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Ein Ordensverbot untersagt bestimmten Personen die Annahme von Orden und Ehrenzeichen Es findet sich in verschiedenen aktuellen und historischen Gesetzgebungen Insbesondere zu erwahnen sind die Verhaltnisse in der Schweiz in den Hansestadten sowie in der Weimarer Republik Inhaltsverzeichnis 1 Schweiz 2 Hansestadte 3 Weimarer Republik 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseSchweiz BearbeitenSiehe auch Liste der Schweizer Orden und Ehrenzeichen In der Schweiz existieren aufgrund der starken republikanischen Tradition keine staatlichen Orden In der Vergangenheit wurden vereinzelt Medaillen vergeben 1 Seit dem Mittelalter versuchten auslandische Staaten einflussreiche Schweizer mit Geld Ehren Titeln oder Orden in ihrem Sinne zu beeinflussen Seit dem 15 Jahrhundert bemuhte sich die Tagsatzung diese Praxis einzudammen konnte sich aber nie durchsetzen 2 In der Bundesverfassung von 1848 wurde in Art 12 festgehalten Behordenmitglieder und Beamte durfen von auswartigen Regierungen weder Pensionen oder Gehalte noch Titel Geschenke oder Orden annehmen Der prominenteste Fall betraf den 1902 amtierenden Nationalratsprasidenten Gustave Ador Er trat aus dem Nationalrat zuruck weil er den von ihm bereits entgegengenommenen Orden der Ehrenlegion nicht zuruckgeben wollte 3 Im Oktober desselben Jahres wurde Ador erneut in den Nationalrat gewahlt und vereidigt ohne dass er die Auszeichnung hatte zuruckgeben mussen Zur Eindammung der zahlreichen Ordensverleihungen an Schweizer wurde 1927 eine Volksinitiative lanciert Die Initianten um den rechtsburgerlichen germanophilen Volksbund fur die Unabhangigkeit der Schweiz wollten allen Burgern die Annahme von Orden verbieten Eine Ubertretung des Verbots hatte den Verlust der politischen Rechte zur Folge gehabt Die Initiative wurde zugunsten eines direkten Gegenvorschlags zuruckgezogen welcher 1931 mit rund 70 Ja Stimmen aber gegen den Willen der franzosischsprachigen Kantone angenommen wurde 4 Der Gegenvorschlag beschrankte sich auf eine Regelung fur Behordenmitglieder Beamte und Angehorige der Armee Neu wurde vor einem Amtsantritt ein ausdrucklicher Verzicht auf das Tragen von Titeln und eine Ruckgabe von Orden verpflichtend Anlasslich der Bundesverfassungsrevision von 1999 wurde eine Herabstufung des Verbots von der Verfassungs auf die Gesetzesstufe beschlossen Dazu mussten verschiedene Gesetze angepasst werden Regierungs und Verwaltungsorganisationsgesetz Geschaftsverkehrs bzw Parlamentsgesetz Militargesetz 5 6 7 8 9 Hansestadte BearbeitenDas hanseatische Ordensverbot geht auf Hamburger Stadtrecht aus dem 13 Jahrhundert zuruck Die Tatsache dass die ausserlich sichtbaren Ordens Insignien den Dekorierten vor seinen Kollegen und Mitburgern als einen vorzuglicheren auszeichnen sollen galt schon damals als ein Umstand der in entschiedenem Widerspruch zum burgerlichen Geiste der Verfassung stehe Es gibt uber dir keinen Herren und unter dir keinen Knecht 10 11 So ist es nach Hamburger Ordenspraxis bis heute noch bei allen Senatoren Burgerschaftsabgeordneten und Mitarbeitern im offentlichen Dienst zumindest verpont Auszeichnungen anzunehmen auch nach ihrer Pensionierung 12 Fruher war es den fuhrenden Reprasentanten verboten 13 Grundsatzlich nahmen und nehmen auch die Mitglieder des Bremer Senats keine auswartigen Orden an 14 Als einziges Bundesland stimmte die Freie Hansestadt Bremen gegen die Stiftung des Bundesverdienstkreuzes Bremen und Hamburg sind zudem die einzigen Bundeslander die keinen eigenen Verdienstorden gestiftet haben Es wurden und werden aber von den Hansestadten Medaillen verliehen beispielsweise Portugaleser und Bene Merenti und im Ersten Weltkrieg stifteten die drei Hansestadte Bremen Hamburg und Lubeck 1915 je eigene Auspragungen des Hanseatenkreuzes als Kriegsauszeichnung Weimarer Republik BearbeitenDas Ordensverbot in der Weimarer Republik war das verfassungsmassige Verbot der Verleihung von Orden und Ehrenzeichen Art 109 der Weimarer Reichsverfassung WRV schrieb ein