www.wikidata.de-de.nina.az
Die Pistole 1900 und ihre Varianten 1906 und 06 29 sind Selbstladepistolen im Kaliber 7 65 21 mm Luger die von 1900 bis etwa 1948 als Ordonnanzpistole der Schweizer Armee abgegeben wurden Bei diesen in der Schweiz Parabellum genannten Pistolen handelt es sich um Ruckstosslader mit Kniegelenkverschluss Die Waffe wurde von Georg Luger auf der Basis der Borchardt C93 entwickelt und wurde unter der Bezeichnung Pistole 08 im Kaliber 9 mm Parabellum auch von der deutschen Armee verwendet Die letzte der in der Eidgenossischen Waffenfabrik Bern hergestellte Variante die 7 65 mm Pistole Mod 06 29 wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Pistole SIG P210 im grosseren Kaliber 9 mm Parabellum abgelost Pistole 1900Allgemeine InformationZivile Bezeichnung Parabellum 7 65 PistoleMilitarische Bezeichnung Pistole 1900 Pistole 1900 06 7 65 mm Pistole Mod 1906 29Einsatzland SchweizEntwickler Hersteller Deutsche Waffen und Munitionsfabriken DWM spater Eidgenossische Waffenfabrik BernProduktionszeit 1900 bis Modell 06 29 1946Modellvarianten Pistole 1900 1900 06 Beide DWM Pistole 1900 06 1906 29 beide Waffenfabrik Bern Waffenkategorie PistoleAusstattungGesamtlange 238 mmGesamthohe 145 mmGewicht ungeladen 0 930 kgVisierlange 215 mmLauflange 120 mmTechnische DatenKaliber 7 65 21 mm LugerMogliche Magazinfullungen 8 PatronenFeuerarten EinzelfeuerAnzahl Zuge 4Drall 250 mmVisier Visier auf HintergelenkVerschluss KniegelenkverschlussLadeprinzip RuckstossladerListen zum Thema Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 2 1 Aufbau 2 2 Funktion 2 3 Sicherungen 3 Pistole 1900 3 1 Varianten 4 Pistole 1900 06 5 Pistole 1900 06 Waffenfabrik 6 7 65 mm Pistole 1906 29 7 Versuche Schutzenwaffen Schnittmodelle 8 LiteraturGeschichte Bearbeiten nbsp Borchardt Luger Modell 1897 98 Bild aus der Patentschrift Nr 17977 vom 3 Okt 1898Nach Einfuhrung der rauchlosen Munition GP 1890 fur das Infanteriegewehr Modell 1889 wurde versucht auch die 7 5 mm Munition fur den Revolver Modell 1882 mit dem neuen Pulver zu laborieren Der Revolver war fur diese Munition nicht geeignet Oberst Gressly vom Eidgenossischen Militardepartement trat darauf 1892 mit Theodor Bergmann in Verbindung um die dortige Entwicklung von Selbstladepistolen zu verfolgen Tests fanden mit der Pistole Bergmann Modell 1894 und der von Hugo Schmeisser weiterentwickelten Bergmann Pistole Modell 1897 mit abnehmbaren Magazin statt Getestet wurden auch Pistolen des Systems Roth verschiedene Typen von Mannlicher die Mauser C96 die Borchardt C93 und ihr Nachfolger die von Georg Luger entwickelte Borchardt Luger Pistole Die Uberlegenheit der Borchardt Luger war evident und nach einigen von der verantwortlichen Kommission vorgeschlagenen Verbesserungen fuhrte dies zur Versuchspistole Luger 1898 zu 20 Prototypen Luger 1899 und zum Modell 1900 Am 4 Mai 1900 beschloss der Bundesrat diese Pistole in der Schweizer Armee einzufuhren Vom Mai 1901 bis Mai 1906 lieferte die DWM 5 000 dieser Pistolen vom Bundesrat als Ordonnanzpistole 1900 genehmigt wurden sie erst am 19 Februar 1904 Die Parabellum Ordonnanzpistolen wurden ausschliesslich an Offiziere abgegeben Hohere Unteroffiziere sowie mit einer Faustfeuerwaffe ausgerustete Unteroffiziere und Angehorige der Mannschaft verwendeten bis zur Einfuhrung der Pistole 49 weiterhin den Revolver