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Otto Staudinger 2 Mai 1830 in Gross Wustenfelde bei Teterow Mecklenburg Schwerin 13 Oktober 1900 in Luzern war ein deutscher Lepidopterologe Schmetterlingskundler und Insektenhandler Otto Staudinger Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Weitere wichtige Sammelreisen 2 Werk und Wirkung 3 Sammlungsverbleib 4 Werke Auswahl 5 Biographische Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStaudinger stammte vaterlicherseits aus einer bayerischen Familie Sein Grossvater der Landwirtschaftslehrer Lucas Andreas Staudinger war in Ansbach geboren worden und kam Ende des 18 Jahrhunderts nach Holstein wo Staudingers Vater Johann Diederich Andreas Staudinger 1797 1851 in Gross Flottbek zur Welt kam Seine Mutter Adolfine Staudinger geb Schroeder 1794 1876 war Mecklenburgerin und wurde in Putzar auf dem Gut des Grafen Schwerin geboren Als Otto Staudinger 1830 geboren wurde war sein Vater der die Landwirtschaft bei Johann Heinrich von Thunen erlernt hatte Pachter des Ritterguts Gross Wustenfelde Der dortige Hauslehrer Wagner sammelte Kafer und fuhrte den Knaben im Alter von sechs bis sieben Jahren in die Entomologie ein Im Sommer 1843 erwarb sein Vater das Rittergut Lubsee bei Gustrow wo Otto nun unter Anleitung des Hauslehrers Hermann Schmetterlinge zu sammeln begann Er besuchte ab Oktober 1845 das Friedrich Franz Gymnasium Parchim und legte im Sommer 1849 das Abitur ab Im Oktober 1849 begann er in Berlin mit dem Studium der Medizin wechselte aber unter dem Eindruck der als sehr anregend beschriebenen Zoologievorlesungen des Privatdozenten Dr Stein im zweiten Semester zu den Naturwissenschaften Von Juni 1850 bis Herbst 1851 unternahm er entomologische Exkursionen und gleich auf der ersten begrundete der Fund einer Serie frischgeschlupfter Synanthedon tipuliformis auf dem Stralauer Friedhof seine Vorliebe fur die Glasflugler Sesiidae Er schloss sich besonders den Studenten Theodor Johannes Kruper 1829 1917 spater Direktor des naturkundlichen Museums in Athen und Carl Eduard Adolph Gerstacker spater Professor in Greifswald an und wurde mit den Berliner Entomologen der damaligen Zeit bekannt insbesondere mit Grabow Simon Scherffling Libbach Glasbrenner Mutzel Streckfuss Walther den Gebrudern Kricheldorff Ribbe und Kalisch Sammelgebiete waren vor allem der Grunewald die Jungfernheide wo damals noch Staurophora celsia vorkam die Wuhlheide die Kalkberge bei Strausberg sowie der einsame mitten im Wald gelegene Ort Finkenkrug Im Herbst 1851 scheint Staudinger erkrankt zu sein uber die Art der Krankheit sagen die biographischen Quellen nichts aus denn es wurde ihm nach langerer Krankheit eine Erholungsreise angeraten So verbrachte er Mitte Mai bis Mitte August 1852 am Genfersee und im Gebiet des Mont Blanc wanderte dann uber den Simplonpass bis nach Genua und von dort Ende August stets zu Fuss die Riviera entlang nach Nizza Marseille und Montpellier wo er bis Ende November blieb und Kontakte zu franzosischen Sammlern wohl Daube Germain Guinard knupfte Nach einem Besuch zuhause reiste er im Januar 1853 nach Paris um sein Franzosisch zu vervollkommnen und Italienisch und Englisch zu lernen Ostern 1853 nahm er sein Studium in Berlin wieder auf und sammelte