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Pawels Briefe sind Lebenserinnerungen der deutschen Schriftstellerin Monika Maron die 1999 bei S Fischer in Frankfurt am Main erschienen In dieser bebilderten Autobiografie 1 forscht die Autorin eine zwar versunkene doch nicht vergessene Zeit aus Pawel Monika Marons polnischer Grossvater mutterlicherseits ein Jude starb eines gewaltsamen Todes 2 wurde im Sommer 1942 Opfer nationalsozialistischer Vertreibung und Ausrottung Monika Maron schreibt uber ihren Grossvater Er wurde als Jude geboren er ist als Jude gestorben aber er hat nicht als Jude gelebt 3 Inhaltsverzeichnis 1 Pawel und Josefa 2 Form 2 1 Hella 2 2 DDR 3 Rezeption 4 Verwendete Ausgabe 5 EinzelnachweisePawel und Josefa BearbeitenPawel Iglarz wurde am 15 Januar 1879 in Ostrow Mazowiecka geboren Josefa Przybylski eine katholische Analphabetin wurde auf dem Lande in Kurow Kreis Lask geboren Als Josefa vier Jahre alt war starb die Mutter Pawel und Josefa konvertierten in jungen Jahren unabhangig voneinander zu den Baptisten und lernten sich in deren Lodzer Gemeinde kennen Josefa war in Lodz Dienstmadchen und arbeitete als Weberin Pawel am 7 Oktober 1900 in der Baptistenkirche Zyrardow getauft 4 schneiderte Die zwei jungen Leute wanderten 1905 nach Deutschland aus und blieben in Rixdorf in der Schillerpromenade 4 5 In den 1920er Jahren wollte das Paar es hatte bereits die Kinder Marta Hella Bruno und Paul nach Amerika auswandern dieser Gedanke blieb blosse Absicht Pawel war Gewerkschafter Mitstreiter im Neukollner Rotfront Kampferbund und spater als Baptist Mitglied der KPD Er habe an Saalschlachten gegen die Nazis teilgenommen um 1937 entliess ihn Peek und Cloppenburg nachdem eine Nachbarin ihn schriftlich als Juden denunziert hatte 6 Im November 1938 wurde Pawel als polnischer Jude ausgewiesen und hauste neun Monate in einer Notunterkunft an der deutsch polnischen Grenze weil Polen ihn nicht einreisen liess Grossbritannien verweigerten ihm ebenfalls die Einreise Im Sommer 1939 hielt er sich fur zwei Wochen in Berlin auf Josefa liess sich nicht wie von der Behorde nahegelegt von Pawel scheiden sondern ging mit ihm in ihren Heimatort Kurow Seit dem 18 Juli 1939 lebten die beiden Vertriebenen knapp drei Jahre dort Ende April 1942 wurde Pawel unter einem Vorwand ins dreissig Kilometer entfernte nicht eingezaunte Ghetto Belchatow bestellt 7 Letzteres wurde im August 1942 liquidiert Monika Maron nimmt an dass der Grossvater entweder erschossen oder vergast worden ist 8 Wahrscheinlich wurde er im August im Vernichtungslager Kulmhof ermordet 9 Die Autorin resumiert voll Bitterkeit Den Juden wurden die verstossenen oder entlaufenen Sohne und Tochter in den Ghettos und Gaskammern wieder zugetrieben 10 Pawels Briefe aus dem Ghetto Belchatow vom Sommer 1942 an seine Kinder hat Monika Maron erst 1997 gelesen Den letzten Brief hatte Pawel am 8 August geschrieben Josefa war bereits am 11 Juni 1942 gestorben Form BearbeitenGleich auf der ersten Seite ihrer Erinnerung spricht Monika Maron ein gut bekanntes Phanomen an Eltern die von ihren Kindern uber die Zeit des Nationalsozialismus befragt werden erweisen sich gewohnlich als wortkarge Dialogpartner Das geht auch der Autorin mit ihrer Mutter als Interviewpartnerin so Die Grosseltern Iglarz starben da war Monika Maron ein Jahr alt Also konnte nur die Mutter Hella ausgefragt werden Immerhin erfahrt die hartnackige Fragerin bedeutsame Wahrheiten auch wenn diese gelegentlich auf Vermutungen basieren So meinte Hella ihre Eltern hatten Polen anno 1905 verlassen weil ihre Familien die Abwendung vom uberkommenen Glauben nicht verstehen konnten 11 Die methodisch vorgehende Autorin bedient sich uberdies eines Statements von Niklas Luhmann nach dem die Vita einer Person hier also der Mutter Hella von Wendepunkten in ihrem Lebenslauf gepragt wird Hella Bearbeiten Monika Marons Mutter Hella 1915 geboren uberlebte als Vierjahrige die Kollision mit einem Pferdegespann Als Jugendliche sei sie Ernst Busch und Erich Weinert begegnet Uberhaupt kann sich die Mutter an Charakterkopfe erinnern so an den Genossen Schmid Das war Anna Seghers Ehemann Die SAJ trennte sich von der Jungkommunistin