www.wikidata.de-de.nina.az
Christian Ludwig Liscow 26 April 1701 in Wittenburg 30 Oktober 1760 auf Gut Berg vor Eilenburg war ein deutscher Diplomat und satirischer Schriftsteller in der Zeit der Aufklarung Seine vornehmlich auf die Thorheiten zeitgenossischer noch lebender Personen gezielten Polemiken waren umstritten zumal er sich nie an grosse Geister wagte und sie zudem anonym vortrug 1 Christian Ludwig Liscow Kupferstich von Pfenninger 1789 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirkung 3 Werke 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksLeben BearbeitenNachdem Liscow von seinem Vater dem Wittenburger Pastor Joachim Friedrich Liscow 1675 1721 unterrichtet worden war besuchte er nach Angaben von Carl Henrich Dreyer das Katharineum zu Lubeck 2 1718 schrieb er sich an der Universitat Rostock ein 3 vermutlich um Theologie zu studieren Einige Zeit spater wechselte er nach Jena und zur Rechtswissenschaft Ein weiterer Wechsel an die Universitat Halle ist noch nicht belegbar gilt aber als wahrscheinlich In den Jahren 1729 bis 1734 hatte Liscow eine Anstellung als Hauslehrer bei dem Domdechanten Hans von Thienen in Lubeck 1734 wurde er Privatsekretar beim Geheimen Rat von Clausenheim in Hamburg der im mecklenburgischen Korchow begutert war Im Herbst des darauffolgenden Jahres trat er als Geheimer Legationssekretar in den Dienst von Herzog Karl Leopold von Mecklenburg Der Herzog war um eine Anerkennung durch die europaischen Grossmachte bemuht welche ihm durch eine von Kaiser Karl VI verhangte Reichsexekution 1717 1728 entzogen worden war Liscow reiste im April 1736 von Wismar aus dem Ort der Exilregierung Karl Leopolds als Unterhandler nach Paris um Frankreich fur Herzog Karl Leopold zu interessieren Da Liscow mit diesem Auftrag scheiterte uberliess der Herzog seinen Diplomaten dem Schicksal Liscow kam nur durch die Hilfe von Freunden uber Rotterdam nach Hamburg Dort wohnte er einige Zeit bei Friedrich von Hagedorn 1738 bekam er eine Stelle als Privatsekretar beim Propst des Klosters Preetz in Holstein 1740 warb ihn der preussische Gesandte Freiherr Karl Ludolf von Danckelmann als Privatsekretar nach Frankfurt am Main ab Im Juli 1741 wurde Liscow Privatsekretar beim sachsischen Minister Graf Heinrich von Bruhl Dieser beforderte ihn zum Konigl Kabinettssekretar und 1745 zum Kriegsrat In diesem Jahr heiratete Liscow die Witwe Johanna Buch geb Mylius Mit ihr hatte er zwei Tochter und drei Sohne Ende 1749 wurde Liscow der Verschworung gegen den Grafen von Bruhl bezichtigt seiner Amter enthoben vorubergehend eingekerkert und im April 1750 aus Dresden ausgewiesen Er verbrachte seinen Lebensabend auf dem Landgut Berg bei Eilenburg das seiner Ehefrau gehorte und wo er 1760 auch starb Liscow wurde in der Marienkirche unweit seines Alterssitzes beigesetzt Wirkung BearbeitenSein literarisches Debut gab Liscow 1726 mit einer Satire gegen den Rostocker Juristen Professor Johann Manzel Seine ersten Texte waren von Hamburger Kaufleuten bestellt und bezahlt worden fur ihre Veroffentlichung sorgte Liscows Bruder der Redakteur beim Hamburgischen Correspondenten war 4 Liscows bekannteste Schrift Die Vortrefflichkeit und Nothwendigkeit der elenden Scribenten grundlich erwiesen von 1736 stellte den Hohe und auch schon Schlusspunkt seines literarischen Wirkens dar Es war umstritten allerdings schon zu seinen Lebzeiten nahezu vergessen In die Annalen der Literaturgeschichte ist Liscow als der Vertreter der Personalsatire eingegangen als der erste deutsche Satiriker der seinen Vernichtungswillen nicht nur an fiktiven Typen wie sein Zeitgenosse Gottlieb Wilhelm Rabener der Reprasentant der allgemeinen Satire sondern ungehemmt an lebenden Opfern ausliess 1 Diese kritische Warte nahm bereits das zwischen 1854 und 1857 erschienene Herders Conversations Lexikon ein das Liscow immerhin betrachtlichen Witz und das unstreitig schonste Deutsch vor Lessing bescheinigte 5 Auch Meyers Konversations Lexikon hebt im Band 12 von 1908 Liscos stilistische Brillanz hervor die nicht zu unrecht in Lessings Nahe geruckt werde 6 In der Tat regte Liscow Lessing an ausserdem Lichtenberg 7 