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Otto Diederichs 17 April 1904 in Danndorf 4 Oktober 1957 in Braunschweig war ein deutscher Jurist in der Polizeiverwaltung und SS Oberfuhrer der zur Zeit des Nationalsozialismus in der braunschweigischen Polizeiverwaltung und im Hauptamt Ordnungspolizei tatig war Aufgrund seiner Verwaltungstatigkeiten im Polizeidienst insbesondere in Schutzhaftangelegenheiten ordnet die Historikerin Irmtrud Wojak Diederichs als Schreibtischtater ein 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDiederichs war der Sohn eines Lehrers Nach dem Ende seiner Schullaufbahn absolvierte er ein Studium der Rechtswissenschaft an den Universitaten Jena Innsbruck sowie Leipzig und legte 1927 die erste juristische Staatsprufung ab In Jena wurde er 1930 zum Dr jur promoviert mit der Dissertation Die staatspolitische und staatsrechtliche Entwicklung des Landes Braunschweig nach der Revolution von 1918 2 Die zweite juristische Staatsprufung bestand er 1931 am Oberlandesgericht Braunschweig Anfang Februar 1932 trat Diederichs als Regierungsassessor in die Kreisdirektion Braunschweig Land ein Kurz darauf riet ihm der Rechtsanwalt und spatere NS Justizminister des Landes Braunschweig Friedrich Alpers mit dem Diederich fluchtig bekannt war er solle in die Partei NSDAP eintreten was bei der gegenwartigen politischen Konstellation hilfreich sein konne 3 Diederich folgte diesem Rat unverzuglich Schon vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat er zum 1 April 1932 der NSDAP Mitgliedsnummer 1 058 283 4 und SA bei 5 Am 25 Oktober 1933 5 trat Diederichs in die SS ein SS Nr 109 195 Nachdem der NS Politiker Dietrich Klagges zum Ministerprasidenten des Freistaates Braunschweig ernannt worden war richtete er 1933 das Landespolizeiamt Braunschweig ein und setzte als dessen Leiter Friedrich Jeckeln ein Im September 1933 wurde Diederichs Jeckelns Hilfsreferent Anfang April 1934 wurde Diederichs zum Regierungsrat befordert und Jeckelns Stellvertreter bei der neu eingerichteten politischen Polizei Im Bereich der braunschweigischen Polizeiverwaltung war er fur die behordliche Umsetzung der politischen Vorgaben zustandig So entwarf er neben weiteren Erlassen und Verfugungen das Gesetz uber die braunschweigische Politische Polizei Auch oblagen ihm die Schutzhaftangelegenheiten im Land Braunschweig die administrative Abwicklung zur Uberstellung von NS Gegnern in Konzentrationslager Diederich war fur samtliche Schutzhaftangelegenheiten im Freistaat Braunschweig verantwortlich und wurde dadurch zum Entscheider sowie Verwalter der politischen Verfolgung 3 Im April 1937 erfolgte seine Ernennung zum Oberregierungsrat Wahrend der Novemberpogrome 1938 koordinierte er im Land Braunschweig das planmassige Vorgehen gegen judische Burger die Polizeieinsatze und ihre Festnahmen Wahrend des Zweiten Weltkrieges meldete er sich im Juli 1940 zur Wehrmacht und wurde im Herbst dieses Jahres zum Regierungsdirektor befordert Sein Vorgesetzter Jeckeln schlug ihn mehrfach zur Beforderung vor wobei er ihm uberdurchschnittliches Konnen attestierte und dass er ein durchdrungener Nationalsozialist sei 6 Unabkommlich gestellt schied er im April 1941 aus der Wehrmacht aus und war anschliessend bis Dezember 1941 Leiter des Amtes Verwaltung und Recht beim Befehlshaber der Ordnungspolizei im deutsch besetzten Norwegen Sein Dienstsitz war Oslo Anschliessend war er im Hauptamt Ordnungspolizei in Berlin eingesetzt das dem Reichsministerium des Inneren angegliedert war Von dort wurde er im Herbst 1942 zum Hoheren SS und Polizeifuhrer Russland Nord Jeckeln seinem ehemaligen Vorgesetzten nach Riga abgeordnet In Riga leitete er beim HSSPF das Amt Verwaltung und Recht bis November 1943 6 Von Dezember 1943 bis zum Kriegsende im Mai 1945 war Diederichs seit Mai 1943 Ministerialrat wieder im Hauptamt Ordnungspolizei tatig Ab Dezember 1943 war er Jurist beim Leiter der Ordnungspolizei Alfred Wunnenberg Des Weiteren ubernahm er