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Die Pegnitzhutte war eine Eisengiesserei in Pegnitz die sich mit dem Bau von Wasser Dampf und Gasarmaturen aller Art Hydranten Pumpen sowie mit der Herstellung von Rohguss beschaftigte und von 1890 bis 1959 existierte Danach ging die AMAG Hilpert Pegnitzhutte AG mit den Werken Nurnberg und Pegnitz in der Klein Schanzlin und Becker AG KSB auf Der Begriff Pegnitzhutte war ursprunglich die Bezeichnung fur das 1890 gegrundete Pegnitzer Werk allein tauchte aber seit 1927 auf Briefkopfen als Name fur das Gesamtunternehmen auf lange bevor dies 1939 der amtliche Firmenname wurde AMAG Hilpert Pegnitzhutte Nurnberg 1 Inhaltsverzeichnis 1 Pragende Personlichkeiten 1 1 Richard Kuhlo 1 2 Albert Gallisch 1 3 Hans Gentner 2 Unternehmerische Entwicklung 2 1 Vorgeschichte in Nurnberg 2 2 Vorgeschichte in Pegnitz 2 3 Grundung und Ausbau des Zweigwerks Pegnitz 2 4 Besonderheiten im Pegnitzer Betrieb 2 5 Umstellung auf Kriegsbedarf 2 6 Anschluss an die VAG 2 7 Ubernahme durch die KSB 3 Industrielle Entwicklung 3 1 Neumannsche Evolventenpumpe 3 2 Waltersche Panzerung 3 3 Kragensitze 3 4 Freiflussventil 3 5 Thermisilid 3 6 Krupp Legierungen 4 Sozialraumliche Entwicklung 4 1 Verschiebungen in der Kleinstadtgesellschaft 4 2 Struktur der AMAG Belegschaft 4 3 Pegnitzer Klassengesellschaft 4 4 Herausbildung sozialdemokratischer Subkultur in Pegnitz 4 4 1 Die Gewerkschaftsbewegung in der Pegnitzhutte 4 4 2 Expansion der Arbeitervereine in Pegnitz 4 4 3 Stenographen Radfahrer Genossenschaften Gesangverein 4 5 Ein AMAG Arbeiter in seinem gesellschaftlichen Umfeld 5 Betriebswirtschaftliche Folgen der politischen Entwicklung 5 1 Turbulenzen wahrend der Weltwirtschaftskrise 5 2 Unter nationalsozialistischem Einfluss 5 3 Rustungswirtschaft und Zwangsarbeiter 6 Weitere Entwicklung 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweisePragende Personlichkeiten BearbeitenRichard Kuhlo Bearbeiten Der AMAG Generaldirektor Richard Kuhlo emittierte in den Jahren 1890 bis 1898 zur Finanzierung der umfangreichen Investitionen vor allem fur Kauf und Ausbau der Werke in Pegnitz und Wien in mehreren Schritten neue Aktien Er erhohte das Eigenkapital auf 5 Millionen Mark und nahm 1898 1 2 Millionen Mark Fremdkapital auf Das veranderte langfristig die Eigentumerstruktur 2 Albert Gallisch Bearbeiten In den Jahren 1920 bis 1936 leitete der Marine Oberstabsingenieur a D Albert Gallisch das Zweigwerk in Pegnitz Die Belegschaftsziffer schwankte damals zwischen 400 und 600 Der mechanischen Werkstatt war eine Giesserei von etwa 500 t monatlicher Leistung angegliedert die den Guss fur Eigenbedarf fur das in Nurnberg befindliche Stammhaus und fur Kunden lieferte 3 Hans Gentner Bearbeiten Die herausragende Stellung der Arbeiterbewegung in Pegnitz bis in die zweite Halfte des 20 Jahrhunderts hinein ist zu wesentlichen Teilen der Personlichkeit von Hans Gentner zuzuschreiben der zeitweilig als Pegnitzer Burgermeister fungierte 4 Unternehmerische Entwicklung BearbeitenVorgeschichte in Nurnberg Bearbeiten Am 1 Mai 1854 grundete der Rotgiessermeister Johann Andreas Hilpert 1829 1873 in Nurnberg eine eigene Firma die am 2 Juli 1889 16 Jahre nach seinem Tod von seinen Erben in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde mit dem Namen Armaturen und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft vormals J A Hilpert kurz AMAG Hilpert 5 Bis heute werden mit dem Begriff Amag in Pegnitz die Fabrikanlagen verknupft die den KSB Standort Pegnitz ausmachen Diese liegen an der Amag Hilpert Strasse und der Strassenname erinnert an die Zeiten in denen die Nurnberger Aktiengesellschaft entlang der nach ihr benannten Strasse ihre grosse Fabrik betrieb und in der Pegnitzer Offentlichkeit der Begriff KSB noch weitgehend unbekannt war 6 Vorgeschichte in Pegnitz Bearbeiten nbsp Ehem Pegnitzhutte heute KSB Mai 2021Zu den Naturschatzen der Pegnitzer Gegend gehoren Farberden Diese lockten ein franzosisches Unternehmen in die Stadt Es erwarb 1881 gegenuber dem neuen Bahnhof von Pegnitz ein Gelande und baute zunachst ostlich von Pegnitz bei den Dorfern Troschenreuth und Sassenreuth die in der geologischen Juraformation Dogger Beta anstehenden roten und gelben Farberden Rotel Bolus in einer sogenannten Bruchhutte ab Fur die Weiterverarbeitung zu Erdfarben errichtete diese Firma 1882 eine grosse Fabrik am neuen Pegnitzer Bahnhof die Pegnitzhutte 7 Die Pariser Firma florierte jedoch nicht und stellte schon zwei Jahre spater 1884 ihren Betrieb ein Der Name Pegnitzhutte aber ist seit jener Zeit mit diesem Ort verbunden 8 Nach der Zwangsversteigerung der franzosischen Dampffarbmuhle mit 2 100 Tonnen roher und gemahlener Farberden folgte im Marz 1885 die Versteigerung der Pegnitzmuhle die zunachst an ein ortliches Konsortium ging Im November 1885 erwarben die Nurnberger Kaufleute Alfred Merkel und Wilhelm Kauffmann die Fabrikanlage und schon bald war im ortlichen Anzeigeblatt zu lesen dass die Abbrucharbeiten an der ehemaligen Farbenfabrik dahier bereits begonnen haben und dass die nothwendigsten baulichen Veranderungen sowie die Einrichtungen die fur eine Drahtfabrik erforderlich sind im Laufe des Winters bewerkstelligt werden und