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Die Pfeffersche Zelle ist eine von dem deutschen Botaniker Wilhelm Pfeffer entwickelte Vorrichtung zur Messung des osmotischen Drucks wassriger Losungen Ihr Funktionsprinzip ist das eines Membranosmometers Pfeffer beschrieb sie in seiner 1877 erschienenen Arbeit Osmotische Untersuchungen 1 Schematische Darstellung der Pfefferschen Zelle Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau und Wirkungsweise 2 Bedeutung 2 1 Messung des osmotischen Drucks 2 2 Osmotisches Modell der Pflanzenzelle 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseAufbau und Wirkungsweise Bearbeiten nbsp Pfeffersche Zelle Abbildung Fig 1 aus Osmotische Untersuchungen S 5 Manometer m Thonzelle z ineinandergesetzte Glasstucke v t Glasring r In der von Pfeffer ursprunglich entwickelten Form besteht die Pfeffersche Zelle aus einem unglasierten Tongefass das mit einem kolloiden Film uberzogen ist Dieser Film wirkt als semipermeable Membran die fur Wasser gut fur geloste Substanzen wie Zucker oder Salze dagegen praktisch undurchlassig ist Um den Film zu erzeugen tauchte Pfeffer das Tongefass zunachst in eine Losung aus Kupfersulfat und dann in gelostes Kaliumhexacyanidoferrat II gelbes Blutlaugensalz wodurch sich Niederschlagsmembranen aus Kupfer II hexacyanoferrat II in den Poren des Gefasses bildeten Pfeffer experimentierte auch mit Niederschlagsmembranen aus anderen Substanzen wie Berlinerblau Gelegentlich verwendete er Membranen aus Calciumphosphat Eisenphosphat oder Eisenoxydhydrat die nicht durch alkalische Losungen zersetzt werden Die zu messende Losung zum Beispiel eine Zuckerlosung wird in das vorbereitete Gefass gefullt das an einem Ende mit einem Pfropfen verschlossen und dann in ein grosseres Gefass mit reinem Wasser gestellt wird In dem Pfropf steckt ein Steigrohr aus Glas Dringt durch Osmose Wasser von aussen in die Zelle wird die Flussigkeit in dem Steigrohr solange ansteigen bis ihr hydrostatischer Druck dem osmotischen Druck der ursprunglich eingefullten Losung vor der Verdunnung durch das einstromende Wasser entspricht Die Druckerhohung kann entweder aus der Hohe der Flussigkeitssaule ermittelt oder mittels Manometer unmittelbar gemessen werden Pfeffer verwendete ein zweischenkliges an die Tonzelle angeschlossenes Luftmanometer wie in Abbildung Fig 1 dargestellt Bedeutung BearbeitenMessung des osmotischen Drucks Bearbeiten nbsp Auf Pfeffers Messungen hier mit gelostem Rohrzucker Tabelle 9 1 grundete der spatere Nobelpreistrager van t Hoff seine Theorie des osmotischen DrucksMit der Pfefferschen Zelle war es erstmals moglich den osmotischen Druck exakt zu messen Vor Pfeffer hatten Moritz Traube und andere Naturforscher mit Glasrohrchen experimentiert bei denen eine Offnung durch eine Niederschlagsmembran verschlossen und die zu untersuchende Losung eingefullt wurde Das Rohrchen wurde dann in die umgebende Flussigkeit eingetaucht Diese Anordnung war mechanisch wenig stabil da die Membran bei den auftretenden Drucken leicht zerreissen konnte Eine quantitative Bestimmung des osmotischen Drucks war damit nicht moglich Bald griffen andere Forscher Pfeffers Entwicklung auf So entwickelte der niederlandische Chemiker Jakobus van t Hoff 1887 anhand von Pfeffers Messergebnissen seine grundlegenden Arbeiten zur Analogie zwischen Dampfdruck und osmotischem Druck 2 Der US amerikanische Chemiker Harmon Northrop Morse fand ein elektrolytisches Verfahren zur Auftragung der Niederschlagsmembranen und konnte so van t Hoffs Theorie bestatigen und verbessern 3 Heute wird die Pfeffersche Zelle mit kolloiden Niederschlagsmembranen als Osmometer praktisch nicht mehr eingesetzt da die Herstellung mit hohem Aufwand verbunden ist und die verwendeten Membranbildner wie Kupfersulfat und gelbes Blutlaugensalz in den verwendeten Losungen vorhanden sein mussen Osmotisches Modell der Pflanzenzelle Bearbeiten Als Vorbild fur seine Entwicklung dienten Pfeffer Pflanzenzellen bei denen die semipermeable Plasmamembran auf der mechanisch stabilen Zellwand als Widerlager aufliegt In dieser Analogie entspricht die Niederschlagsmembran der Plasmamembran und die Tonzelle der Zellwand Pfeffer fuhrte mit seiner Apparatur zahlreiche Messungen durch mit denen er Wasserstrom und Druckverhaltnisse fur unterschiedlich konzentrierte Losungen untersuchte Als Motivation gab er an die Ursache fur die oft sehr hohen hydrostatischen Druckkrafte in Pflanzenzellen kennen zu lernen Osmotische Untersuchungen 8 Diosmose geloster Korper S 47 Fur die Diskussion der Zellmechanik im zweiten Teil der Osmotischen Untersuchungen diente ihm die Pfeffersche Zelle als Modell fur das osmotische Verhalten von lebenden Zellen Struktur und Eigenschaften der Plasmamembran waren zu Pfeffers Zeiten erst wenig erforscht Heute wird in der Pflanzenphysiologie die Pfeffersche Zelle meist in abgewandelter Form noch zur Veranschaulichung des Osmometers und des Wasserpotentials beschrieben 4 Weblinks BearbeitenOsmotische Untersuchungen Studien zur Zellmechanik bei www archive orgEinzelnachweise Bearbeiten a b Wilhelm Pfeffer Osmotische Untersuchungen Wilh Engelmann Leipzig 1921 2 unveranderte Aufl des Erstdrucks von 1877 J H van t Hoff The role of osmotic pressure in the analogy between solution and gases In Zeitschrift fur Physikalische Chemie 1 1887 S 481 508 Website Uri Lachish engl PDF Harmon Northrop Morse The Osmotic Pressure of Aqueous Solutions Report on Investigations Made in the Chemical Laboratory of the Johns Hopkins University During the Years 1899 1913 Carnegie institution of Washington 1914 Online bei www archive org P Sitte E W Weiler J W Kadereit A Bresinsky C Korner Strasburger Lehrbuch der Botanik Spektrum Gustav Fischer 2002 ISBN 3 8274 1010 X Kapitel Wasserpotential Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfeffersche Zelle amp oldid 217429867