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Paul Eugen Max Bekker 11 September 1 1882 in Berlin 7 Marz 2 1937 in New York war ein deutscher Dirigent Intendant und einer der einflussreichsten Musikkritiker im ersten Drittel des 20 Jahrhunderts Paul Bekker als Opernintendant in Kassel ca 1925 27 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Wurdigung 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenBekker war der Sohn des judischen Schneiders Michel Bekker und der evangelischen Naherin Olga Elsner 3 4 1855 1943 5 Er wuchs im Glauben seiner Mutter auf Gekannt hat er seinen Vater kaum 6 er verliess die Familie bereits um 1885 und wanderte in die USA aus Die Familie horte nie wieder etwas von ihm 7 Die Ehe wurde 1896 offiziell geschieden 8 und seine Mutter heiratete in zweiter Ehe den koniglichen Theater Garderobier Julius Panse 5 1836 1908 9 Bekker nahm seit 1891 bei Fabian Rehfeld Violinunterricht sowie ab 1900 bei Alfred Sormann Klavier Korrepetition und Benno Horwitz Musiktheorie Wahrend der Sommersaison Juni bis August 1901 war er in einem Bonner Orchester verpflichtet Ab 1901 war er aushilfsweise als erster Geiger in der Koniglichen Kapelle tatig und erganzte seine musikalische Ausbildung indem er von Adolf Steinmann anderthalb Jahre Unterricht in Korrepetition und Dirigieren erhielt 10 1902 baute Bekker als Kapellmeister am Aschaffenburger Stadttheater ein hauseigenes Orchester auf Vorubergehend war er 1903 Mitglied des Berliner Tonkunstler Orchesters anschliessend Kapellmeister in Gorlitz In diesem Jahr erschienen seine ersten musikpublizistischen Arbeiten Am 13 Marz 1904 wurde Bekker aus seiner Gorlitzer Stellung fristlos entlassen Ab 1 April des Jahres leistete er Militardienst als Einjahriger in der 3 Kompagnie des 5 Garderegiments zu Fuss in Spandau Ab Mai 1905 war Bekker als Kapellmeister in Heringsdorf tatig Bekker war in diesem Jahr aushilfsweise als 2 Geiger im Berliner Philharmonischen Orchester tatig wo er zahlreiche Proben unter Arthur Nikisch erlebte Weitere eigene Publikationen erschienen und Bekker war bis zum 30 Juni 1906 als Geiger am Deutschen Theater zu Berlin tatig Im selben Jahr gab er die Tatigkeit als ausubender Musiker auf Ab 1906 war Bekker hauptberuflich als Musikkritiker und Schriftsteller tatig Er schrieb fur die Berliner Neuesten Nachrichten ab 1909 fur die Berliner Allgemeine Zeitung 1911 bis 1922 fur die Frankfurter Zeitung 11 1919 pragte er den Begriff Neue Musik 12 und setzte sich fortan fur deren erste Wegbereiter ein Gustav Mahler Franz Schreker Arnold Schonberg und Ernst Krenek 13 1909 heiratete er in Berlin die Malerin Dorothea genannt Dora Zelle 14 1876 1974 Tochter eines Realschul Direktors und bekam mit ihr Sohn Konrad 1911 1981 15 Wahrend seines Kriegseinsatzes im Ersten Weltkrieg bei dem er verwundet wurde entfremdete er sich von seiner Familie 16 Nach dem Krieg lernte er auf einer sozialdemokratischen Veranstaltung Hanna vom Rath 1893 1983 kennen Zwischen der aus hochsten Frankfurter Kreisen stammende Hanna die sich der Malerei widmete und ihm entwickelte sich eine intensive Korrespondenz die in den Wunsch mundete fortan gemeinsam das Leben zu verbringen 17 Seine Frau Dora bemerkte fruh die Absichten ihres Mannes und war mit einer Scheidung einverstanden 18 die schliesslich im Dezember 1919 in Frankfurt am Main ausgesprochen wurde 14 Zwischenzeitlich hatten auch Hanna Eltern von den Heiratsabsichten ihrer Tochter gehort von denen sie wenig begeistert waren Sie schickten die Tochter fur ein halbes Jahr in die Schweiz und forderten eine Kontaktsperre zwischen ihr und Paul Bekker 19 Doch der Heiratsentschluss stand fest die Hochzeit fand