hoffen die Herren Unternehmer bis zum Monat Marz mit der Fabrikation beginnen zu konnen Mit etwa 25 Beschaftigten begann im Fruhjahr 1886 die Firma F C Merkel die Produktion von leonischen und Kupferdrahten Die niedrige Beschaftigtenzahl in der grossen Fabrik offenbarte fruh das geringe wirtschaftliche Potential des Unternehmens Die geschaftlichen Erwartungen sowohl der Farben als auch der Drahtfabrik in Pegnitz erfullten sich nicht Die Grunde fur das Scheitern dieser Unternehmen nach jeweils kurzer Zeit sind nicht bekannt Zwei Jahre spater am 28 Oktober 1889 gab Wilhelm Kaufmann der Teilhaber der Firma F C Merkel beim Bezirksamt Pegnitz ein Gesuch zu Protokoll in seiner Pegnitzer Fabrik eine Eisengiesserei einrichten zu durfen Tatsachlich wollte die Firma F C Merkel keine Giesserei aufbauen sondern ihr brachliegendes Werk verkaufen und fur den Kaufinteressenten Richard Kuhlo von der Nurnberger AMAG war entscheidend dass er in der Fabrik eine Eisengiesserei betreiben konnte und nicht mit Hindernissen rechnen musste 9 Grundung und Ausbau des Zweigwerks Pegnitz Bearbeiten 1890 wurde die Eisengiesserei in Pegnitz gegrundet 10 Standortvorteile waren Gleisanschluss niedrige Lohnkosten gunstiger Kaufpreis der vorgefundenen und geeigneten Fabrikgebaude einfache Verfugbarkeit von Wasser und Sand 11 Da die Zeit fur die Errichtung neuer Gebaude nicht abgewartet werden musste waren schon vier Monate nach dem Abschluss des Kaufvertrages fur die Fabrik zwei Kupolofen betriebsbereit Am 25 Juni 1890 wurden sie in Betrieb genommen und die AMAG begann mit 40 Arbeitern die Produktion in Pegnitz 12 Die Hoffnung auf Steigerung des AMAG Reingewinns durch das Pegnitzer Zweigwerk ging zwei Monate nach Produktionsbeginn am 16 August 1890 in den Flammen eines Grossbrandes unter Ein uberhitzter Trockenofen hatte das Holzdach der Giesserei entflammt Weil die Versicherungen in Ordnung waren konnte der rasche Wiederaufbau mit feuerfestem Dach schon 1891 abgeschlossen werden Der schwere Brandschaden hatte eine erhebliche Umgestaltung der Fabrik zur Folge 13 In den Werken Pegnitz und Nurnberg arbeiteten im Jahr 1898 insgesamt 1 500 Menschen die meisten am Standort Nurnberg Pegnitz mit seinen damals ca 400 Mitarbeitern war nur eine relativ kleine Zweigstelle mit dem Schwerpunkt Giesserei Doch auch dieser Zweigbetrieb war fur die damalige Zeit ein Grossbetrieb und das Gesamtunternehmen mit seinen weit mehr als 1 000 Beschaftigten ein Riesenbetrieb Mit einem Umsatzerlos von 8 1 Mio Mark 1898 und 9 5 Mio 1899 gehorte das Unternehmen zur bayerischen Grossindustrie 14 Besonderheiten im Pegnitzer Betrieb Bearbeiten Die Pumpenfertigung wurde im Nurnberger Werk konzentriert und die Armaturenfertigung zunehmend nach Pegnitz verlagert Die Pegnitzer Giesserei hatte beide Werke mit dem benotigten Grauguss zu versorgen 15 Fur den Aufbau der Armaturenfertigung brauchte man Eisen Dreher und Maschinen Schlosser und diese mussten ebenfalls von ausserhalb der Stadtgrenzen kommen und sogar im nicht bayerischen Ausland etwa in den mitteldeutschen Industrieregionen angeworben werden So war der erste Vorsitzende des 1898 gegrundeten Sozialen Partei Vereins gemeint ist der Sozialdemokratische Verein ein Schlosser aus Sachsen ein Revisor des Vereins stammte aus Magdeburg Diese Manner brachten neben ihrer beruflichen Kompetenz als Metallfacharbeiter auch eine ausgepragte politische Uberzeugung mit Um dem Fachkraftemangel zu begegnen begann die Fabrik sogleich mit der betrieblichen Ausbildung Am 8 Marz 1891 befanden sich bereits vier Lehrlinge in der Pegnitzhutte von denen einer das 14 Lebensjahr noch nicht vollendet hatte Zu diesen Lehrlingen der ersten Stunde gehorte auch Hans Gentner der spatere Burgermeister von Pegnitz 16 Der Konjunkturaufschwung im Deutschen Reich fuhrte zu einem raschen Ausbau der Produktionskapazitaten in Pegnitz 17 Die inzwischen zahlreichen Arbeiter begrussten im Juni 1908 den bayerischen Kronprinzen Ludwig mit Hochrufen als dieser seine Reise nach Bayreuth fur einen erlauchtesten Besuch der Stadt Pegnitz unterbrach und bei der Gelegenheit auch der Pegnitzhutte einen Kurzbesuch abstattete 18 Umstellung auf Kriegsbedarf Bearbeiten Der Erste Weltkrieg beendete die goldenen Jahre zwischen 1895 und 1913 jenen langlebigen Konjunkturaufschwung der Deutschland in das Spitzentrio der Industriestaaten getragen hatte und Pegnitz in die Liga der kleinen Industriestadte Aus den 40 Arbeitern mit denen die Fabrik 1890 in Pegnitz begann waren bis 1914 uber 400 geworden Fur die AMAG Arbeiter wirkte es sich vorteilhaft aus dass ihr Betrieb in die deutsche Rustungsindustrie einbezogen wurde Mit Beginn des Ersten Weltkriegs musste das Werk seine Produktion auf Kriegszwecke umstellen Das waren nicht nur Schiffskreiselpumpen fur die Kaiserliche Marine sondern auch Artilleriegeschosse Die Pegnitzhutte richtete ihren Betrieb auf den Kriegsbedarf ein und stellte Granaten und Wurfminen her 19 Dafur musste die Fabrik sowohl personell als auch maschinell expandieren 1915 wurde ein dritter Kupolofen in Betrieb genommen Zeitweise wurde zusatzlich in Nachtarbeit gearbeitet 20 Insgesamt war der Krieg fur die Rustungsunternehmen hochst profitabel Die indirekte Beteiligung am U