Hella Als Halbjudin verlor Hella in Berlin die Arbeitserlaubnis 1937 lernte Hella Monika Marons leiblichen Vater Walter kennen Die Mutter machte 1945 mit ihm Schluss 1949 kehrte Walter aus der Gefangenschaft zuruck Er hatte der Mutter vor 1945 seinen Sold geschickt ihre Eltern in Kurow aufgesucht war in Stalingrad eingekesselt gewesen ausgebrochen und nach dem Kriege an Nierenversagen verstorben Die Kommunistin Hella also die Atheistin habe vor 1950 heimlich gebetet doch dann auf der SED Parteihochschule nicht mehr Hella war 1953 Redakteurin beim Neuen Deutschland und lebte mit ihrem zweiten Mann Karl Maron zusammen Im Gegensatz zu ihrer Tochter glaubte Hella an den Klassenkampf Bis 1953 hatten Monika Maron und ihre Mutter die polnische Staatsburgerschaft DDR Bearbeiten Monika Maron schreibt die Geschichte des Lebens und Sterbens ihres Grossvaters mit der eigenen Vita fort und lasst an der DDR kaum Gutes nennt das Herrschaftssystem eine Diktatur und prangert deren materielle Karglichkeit an 12 Sie habe ihren elfjahrigen Sohn taufen lassen und ihn so als potentiellen Wehrdienstverweigerer gebildet Monika Maron habe eine kommunistische DDR gewollt aber nicht bekommen Erst 1984 habe sich Monika Maron vom Kommunismus verabschiedet 13 Ihr Kommentar zum Herbst 1989 ausser verdorbenen Biographien 14 habe die DDR nicht viel mehr hinterlassen Als DDR Widersacherin sieht sie sich in dem Zusammenhang nach 1989 als Sieger der Geschichte 15 Zum Hin und Her der Erzahlerin durch den Eisernen Vorhang uberwacht von einem kolossalen Geheimdienst fragt sich der Leser Kann das en detail so gewesen sein Als durch und durch glaubwurdig wird hingegen Hellas Geschichte vorgetragen Die Mutter halt in jeder brenzligen Situation zu ihrer widerspenstigen Tochter egal welche Parteistrafe darauf stehen wird Rezeption Bearbeiten10 April 1999 FAZ Pawels Briefe Pawels Briefe seien so etwas wie ein Schlag ins Gesicht der nachgeborenen Besserwisser Treffend wird der Ton der Erzahlerstimme mit zwei Satzen beschrieben Monika Maron steht nicht uber den Dingen Sie schreibt scheu und verhalten tief verunsichert passagenweise stammelnd und verstort 1 Juni 1999 Eike Brunhober Briefe und Fragen Monika Marons Pawels Briefe Die Autorin kampft zwar gegen allzumenschliche Verdrangung will und kann aber keine absoluten Wahrheiten verkunden Manche Frage lasst sich heute nicht mehr beantworten 1999 Rita Utzenrath Annaherung an Gestern Bei aller klarer praziser Sprache werde das schwierige Vergessen und Erinnern poetisch reflektiert 1999 Ursula Reinhold Generationen und ihre Schicksale Die Rezensentin umreisst den inneren Bau des Werkes mit einem treffenden Satz Bildet die Rekonstruktion des grosselterlichen Schicksals die zentrale stoffliche Achse des Buches so wird die gedankliche Achse durch die Spannung zwischen Mutter und Tochter bestimmt 2000 Christine Cosentino 16 Rutgers University Faculty of Arts and Sciences Department of Foreign Languages Camden Pawels Briefe ein verstorend schones Buch uber gutige Menschen mit dem Mut zum Anderssein Allerdings store der Anhang in dem die Konfrontation der Autorin mit den Mitarbeitern Markus Wolfs gestanden wird 6 Juni 2011 Friederike in Judische Lebenswelten im 20 und 21 Jahrhundert Monika Maron Pawels Briefe Die Rezensentin spricht zwei bedeutsame Details an Erstens ein Lob Nichts wird hinzugedichtet Zweitens ob Monika Maron es nun will oder nicht sie ist eine bekannte DDR Schriftstellerin Verwendete Ausgabe BearbeitenPawels Briefe S Fischer Frankfurt am Main 1999 ISBN 3 10 048809 1Einzelnachweise Bearbeiten Verwendete Ausgabe S 118 6 Z v o Verwendete Ausgabe S 50 7 Z v u Verwendete Ausgabe S 53 4 Z v o Verwendete Ausgabe S 136 7 Z v o Verwendete Ausgabe S 132 Postkarte Verwendete Ausgabe S 81 5 Z v o Verwendete Ausgabe S 98 12 Z v o Verwendete Ausgabe S 88 2 Z v u Verwendete Ausgabe S 89 1 Z v o Verwendete Ausgabe S 99 14 Z v u Verwendete Ausgabe S 203 3 Z v u Verwendete Ausgabe S 38 10 Z v u Verwendete Ausgabe S 62 2 Z v o Verwendete Ausgabe S 129 6 Z v u Verwendete Ausgabe S 130 10 Z v o eng Christine Cosentino Dougherty Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pawels Briefe amp oldid 238435264