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Das Browning System ist ein Verschluss System fur Selbstladepistolen Es ermoglicht die Verwendung von Munition fur die ein unverriegelter Masseverschluss zu schwach ist Hauptkennzeichen ist ein nicht fest mit dem Rahmen verbundener Lauf der mit dem oberen Verschlussgehause formschlussig verriegelt wenn die Waffe schussbereit ist Das Browning System wird bis heute teils in verbesserter Form verwendet und ist das hauptsachlich vorkommende Verriegelungssystem bei Selbstladepistolen Siehe auch Ruckstosslader Browning System Colt M1911 Verriegelungskamm auf dem Lauf unten Lagerblock mit Kettenglied Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Funktionsweise 3 Weiterentwicklungen 3 1 Verriegelungskamme mit Kettenglied Tokarew Pistolen 3 2 Verriegelungskamme mit Steuerkulisse Browning FN System 3 3 Verriegelungsblock mit Kettenglied Saint Etienne Modell 1935S 3 4 Verriegelungblock mit Steuerkulisse modifiziertes Browningsystem 4 Browning Pistolen mit Masseverschluss 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErfinder dieses Systems war der Amerikaner John Moses Browning 1855 1926 Bereits 1900 kam die erste Selbstladepistole mit diesem Verschlusssystem der Colt Modell 1900 auf den Markt Die wohl bekannteste Anwendung ist der Colt M1911 Colt Government Verglichen mit anderen Systemen besticht das System von Browning besonders durch seine Einfachheit Das System ist unempfindlich gegen Schmutz und Staub und hat sich als ausserst zuverlassig erwiesen Die Produktionskosten sind im Vergleich zu anderen modernen Verschlusssystemen relativ niedrig Bekannte Vertreter von Varianten dieser Bauweise sind die FN High Power die SIG P210 Walther P99 und die Glock Pistole Funktionsweise Bearbeiten nbsp Colt M1911A1 Laufende mit Lagerblock und KettengliedIm Moment der Schussauslosung bilden Lauf und Verschluss auch Schlitten genannt eine Einheit da sie mittels zweier Verriegelungskamme auf dem Lauf und korrespondierende Nuten im Verschluss miteinander verbunden sind Nach der Schussauslosung werden beide durch den Gasdruck nach hinten beschleunigt Da das hintere Laufende uber ein Kettenglied gelenkig mit dem Griffstuck verbunden ist wird es mit fortschreitender Ruckwartsbewegung nach unten gekippt und die Verriegelungskamme scheren aus den Nuten des Verschlusses aus Das System ist entriegelt Der Lauf wird durch Anschlagen des Lagerblockes am Widerlager des Griffstuckes im Rucklauf gestoppt Die bis zum Beginn der Trennung von Lauf und Verschluss notwendige Strecke heisst Unterstellstrecke Sie wird benotigt um das System so lange verriegelt zu halten bis sich der Gasdruck entspannt hat Der Verschluss bewegt sich durch die ihm erteilte kinetische Energie weiter nach hinten und nimmt mit der Auszieherkralle die abgeschossene Patronenhulse mit bis diese am Auswerfer anschlagt und aus dem Auswurffenster geschleudert wird Im weiteren Rucklauf spannt der Verschluss die Schliessfeder und den Abzugsmechanismus der Waffe Am hinteren Totpunkt angelangt wird der Verschluss durch die Schliessfeder wieder nach vorne getrieben nimmt mit dem Stossboden die aus dem Magazin nachgerutschte Patrone mit und fuhrt diese ins Patronenlager ein Daraufhin wird der Lauf wieder mitgenommen und durch das Kettenglied und die Leitkurve vorne auf dem Lagerblock wieder nach oben in seine Ausgangsposition gebracht Die Waffe ist wieder verriegelt und schussbereit Ursprunglich war der Lauf mit zwei Kettengliedern eines vorne eines hinten am Lauf mit dem Griffstuck verbunden Beim Rucklauf wurde er parallel