mit Kalisch Ribbe und den beiden Kricheldorffs intensiv Glasflugler Sesiidae Mitte Marz 1854 wurde er mit der Arbeit De Sesiis agro Berolinensis zum Dr phil promoviert nbsp Otto Staudingers Grab 2016Vom 1 April bis zum Oktober 1854 unternahm Staudinger mit Empfehlungen von Alexander von Humboldt ausgestattet eine Reise nach Sardinien mit dem Ziel die Raupen von Papilio hospiton zu entdecken was nach vielen vergeblichen Versuchen schliesslich auch gluckte 1855 sammelte er in den Alpen Karnten Grossglocknergebiet Im April 1856 trat er mit C Kalisch eine Sammelreise nach Island an Im Herbst 1856 verlobte er sich mit der Tochter des Entomologen Grabow die Heirat fand am 21 Januar 1857 statt Noch am selben Abend reiste das Paar uber Paris Lyon Marseille wo beide innerhalb von zehn Tagen Spanisch lernten Barcelona Valencia und Almeria nach Malaga wo sie sich einen Monat lang aufhielten Danach verbrachten sie neun Monate in Granada wo sie auf der Alhambra wohnten und ihnen am 2 November eine Tochter geboren wurde Mitte Dezember reisten sie uber Malaga nach Chiclana de la Frontera bei Cadiz verbrachten dort die erste Jahreshalfte 1858 und kehrten im Juli dieses Jahres nach Berlin zuruck Wegen der Kosten dieser Reisen begann Staudinger anfangs unter Mitarbeit seines Schwiegervaters die Ausbeuten zu verkaufen und so entstand nach und nach eine umfangreiche Naturalienhandlung Ab Anfang 1859 wohnten Staudingers in Dresden wo im selben Jahr der Sohn Paul geboren wurde In Dresden erbaute Staudinger 1864 das Diana Bad eine vielseitige Anlage mit Wannen Dampf und irisch romischen Badern die ihn begeisterten seit er selbst auf der Reise stark erkaltet ihre heilsame Wirkung erfahren hatte Ostern 1874 erfolgte ein Umzug aus der zu eng gewordenen Stadtwohnung in die Villa Diana in Blasewitz 1879 trat Andreas Bang Haas 1846 1925 als Angestellter in das Unternehmen ein heiratete 1880 Staudingers Tochter und wurde 1884 oder 1887 Mitinhaber 1884 musste das Institut in die eigens zu diesem Zweck erbaute grossere Villa Sphinx ubersiedeln nach weiteren 10 Jahren musste ein zweistockiger Flugel angebaut werden Seit Mitte der 1880er Jahre legte Staudinger die Unternehmensleitung mehr und mehr in Bang Haas Hande und konzentrierte sich nun ganz auf die taxonomische Arbeit Otto Staudinger starb am 13 Oktober 1900 auf einer Erholungsreise in Luzern Er wurde auf dem Johannisfriedhof in Dresden beigesetzt 1 Weitere wichtige Sammelreisen Bearbeiten 1860 Norwegen Finnmarken mit M F Wocke 1862 Kastilien La Granja San Ildefonso 1866 Sudfrankreich Ardeche 1872 Kilikischer Taurus mit E Funke 1875 Turkei Amasia mit E Funke und F Zach 1880 Sudspanien Chiclana und Granada mit Frau Schwiegermutter und Familie Korb 1884 Kastilien San Ildefonso mit Abstecher nach Lissabon mit A Bang Haas und seinem Sohn Paul 1887 Algerien Biskra und Lambese Djebel Aures Ausserdem kurzere Alpenreisen sowie Erholungsreisen Werk und Wirkung Bearbeiten nbsp Otto StaudingerEine von Staudingers wertvollsten und dauerhaftesten Leistungen war die Publikation von drei Katalogen der Schmetterlingsfauna Europas und schliesslich der gesamten Palaarktis Sie wurden von den Lepidopterologen sofort angenommen als Grundlage faunistischer Bearbeitungen genutzt und regten auch zahlreiche