Modell 1882 sowie spater das Nachfolgemodell Revolver 1882 29 Technik Bearbeiten nbsp Pistole 1900 nbsp Pistole 1900 Verschluss und Auszieher flach nbsp Pistole 1900 Kniegelenk bei offenem Verschluss sichtbar der Haken am Ladeknopf der gegen vorzeitiges Offnen ins Gabelgehause eingreiftDie Parabellum Pistole ist wie ihre Varianten ein aufschiessender Ruckstosslader mit kurz zuruckgleitendem Lauf und Kniegelenkverschluss Technisch entspricht die Waffe bis auf Details der deutschen Pistole 08 hat jedoch im Unterschied zu dieser eine Handballensicherung Die Pistole ist einerseits durch die nach oben offene Funktion des Kniegelenkes und die engen Toleranzen verschmutzungsanfallig Andererseits fuhren die engen Toleranzen der fest mit dem Verschlusstrager verschraubte Lauf das direkt auf dem Lauf angebrachte Korn und das auf dem Hintergelenk eingefraste Visier zu hoher Schussprazision In dieser Hinsicht war sie den damaligen Browning Militarpistolen mit nicht fest angebrachtem Lauf uberlegen Mit dem kleinen Kaliber von 7 65 mm einem Geschossgewicht von 6 g und einer Anfangsgeschwindigkeit von 365 m s fehlte ihr die Mannstoppwirkung sie war deshalb als Militarwaffe eher ungeeignet Aufbau Bearbeiten Der beim Schuss bewegliche Teil der Waffe besteht aus Lauf dem damit verschraubten Verschluss respektive Gabelgehause dem Verschlusskopf und dem Kniegelenk Das Gabelgehause ist in entsprechenden Fuhrungsnuten im Griffstuck langsverschiebbar analog dazu gleitet der Verschlusskopf in Fuhrungsnuten im Gabelgehause Abgestutzt wird dieser durch das aus Vorder und Hintergelenk bestehende Kniegelenk Um vorzeitiges Offnen zu vermeiden ist das Kniegelenk uberknickt Das Hintergelenk ist durch einen horizontal angebrachten massiven Bolzen schwenkbar am Gabelgehause angelenkt Es ist uber eine Kupplungskette mit der hinten im Griffstuck liegenden Schliessfeder verbunden Die zwischen Vorder und Hintergelenk beidseitig angebrachten Knopfe dienen zum Laden der Waffe Bei der Pistole 1900 ist am rechten Ladeknopf ein Haken angebracht der in eine eingefraste Rille im Gabelgehause eingreift um das ungewollte Offnen des Kniegelenkes zu verhindern Auf der Pistole 1900 und fruhen Ausfuhrungen der Pistole 1900 06 ist auf dem Kopf des Gabelgehauses das Schweizer Kreuz im Strahlenkranz Geneva Cross eingepresst bei spateren Ausfuhrungen der Pistole 1900 06 aus DWM Fertigung ist es das Schweizer Kreuz im Wappenschild Bei allen diesen Pistolen findet sich ein verschlungenes DWM auf dem Vordergelenk des Kniegelenkes Funktion Bearbeiten Beim Schuss wird der Ruckstoss uber Verschluss Kniegelenk und Bolzen auf das Gabelgehause ubertragen dieses lauft zuruck Das Griffstuck hat an seinem hinteren Ende beidseitig aufragende Schultern mit nach oben gerichteten Fuhrungskurven Nach einigen Millimetern Rucklauf werden die am Kniegelenk angebrachten Ladeknopfe durch diese Kurven gehoben das Kniegelenk knickt auf und lost die Verriegelung Der Verschlusskopf lauft zuruck und wirft die abgeschossene Hulse aus gleichzeitig spannt ein unten am Vordergelenk angebrachter Nocken den im Verschlusskopf liegenden Schlagbolzen Durch die im Griffstuck liegende Schliessfeder wird der Nachladevorgang ausgelost der Verschlusskopf schiebt im Vorlauf eine neue Patrone aus dem Magazin ins Patronenlager die Waffe ist wieder schussbereit Ausgelost wird der