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Als Petersberg Prozess auch Bonner Prozess englisch Bonn Process wird von den Vereinten Nationen die Umsetzung der am 5 Dezember 2001 in der Bonner Vereinbarung Petersberg Abkommen beschlossenen Schritte zur Entwicklung geordneter und demokratischer Verhaltnisse in Afghanistan bezeichnet 1 2 Der Prozess gilt seit der Parlamentswahl in Afghanistan 2005 als abgeschlossen 3 Der Petersberg in Konigswinter bei Bonn Inhaltsverzeichnis 1 Afghanistankonferenz 2001 1 1 Konferenzteilnehmer 1 2 Ergebnis 2 Weiterer Verlauf 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseAfghanistankonferenz 2001 BearbeitenDie erste Afghanistan Konferenz auf dem Bonner Petersberg ergab einen Funf Punkte Plan fur die politische Ubergangsphase in Afghanistan den der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen fur Afghanistan Lakhdar Brahimi am 13 November 2001 dem UN Sicherheitsrat vorlegte 4 und den dieser am 14 November mit der Resolution 1378 bestatigte Die Vereinten Nationen rufen mit Zustimmung der Nordallianz eine internationale Konferenz ein auf der die verschiedenen Volksgruppen Afghanistans vertreten sind Auch die von Iran und Pakistan unterstutzten Krafte sollen dort reprasentiert sein Die Konferenz wahlt einen provisorischen Rat Ihm steht eine afghanische Personlichkeit vor die als Symbol der Nationalen Einheit anerkannt ist und um die sich alle ethnischen religiosen und regionalen Gruppen sammeln konnen Der Rat schlagt eine Ubergangsregierung fur zwei Jahre vor an der alle bedeutenden Volks und Interessengruppen beteiligt sind Eine Versammlung aller Stammesfuhrer die so genannte Loya Dschirga setzt die Ubergangsregierung ein und beauftragt sie eine demokratische Verfassung zu entwerfen Zudem soll die Regierung den Weg fur die ersten freien Wahlen seit 1973 ebnen Eine zweite Loya Dschirga setzt die Verfassung in Kraft und ernennt eine dauerhafte Regierung fur Afghanistan Die Konferenz war ursprunglich am 24 November 2001 in Berlin geplant wurde jedoch aus Sicherheitsgrunden auf den Petersberg bei Bonn verlegt Sie begann am 27 November 2001 das Abschlussprotokoll wurde am 5 Dezember 2001 unterzeichnet Konferenzteilnehmer Bearbeiten Auf der Konferenz waren die folgenden vier Gruppen vertreten Die Nordallianz stellte elf Delegierte ihr Verhandlungsfuhrer war der Tadschike Junus Kanuni Die Allianz war seit dem Sturz der Taliban durch die US gefuhrte internationale Koalition deren Bodentruppen sie faktisch stellte de facto Machthaber in Afghanistan bei der Verteilung der Machtpositionen fiel ihr daher eine Schlusselrolle zu Sie nahm fur sich in Anspruch Tadschiken Hazara und Usbeken in Afghanistan zu reprasentieren Die paschtunisch gepragte Rom Gruppe konstituierte sich im Wesentlichen aus Exilafghanen um den ehemaligen afghanischen Konig Mohammed Zahir auf dessen Aufenthaltsort im Exil sich der Name Rom Gruppe bezieht Sie stellte ebenfalls elf Delegierte Obwohl die als prowestlich eingeschatzte Rom Gruppe bei der Neuverteilung der Macht in Afghanistan nur eine Zuschauerrolle im Exil einnahm galt sie neben der Nordallianz als gewichtigste Fraktion der Konferenz Die durch funf Delegierte vertretene Peschawar Gruppe war ein breites Bundnis meist traditioneller Paschtunen und unterstutzte auch eine Einbindung gemassigter Taliban in eine neue Regierung Die von Pakistan gestutzte Gruppe wurde geleitet von Sayed Hamed Gailani Die ebenfalls durch funf Delegierte vertretene Zypern Gruppe spielte auf der Konferenz lediglich eine Randrolle Sie war wie die Rom Gruppe durch Exilpolitiker gepragt dominierend waren Hazara mit Verbindungen in den Iran Ihr Name leitete sich wie bei der Peschawar Gruppe aus dem ersten Verhandlungsort ab Der Delegationsfuhrer Humajun Dscharir ist der Schwiegersohn von Gulbuddin Hekmatyar Bei der Konferenz nicht anwesend waren der Prasident der Nordallianz Burhanuddin Rabbani die in ihren Einflussgebieten machtigen Warlords Abdul Raschid Dostum und Ismail Khan sowie offizielle Vertreter der Taliban Ergebnis Bearbeiten Hauptartikel Bonner Vereinbarung Die Teilnehmer der Konferenz einigten sich in ihrem Abschlussdokument der Bonner Vereinbarung auf einen Stufenplan und folgten damit in den Grundzugen dem Funf Punkte Plan der Vereinten Nationen 5 Machtubergabe an eine Interimsverwaltung am 22 Dezember 2001 Vorubergehende Stationierung einer einem Mandat der Vereinten Nationen unterstellten internationalen Truppe um die Sicherheit der Interimsverwaltung zu gewahrleisten Konstituierung einer ausserordentlichen Loya Dschirga die uber eine Ubergangsverwaltung entscheidet spatestens sechs Monate nach der Einsetzung der Interimsverwaltung die damit erlischt Konstituierung einer verfassunggebenden Loya Dschirga spatestens 