www.wikidata.de-de.nina.az
Als Perzeption lateinisch perceptio von percipere erfassen ergreifen wahrnehmen wird bezeichnet einerseits die Gesamtheit der Vorgange der Wahrnehmung andererseits der Inhalt der Wahrnehmung selbst Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsinhalt 2 Begriffsgeschichte 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBegriffsinhalt BearbeitenPerzeptionen sind primar unbewusste Prozesse individueller Informations und Wahrnehmungsverarbeitung die im Bewusstsein des Informationsempfangers Vorstellungsbilder images von wahrgenommenen Teilaspekten der Wirklichkeit entstehen lassen Der Prozess der Perzeption bewirkt dass die von aussen kommenden Informationen im Erkenntnissystem des Informationsempfangers unwillentlich in einer bestimmten Weise strukturiert und eingeordnet werden Perzeptionen sind demnach selektiv subjektive Bestandsaufnahmen der Umwelt Sie sind relativ statisch Perzeption bezeichnet nicht nur das subjektive Ergebnis des Wahrnehmungsvorgangs Perzept sondern auch die diesem zugrundeliegenden neurophysiologischen Prozesse Sinneswahrnehmungen Unter Perzeption im oben definierten Sinne durfen auch nicht nur die Vorgange des Auffassens Erkennens und Beurteilens also die gedankliche Verarbeitung des Wahrgenommenen subsumiert werden die heute in strengerem Sinne als Apperzeptionen oder gar Kognitionen bezeichnet wurden Eine willentliche Zuwendung der Aufmerksamkeit gehort ebenso dazu Die Perzeption im weiteren Sinne umfasst dagegen auch unbewusste und emotionale Vorgange des Empfindens Begriffsgeschichte BearbeitenDer Begriff wurde bereits in der Stoa zur Kennzeichnung einer klaren und unfehlbaren Wahrnehmung verwendet 1 In der Neuzeit wurde der Begriff ursprunglich durch Rene Descartes als perceptio ab imaginatione et a sensibus Erfassen durch Vorstellung und Sinne verwendet Im englischen Empirismus und Sensualismus bedeutete er sinnliche Wahrnehmung So beinhalten Perzeptionen bei John Locke keine zusammengesetzten Ideen 2 Bei George Berkeley findet sich die Formel esse est percipi Sein ist wahrnehmen In der Folge stellte Gottfried Wilhelm Leibniz der Apperzeption als dem klar und mit Selbstbewusstsein Wahrgenommenen die Perzeption als eine vage und unscharfe Vorstufe des Denkens gegenuber und unterschied daruber hinaus noch kleine Perzeptionen die unmerklich sind und unter der Bewusstseinsschwelle bleiben Auf ihnen beruhen unsere unbestimmten Eindrucke unser Geschmack unsere Wahrnehmungsbilder der sinnlichen Qualitaten welche alle in ihrem Zusammensein klar jedoch ihren einzelnen Teilen nach verworren sind auf ihnen beruhen die ins Unendliche gehenden Eindrucke die die uns umgebenden Korper auf uns machen und somit die Verknupfung in der jedes Wesen mit dem ubrigen Universum steht Ja man kann sagen dass vermoge dieser kleinen Perzeptionen die Gegenwart mit der Zukunft schwanger geht und mit der Vergangenheit erfullt ist dass alles miteinander zusammenstimmt und dass Augen die so durchdringend waren wie die Gottes in der geringsten Substanz die ganze Reihenfolge der Bewegungen des Universums lesen konnten 3 Indem er Schlaf und Traum zum Thema machte eroffnete Leibniz der Philosophie das Thema des Unbewussten 4 Bei Immanuel Kant ist die perceptio eine Unterart der Vorstellungen repraesentatio und bezeichnet solche mit Bewusstsein KrV B 375 Im Rahmen der perceptio sind Vorstellungen bei denen sich der subjektive Zustand verandert Empfindungen sensatio Objektive Perzeptionen sind bei Kant Erkenntnisse cognitio Als Apperzeption bezeichnete er hingegen das Bewusstsein seiner selbst Eine erneute Wende des Begriffsinhalts ergibt sich bei Johann Friedrich Herbart bei dem die Perzeption die Aufnahme des sinnlich Wahrgenommenen bei Kant Anschauung intuitio bezeichnete wahrend er Apperzeption die Aneignung und Verarbeitung nannte Wilhelm Wundt schliesslich verwendet die Metapher des Sehens zur Beschreibung der Wahrnehmung und unterscheidet die Perzeption als das Eintreten einer Vorstellung in das Blickfeld des Bewusstseins wahrend die Apperzeption der Eintritt in den Blickpunkt der Aufmerksamkeit ist 5 Im zwanzigsten Jahrhundert hat Alfred North Whitehead in Prozess und Realitat eine zu Leibniz analoge Unterscheidung getroffen indem er Wahrnehmungen im Modus kausaler Wirksamkeit causal efficacy vage und unbestimmt nannte wohingegen Wahrnehmungen im Modus vermittelnder Unmittelbarkeit presentational immediacy klar und willentlich gesteuert erfolgen Beide Formen der Wahrnehmung sind ein Teil des Erfassens prehension der Realitat und erhalten ihre Bedeutung indem sie unter Einschluss der subjektiven Vorgepragtheit subjective form zu einer symbolischen Referenz verbunden werden 6 Siehe auch BearbeitenWahrnehmungspsychologieLiteratur BearbeitenW Jahnke Stichwort Perzeption In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 9 Schwabe Basel 1989 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Perzeption Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Friedrich Kirchner Perzeption in Worterbuch der philosophischen Grundbegriffe 1907 Einzelnachweise Bearbeiten Cicero De Finibus Bonorum et Malorum V 76 John Locke An Essay Concerning Humane Understanding II 9 of perception Gottfried Wilhelm Leibniz Neue Abhandlungen uber den menschlichen Verstand Einleitung Kurt Flasch Kampfplatze der Philosophie grosse Kontroversen von Augustin bis Voltaire Klostermann Frankfurt 2008 308 Wilhelm Wundt Grundzuge der physiologischen Psychologie II 235 ff Erstmals hatte Whitehead das Konzept in Kulturelle Symbolisierung vorgestellt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Perzeption amp oldid 209830339