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Piers Plowman verf ca 1360 bis 1399 auch bekannt als Visio Willelmi de Petro Ploughman Williams Vision von Piers dem Pfluger ist der Titel einer mittelenglischen allegorischen Erzahlung des Autors William Langland Piers Plowman Faksimile Bodleian LibraryDas Werk wurde in nicht reimenden alliterativen Versen verfasst welche in verschiedene passus also Abschnitte unterteilt sind Piers Plowman wird neben Chaucers Canterbury Tales zu den ersten grossen Werken der englischen Literatur gezahlt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Titel und Autorschaft 3 Der Text 4 Edition und Rezeption 5 Literatur 6 Fussnoten 7 WeblinksInhalt BearbeitenDas Gedicht teils theologische Allegorie teils Sozialsatire handelt von der Suche des Erzahlers nach dem wahren christlichen Leben die Sichtweise entspricht dabei der vorherrschenden mittelalterlichen katholischen Weltanschauung Die Suche des Erzahlers bedingt im Verlauf des Werkes eine Reihe von Traumen und Visionen und fuhrt zur Betrachtung dreier allegorischer Charaktere Dowel Do Well also Tu gut Dobet Do Better und Dobest Do Best Das Gedicht beginnt in den Malvern Hills einer Landschaft im englischen Worcestershire Der Erzahler ein Mann namens Will schlaft unter einem Baum liegend ein und hat im Schlaf eine Vision In seiner Vision erblickt er einen Turm auf einem Hugel und eine Kerker Festung in einem tiefen Tal Zwischen diesen beiden Symbolen fur Himmel und Holle erblickt er ein Feld voll mit den Menschen aller Art diese reprasentieren die Menschheit an sich Dem Erzahler nahert sich nun Piers der Titelheld des Stuckes welcher sich als Fuhrer auf der Suche des Erzahlers nach Wahrheit anbietet Der letzte Teil des Werkes handelt von der Suche des Erzahlers nach den schon erwahnten Dowel Dobet und Dobest Titel und Autorschaft BearbeitenIm Allgemeinen wird davon ausgegangen dass Piers Plowman von William Langland verfasst wurde einem Autor von dem nur sehr wenig bekannt ist Die Zuordnung des Gedichtes erfolgt hauptsachlich auf Grund eines vorliegenden Manuskriptes aus dem fruhen 15 Jahrhundert welches im Trinity College Dublin als MS 212 vorliegt In diesem Manuskript des so genannten C Textes wird das Stuck einem Willielmus de Langlond zugeschrieben Memorandum quod Stacy de Rokayle pater wilhelmi de Langlond predictus willielmus fecit librum qui vocatur Perys ploughman Man sollte daran erinnern dass Stacy de Rokayle der Vater des William de Langlond war der genannte William erschuf das Buch das Piers Plowman genannt wird Andere Manuskripte nennen als Autor Robert oder William langland bzw Wilhelmus W als Abkurzung fur William of Wychwood Die Zuordnung Langlands basiert somit auf textinternen Fundstellen wie beispielsweise ein scheinbar autobiografischer Abschnitt in Passus 5 des C Textes Der Vorname des Erzahlers lautet dabei in allen Abschriften Will und auch Langland oder Longland als Nachname kann aus Andeutungen herausgelesen werden I have lyved in londe my name is longe wille B XV 152 Diese Art der Codierung durch Wortspiele war in der spatmittelalterlichen Literatur weit verbreitet Dennoch ist die Urheberschaft Langlands auch heute noch nicht abschliessend geklart Als im 16 Jahrhundert die ersten gedruckten Auflagen des Piers Plowman erschienen wurde das Werk zunachst bekannten Autoren wie John Wyclif oder Geoffrey Chaucer zugeschrieben Alternativ sah man es als Werk eines anonymen Schreibers in der Tradition des Bauernaufstandes von 1381 um John Ball Man nahm an die Figur des Piers sei ein Alter Ego des Autors selbst Die ersten gedruckten Ausgaben zeigen den Namen Robert Langland in der Einleitung Langland wird hier beschrieben als wahrscheinlicher Protege Wyclifs Durch die Drucklegung wird erst im 16 