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Pandamonium Germanikum 1 ist eine szenische Skizze in drei Akten von Jakob Michael Reinhold Lenz die 1775 entstanden erst 1819 bei Friedrich Campe in Nurnberg erschien 2 Jakob Michael Reinhold LenzLenz ein junges aufkeimendes Genie aus Kurland 3 bezeichnet sich als Nachahmer des Hn Goethe und wettert in der Nachfolge von dessen Gotter Helden und Wieland gegen den Literaturbetrieb und die Kritiker Diese Streitschrift kann als fruhe apotheotische Rede auf Goethe gelesen werden 4 Inhaltsverzeichnis 1 Titel 2 Inhalt 3 Zusatzliche Betrachtungen 4 Schriftliche Uberlieferungen 5 Rezeption 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseTitel BearbeitenVoit 5 ubersetzt Pandamonium Germanikum mit Tempel der deutschen Halbgotter Lenz bezeichnet damit doppeldeutig einen Ort an dem sich sowohl die von ihm verspotteten als auch die von ihm verehrten Dichter 6 aufhalten Der Autor lasst in seiner Literatursatire Goethe sich selbst Hagedorn Gellert Gleim Wieland Jakobi Lessing Klopstock und Herder und Sophie von La Roche auftreten 7 Auch Auslander erscheinen auf der Buhne Lafontaine Moliere Rousseau Rabelais Scarron und Shakespeare Das Personal wird vervollstandigt mit Namen die heute weniger bekannt sind Weisse Liscow Rabener Klotz Chaulieu Chapelle Schmidt 8 und Michaelis 9 Inhalt BearbeitenLeichtfussig und muhelos ersteigt Goethe ein steil Geburg den Berg der Musen 10 Er ist hier geboren PG I 1 H1 S 12 Lenz der sich in die o g Phalanx deutscher Musensohne drangen mochte kann dem Bezwinger dieses Parnassus nur mit Muhe folgen er kriecht auf allen Vieren PG I 1 H1 S 10 Oben angekommen schauen beide Dichter herab auf die Nachahmer Gaffer Philister Kunstrichterlein Rezensenten und Journalisten Lauter solche Fratzengesichter wollen aber konnen den Berg nicht erklimmen rutschen ab Der gottgleiche Goethe soll den menschlichen Lenz fuhren Durch die Erklimmung des Gipfels verfugt Lenz uber die Befahigung zum poetischen Zeugungsakt Oben dann im Tempel des Ruhms begegnet Hagedorn beim Umherstolzieren Lafontaine Moliere und Rousseau Die Handlung setzt sich durchweg aus Clowneskem zusammen Gellert wird angetroffen Dieser weint bittere Tranen Wieland dessen harsche Urteile Lenz empfindlich getroffen hatten 11 kommt in der Satire schlecht weg Goethe zieht ihn an den Haaren herum Ein einflussreicher Kritiker 12 beschwert sich Lessing habe ihm einmal einen Faustschlag unter die Rippen gegeben Der Singspieldichter Michaelis befurchtet er musse schliesslich einmal unbeurteilt sterben Lessing rugt Weisse ob der Nachahmung der Franzosen und Griechen Zum Schluss macht sich der junge Lenz vor den versammelten Koryphaen Wieland Klopstock Herder und Lessing noch einmal zum Narren Goethe hingegen darf den Vernunftigen spielen Zusatzliche Betrachtungen BearbeitenDie im ersten Akt beschriebene Besteigung des Berges lasst sich auf das Talent und die Werke der Schriftsteller beziehen Mit Leichtigkeit erreicht Goethe die Spitze Lenz hingegen muss sich bemuhen und wirkt wie ein Primat da er sich auf allen vieren fortbewegt Goethe wird als Originalgenie dargestellt der Lenz fuhren muss Lenz beschreibt den Geniebegriff folgendermassen Das Genie wird durch nacheifernde Kongeniale zum fuhrenden Genius Zeitgenossen die ihre menschliche Bestimmung verfehlt haben entstellen die gottliche Schopfung Obwohl Lenz die kirchliche Autoritat anfechtet er beschreibt den Pfarrer als von der Kanzel herunter mit Handen und Fussen schlagend PG II 4 H1 S 44 fordert er eine ungebrochene Ausrichtung auf einen christlichen Gott und bezeichnet die Orthodoxie als kulturfeindliche Borniertheit Er sieht den Dichter als Verkunder der biblischen und christlichen Wahrheit und fordert die Aufarbeitung der Passionsgeschichte fur eine zeitgenossische Dramatik das hohe Tragische von heut ahndet ihrs nicht Die Leiden griechischer Helden sind fur uns burgerlich die Leiden unserer sollten sich einer verkannten und duldenden Gottheit nahern Gebt ihnen