Boot Bau brachte der AMAG positive Impulse fur die Fortentwicklung der Kreiselpumpe deren Gussteile in Pegnitz produziert wurden In den Kriegsjahren gelangen die ersten Schritte mit der Kreiselpumpe auch Sauren zu fordern wodurch neue Geschaftsfelder in der sich nach dem Krieg kraftig entwickelnden chemischen Industrie erschlossen wurden 21 Anschluss an die VAG Bearbeiten 1925 wird die AMAG Grundungsmitglied der Vereinigten Armaturen Gesellschaft mbH VAG an der neben funf weiteren Firmen sowohl AMAG Hilpert als auch die Klein Schanzlin amp Becker AG in Frankenthal KSB AG beteiligt waren In der kartellartigen Vertriebsgesellschaft wurden die Produktionsprogramme abgesprochen und so der Wettbewerb zwischen den Mitgliedern eingeschrankt Dem standen gesamtwirtschaftliche Vorteile gegenuber Schieber und Hydranten wurden in DIN Normen gefertigt dies ermoglichte grossere Produktionsserien und damit gunstigere Herstellungskosten Sowohl die VAG Grundung als auch der Zugriff von KSB auf die AMAG Aktien fallen in eine Zeit in der in Deutschland ein zunehmendes Streben nach Marktbeherrschung und Wettbewerbsbeseitigung zu Kartellbildungen und Unternehmenskonzentration fuhrten 22 Ubernahme durch die KSB Bearbeiten nbsp Aktie uber 100 RM der AMAG Hilpert Pegnitzhutte AG vom 4 Juli 1935Die Aktienmehrheit an der AMAG Hilpert Pegnitzhutte AG erwarb 1930 der Generaldirektor der Firmengruppe Klein Schanzlin amp Becker AG KSB Jacob Klein Klein fuhrte die Serienfertigung von Armaturen und Pumpen ein Insbesondere die Einfuhrung von Normpumpen fur die chemische Industrie war sein Verdienst Zum 100 jahrigen Firmenjubilaum 1954 schrieb der Wirtschaftsjournalist Gert von Klass Fur die AMAG Produktion ist es nicht ohne Bedeutung dass die fabrikmassige Herstellung von Armaturen und Pumpen aus dem alten Nurnberger Rotgiesser Handwerk hervorgegangen ist und dass die AMAG sich aus diesem Handwerk zu ihrer heutigen Geltung entwickelt hat Nach wechselvollen Schicksalen wie sie die deutsche Geschichte in den letzten hundert Jahren mit sich brachte gehort die AMAG heute zur Gruppe KSB einer Firmengemeinschaft auf dem weiten Feld der Armaturen Pumpen und Kompressoren wo sie den ihr gemassen Platz gefunden hat 23 Industrielle Entwicklung BearbeitenDie Werke in Pegnitz und Nurnberg stutzten sich auf folgende Erfindungen und technische Entwicklungen Neumannsche Evolventenpumpe Bearbeiten Die wirtschaftlichen Erfolge der AMAG wurden wesentlich von der Kreiselpumpe gepragt an deren Entwicklung der AMAG Ingenieur Fritz Neumann grossen Anteil hatte Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs stieg der Absatz dieses Pumpentyps nicht nur in Deutschland an die Neumannsche Evolventenpumpe 24 wurde auch zum Exporterfolg und arbeitete in den Bewasserungssystemen Agyptens ebenso wie in mexikanischen Bergwerken Die Nurnberger AMAG Hilpert war mit ihren Exporten und auslandischen Werken und Niederlassungen an der Globalisierungswelle beteiligt die sich vor dem Ersten Weltkrieg herausgebildet hatte 25 Waltersche Panzerung Bearbeiten Der fruhere Betriebsleiter der AMAG Richard Walter 26 hatte auf dem Gebiet der Metallurgie wichtige Erfindungen gemacht und sie sich durch Patente schutzen lassen Zu ihnen gehort das Panzerungspatent das sich auf den Vorgang bezieht normalen Stahlguss durch Auflegierung hochwertiger Materialien wie Chromnickelstahl zu veredeln und verschleissfester zu machen Dichtungsringe in solcher Ausfuhrung zeigten sich bei Dampfabsperrventilen als sehr widerstandsfahig gegen die Einwirkung von Heiss und Sattdampf Spater erwies es sich dass diese Dichtungsringe nicht genugend fest in die Ventile eingebaut werden konnten und sich durch die grossen Temperaturunterschiede wieder lockerten Dadurch wurde der Wert der Absperrventile stark herabgemindert 27 Kragensitze Bearbeiten Dem Betriebsleiter der AMAG Karl Israel gelang im Jahre 1928 eine Erfindung der zufolge die Absperrventile mit einem unmittelbar aus dem Material des Ventilkorpers kragenartig herausgearbeiteten Sitz ausgestattet wurden Auf die Stirnseite dieser Kragensitze wurde die Waltersche Panzerung auflegiert die danach mit dem Kragensitz eine untrennbare Einheit bildete und weder durch Warmeunterschiede noch durch mechanische Krafte gelost werden konnte Damit wurden die Panzerabsperrventile geschaffen die nun serienmassig hergestellt werden konnten und sich bald eines ausgezeichneten Rufes erfreuten 28 Freiflussventil Bearbeiten Weitere Fortschritte wurden erzielt durch die Ausnutzung eines Patentes des Dipl Ing Knupfer das ein Absperrventil mit geradem widerstandsfreien Durchgang und schrager Spindel schutzt Als sogenanntes Freifluss Ventil ging es in das Produktionsprogramm der AMAG ein Die Vorzuge dieser neuen Armaturen waren so gross dass ihr Absatz in der chemischen Industrie und im Kraftwerksbau bei Uberwindung der Weltwirtschaftskrise in den Jahren 1929 bis 1932 eine gewichtige Rolle spielten 29 Thermisilid Bearbeiten Im Jahre 1922 gewann noch ein weiteres Patent Richard Walters fur die AMAG grosse Bedeutung Er entwickelte eine saurefeste Legierung die er Thermisilid 30 nannte Er uberliess die Ausnutzung dieses Patentes der Firma Fried Krupp in Essen Der Initiative von Fritz