18 Monate nach dem Zusammentreten der ausserordentlichen Loya Dschirga Demokratische Wahlen spatestens zwei Jahre nach dem Zusammentreten der ausserordentlichen Loya Dschirga um eine in vollem Umfang reprasentative Regierung zu wahlenDas Amt des Vorsitzenden der Interimsverwaltung ging an den Paschtunen Hamid Karzai Der von vielen Beobachtern als Favorit eingeschatzte noch amtierende Prasident Rabbani beteiligte sich nicht an der neuen Regierung Die Nordallianz konnte Schlusselpositionen im Kabinett fur sich gewinnen Aussenminister wurde Abdullah Abdullah das Innenressort ubernahm Delegationsleiter Junus Ghanuni der neue Verteidigungsminister hiess Mohammed Fahim ein politischer Ziehsohns Ahmad Schah Massouds Neben der Nordallianz wurde das Kabinett hauptsachlich mit Vertretern der Rom Gruppe besetzt 6 Der Fortschritt des Demokratisierungsprozesses sollte auf weiteren Afghanistan Konferenzen beurteilt werden Weiterer Verlauf BearbeitenInfolge des Abkommens erteilte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit der Resolution 1386 7 am 20 Dezember 2001 das Mandat fur eine Internationale Sicherheitsunterstutzungstruppe fur Afghanistan International Security Assistance Force ISAF und setzte damit die Bestimmung der Bonner Vereinbarung um Die internationale Gemeinschaft wollte eine friedliche Entwicklung neben der Stationierung militarischer Krafte in Afghanistan auch durch andere Hilfestellungen absichern Am 21 22 Januar 2002 tagte in Tokio eine Geberkonferenz fur Afghanistan die insgesamt Wiederaufbauhilfen fur Afghanistan in Hohe von 4 5 Milliarden US Dollar zusagte Am 12 Juni 2002 wurde eine ausserordentliche landesweite Loya Dschirga einberufen der etwa 1 500 Delegierte beiwohnten Sie tagte bis zum 19 Juni 2002 und bestimmte eine Ubergangsverwaltung inklusive einer Ubergangsregierung der wie zuvor Hamid Karzai als Ubergangsprasident vorstand Die Ubergangsverwaltung loste die bisherige Interimsverwaltung ab Wiederum auf dem Petersberg bei Bonn fand am 2 Dezember 2002 eine zweite Afghanistan Konferenz statt auf der weiter uber den Wiederaufbau des Landes beraten wurde Dort wurden Festlegungen zur Struktur und Grosse der zu schaffenden afghanischen Armee getroffen Ende 2003 wurde eine verfassungsgebende Loya Dschirga einberufen die die neue afghanische Verfassung im Januar 2004 ratifizierte Afghanistan wurde eine Islamische Republik mit einem zentralisierten Prasidialsystem und einem Zwei Kammern Parlament Die Prasidentschaftswahl am 9 Oktober 2004 bestatigte Karzai als nunmehr demokratisch legitimierten Prasidenten Er konnte 55 4 der abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen es folgten Junus Kanuni mit 16 3 Mohammed Mohiqiq mit 11 6 sowie Abdul Raschid Dostum mit 10 Stimmanteil Die ubrigen Kandidaten blieben unter der 10 Marke 8 Den Abschluss des Demokratisierungsprozesses markierten die Parlamentswahl in Afghanistan 2005 aus denen sich das erste frei gewahlte afghanische Parlament seit 1973 konstituierte Diese Wahlen sollten gemass dem Zeitplan des Petersberger Abkommens spatestens im Juni 2004 stattfinden mussten aber aufgrund von Verzogerungen bei der Wahlregistrierung mehrmals verschoben werden Auf der internationalen Afghanistan Konferenz in London wurde 2006 dann der erfolgreiche Abschluss des Petersberg Prozesses festgestellt Mit der Verabschiedung von Afghanistan Compact wurde hier ein Rahmen fur die nachste Stufe internationaler Zusammenarbeit geschaffen Er konzentriert sich im Kern auf die Unterstutzung der Ubernahme der eigenen Verantwortung im Lande durch die inzwischen demokratisch legitimierte afghanische Regierung Weblinks BearbeitenBabak Khalatbari Wahlen in Afghanistan Entscheidung zwischen Diktatur und Demokratie Konrad Adenauer Stiftung Politischer Kurzbericht Einzelnachweise Bearbeiten Citha D Maass Afghanistan im Umbruch Bonner Prozess als Modell risikoreicher Stabilisierungspolitik Stiftung Wissenschaft und Politik 2002 S 8 Der Petersberg Prozess und die Zeit danach Die Welt 5 Dezember 2011 Franz X Danner Ratlos am Hindukusch Nach dem Abschluss des Petersberg Prozesses hat Berlin kein schlussiges neues Konzept fur seine Afghanistan Politik IP 2005 S 90 95 Bericht von Brahimi an den UN Sicherheitsrat PDF 92 kB Ubersetzung der Schlussdokuments Ubereinkommen uber vorlaufige Regelungen in Afghanistan bis zur Wiederherstellung dauerhafter staatlicher Institutionen PDF 38 kB im Web Archive Version vom 16 Marz 2012 Kabinett der Interimsregierung 2002 Englisch Resolution 1386 2001 vom 20 Dezember 2001 Resolutionen und Beschlusse des Sicherheitsrats vom 1 Januar 2001 bis 31 Juli 2002 abgerufen am 23 Juni 2023 Ergebnisse der Prasidentschaftswahl 2004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Petersberg Prozess amp oldid 236646650