alle tieffe voraussehende Raum und Zeit durchdringende Weissheit der Bibel gebt ihnen alle Wirksamkeit Feuer und Leidenschaft von Homers Halbgottern und mit Geist und Leib stehn eure helden da Mochte ich die Zeit erleben PG II 6 H1 S 56 Lenz sieht zwar keinen moralischen Endzweck als Anliegen poetischer Dichtung jedoch geht er davon aus dass durch emotionale Affizierung der Rezipient moralisch beeinflusst werden kann Schriftliche Uberlieferungen BearbeitenDie skizzenhafte Literatursatire ist in zwei von Lenz eigener Hand stammenden Handschriften und einer Abschrift uberliefert Die altere Fassung H1 wurde in dem Zeitraum von Mai bis Mitte Juli des Jahres 1775 verfasst Sie befindet sich heute in der Berliner Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz SPK Diese Fassung wurde im Fruhsommer bis Mitte Juli des gleichen Jahres uberarbeitet Diese Uberarbeitung H2 liegt in der Bibliotheka Jagiellonska in Krakow Eine vollstandige Abschrift ist in der Bibliothek der Stiftung Weimarer Klassik zu finden Auf den handschriftlichen Fassungen ist eine Notiz am Rand Wird nicht gedruckt Die Veroffentlichung der Skizze wollte Lenz wohl vermeiden da die Angriffe in dem Werk auf Wieland Unmut bei Goethe hervorrief und Lenz einen Streit zwischen sich und Goethe meiden wollte 1993 brachten M Luserke und C Weiss eine zuverlassige Edition beider Handschriften mit einem Fussnotenapparat und einem kurzen Bericht der Druckgeschichte heraus Rezeption BearbeitenGoethe hat Lenz hochstwahrscheinlich wahrend der Strassburger Begegnung im Fruhsommer 1775 zu einer Kunstauffassung ermutigt der Lenz in dieser Satire Ausdruck verleiht 13 Shakespeare Lessing Klopstock Herder und die beiden jungsten Vertreter der neuen literarischen Bewegung Goethe und Lenz treten den tandelnden Rokokodichtern und den Verfechtern des franzosischen Geschmacks entgegen 14 Lenz stellt sich im Tempel des Ruhms als Vorkampfer eines neuen Dramas hin 15 Literatur BearbeitenQuellePandamonium Germanikum Eine Skizze In Friedrich Voit Hrsg Jakob Michael Reinhold Lenz Werke Reclam Stuttgart 1992 Ausgabe 1998 ISBN 3 15 008755 4 S 237 261 Mit Anmerkungen S 493 504 und einem Nachwort S 559 604 AusgabenSturmer und Dranger Tl 2 Lenz und Wagner Hrsg von A ugust Sauer Berlin Stuttgart Spemann 1883 S 137 160 Pandaemonium Germanicum Eine Skizze In Helmut Richter Hrsg Lenz Werke in einem Band 4 Auflage Aufbau Verlag Berlin Weimar 1986 S 237 265 Einleitung von Rosalinde Gothe Anmerkungen S 387 416 SekundarliteraturGero von Wilpert Lexikon der Weltliteratur Deutsche Autoren A Z Stuttgart 2004 ISBN 3 520 83704 8 S 386 Brita Hempel Der gerade Blick in einer schraubenformigen Welt Deutungsskepsis und Erlosungshoffnung bei J M R Lenz Winter Heidelberg 2003 Matthias Luserke Jaqui Lenz Studien Literaturgeschichte Werke Themen Rohrig St Ingbert 2001 Takeshi Imamura Jakob Michael Reinhold Lenz seine dramatische Technik und ihre Entwicklung Rohrig St Ingbert 1996 Weblinks BearbeitenDer Text bei Spiegel onlineEinzelnachweise Bearbeiten In der Quelle wurde der lateinische Titel eingedeutscht Quelle S 493 18 Z v u Der Autor zitiert Schubart Nach Voit in der Quelle S 495 4 Z v o Voit in der Quelle S 592 9 Z v u Quelle S 493 7 Z v u In den Anmerkungen der Ausgabe Helmut Richter Hrsg S 399 Fussnote 237 Alle auch die folgenden Personlichkeiten in der Reihenfolge ihres Auftritts genannt Voit in der Quelle S 501 1 Z v u Christian Heinrich Schmid 1746 1800 Kritiker Voit in der Quelle S 502 5 Z v o Johann Benjamin Michaelis 1746 1772 Anakreontiker Singspieldichter Quelle S 494 1 Z v o Voit in der Quelle S 572 4 Z v o Quelle S 256 7 Z v u gemeint ist Christian Heinrich Schmid 1746 1800 siehe Voit in der Quelle S 501 2 Z v u In den Anmerkungen der Ausgabe Helmut Richter Hrsg S 399 2 Z v o Voit in der Quelle S 592 13 Z v u Voit in der Quelle S 592 2 Z v u Normdaten Werk GND 1202948367 lobid OGND AKS VIAF 5151157952119265600002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pandaemonium Germanicum amp oldid 212783076