Schaller verdankte die AMAG ein Abkommen mit Krupp in dem die Essener Firma sich verpflichtete Gussstucke aus Thermisilid fur Pumpen und Armaturen nur an die AMAG zu liefern So entstanden bei der AMAG Sonderbauarten fur diese Erzeugnisse die sich bei der chemischen Industrie schnell einfuhrten 31 Krupp Legierungen Bearbeiten Noch wichtiger wurde eine weitere Krupp Legierung die Chrom Nickel Legierung V2A die besonders saurefest ist Auch fur sie erhielt das Unternehmen ein Vorzugs Belieferungsrecht Die anfanglichen Absatzschwierigkeiten die sich aus dem hohen Preis fur die Legierungen ergaben fielen bald weg als die Abnehmer feststellten dass Saurepumpen und Saurearmaturen aus solchem Material so gut wie unverwustlich sind Diese Legierungen trugen ebenfalls erheblich dazu bei dass sich die AMAG in der Weltwirtschaftskrise widerstandsfahig erwies besonders weil auch hier die Entwicklung noch weiterging Da sich die Kruppsche V2A Legierung nicht als bestandig gegen schwefelige Sauren erwies die besonders in der Zellstoffindustrie eine grosse Rolle spielten entwickelte Krupp die V4A Legierung Chromnickel Molybdan durch die das Saureprogramm der AMAG eine wertvolle Abrundung erfuhr 32 Sozialraumliche Entwicklung BearbeitenMit der Industrieansiedlung von 1890 begann der Wandel der agrarisch und kleingewerblich gepragten Stadt Pegnitz in eine Industrie und Arbeiterstadt Mit der Zunahme der Wohnbevolkerung ging eine Veranderung im gesellschaftlichen Gefuge einher Zu den einheimischen Ackerburgern und Handwerkern mit meist bescheidenem Besitz und tradierter Lebensweise stiessen die zugewanderten Fabrikarbeiter mit Berufen die den Einheimischen weitgehend unbekannt waren Und sie brachten eine wenig burgerliche Weltsicht mit mit der sich die wenigsten der Alteingesessenen identifizieren wollten 33 Verschiebungen in der Kleinstadtgesellschaft Bearbeiten Das alte Pegnitz bestand aus zwei Teilen Dem alteren Marktflecken eben die Altstadt und etwa 350 m nordlich davon die Neusiedlung welche erst im 14 Jahrhundert planmassig angelegt wurde Dieser geografischen Teilung entsprachen trotz der formellen rechtlichen Gleichberechtigung der Einwohner auch sozio okonomische Unterschiede Den eher gut situierten Ackerburgern der Stadt standen die armeren Altenstadter gegenuber In der Pfarrchronik von 1916 17 beschrieb der evangelische Pfarrer die Sozialstruktur der Pegnitzer Bevolkerung Danach siedelte in der Stadt das Kleinburgertum zum grossen Teil wohlhabende Geschaftsleute wie Backer Metzger Wirte Kaufleute und viele von ihnen betrieben zusatzlich Landwirtschaft Diese schauten mit einer gewissen Geringschatzung auf die Bauern im landlichen Teil der Pfarrei Fur die allermeisten Bauern stellte der Landbesitz nur einen Ruckhalt nicht aber eine hinreichende Existenzgrundlage dar Viele mussten als kleingewerbliche Handwerker oder durch Lohnarbeit zusatzliches Einkommen erwirtschaften Der bescheidene Grundbesitz gab die Moglichkeit zur Subsistenzwirtschaft und gewahrte in den Ernahrungskrisen des Ersten Weltkriegs Steckrubenwinter und bald nach 1945 eine relativ sichere Existenzgrundlage Mit der prosperierenden Fabrik entstand Nachfrage nach vielfaltigen Leistungen des Pegnitzer Kleingewerbes Das produzierende Handwerk z B Baugeschafte und Spenglereien verdiente an den Auftragen die die AMAG bei Ausbau und Instandhaltung sowie fur den laufenden Betrieb ihrer Fabrik an ortliche Betriebe vergab Auch die Pegnitzer Lebensmittelhandwerker und Einzelhandler zogen ihren Vorteil aus der Nachfrage der AMAG Mitarbeiter nach Nahrungsmitteln 34 Struktur der AMAG Belegschaft Bearbeiten Obwohl die AMAG Arbeiter weitgehend eine politisch homogene Gruppe bildeten gab es innerhalb der Belegschaft eine soziale Differenzierung In der Satzung des Arbeiterausschusses wurden im Jahr 1905 die acht Berufsgruppen aufgelistet die jeweils mit einem Vertreter im Arbeiterausschuss vertreten sind Schreiner Former Maschinenformer Kernmacher Putzer Dreher Schlosser und Modellschlosser Auch innerhalb dieser Facharbeitergruppen wurde je nach Qualifikationsniveau und Berufserfahrung weiter differenziert Der altere qualifizierte Vorarbeiter stand in Sozialprestige und Einkommen deutlich uber dem Tagelohner Oberhalb der Facharbeiter waren die Angestellten angesiedelt im Betrieb schon ausserlich am hohen Stehkragen erkennbar Die Angestellten waren in der Arbeitsordnung von 1905 definiert als Personen welche gegen feste Bezuge dauernd zur Leitung oder Beaufsichtigung des Betriebes oder einer Abteilung desselben beauftragt oder mit hoheren technischen Dienstleistungen betraut sind Die Pegnitzhutte war nur eine vergleichsweise kleine Zweigstelle Die Unternehmensleitung und der Grossteil der Buroeinheiten befanden sich in Nurnberg Dort wurde der uberwiegende Teil der kaufmannischen und technischen Angestellten beschaftigt Insgesamt durfte der Angestelltenanteil an der Belegschaft vor dem Ersten Weltkrieg bei 20 gelegen haben Obwohl in ihrer soziookonomischen Stellung innerhalb ihrer Gruppe noch starker differenziert als die Arbeiter waren die Angestellten in mehrfacher Hinsicht gegenuber den Arbeitern privilegiert Den Nachweis der taglichen Anwesenheitszeit durch das Betatigen einer