systematisch taxonomisch orientierte Untersuchungen an Bereits 1861 veroffentlichte Staudinger zusammen mit Max Ferdinand Wocke einen Catalog der Lepidopteren Europa s und der angrenzenden Lander in dem er die sogenannten Grossschmetterlinge und Wocke die sogenannten Kleinschmetterlinge bearbeitete Weitere Verbreitung fand die zweisprachige deutsch franzosische Ausgabe von 1871 Catalog der Lepidopteren des Europaeischen Faunengebiets in der gleichen Autorenformation Ein Standardwerk wurde der zusammen mit Hans Rebel 1861 1940 bearbeitete und von diesem 1901 herausgegebene Catalog der Lepidopteren des palaearctischen Faunengebietes Nicht zu unterschatzen ist die Wirkung die Staudinger als Initiator der entomologischen bzw allgemein naturkundlichen Erforschung vieler Erdteile spielte Er kaufte nicht nur Ausbeuten aus der ostlichen Palaarktis und aus vielen tropischen Gebieten auf und bearbeitete sie taxonomisch sondern er sandte auch ganz gezielt Sammler in entomologisch noch wenig bekannte oder ganz unerforschte Gebiete Amur und Ussurigebiet Wladiwostok Suifun Sutschan Insel Askold Friedrich Dorries amp Bruder 1877 1898 Jablonovoi Gebirge Apfelgebirge 1896 NO Sibirien am Witim O Herz 1888 Tarbagatai bei Saisan J Haberhauer 1877 Altai bei Ongadai Bashkam Tschuja Tal H J Elwes und Borezowsky 1898 Mongolei Uliassutai fur H Leder sammelnder Kosak 1893 Kenteigebirge F Dorries 1889 1893 um Urga J Haberhauer 1895 Changai H Leder 1899 Tibet zwischen Lob nor und Kuku nor E Ruckbeil fur R Tancre 1893 1893 Chinesisch Turkestan bei Korla J Haberhauer 1897 ostl Tian Schan Chamyl u a J Haberhauer 1896 Tian Schan zwischen Issyk Kul und Kuldja E Ruckbeil 1895 Kleinasien Mardin Gaziantep Merzifon Malatya Hadjin Kayseri Tokat Antakya Marasch u a J Manisadjian 1875 1897 Taurus bei Zeitun Haradjian 1897 Syrien F Zach Palastina Bacher 1896 1899 J Paulus 1890 1898 Sierra Leone und Kamerun Dr Preuss 1866 ff Indoaustralischer Archipel Waigeu Molukken Ambon Batjan Ceram Halmahera Celebes Minahassa Sangir Philippinen Jolo Ost Mindanao Mindoro Timor Palawan Sarawak Dr K K Platen 1880 1895 Ceylon Penang Borneo Brunei Labuan Kinabalu J Waterstradt 1888 1904 Panama und Chiriqui H Ribbe 1878 Amazonas Dr Hahnel 1879 1884 1885 1887 spater dort auch O Michael und die Gebruder Garlepp letztere auch in Peru und Bolivien Peru Chanchamayo F Thamm um 1870 1873 Auf diese Art und Weise gelang es Staudinger Faunenlisten ganzer Landstriche zu erstellen von denen hier nur die Lepidopteren Fauna Kleinasiens 1881 Die Macrolepidopteren des Amurgebietes 1892 und die Lepidopteren des Kentei Gebirges 1892 erwahnt seien Die taxonomische Bearbeitung dieser Ausbeuten war Staudingers eigentliches Lebenswerk Hunderte wenn nicht Tausende neuer Taxa insbesondere aus den Familien der sogenannten Macrolepidoptera hat er im Laufe der Jahre beschrieben Die wissenschaftlich wichtigen Belege insbesondere die Typen neuer Arten gelangten in Staudingers private Sammlung Eine unvollstandige Bibliographie Staudingers verzeichnet 137 Publikationen uber Lepidopteren Anonymus 1901 Zahlreiche Taxa sind nach Staudinger benannt In der zoologischen Literatur wird sein Name meist mit Stgr abgekurzt Die Firma Staudinger amp Bang Haas wurde nach Staudingers Tod von Andreas