Schuss durch den federbelasteten Schlagbolzen der uber eine seitlich liegende Kipphebelmechanik durch Betatigen des Abzuges freigegeben wird Bei leergeschossenem Magazin bleibt der Verschluss geoffnet Sicherungen Bearbeiten Die Waffe hat zwei Sicherungen die Handballensicherung und den Sicherungsflugel an der Aussenseite der linken Griffstuckschulter Wird die Handballensicherung nicht eingedruckt so ist die Kipphebelmechanik zwischen dem Abzug und dem Schlagbolzen blockiert Die Handballensicherung kann durch den seitlich am Gehause liegenden Sicherungshebel blockiert werden Die neueren Modelle ab 1906 haben einen Ladeanzeiger Befindet sich eine Patrone im Patronenlager so wird auf dem Hulsenauszieher eine Aufschrift GELADEN sichtbar Pistole 1900 BearbeitenNach diversen Versuchen mit Selbstladepistolen entschloss sich die Schweiz 1900 die Luger Pistole im Kaliber 7 65 21 mm als Ordonnanzpistole 1900 fur berittene Offiziere und Stabsoffiziere einzufuhren Die Pistole 1900 hat noch einen flachen Verschlusskopf der darauf angebrachte flache Auszieher dient noch nicht als Ladeanzeiger Die Ladeknopfe sind asymmetrisch vorne geriffelt Die im Griffrahmen hinter dem Magazinschacht angebrachte Schliessfeder eine doppellagige Blattfeder ist uber ein Kettenstuck mit dem Hintergelenk verbunden Da das System noch in Entwicklung war wurde es laufend verbessert Varianten Bearbeiten Der Abzug Zungel war anfangs schmal spater hergestellte waren breiter Die erhohte geriffelte Flache am Ende des Sicherungs Sperrhebels war bei fruhen Modellen lang 13 7 mm spater war diese kurzer es existieren drei Varianten Bei fruhen Modellen war die Handauflage der Handballensicherung 11 3 mm breit spater breiter Der geriffelte Knopf am Patronenzufuhrer beim Magazin Typ I war dunner als der beim Magazin Typ II Am Griffrahmen der fruheren Pistolen musste deshalb die Eintrittsoffnung des Magazinschachtes durch eine Einfrasung an die spater abgegebenen Magazine Typ II angepasst werden 1920 wurde bei der Eidg Waffenfabrik eine Zahl von Verschlusskopfen mit verstarkten Ausziehern hergestellt diese sind im Gegensatz zu originalen Ausziehern nicht mehr flach sie sind vorne etwas dicker Gesamthaft wurden von der DWM Berlin 5 100 Exemplare der Pistole 1900 ausgeliefert 100 dieser Waffen wurden 1914 umnummeriert Pistole 1900 06 BearbeitenDie Pistole 1900 06 ist eine in folgenden Punkten verbesserte Variante ihres Vorgangers Schliessfeder Die Blattfeder wurde durch eine auf Druck belastete Schraubenfeder ersetzt diese ist uber eine Zugstange einen winkelformigen Kipphebel und ein Kettenstuck mit dem Hintergelenk verbunden Die Ladeknopfe am Hintergelenk sind nicht mehr asymmetrisch sondern rund und geriffelt Der Haken gegen ungewolltes Offnen des Verschlusses am rechten Ladeknopf fallt weg Der Verschlusskopf ist nicht mehr flach sondern bombiert Der massiver gestaltete Hulsenauszieher dient auch als Ladeanzeiger auf seiner linken Seitenflache wird das Wort GELADEN sichtbar wenn sich eine Patrone im Lauf befindet Bis auf die zusatzliche Handballensicherung entspricht die Pistole in der Funktion der deutschen Pistole 08 Von der DWM Berlin wurden zwischen 1906 und 1914 etwas uber 10 000 dieser Pistole Seriennummer 5001 bis 15215 geliefert bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die Lieferungen eingestellt Pistole 1900 