Stechuhr verlangte die AMAG nur von ihren Arbeitern Erst die Einfuhrung der flexiblen Arbeitszeit in den 1970er Jahren beendete diese Ungleichbehandlung Fur ihre Angestellten errichtete das Unternehmen 1915 in Pegnitz ein Beamten Kasino das ab 1920 als Direktions Villa genutzt wurde Fur die Arbeiter bestand seit 1910 ein eigener Essraum mit Kantine Wahrend Angestellte und Beamte Anspruch auf eine Woche bezahlten Urlaub hatten war ein solcher fur Arbeiter vor 1914 eine Raritat und Angestellten wurde bei Krankheit das Gehalt vom Unternehmen sechs Wochen lang weiterbezahlt Mit diesen Privilegien versuchte man die Angestellten fur die reichsfreundlichen Parteien und die Staatsregierung zu gewinnen Ganz uberwiegend folgten sie dem burgerlichen Vorbild Fur die Arbeiter war ein Aufstieg zum Angestellten erstrebenswert so konnte zum Beispiel ein Facharbeiter mit der Versetzung in die Arbeitsvorbereitung in das Angestelltenverhaltnis ubernommen werden 35 Pegnitzer Klassengesellschaft Bearbeiten Obwohl die AMAG fur die Pegnitzer Handwerker kein unmittelbarer Konkurrent war hat die industrielle Produktionsweise insgesamt auch das Handwerk in vielfaltiger Weise beeinflusst Nicht wenige Gewerke wurden durch die industrielle Produktionsweise obsolet Ihr soziookonomischer Abstieg vereinte die davon betroffenen Menschen mit der Industriearbeiterschaft Moglicherweise sind im gleichen Ausmass wie Teile der Angestellten dem burgerlichen Lager zuwuchsen aus diesem Handwerker und Kleinstlandwirte ausgeschieden Diese und landliche Tagelohner konnten ihre wirtschaftliche Situation verbessern wenn sie sich in dem neuen Industriebetrieb verdingen konnten Den grosseren Bauern in Pegnitz und seinem Umland war mit der Industrieansiedlung ein Konkurrent um billige Arbeitskrafte entstanden Deshalb wurde die AMAG Ansiedlung von der Landwirtschaft insgesamt abgelehnt Eine Verstarkung des Teils der Pegnitzer Bevolkerung der der Arbeiterschaft zuzurechnen war brachten ca 200 Bergleute als mitten im Ersten Weltkrieg wegen der Blockade durch die Alliierten und dem allgemeinen Rohstoffmangel der Abbau der bei Pegnitz anstehenden oolithischen Doggereisenerze durch die oberschlesische Donnersmarckhutte aufgenommen wurde Noch 1918 im letzten Kriegsjahr wurden beachtliche Baumassnahmen in Pegnitz begonnen die 1921 fortgesetzt wurden Die Zeche musste jedoch schon 1923 geschlossen werden Auch ohne diese Bergleute war Pegnitz allein wegen der Pegnitzhutte eine ausgepragte Industrie und Arbeiterstadt geworden Nach 1935 begann der Abbau der nicht sehr hochwertigen Erze erneut und in grosserem Umfang Die uber 600 Bergleute verstarkten das proletarische Element in der kleinen Stadt ganz erheblich Jedoch konnte dies wegen der seit 1933 betriebenen Gleichschaltungspolitik des NS Staates gesellschaftspolitisch nicht mehr wirksam werden 36 Erwin Raschke urteilte 2017 In der deutschen Gesellschaft verstarkte sich vor allem nach 1890 da begann in Pegnitz gerade die Arbeiterzeit die Formierung der Arbeiterschaft zu einer sozialen Klasse und dem linken Proletarier dem vaterlandslosen Gesellen wurde ein inferiorer Platz in der Reichsnation zugewiesen Die Burger waren im Vergleich zu den Fabrikarbeitern die wirtschaftlich und sozial Begunstigten Das burgerlich konservative Gegenlager in Pegnitz bestehend aus dem genannten Kleinburgertum einigen wenigen hoheren koniglichen Beamten z B im Bezirksamt Rentamt und Gericht und vielleicht einem Dutzend leitender Angestellter in der Fabrik war in der uberschaubaren Kleinstadt sicher weniger ausgepragt doch wurden die reichsdeutschen Klassengegensatze nach der jungen Industrieansiedlung durch die Amag auch in Pegnitz deutlich Es ist nachweisbar dass es von Seiten der Burgerlichen deutlich abwertende Vorbehalte gegenuber den Pegnitzer Fabrikarbeitern gab Das zeigt sich auch in der Zugehorigkeit zu jeweils eigenen Vereinen und Organisationen und unterstutzt wird die Segregation durch die getrennten Wohnquartiere In der Stadt lebten die Burger ostlich der Bahnlinie entstanden die Arbeiterwohnhauser und nach 1937 sudlich der Stadt die abgelegene Bergarbeitersiedlung In der Klassengesellschaft des Kaiserreichs mit ihrer zementierten Sozialhierarchie und auch noch wahrend der Ersten Republik verorteten sich die einen als Mittelstand die anderen die uber nichts weiter als ihre Arbeitskraft verfugten fanden sich an deren unterem Ende 37 Herausbildung sozialdemokratischer Subkultur in Pegnitz Bearbeiten 1890 begann im wilhelminischen Deutschland der Durchbruch der Freien Gewerkschaften dazu gehorte der Metallarbeiterverband und der Sozialdemokratie zur Massenbewegung Um die Jahrhundertwende wurden in Pegnitz zahlreiche Vereine gegrundet darunter etliche die eindeutig von Arbeitern die fast alle in der Pegnitzhutte beschaftigt waren gepragt wurden Die zunehmende Dynamik und Unubersichtlichkeit der Industriegesellschaft forderten nicht nur bei den Arbeitern das Bedurfnis in Vereinigungen der verschiedensten Art die Moglichkeit zur kollektiven Identifikation und unter Gleichgesinnten ein Gefuhl von Starke und Geborgenheit zu finden Am Beginn stand die Grundung einer Interessenvertretung der AMAG Arbeiter im Betrieb Weitere Vereinsgrundungen