heruntergezogen diese Waffen werden deshalb als Parallel Ruler bezeichnet Die erste bei Colt in Serie hergestellte Browning Pistole mit diesem System war das Colt Modell 1900 die letzte dieser Art war das Colt Military Model of 1905 Weiterentwicklungen BearbeitenSpatere Konstrukteure ersetzten das Kettenglied durch eine Steuerkulisse andere die Verriegelungskamme durch das blockformige Laufende das direkt im Hulsenauswurffenster verriegelt Verriegelungskamme mit Kettenglied Tokarew Pistolen Bearbeiten nbsp TT 33 zerlegtDie Tokarew Pistolen TT 30 und TT 33 konnten nach Ablauf der Colt Patente das unveranderte Browning System verwenden Bei der spateren TT 33 wurde ein Bearbeitungsgang gespart indem die Verriegelungskamme umlaufend um den gesamten Laufumfang ausgefuhrt wurden Verriegelungskamme mit Steuerkulisse Browning FN System Bearbeiten nbsp Browning FN System CZ 75 Im Rahmen seiner spateren Tatigkeit fur die FN Herstal belgische entwickelte Browning bereits vor 1928 eine neue Version seines Systems um die Colt 1911 Patente nicht zu verletzen Das Funktionsprinzip bleibt gleich das Entriegeln des Laufes erfolgt aber nicht mehr uber ein beweglich gelagertes Kettenglied sondern mittels einer fest am Lauf befindlichen Steuerkurve Die Steuerkurve war bereits damals unten offen 1 Mit geschlossener Steuerkurve wurde dieses System ab 1935 als FN Browning HP in Grossserie hergestellt Verriegelungsblock mit Kettenglied Saint Etienne Modell 1935S Bearbeiten nbsp Lauf und Schlitten der St Etienne Modell 1935SWahrend die von Charles Petter bei Societe Alsacienne de Constructions Mecaniques SACM entwickelte Selbstladepistole Modell 1935A das unveranderte Browning System verwendete wurde in der Parallelentwicklung der Societe Manufacturiere d Armes Saint Etienne Selbstladepistole Modell 1935S das System dahingehend vereinfacht dass die Verriegelung uber eine wulstartige Verdickung des Laufes im Hulsenauswurffenster des Schlittens erfolgt Hinten wurde gegen den Stossboden des Schlitten oben formschlussig mittels einer Nase im Patronenlager abgestutzt Der Lauf ist weiterhin durch ein Kettenglied mit dem Rahmen verbunden Verriegelungblock mit Steuerkulisse modifiziertes Browningsystem Bearbeiten nbsp Sig Sauer System nbsp Verriegelungsblock am Laufende einer SIG P220 nbsp Glock 19 unten am Laufblock die Steuerkulisse die schrag in die Fuhrung im Griffrahmen eingreiftAnfang Mitte der 1940er Jahre wurden bereits von der Schweizerischen Industriegesellschaft SIG die Rechte an der S Variante mit Schulterverriegelung gekauft aber vorerst nicht angewendet In der ab 1942 angeschobenen Entwicklung zur spateren schweizerischen Armeepistole SIG P210 wurde kurioserweise wieder das Browning FN System mit zwei Verriegelungskammen und geschlossener Steuerkulisse verwendet Anscheinend stufte man bei der SIG dieses System noch als das hoherwertige ein Mitte der 1970er Jahre erst wurde die Schulterverriegelung der S Variante dann in der Pist 75 SIG P220 angewendet und deshalb seitdem auch der SIG als SIG Sauer System oder Browning SIG System zugeschrieben Historisch ganz korrekt ist das nicht da ursprunglich dieses System eine Entwicklung der M A S in St Etienne Frankreich war Das mit der SIG P220 eingefuhrte System kombiniert den Verriegelungsblock der St Etienne Modell 1935S mit der Steuerkulisse des Browning FN Systems wobei der Verriegelungsblock quaderformig ist und mittels einer sehr exakt ausgelegten Verriegelungsschulter im Schlitten vorn sowie hinten mit einer meist relativ breiten Nase im Stossboden verriegelt Die Steuerkulisse