Jahrhundert der Name The Vision of Piers oder Pierce Plowman festgelegt welcher eigentlich nur der gebrauchliche Name eines einzelnen Abschnittes des Gedichtes war In Teilen der Mediavistik gibt es ausserdem Tendenzen eine multiple Autorschaft fur Piers zu favorisieren So wird angenommen das Gedicht sei das Werk von zwei bis funf Autoren je nachdem wie Autorschaft definiert wird Als Kompromiss zwischen Einzel und multipler Autorschaft betont die Textkritik vor allem die Rolle der Schreiber als eine Art Semi Autoren Der Text BearbeitenPiers Plowman gehort wohl zu den grossten Herausforderungen der mittelenglischen Textkritik Mindestens 50 Manuskripte und Fragmente sind bekannt Keiner dieser Texte stammt wahrscheinlich vom Autor selbst kein Text ist eine Abschrift eines anderen und alle weisen Unterschiede auf Die moderne Forschung greift dabei weiterhin auf eine erste Klassifizierung Walter Skeats zuruck der den Text 1867 herausgegeben hat Dieser hat argumentiert dass es lediglich drei massgebliche bzw zuverlassige Manuskripte gabe den A und B Text sowie den bereits erwahnten C Text wobei die Definition von massgeblich in diesem Zusammenhang sicherlich problematisch sein durfte Nach Skeats Theorie reprasentieren diese Texte drei verschiedene Stadien in der Entwicklung des Werkes durch den Autor Obwohl eine genaue Datierung der drei Texte weiterhin offensteht wird allgemein vermutet dass es sich bei ihnen um das uber 20 25 Jahre fortlaufende Werk eines einzelnen Autors handelt Nach dieser Theorie wurde der A Text ca 1367 bis 1370 verfasst und ist damit der alteste Er gilt als unvollendet und hat ungefahr 2500 Zeilen Der B Text wurde ca 1377 bis 1379 verfasst er beinhaltet A enthalt aber noch weiteres Material und ist mit 7300 Zeilen fast dreimal so lang wie A Der C Text stammt aus den 1380ern als Uberarbeitung von B bis auf den letzten Abschnitt In der Forschung herrscht Uneinigkeit ob der C Text als vollendet angesehen kann oder nicht Im Vergleich mit B finden sich sowohl Erweiterungen als auch Auslassungen sodass die Lange von B und C einigermassen gleich ist Einige Experten sehen C als konservative Revision von B an mit dem Ziel das Werk aus dem Umfeld der Lollarden des Radikalismus eines John Ball und des Bauernaufstandes zu losen denn Ball hatte sich Piers und andere Charaktere des Gedichtes fur seine eigenen Predigten und Reden angeeignet Die Beweislage fur diese Theorie ist allerdings dunn und vieles spricht dagegen Edition und Rezeption Bearbeiten14 15 Jahrhundert John Ball ein Priester der in den Bauernaufstand von 1381 verwickelt war benutzte die Figur des Piers in seinen Predigten und Schriften Bereits vorhandene Vermutungen das Werk stande im Zusammenhang mit den Forderungen der Lollarden wurden dadurch gestarkt Die eigentlichen Absichten und Ziele des Autors und seine Haltung zur Revolte blieben aus diesem Grunde undurchsichtig und sind es auch heute noch Zweifellos wegen Balls Schreiben bezieht sich die zeitgenossische Dieulacres Abbey Chronicle im Zusammenhang mit der Revolte auf Piers hier erscheint er als reale Person ja sogar als einer ihrer Anfuhrer neben Ball Piers wurde auch als ein apokalyptisches Werk verstanden dessen Held Peter der Pfluger die Inkarnation Christi als Richter der Reichen ist 1 Zu dieser Zeit wird Piers selbst oft als Autor des Werkes genannt obwohl sich dies aus dem Text heraus vollkommen ausschliessen lasst Vielleicht sah man Piers auch als Maske an hinter der sich der wahre Autor versteckte Die Identifikation des Autors mit dem Idealcharakter des Werkes ware so fur die Leser wichtiger gewesen als die eigentliche Offenlegung des Autors als Will im Text Ironischerweise geriet so die wahre Identitat Wills im Laufe der Zeit in Vergessenheit In einigen allerdings