im Marz 1920 in Frankfurt statt Trauzeugen waren der Komponist und Dirigent Ludwig Rottenburg und die Pianistin Hedwig Scholl 20 Der Ehe entsprangen drei Kinder Barbara 1921 2018 Kilian 1923 1943 und Maximiliane 1927 2017 21 Das Ehegluck wahrte jedoch nicht lange mit den Jahren verlor Paul Bekker zunehmend das Interesse an seiner Familie 1930 wurde die Ehe geschieden 22 1925 wurde er auf Anregung Leo Kestenbergs dessen aufgeschlossener und an Volksbildung orientierter Kulturpolitik Bekker nahestand Generalintendant des Staatstheaters Kassel Von 1927 bis 1932 war Bekker Intendant des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 zog er zunachst nach Paris dann nach New York 13 Dort schrieb er vor allem im Auftrag der Emigrantenpresse So verfasste er z B 1935 fur die juristische Emigrantenzeitschrift Geistiges Eigentum Internationale Zeitschrift fur Theorie und Praxis des Urheberrechts und seiner Nebengebiete eine Abhandlung uber das musikalische Urheberrecht Paul Bekker wurde im Nationalsozialismus als durch die unzweifelhaften einseitig angewandten Fahigkeiten eines zersetzend kritischen Verstandes eine besondere Gefahr darstellend angesehen 23 nbsp Die Begrundung fur Paul Bekkers Ausburgerung 1936Zusammen mit 24 weiteren Deutschen unter ihnen Arnold Zweig Kurt Doberer Oskar Edel Ernst Friedrich Erich Godal Felix Halle Wolfgang Hallgarten Hans Emil Hirschfeld Wolfgang Langhoff Botho Laserstein Rosa Meyer Levine Gustav Ludwig May Bernhard Menne Carl Paeschke Heinz Pol und Erich Wollenberg wurde Paul Bekker am 3 Marz 1936 durch Reichsinnenminister Wilhelm Frick die deutsche Staatsangehorigkeit aberkannt und das Vermogen als beschlagnahmt erklart In der veroffentlichten individuellen Begrundung wird unter anderem behauptet Durch die Auswahl und die kulturbolschewistische Aufmachung der Darbietungen trat er bewusst in scharfen Gegensatz zu dem deutschen Kunstempfinden In seinen Machwerken streut er die niedrigsten Verdachtigungen gegen das kunstlerische Wollen Deutschlands und seiner fuhrenden Manner aus In dritter Ehe war er ab 1935 mit Grete Margit Reinhard 1902 1988 verheiratet Wurdigung BearbeitenZwischen 1910 und 1925 war er der einflussreichste deutschsprachige Musikpublizist der sich emphatisch fur die neue Musik einsetzte Mahler Hindemith Krenek Schonberg und Schreker Die sprachliche Brillanz seiner Texte und die Plastizitat seiner Thesen erschlossen sich einen Leserkreis der weit uber das engere musikalische Fachpublikum hinausging Klaus Kropfinger 24 Schriften Auswahl BearbeitenJacques Offenbach 1909 Beethoven Schuster amp Loffler Berlin 1911 Das deutsche Musikleben Versuch einer soziologischen Musikbetrachtung 1916 Politik und geistige Arbeit 1908 Die Sinfonie von Beethoven bis Mahler 1918 Franz Schreker 1919 Neue Musik 1919 Kunst und Revolution 1919 Die Weltgeltung der deutschen Musik 1920 Gustav Mahlers Sinfonien 1921 Kritische Zeitbilder Gesammelte Schriften 1 1921 26 Artikel aus der Frankfurter Zeitung 1911 1921 Klang und Eros Gesammelte Schriften 2 1922 43 Artikel aus der Frankfurter Zeitung 1907 1922 Deutsche Musik der Gegenwart 1922 Neue Musik Gesammelte Schriften 3 1923 sechs Vortrage 1917 1921 Richard Wagner Das Leben im Werke 1924 Von den Naturreichen des Klanges Grundriss zu einer Phanomenologie der Musik 1924 Musikgeschichte als Geschichte der musikalischen Formwandlungen 1926 Materiale Grundlagen der Musik 1926 Organische und mechanische Musik 1927 funf Essays 1923 1925 Das Operntheater 1930 Briefe an zeitgenossische Musiker 1932 Wandlungen der Oper 1934 The Story of the Orchestra 1936 erste deutsche Ausgabe Das Orchester Geschichte Komponisten Stile Kassel 1989 Paul Bekker