06 Waffenfabrik BearbeitenZwischen 1918 und 1933 stellte die Waffenfabrik Bern eine Serie dieser Pistolen her Seriennummer 15216 33089 diese Waffen entsprachen weitgehend dem Mod 1900 06 einzig die holzernen Griffschalen sind nicht bis an den Rand geriffelt zudem fehlt die Einpragung des Schweizer Kreuzes auf dem Kopf des Gabelgehauses Das verschlungene DWM auf dem Hintergelenk wurde durch ein Schweizerkreuz und die Aufschrift WAFFENFABRIK BERN ersetzt 7 65 mm Pistole 1906 29 Bearbeiten nbsp 7 65 mm Pistole 06 29 VerschlussEine weiter vereinfachte Variante das Modell 1906 29 wurde zwischen 1933 und 1946 in der Waffenfabrik Bern hergestellt Seriennummer 50001 77941 Es ist erkennbar am vorne nicht mehr geschweiften Griff der langeren Handballensicherung und den nicht geriffelten Gelenkkopfen Ebenso war auch der Abzugswiderstand deutlich hoher als beim Modell 1900 06 Die ersten bis ca Seriennummer 55000 hergestellten Waffen hatten rote aus Canevasit hergestellte Griffschalen und Magazinknopfe diese waren bruchig deshalb wurden spater andere Kunststoffe verwendet Beschriftung der Waffe siehe beiliegendes Bild Versuche Schutzenwaffen Schnittmodelle BearbeitenIn der Eidgenossischen Modellsammlung heute in Thun finden sich diverse Pistolen der Versuche die ab 1894 stattfanden Neben den Pistolen anderer Hersteller befindet sich dort eine Borchardtpistole 1893 Seriennummer 95 eine Pistole System Luger 1898 Seriennummer 5 eine Pistole System Luger 1899 Seriennummer 19 von der Pistole Borchardt Luger 1897 Patent 1898 existieren nur Zeichnungen Bereits 1912 nach diversen Kritiken durch die Presse und Offiziere wurden Versuchsschiessen mit einer Pistole 06 im Kaliber 9 mm Lauflange 150 mm einer spanischen Bayard Pistole und verschiedenen Browning Pistolen durchgefuhrt In der Eidgenossischen Modellsammlung in Thun finden sich auch diverse Pistolen 1900 06 mit abnehmbarem Anschlagschaft langerem Magazin in diversen Lauflangen bis 325 mm bei dieser Waffe ist das von 50 bis 300 m verstellbare Visier am Laufende angebracht Eine kurzlaufige Pistole 1900 06 tragt einen klappbaren Anschlagschaft mit der Aufschrift PATENT BENKE THIEMANN D R P u A P Nach 1947 wurden einige Pistolen 06 29 als Scheibenpistolen mit Mikrovisier hoherem Kornsattel und modifizierten Griff andere mit einem mit Mikroschrauben seitlich verstellbarem Korn hergestellt Die Seriennummern dieser Waffen liegen zwischen P 78 106 und P 78 216 Literatur BearbeitenAlexander Stucki Die letzte Schweizer Parabellum Variante In SWM Schweizer Waffenmagazin 3 2016 S 4 7 Kriss Reinhart Jurg A Meier Pistolen und Revolver der Schweiz seit 1720 Stocker Schmid 1998 ISBN 3 7276 7128 9 Eugen Heer Die Faustfeuerwaffen von 1850 bis zur Gegenwart Akademische Druck und Verlagsanstalt Graz Austria 1976 ISBN 3 201 00967 9 Gerhard Bock Charlottenburg Moderne Faustfeuerwaffen J Neumann Neudamm Deutschland 1911 Clement Bosson Armes Indviduelles du Soldat Suisse Editions Pierre Marcel Favre Publi S A Lausanne 1980 ISBN 2 8289 0035 5 Schweiz Militardepartement Anleitung zur Kenntnis und Behandlung der Pistole 1900 Bern Schweiz 1901 Schweiz Militardepartement Anleitung zur Kenntnis und Behandlung der Pistole 1900 06 Gultig auch fur die Pistole 1906 29 Bern Schweiz 1911 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Parabellumpistole Schweiz amp oldid 213547684