unterhalb des Patronenlagers ist wie bei Brownings Patent von 1927 nicht mehr geschlossen sondern offen An Stelle der Achse des Schlittenfanghebels durch die geschlossene Kulisse steuert nun eine entsprechend ausgeformte flachige Kulisse unterhalb des Patronenlagers gegen eine weitere fest im Griffstuck integrierte Ebene mit entsprechender Auspragung die Laufabsenkung und damit die Entriegelung Dieses System lasst sich einfacher herstellen und verfugt uber eine erhohte Verschleissstabilitat auf Grund der besser verteilten Krafteinleitung in der Verriegelungsschulter Die flachig geraden Verbindungen und Oberflachen lassen sich mittels CNC Fertigung einfach und hochprazise herstellen Allerdings macht diese Verschlussart die Verwendung von sehr hochwertigen Stahlen notwendig 2 Es wird bei allen modernen Pistolen der Unternehmen Glock Steyr Mannlicher und Walther angewendet Browning Pistolen mit Masseverschluss BearbeitenDie seit der Jahrhundertwende 1900 hergestellten Taschenpistolen von Browning im Kaliber 6 35 mm Browning und die etwas grosseren Pistolen im Kaliber 7 65 mm Browning und 9 mm kurz kommen ohne Verriegelung aus sie haben einen Masseverschluss Die erste dieser Pistolen die auf den Markt kam war die in Belgien hergestellte FN Browning Modell 1900 und die FN Browning Modell 1910 in den USA war es das Colt Modell 1903 Hammerless Bei diesen Pistolen ist der Lauf starr im Griffstuck gelagert und der Verschluss wird nur durch die Schliessfeder in vorderster Stellung gehalten Der Nachladevorgang entspricht dem der verriegelten Pistolen mit dem Unterschied dass sich der Lauf nicht zuruckbewegt Beim Schuss wird der Verschluss durch den auf die Hulse wirkenden Gasdruck nach hinten beschleunigt Die Beschleunigung hangt vom Gasdruck sowie vom Verhaltnis der nach vorne beschleunigten Masse Geschoss plus 1 2 Gasgewicht zur nach hinten beschleunigten Verschlussmasse nach dem Impulserhaltungssatz ab Aufgrund der Verschlussmasse ist die Beschleunigungsstrecke wesentlich kurzer als die zylindrische Hulse was die Liderung gewahrleistet Im weiteren Rucklauf wird der Verschluss durch die Schliessfeder gebremst und zum Nachladen wieder nach vorn gebracht Zu bemerken ist dass die Schliessfeder im Verhaltnis zur Verschlussmasse nur einen unbedeutenden Einfluss auf die Beschleunigungsphase des Verschlusses hat Literatur BearbeitenEdward Clinton Ezell FN Browning selfloading pistols 1894 to 1945 Entwicklungsgeschichte und Modelle in Handguns of the world military revolvers and self loaders from 1870 to 1945 Barnes amp Noble New York 1993 Seiten 202 ff Volltext online ISBN 978 0 88029 618 2 Gunter Heuberger Verschlusssysteme von Pistolen PDF 27 kB S 2 abgerufen am 19 Mai 2017 Gunter Wollert Reiner Lidschun Wilfried Kopenhagen Schutzenwaffen 1945 1985 In Illustrierte Enzyklopadie der Schutzenwaffen aus aller Welt 5 Auflage Band 1 2 Brandenburgisches Verlagshaus Berlin 1988 ISBN 3 89488 057 0 Waffen S 334 335 Christian Reinhart Jurg A Meier Pistolen und Revolver der Schweiz seit 1720 Verlag Stocker Schmid Dietikon Zurich 1998 ISBN 3 7276 7128 9 Paul M Barrett Glock The Rise of America s Gun Crown Publishing New York 2012 ISBN 978 0 307 71995 9 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Browning System Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Patent US1618510A Automatic firearm Angemeldet am 28 Juni 1923 veroffentlicht am 22 Februar 1927 Erfinder John M Browning Gunter Heuberger Verschlusssysteme von Pistolen Seiten 2 bis 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Browning System amp oldid 233684836