und Jean Paul Liscows 1732 einsetzender Feldzug gegen den zum Pathos neigenden Hallenser Rhetorikprofessor Johann Ernst Philippi einem Gegner Gottscheds und der Wolffschen Schulphilosophie endet fur den Verspotteten in der Irrenanstalt Der Fall veranschaulicht den Gegensatz zwischen Liscows beissender Personalsatire und den vergleichsweise moderaten Attacken Rabeners der sich personlicher Verunglimpfungen stets enthielt 8 Von 1998 bis 2011 war das Christian Ludwig Liscow Gymnasium in Wittenburg im Landkreis Ludwigslust Parchim in Mecklenburg Vorpommern nach Liscow benannt Mit Grundung des Gymnasialen Schulzentrums wurde der Name nach anfanglichen Erhaltungsbestreben abgelegt Werke BearbeitenBriontes der jungere oder Lob Rede auf den Hoch Edelgebohrnen und Hoch Gelahrten Herrn Hrn D Johann Ernst Philippi 1732 Digitalisat Sammlung satirischer und ernsthafter Schriften Frankfurt Main und Leipzig 1739 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Neuausgabe Hrsg Carl Muchler in drei Banden Berlin 1806 neuerdings Frankfurt Main 1972 Die Vortrefflichkeit und Nothwendigkeit der elenden Scribenten grundlich erwiesen 1734 Volltext in der Google Buchsuche Vortrefflichkeit und Nothwendigkeit der elenden Scribenten und andere Schriften hrsg von Jurgen Manthey Frankfurt Main 1968Literatur BearbeitenCarl Gustav Helbig Christian Ludwig Liscow 1844 Georg Christian Friedrich Lisch Liscows Leben In Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 10 1845 S 97 179 Volltext Berthold Litzmann Christian Ludwig Liscow in seiner litterarischen Laufbahn Hamburg L Voss 1883 Paul Richter Rabener und Liscow Dresden 1884 Thomas P Saine Christian Ludwig Liscow The First German Swift in Lessing Yearbook IV New York und London 1972 Seite 122 156 Jurgen Brummack Vernunft und Aggression Uber den Satiriker Liscow in Deutsche Vierteljahrsschrift fur Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte DVjs Nummer 49 1975 Sonderheft 18 Jahrhundert Seite 118 137 Christian Schwarz Spotter und Scribenten Untersuchung zu Strategie und Struktur fruhaufklarerischer Satire bei Christian Ludwig Liscow Universitat Wurzburg 1976 Wolfgang Pross Liscow Christian Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 14 Duncker amp Humblot Berlin 1985 ISBN 3 428 00195 8 S 682 684 Digitalisat Alken Bruns Christian Ludwig Liscows Lubecker Satiren In Zeitschrift des Vereins fur Lubeckische Geschichte und Altertumskunde ZVLGA 61 1981 S 95 128 Digitalisat Markus Steinhardt Moglichkeiten der Satire bei Gottlieb Wilhelm Rabener und Christian Ludwig Liscow Universitat Munchen 1999 Hans Joachim Bottcher Liscow Christian Ludwig in Bedeutende historische Personlichkeiten der Dubener Heide AMF Nr 237 2012 S 62 Einzelnachweise Bearbeiten a b Gunter E Grimm 1986 PDF 17 kB abgerufen am 2 Januar 2012 Nach Georg Christian Friedrich Lisch Liscows Leben In Jahrbucher des Vereins fur Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 10 1845 S 97 179 hier S 109 Digitalisat Immatrikulation von Christian Ludwig Liscow im Rostocker Matrikelportal Benno Schirrmeister taz vom 1 Juli 2009 abgerufen am 2 Januar 2012 Liscow Herders Conversations Lexikon Freiburg im Breisgau 1856 Band 4 S 6 7 Meyers abgerufen am 2 Januar 2012 Brockhaus Enzyklopadie in der 19 Ausgabe Band 13 von 1990 litde abgerufen am 2 Januar 2012Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Christian Ludwig Liscow Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Christian Ludwig Liscow Quellen und Volltexte Literatur von und uber Christian Ludwig Liscow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur uber Christian Ludwig Liscow in der Landesbibliographie MV Consortium of European Research Libraries Christian Ludwig Liscow WerkeverzeichnisNormdaten Person GND 118573446 lobid OGND AKS LCCN no2002058929 VIAF 25394628 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Liscow Christian LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher SatirikerGEBURTSDATUM 26 April 1701GEBURTSORT WittenburgSTERBEDATUM 30 Oktober 1760STERBEORT Gut Berg bei Eilenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Christian Ludwig Liscow amp oldid 239150181