Humanity a portrait of Pinchas Lapide In German Comments review of politics and culture 32 Jg 1993 Nr 10 Oktober ISSN 0722 883X Juden und Christen im Dialog Pinchas Lapide zum 70 Geburtstag Kleine Hohenheimer Reihe Heft 25 Akademie der Diozese Rottenburg Stuttgart 1993 ISBN 3 926297 52 2 In memoriam Pinchas Lapide Stimme der Versohnung In Ansprachen Reden Einreden Heft 8 Katholische Akademie Hamburg 1999 ISBN 3 928750 56 9 Ruth Lapide Pinchas Lapide Leben und Werk S 23 in Viktor E Frankl Gottsuche und Sinnfrage Gutersloher Verlagshaus 2005 ISBN 3 579 05428 7Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Pinchas Lapide im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber P Lapide in den deutschen Bibliotheksverbunden uber Karlsruher Virtueller Katalog nbsp Wikiquote Pinchas Lapide ZitateEinzelnachweise Bearbeiten Hubertus Buker Ein Fackeltrager der Verstandigung In Kirche Leben 23 Oktober 2022 S 24 Wahlplakat der CS 1920 Memento vom 2 Marz 2010 im Internet Archive vgl Ruth Lapide im Interview mit Henning Rohl fur Bibel TV Lauf des Lebens vgl Ruth Lapide im Interview mit Henning Rohl fur Bibel TV Lauf des Lebens BundesprasidialamtNormdaten Person GND 118800795 lobid OGND AKS LCCN n79006744 NDL 00446879 VIAF 110819186 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lapide PinchasKURZBESCHREIBUNG judischer ReligionswissenschaftlerGEBURTSDATUM 28 November 1922GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 23 Oktober 1997STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pinchas Lapide amp oldid 236850739