staatliches Verbot von Orden und Ehrenzeichen fest Das Deutsche Reich verlieh keine Orden und Ehrenzeichen Art 109 Abs 5 kein Reichsangehoriger durfte auslandische Orden annehmen Art 109 Abs 6 Das Ordensverbot wurde in der Praxis nicht vollstandig durchgesetzt da die Lander weiterhin die Lebensrettungsmedaille verliehen und der Reichsprasident auslandischen Staatsgasten das Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes das nicht unter das staatliche Ordensverbot fiel da das DRK privatrechtlich organisiert war verlieh Fur geistige und kunstlerische Verdienste schuf der Reichsprasident 1922 den Adlerschild des Deutschen Reiches und anlasslich des 100 Todestages Goethes 1932 die Goethe Medaille fur Kunst und Wissenschaft Diese Auszeichnungen waren sogenannte Vitrinenorden das heisst sie konnten nicht getragen werden und fielen damit nicht unter das Verbot des Art 109 WRV Die Bestimmung fand gemass Art 175 WRV keine Anwendung auf Orden und Ehrenzeichen fur Verdienste in den Kriegsjahren 1914 1919 Literatur BearbeitenSchweiz Lucienne Hubler Orden In Historisches Lexikon der Schweiz Etienne Piaget Das Pensionen Titel und Ordensverbot des Art 12 der schweizerischen Bundesverfassung Seine Geschichte und seine Bedeutung Turbenthal 1936 DNB 57101738X Diego Hattenschwiler Art 12 Unabhangigkeit gegenuber auslandischen Staaten In Graf Theler von Wyss Hrsg Parlamentsrecht und Parlamentspraxis der Schweizerischen Bundesversammlung Kommentar zum Parlamentsgesetz ParlG vom 13 Dezember 2002 Helbing Lichtenhahn Basel 2014 ISBN 978 3 7190 2975 3 S 97 ff online Deutschland Franz Spath Das Bundesprasidialamt 5 Auflage Dusseldorf 1993 Jens Hannig Struktur und Funktionsweise des Bundesprasidialamtes Marburg 2005 Olaf Wittenberg Das Ordensverbot der Weimarer Reichsverfassung und dessen Nicht Umsetzung in der Staatspraxis Eine Ubersicht anhand der Verleihung von Rettungsmedaillen In Orden und Ehrenzeichen Das Magazin fur Freunde der Phaleristik Hrsg Deutsche Gesellschaft fur Ordenskunde Heft 134 23 Jahrgang Gaufelden 2021 ISSN 1438 3772 S 182 202 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Verfassung des Deutschen Reichs 1919 Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten Lucienne Hubler Orden In Historisches Lexikon der Schweiz Etienne Piaget Das Pensionen Titel und Ordensverbot des Art 12 der schweizerischen Bundesverfassung Seine Geschichte und seine Bedeutung Turbenthal 1936 S 9 ff Bundesblatt 1902 I 432 Carl Hilty Ueber die Entstehung der Artikel XI und XII der schweizerischen Bundesverfassung In Politisches Jahrbuch der Schweiz Bern 1902 S 243 342 Bundesblatt 1930 II 439 und 1931 I 293 Revision von Art 12 der Bundesverfassung von 1874 online Anpassung der Gesetzgebung an die neue Bundesverfassung EJPD 10 Dezember 2020 99 057 Inkraftsetzung der neuen Bundesverfassung Anpassung der Gesetzgebung Regierungs und Verwaltungsorganisationsgesetz Art 60 Parlamentsgesetz Art 12 Militargesetz Art 40a Alois Friedel Deutsche Statussymbole 1968 S 71 dass bei den Hanseaten die Vergabe und Annahme von Orden seit alters her nicht ublich ist Brockhaus Enzyklopadie in zwanzig Banden Band 8 1969 S 101 Die Hansestadte verleihen selbst keine Orden und versuchen in ihrem Bereich traditionell die Annahme von Orden zu begrenzen Ausnahme Hanseatenkreuz Ludwig Benninghoff Deutschland S 231 Senat Beamte und Richter der Hansestadt Hamburg lehnen jedoch aus traditioneller Gepflogenheit die Annahme und das Tragen von Orden und Ehrenzeichen ab den fuhrenden Reprasentanten ja die Annahme und das Tragen von Orden verboten war Senatsbeschluss vom 26 Juni 1895 Amtsblatt der freien und Hansestadt Hamburg Nr 85 27 Juni 1895 zitiert nach Tobias von Elsner Kaisertage die Hamburger und das Wilhelminische Deutschland im Spiegel offentlicher Festkultur Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 471 1991 S 343 Werner Kloos und Reinhold Thiel Bremer Lexikon Artikel Orden Ehrenzeichen Bremen 1997 ISBN 3 931785 47 5 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ordensverbot amp oldid 234934480