zur Starkung des jeweiligen Milieus folgten 38 Die Gewerkschaftsbewegung in der Pegnitzhutte Bearbeiten 1891 Filiale des Deutschen Metallarbeiter Verbandes DMV 1907 Katholischer Arbeiterverein 1907 Ortsverein des Christlich sozialen Metallarbeiter Verbandes CMV Expansion der Arbeitervereine in Pegnitz Bearbeiten 1892 Arbeiter Verein Pegnitz 1903 Christlicher Verein 1898 Sozialer Parteiverein 1902 Burgerverein Pegnitz 1891 TurnvereinStenographen Radfahrer Genossenschaften Gesangverein Bearbeiten 1904 Arbeiter Stenographen Verein Arends 1906 Arbeiter Radfahrerbund Solidaritat 1907 Konsumverein Pegnitz 1917 Pegnitzer Baugenossenschaft 1906 Singriege 1906 Volks Chor Pegnitz 1906Ein AMAG Arbeiter in seinem gesellschaftlichen Umfeld Bearbeiten Ewald Raschke beschrieb 2017 in seinem lesenswerten Beitrag zur Pegnitzer Industrie und Sozialgeschichte anhand eines Fotos den Lebenslauf eines typischen AMAG Arbeiters Von diesem AMAG Arbeiter ist bekannt dass er nach einer Lehre als Eisendreher in der Schiffswerft der Gebruder Sachsenberg im protestantischen Rosslau an der Elbe wahrend seiner Wanderjahre als 19jahriger in der Pegnitzhutte in seinem Beruf Arbeit fand und hier im Jahr 1903 sesshaft wurde Eine Wohnstatte vermutlich ein mobliertes Zimmer konnte er in der Altstadt Nr 31 anmieten Noch im gleichen Jahr 1903 trat er dem Turnverein bei und wurde sogleich 1 Turnwart Das Foto zeigt ihn im Zentrum seiner aktiven Turner Er bekleidete diese Funktion viele Jahre unterbrochen vom zweijahrigen Wehrdienst in Eichstatt von 1904 bis 1906 und den Einsatzen als Unteroffizier zwischen 1914 und 1916 im Rekrutendepot Bayreuth und von 1916 bis 1918 in den Vogesen und den Karpaten In der Tochter eines Altstadter Schuhmachers fand er seine Ehefrau 1907 Die junge Familie lebte einige Zeit mit im winzigen Schuhmacher Hauschen dann in einer Mietwohnung in der Altstadt und nach 1920 in einer Wohnung der Baugenossenschaft 1919 kandidierte er fur den Pegnitzer Stadtrat auf der Liste der SPD Um 1920 wurde er Leiter der Turnabteilung des Arbeiter Turn und Sport Vereins Pegnitz nach 1919 wurde eine Fussballabteilung angeschlossen und deshalb der Vereinsname erweitert Von Anfang an war er in Pegnitz Gewerkschafter und Sozialdemokrat Arbeiter Turner Sanger im Volkschor und Mitglied bei Konsum und Baugenossenschaft Sein mehr als vierzigjahriges Berufsleben verbrachte er als Facharbeiter unterbrochen von Zeiten der Arbeitslosigkeit und des Militardienstes in der Fabrik wie er das Werk stets nannte bis zu seiner Verrentung 1949 Sein berufliches Konnen verschaffte ihm Anerkennung vielleicht sprach er deshalb zeitlebens mit Respekt vom Direktor Richard Kuhlo den er wohl wiederholt im Werk personlich erlebt hatte Wahrend der Leitung der Fabrik durch Kuhlo bis 1918 hatte sich die wirtschaftliche Lage des Arbeiters standig verbessert Es traf wohl zu dass Kuhlos Leute das Unternehmen als Schopfung eines paternalistischen Fabrikherrn betrachteten 39 Betriebswirtschaftliche Folgen der politischen Entwicklung BearbeitenTurbulenzen wahrend der Weltwirtschaftskrise Bearbeiten Fur die AMAG gestalteten sich die Jahre 1929 1930 nicht zuletzt durch die Panzer Absperr Ventile und durch die Krupp Legierungen noch verhaltnismassig gunstig Aber gegen Ende des Jahres 1930 wirkte sich die Krise auch auf den Bereich der AMAG aus und zwar so schwer dass sich die Geschaftsleitung zu ausserordentlichen Massnahmen gezwungen sah Es ging um die Frage ob das Zweigwerk Pegnitz ganz stillgelegt werden soll das zu dieser Zeit noch 300 Arbeiter beschaftigte 40 Eine Schliessung des Pegnitzer Betriebes bedeutete nicht nur die Entlassung samtlicher Angestellten und Arbeiter sondern auch die Abwanderung der Kundschaft zu Werken die eine grossere Widerstandsfahigkeit besassen Um das Ausserste zu vermeiden ging man zur 24 Stunden Woche uber Das bedeutete dass sich die Einkunfte vom Direktor bis zum Lehrling halbierten Buros und Werkstatten wurden wo irgend angangig zusammengelegt die grossen Kupolofen erloschen 41 Direktor in dieser schwierigen Zeit war Albert Gallisch Zu Anfang des Jahres 1931 war die Belegschaft in Pegnitz auf 90 Mann zusammengeschrumpft und in Nurnberg waren es nur noch 300 Aber diese entschiedenen Massnahmen bedeuteten die Rettung der Firma Auf der verkleinerten Basis liess sich schon im Jahr 1931 gunstiger arbeiten als im vorhergehenden Jahr obgleich der Umsatz diesem gegenuber noch einmal um mehr als die Halfte zuruckging und im Jahr 1932 das erst den Hohepunkt der allgemeinen Krise brachte konnten in Nurnberg und Pegnitz schon die ersten Neueinstellungen vorgenommen werden Dieses Jahr brachte den niedrigsten Umsatz mit 2 784 000 Mark Die Folgen der Krise waren wie uberall auch fur die AMAG schwer Das Aktienkapital musste im Jahr 1934 dem Jahr der Generalbereinigung erheblich reduziert werden um die Verluste der vergangenen Jahre auszugleichen und die notwendigen Reorganisationen der Betriebsanlagen durchzufuhren Eben um diese Zeit war die Aktienmehrheit der AMAG in den Besitz der Gruppe KSB ubergegangen 42 Unter nationalsozialistischem Einfluss Bearbeiten Das Ende der okonomischen Talfahrt um die Jahreswende 1932 1933 zeigte sich deutlich in der AMAG die schon vor den