Bang Haas fortgefuhrt Ab 1913 war dessen Sohn Otto Bang Haas 1882 1948 der alleinige Inhaber Er fuhrte die Firma bis zu seinem Tode danach wurde sie am 30 September 1948 aufgelost Sammlungsverbleib BearbeitenStaudingers Privatsammlung mit den Typen der von ihm beschriebenen Taxa ging 1907 seine Sammlung palaarktischer Microlepidoptera und Raupen palaarktischer Macrolepidoptera 1937 an das Zoologische Museum der Humboldt Universitat in Berlin das heutige Museum fur Naturkunde Die Firmensammlung palaarktischer Lepidopteren wurde nach Otto Bang Haas Tod von H Kotzsch ubernommen und gelangte 1961 an das Museum fur Tierkunde Dresden Die Schmetterlingssammlung ist heute wesentlicher Bestandteil der Senckenberg Naturhistorischen Sammlung Dresden 2 Werke Auswahl Bearbeitenmit M F Wocke Catalog der Lepidopteren Europa s und der angrenzenden Lander Staudinger amp Burdach Dresden 1861 mit M F Wocke Catalog der Lepidopteren des Europaeischen Faunengebiets 2 Auflage Burdach Dresden 1871 S XVI XXXVII 1 200 347 382 415 424 Beitrag zur Lepidopteren Fauna Griechenlands In Horae societatis entomologicae rossicae 7 1871 S 3 304 3 Taf Lepidopteren Fauna Kleinasien s In Horae societas entomologicae rossicae 14 1878 S 129 329 Taf 1 2 S 321 482 1879 Taf 3 4 Nachtrage 16 1881 S 65 135 mit Ernst Schatz und Johannes Rober Exotische Schmetterlinge Zwei Bande Lowensohn Furth 1884 1888 Centralasiatische Lepidopteren In Stettiner entomologische Zeitung 47 1886 S 193 215 225 256 48 1887 S 49 102 Die Macrolepidopteren des Amurgebietes I Theil Memoires sur les Lepidopteres 6 1892 S 83 658 Taf 4 14 Lepidopteren des Kentei Gebirges In Deutsche Entomologische Zeitschrift Iris 5 1892 S 300 393 Taf 3 Hochandine Lepidopteren In Deutsche Entomologische Zeitschrift Iris 7 1894 S 43 100 2 Taf Lepidopteren des Apfelgebirges In Deutsche Entomologische Zeitschrift Iris 10 1898 S 320 344 mit H Rebel Catalog der Lepidopteren des palaearctischen Faunengebietes I Theil Famil Papilionidae Hepialidae Friedlander amp Sohn Berlin 1901 Biographische Quellen BearbeitenAnonymus S Dr Otto Staudinger In Deutsche entomologische Zeitschrift Iris 13 1901 S 341 358 Anonymus Der Nestor der deutschen Entomologen Dr Otto Staudinger In Entomologische Jahrbucher 3 1894 S 265 268 J Draeseke Die Firma Dr O Staudinger amp A Bang Haas In Entomologische Nachrichten 6 1962 S 49 53 T L F Seebold Notice necrologique sur le Dr Otto Staudinger In Annales de la Societe entomologique de France 70 1901 1902 S 6 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Otto Staudinger Quellen und Volltexte Otto Staudinger im Stadtwiki DresdenEinzelnachweise Bearbeiten Todtenschau In Dresdner Geschichtsblatter Nr 1 1901 S 19 Schmetterlingssammlung auf www senckenberg de nbsp Commons Otto Staudinger Album mit Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Person GND 11722345X lobid OGND AKS LCCN n88216170 VIAF 54542772 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Staudinger OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher SchmetterlingskundlerGEBURTSDATUM 2 Mai 1830GEBURTSORT Gross Wustenfelde bei Teterow Mecklenburg SchwerinSTERBEDATUM 13 Oktober 1900STERBEORT Luzern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Staudinger Lepidopterologe amp oldid 237315172