ab Anfang 1944 die Leitung der Amtsgruppe W II im Hauptamt Ordnungspolizei und war ab Juni 1944 standiger Vertreter des dortigen Wirtschaftsverwaltungsamtsleiters August Frank Innerhalb der SS wurde er im November 1944 noch zum SS Oberfuhrer befordert seinem hochsten erreichten SS Rang Nach Kriegsende befand sich Diederichs von Mai 1945 bis Marz 1947 in alliierter Internierung Danach wurde er in Braunschweig in Untersuchungshaft genommen und Mitte Februar 1948 gegen Kaution entlassen Nach einem im Juni 1949 durchgefuhrten Spruchkammerverfahren in Bielefeld wurde Diederichs unter Anrechnung der Internierungshaft als Funktionstrager des NS Regimes und als SS Fuhrer zu 20 Monaten Haft verurteilt Diederichs gab bei den Verhandlungen an in allen Schutzhaftangelegenheiten lediglich ausgefuhrt zu haben was seine Vorgesetzten Klagges und Jeckeln von ihm verlangt hatten Von Folter und Morden in Konzentrationslagern habe er nichts gewusst 6 Wenige Monate spater wurde er jedoch in Braunschweig als Mitlaufer entnazifiziert Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelte aber weiter gegen Diederichs welcher beschuldigt war unmenschliche Handlungen durch die Verfolgung anderer aus politischen Grunden und durch Freiheitsberaubung in mindestens 27 Schutzhaftfallen begangen zu haben 7 Zunachst wurde im Mai 1950 die Eroffnung einer Hauptverhandlung gegen Diederichs abgelehnt da dieser nach dem seinerzeitigen Rechtsverstandnis gehandelt habe Fritz Bauer Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht Braunschweig legte gegen diese Entscheidung erfolgreich Widerspruch ein Im Februar 1953 wurde Diederichs in acht Fallen der Beihilfe zur erschwerten Freiheitsberaubung im Amt zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt Eine durch Diederichs und die Staatsanwaltschaft beantragte Revision wurde durch den Bundesgerichtshof verworfen Durch das geringe Strafmass musste Diederichs infolge des Straffreiheitsgesetzes von 1949 die Strafe nicht antreten 8 Literatur BearbeitenBernhard Kiekenap SS Junkerschule SA und SS in Braunschweig Appelhans Braunschweig 2008 ISBN 978 3 937664 94 1 Hans Joachim Neufeldt Jurgen Huck Georg Tessin Zur Geschichte der Ordnungspolizei 1936 1945 Schriften des Bundesarchivs 3 Koblenz 1957 Werner Sohn Im Spiegel der Nachkriegsprozesse Die Errichtung der NS Herrschaft im Freistaat Braunschweig Appelhans Verlag Braunschweig 2003 ISBN 978 393029281 3 Irmtrud Wojak Fritz Bauer 1903 1968 Eine Biographie C H Beck Munchen 2009 ISBN 978 3 406 58154 0 Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus Campus Verlag Frankfurt New York 1997 ISBN 3 593 35835 2 Weblinks BearbeitenNovemberpogrome 1938 in Niedersachsen Braunschweig mit Informationen zu Otto Diederichs Einzelnachweise Bearbeiten Irmtrud Wojak Fritz Bauer 1903 1968 Eine Biographie Munchen 2009 S 260 Ernst August Roloff Braunschweig und der Staat von Weimar Politik Wirtschaft und Gesellschaft 1918 1933 Braunschweiger Werkstucke Veroffentlichungen aus Archiv Bibliothek und Museum der Stadt Band 31 Waisenhaus Druckerei Braunschweig 1964 S 214 a b Bernhard Kiekenap SS Junkerschule SA und SS in Braunschweig S 55 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 6310799 a b Gerhard Wysocki Die Geheime Staatspolizei im Land Braunschweig Polizeirecht und Polizeipraxis im Nationalsozialismus S 59 FN 100 a b c Bernhard Kiekenap SS Junkerschule SA und SS in Braunschweig S 56 Irmtrud Wojak Fritz Bauer 1903 1968 Eine Biographie Munchen 2009 S 261f Irmtrud Wojak Fritz Bauer 1903 1968 Eine Biographie Munchen 2009 S 260ff Normdaten Person LCCN n2009056484 VIAF 2950675 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 15 Dezember 2020 PersonendatenNAME Diederichs OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist in der Polizeiverwaltung und SS OberfuhrerGEBURTSDATUM 17 April 1904GEBURTSORT DanndorfSTERBEDATUM 4 Oktober 1957STERBEORT Braunschweig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Diederichs amp oldid 231496392