meisten Betrieben ihrer Branche Neueinstellungen vornehmen konnte Dieser Trendwende folgte dann mit dem 30 Januar 1933 der politische Wechsel Die erste deutsche Republik war an vielerlei Ursachen gescheitert und der Weg in die Diktatur geebnet 43 Nach der Machtubernahme der Nationalsozialisten wurde der Sozialdemokrat Hans Gentner als Burgermeister von Pegnitz abgesetzt Bei der Reichstagswahl am 5 Marz 1933 als der Wahlkampf der Arbeiterparteien schon deutlich erschwert worden war erreichte die SPD in Pegnitz noch 44 Prozent im Reich 18 3 die NSDAP 37 im Reich 43 9 Die KPD die bei dieser Wahl im Reich 12 3 erzielte hatte in Pegnitz nur einen Anteil von einem Prozent Die Aussage des katholischen Pfarrers Franz Vogl dass die Nazi Partei in Pegnitz nur eine geringe Kraft hatte weil Pegnitz vor dem dritten Reich zum grossen Teil sozialdemokratisch war wird trotz der 37 fur die NSDAP von dem Wahlergebnis bestatigt 44 Nachdem die KPD schon im Marz 1933 die SPD am 22 Juni 1933 verboten worden waren gaben die anderen Parteien ihre Selbstauflosung bekannt Um ihre Organisationen zu retten hatten sich die freien Gewerkschaften von den politischen Zielen der SPD distanziert Dennoch begann am 2 Mai 1933 mit der Besetzung der Gewerkschaftshauser die Zerschlagung der Gewerkschaften Als Gewerkschaft war nur noch die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation NSBO erlaubt die seit 1931 an Zulauf gewonnen hatte 1935 wurde die NSBO zu Gunsten der Deutschen Arbeitsfront aufgelost Die Mehrheit der AMAG Mitarbeiter sah in der SPD ihre politische Heimat selbst in den Jahren des dramatischen wirtschaftlichen und sozialen Niedergangs am Ende der Weimarer Republik Trotzdem hatten die Heilsversprechen von NSDAP und KPD auch unter den von der grassierenden Arbeitslosigkeit gepeinigten Arbeitern der AMAG ihre Anhanger gefunden Die Sozialpolitik wurde dem Leitbild der Volksgemeinschaft unterworfen Das Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vom 20 Januar 1934 verbot das Koalitions und Streikrecht und stellte die Betriebsverfassung auf eine vollig neue Grundlage Der Betriebsrat wurde durch den Vertrauensrat ersetzt die im Betrieb tatigen Menschen bildeten die Betriebsgemeinschaft die aus den Betriebsfuhrern und der Gefolgschaft bestand Entsprechend dem nun herrschenden Fuhrerprinzip wurden die beiden Vorstande in Nurnberg und der Werksleiter in Pegnitz als Betriebsfuhrer in ihren Positionen bestatigt Diese mussten Mitglied der NSDAP oder einer NS Organisation sein um staatliche oder kommunale Auftrage z B fur Klarwerke oder Feuerloschpumpen bekommen zu konnen 45 Die Betriebsfuhrer mussten an den Sitzungen des Vertrauensrates teilnehmen Dadurch sei bei der KSB Muttergesellschaft in Frankenthal das Betriebsklima erheblich verbessert worden Die heftigen politischen Auseinandersetzungen zum Ende der Weimarer Republik die auch in die Fabriken getragen wurden hatten mit der Machtergreifung zwangsweise ein Ende Nach dem Verbot von Metallarbeitergewerkschaft und der beiden Arbeiterparteien konnten nur solche Beschaftigte in den Vertrauensrat entsandt werden die von der nun absolut herrschenden Partei im Betrieb vertreten durch die NSBO als linientreu angesehen wurden Vertrauensmann konnte nur werden wer der Deutschen Arbeitsfront angehorte und die Gewahr bot jederzeit ruckhaltlos fur den nationalen Staat einzutreten Schon im Mai 1933 waren die Treuhander der Arbeit geschaffen worden welche im Konfliktfall die unanfechtbare Entscheidung trafen Die Treuhander der Arbeit unterstanden direkt dem Reichswirtschaftsministerium und ubernahmen mit diktatorischen Vollmachten auch die Funktion der Tarifhoheit die bis dahin die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbande ausgeubt hatten Sie setzten also die Lohne in den Betrieben fest Grundsatzlich wurden sie auf dem Niveau von 1932 fixiert Die Deutsche Arbeitsfront DAF wurde am 6 Mai 1933 also wenige Tage nachdem der 1 Mai zum bezahlten gesetzlichen Feiertag erhoben und tags darauf die Gewerkschaften zerschlagen worden waren durch die Zwangsintegration aller Arbeitnehmer und Arbeitgeberverbande gegrundet Nach dem Fuhrerprinzip organisiert fasste sie alle Arbeiter und Angestellten des Betriebes zusammen Ihre Hauptaufgabe war die betriebliche Sozialpolitik und unter dem Schlagwort Schonheit der Arbeit sorgte sie sich um Mutterschutz Bau von Werkswohnungen Licht und Luft am Arbeitsplatz Vorrangiges Ziel der DAF bestand darin die Arbeiter in den nationalsozialistischen Staat zu integrieren und ihren bisherigen Organisationen den Boden zu entziehen 46 Die im November 1933 gegrundete DAF Organisation Kraft durch Freude KdF ermoglichte erstmals der Arbeiterschaft die Teilnahme an kulturellen und touristischen Freizeitaktivitaten Ein 14 tagiger KdF Sommerurlaub am Tegernsee kostete 54 Reichsmark ein dreitagiger Kurzausflug zum Bodensee war mit 7 90 Reichsmark auch fur Industriearbeiter erschwinglich Parallel dazu wurde der Mindesturlaub von 3 auf 6 Tage erhoht AMAG Arbeiter nahmen sogar an einer Schiffsreise nach Norwegen teil Diese Massnahmen sowie die Uberwindung der traumatisch erlebten Arbeitslosigkeit trugen wesentlich zur Regimeloyalitat auch der Arbeiterschaft bei Diesem