Franz Schreker Briefwechsel Mit samtlichen Kritiken Bekkers uber Schreker hrsg von Christopher Hailey Aachen 1994Literatur BearbeitenVera Baur Paul Bekker Eine Untersuchung seiner Schriften zur Musik Rimbaud Aachen 1998 ISBN 3 89086 831 2 Werner Bollert Bekker Max Paul Eugen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 25 f Digitalisat Andreas Eichhorn Paul Bekker Facetten eines kritischen Geistes In Studien und Materialien zur Musikwissenschaft Band 29 Olms Hildesheim 2003 ISBN 3 487 11803 3 Bekker Paul In Lexikon deutsch judischer Autoren Band 1 A Benc Hrsg vom Archiv Bibliographia Judaica Saur Munchen 1992 ISBN 3 598 22681 0 S 457 464 Otto Renkhoff Nassauische Biographie Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten 2 Auflage Historische Kommission fur Nassau Wiesbaden 1992 ISBN 3 922244 90 4 S 7 Nr 37 Marian Stein Steinfeld Hanna Bekker vom Rath Handelnde fur Kunst und Kunstler Biografie der Malerin Mazenin Sammlerin und Vermittlerin Frankfurt 2018 ISBN 978 3 934123 27 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Paul Bekker Quellen und Volltexte Literatur von und uber Paul Bekker im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Paul Bekker im Project Gutenberg The Paul Bekker Papers Nachlass an der Musikbibliothek der Yale University zusammengestellt von Christopher Hailey Register to The Paul Bekker Papers PDF 1 2 MB Bekker Max Paul Eugen Hessische Biografie Stand 3 Marz 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Bekker Paul im Frankfurter PersonenlexikonEinzelnachweise Bearbeiten Eichhorn S 787 1882 11 September Paul Eugen Max Bekker wird um 17 30 Uhr in Berlin geboren Eichhorn S 798 1937 7 Marz Bekker stirbt in seiner Wohnung um 10 Uhr morgens Geburtsurkunde Nr 2739 1882 des StA Berlin IX Anmerkung Uber seine Mutter war Paul Bekker ein Onkel zweiten Grades und Pate des spateren Musikers Hans Berry a b Heiratsurkunde Nr 293 1897 des StA Berlin IX Stein Steinfeld S 82 Stein Steinfeld S 156 Heiratsurkunde Nr 334 1878 des StA Berlin VIII Sterbeurkunde Nr 880 1908 des StA Berlin IX Eichhorn S 33 Horst Seeger Musiklexikon Personen A Z Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 Seite 77 Paul Bekker Neue Musik In Gesammelte Schriften 3 Band Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart Berlin 1923 S 85 118 Wikisource a b Brockhaus Riemann Musiklexikon Band 1 1998 ISBN 3 254 08396 2 S 123 a b Heiratsurkunde Nr 125 1909 StA Berlin IX Biographische Webseite zu Paul Bekker Abruf am 27 Februar 2021 Stein Steinfeld S 75 Stein Steinfeld S 74 Stein Steinfeld S 76 Stein Steinfeld S 82f Stein Steinfeld S 84 Biographische Webseite zu Hanna Bekker vom Rath Abruf am 27 Februar 2021 Stein Steinfeld S 102 Hans Koltzsch Das Judentum in der Musik In Theodor Fritsch Handbuch der Judenfrage Die wichtigsten Tatsachen zur Beurteilung des judischen Volkes Leipzig 38 Auflage 171 180 Tausend 1935 zitiert nach dem Faksimile Abdruck in Albrecht Dumling Peter Girth Entartete Musik Zur Dusseldorfer Ausstellung von 1938 Eine kommentierte Rekonstruktion Dusseldorf 1988 S 81f Klaus Kropfinger auf der Umschlagruckseite zu Andreas Eichhorn Paul Bekker Facetten eines kritischen Geistes Olms Hildesheim Zurich New York 2002 Normdaten Person GND 119265052 lobid OGND AKS LCCN n50006481 NDL 00432778 VIAF 44339195 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bekker PaulALTERNATIVNAMEN Bekker Paul Eugen Max vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Dirigent Musikkritiker und IntendantGEBURTSDATUM 11 September 1882GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 7 Marz 1937STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paul Bekker amp oldid 237092246