voreingenommenen zeitgenossischen Chroniken des Bauernaufstandes werden John Ball und die Lollarden als Drahtzieher der Revolte genannt In diesem Zusammenhang gerat auch Piers ins Zwielicht der Haresie und Rebellion Es gibt jedoch keinerlei Anzeichen dafur dass der Autor oder die fruhen Herausgeber des Werkes in irgendeiner Form anti monarchistisch gewesen sein konnten Wenn man den C Text als Revision des Autors einer fruheren Version ansieht um nicht mit der Revolte in Verbindung gebracht werden zu konnen so sieht man auch den wahrscheinlich wahren Kern des Werkes nicht die Revolte sondern die Reform der Kirche nicht Innovation sondern Restauration verloren geglaubter Werte ist das Ziel 16 18 Jahrhundert Es fallt auf dass keine gedruckte Edition des Piers Plowman aus der Druckerei des William Caxton existiert welcher ansonsten eine enorm grosse Anzahl an Werken publizierte Vielleicht waren die Vorbehalte zu gross in das Umfeld eines John Wyclif geruckt zu werden eventuell bestand gegen den Piers auch ein Veroffentlichungsverbot was allerdings nicht sicher belegt werden kann Vielleicht waren es auch nur editorische Vorbehalte Sprache Metrum die eine Drucklegung verhinderten Handschriftliche Kopien sind so noch bis in die 1530er Jahre unter dem katholischen Ritter Adrian Fortescue gelaufig Die erste gedruckte Ausgabe wurde 1550 von Robert Crowley herausgegeben Ein Reprint erfolgte 1561 wobei allerdings die erste Seite mit dem Namen des Autors weggelassen wurde Dies trug weiter dazu bei dass der Name Langlands nur wenig bis gar nicht bekannt war und stattdessen Piers der Erzahler selbst als Verfasser angenommen wurde Es sollte die letzte Veroffentlichung bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts bleiben 19 20 Jahrhundert Aufgrund seiner altertumlichen Sprache und Weltsicht geriet Piers Plowman bis zum Beginn des 19 Jahrhunderts fast vollstandig in Vergessenheit Erst Thomas Whitaker unternahm 1813 eine Wiederveroffentlichung auf Grundlage des C Textes Whitakers Ausgabe gilt heute als Anfang einer Tradition authentischer Editionen bei denen die textuale Authentizitat im Mittelpunkt steht Heute gehort Piers Plowman zum festen Kanon der englischen Literatur und ist nach wie vor ein Bestandteil von Forschung und Lehre Literatur BearbeitenKerby Fulton Kathryn Books Under Suspicion Censorship and Tolerance of Revelatory Writing in Late Medieval England University of Notre Dame Press 2006 google com Lawrence Warner The Myth of Piers Plowman Constructing a Medieval Literary Archive Cambridge University Press Cambridge und New York 2014 ISBN 9781107043633 William Langland Peter der Pfluger ePubli Berlin 2016 ISBN 978 3 7375 8675 7 mittelenglisch Piers Plowman Ubersetzt von Andreas Skrziepietz Fussnoten Bearbeiten Jacques Le Goff Art Arbeit Teil V Mittelalter In Theologische Realenzyklopadie TRE Bd 3 S 626 635 hier S 633 Weblinks BearbeitenDas vollstandige Werk Memento vom 11 Februar 2012 im Internet Archive bei Projekt Gutenberg abgerufen am 24 August 2014 Seite der Internationalen Piers Plowman Society IPPS auf piersplowman org The Piers Plowman Electronic Archive auf jefferson village virginia edu Seite der Harvard University uber William Langland auf courses fas harvard edu mit Ubersetzung des Textes ins Moderne Englisch Essay uber Piers Plowman auf chss montclair edu uber den Zusammenhang mit dem Bauernaufstand von 1381 Piers Plowman and Its Sequence auf bartleby com Text von John Matthews Manly vol 2 The End of the Middle Ages in The Cambridge History of English and American Literature 18 Bd hrsg v A W Ward amp A R Waller 1907 21 Medieval English Narrator auf athena english vt edu mit Real Audio Sprachprobe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Piers Plowman amp oldid 225601301