Ziel sollten auch Ehrungen von AMAG Mitarbeitern dienen die nicht ohne nationalsozialistische Propaganda abliefen Der Vertrauensrat des Nurnberger Werkes er trat im Werk als N S B O D A F der AMAG Hilpert auf forderte in einem Aufruf an die Deutschen Volksgenossen die Belegschaft dazu auf sich am Abend des 9 Marz 1934 an einem Marsch vom Werk zum Adolf Hitler Platz der Hauptmarkt in Nurnberg zu beteiligen Dort war eine grosse Revolutionskundgebung mit dem Frankenfuhrer Julius Streicher angesetzt worden Um eine moglichst hohe Beteiligung an dem Marsch zu erreichen wurde drohend angefugt Willst Du durch Dein Fernbleiben zeigen dass Du der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft nicht angehoren willst dann gehorst Du auch nicht mehr eingegliedert in die Reihen des schaffenden Deutschen Volkes Fur die Pegnitzer Belegschaft stellte sich diese Frage nicht Zum einen eignete sich die kleine Stadt nicht fur propagandistische Grossveranstaltungen zum andern konnten die Nationalsozialisten in der Pegnitzer Arbeiterschaft kaum Fuss fassen 47 Rustungswirtschaft und Zwangsarbeiter Bearbeiten Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg musste das Unternehmen im Zweiten Weltkrieg die Fabrikation nicht auf Kriegszwecke umstellen Trotz der Zuordnung des Unternehmens zum rustungswirtschaftlichen Komplex wurden vor allem nach Beginn des Russland Feldzuges im Juni 1941 viele der AMAG Mitarbeiter zum Kriegsdienst einberufen Auch die 1941 verordnete Anhebung der wochentlichen Arbeitszeit von 48 auf 50 Stunden konnte das nicht ausgleichen Vermehrt wurden nun Frauen auch in der Produktion beschaftigt Wahrend des Krieges wurden in Pegnitz sowohl auslandische Zivilpersonen als auch Kriegsgefangene als Arbeitskrafte eingesetzt Die Zivilarbeiter wurden in der Regel in ihrer Heimat unter Druck unter Ausnutzung der wirtschaftlichen Not und unter falschen Versprechungen z B kurze Befristung angeworben Das Werk wurde in das nationalsozialistische Zwangsarbeitssystem eingebunden 1943 44 war die AMAG in Pegnitz mit ca 300 Zwangsarbeitern der zweitgrosste Rustungsbetrieb in Oberfranken Bei einer Gesamtbelegschaft von 1 790 Personen betrug der Zwangsarbeiteranteil 17 Zu dieser Zeit hatte die Beschaftigung von Auslandern in Deutschland seinen Hochststand erreicht und lag in der Metallindustrie durchschnittlich bei 30 Fur den vergleichsweise niedrigen Anteil von Zwangsarbeitern an der AMAG Belegschaft durfte die relativ anspruchsvolle Fertigungstechnologie ursachlich sein die ein entsprechendes Fachkraftepotential voraussetzt Deutlich wird das in der damals stattgehabten Anforderung ziviler franzosischer Facharbeiter 48 Weitere Entwicklung BearbeitenSiehe auch KSB Unternehmen GeschichteLiteratur BearbeitenKlaus H Kasch homo faber Albert Gallisch und Anny gestalten arbeitend ihr Leben und ihre Welt Rendsburg 2020 Privatdruck Ewald Raschke Von der Pegnitzhutte zum KSB Standort ein Beitrag zur Industrie und Sozialgeschichte der frankischen Kleinstadt Pegnitz Bayreuth Eigenverlag 2017 online Gert von Klass An den Ufern der Pegnitz Geschichte der Firmengruppe KSB Band 6 Wiesbaden Verlag fur Wirtschaftspublizistik 1962 Gert von Klass AMAG Hilpert Pegnitzhutte AG Nurnberg Ein Beitrag zur Geschichte der Armaturen und Pumpen Darmstadt Archiv fur Wirtschaftskunde 1954 Heinrich Bauer Geschichte der Stadt Pegnitz und des Pegnitzer Bezirks Pegnitz 1938 2 Auflage Fritz Neumann Die Zentrifugalpumpen mit besonderer Berucksichtigung der Schaufelschnitte Leipzig 1906 Berlin 2 Auflage 1919 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pegnitzhutte Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pegnitzer Geschichte Veroffentlichung der AMAG KSB Pegnitz 100 Jahre Walter 1919 2019 Stories of InnovationEinzelnachweise Bearbeiten Raschke S 84 Raschke S 18 Gallisch Lebenslauf zitiert bei Kasch S 90 Raschke S 70 ff Gert von Klass 1954 S 23 Raschke S 9 Diese montanindustrielle Bezeichnung fur die Fabrikanlage am Bahnhof blieb uber Jahrzehnte erhalten und wurde 1939 sogar Bestandteil des handelsrechtlichen Firmennamens der AMAG Heute ist der Begriff im ortlichen Sprachgebrauch nicht mehr erkennbar Raschke S 11 Gert von Klass 1954 S 26 f Raschke S 11 und 174 Raschke S 12 f https www pegnitz de kultur brauchtum geschichtliches pegnitzer geschichte Raschke S 14 Raschke S 25 Raschke S 26 Raschke S 18 Raschke S 21 Raschke S 23 Raschke S 31 Bauer S 493 Bauer S 495 Raschke S 75 Raschke S 77 Raschke S 83 Gert von Klass 1954 S 5 f Niederdruck Zentrifugal Pumpe 12stufige Patent Evolventenpumpe einstufige Patent Evolventenpumpe Deutsche Digitale Bibliothek deutsche digitale bibliothek de Raschke S 19 100 Jahre Walter 1919 2019 Stories of Innovation Gert von Klass 1954 S 44 Gert von Klass 1954 S 44 und 49 Gert von Klass 1954 S 49 https www enzyklo de Begriff Thermisilid Gert von Klass 1954 S 49 Gert von Klass 1954 S 49 Raschke S 41 Raschke S 41 Raschke S 43 f Raschke S 45 f Raschke S 46 Raschke S 46 f Raschke S 62 f Gert von Klass 1954 S 50 Gert von Klass 1954 S 50 f Gert von Klass 1954 S 55 Raschke S 88 Raschke S 73 Raschke S 88 Raschke S 89 f Raschke S 90 f Raschke S 95 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pegnitzhutte amp oldid 237112173