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Das Orangerie Haus in der Mitte von Berlin im Deutsch der Barockzeit auch Pomeranzen Haus oder Pomeranzenhof genannt war ein Teil der Schlossanlage der brandenburgischen Kurfursten und spateren preussischen Konige in ihrer Hauptstadt Es handelte sich um ein im 17 Jahrhundert als Gewachshaus und Wintergarten fur Zitrusfruchte errichtetes Gebaude Orangerie am nordlichen Ende des ehemaligen kurfurstlichen Lustgartens heutige Museumsinsel An der Stelle eines Vorgangerbaus der 1658 Befestigungsarbeiten weichen musste wurde 1685 das Orangerie Haus in Gestalt eines halbkreisformigen Gebaudes neu errichtet das bis 1866 bestand Blick auf das kurfurstliche Orangerie Haus im Lustgarten des Residenzschlosses in Berlin um 1695 Stich von Carl Friedrich BlesendorfNordlich von der kurfurstlichen Residenz in Berlin A erstreckte sich der Lustgarten B in dem bereits 1652 ein erstes Orangerie Haus 7 errichtet wurde Inhaltsverzeichnis 1 Lage des Lustgartens 2 Baugeschichte 3 Nutzung als Packhof 4 Gesundheitsgeschirr Niederlage 5 Abriss 1866 6 Strassennamen 7 Ausgrabungen 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksLage des Lustgartens BearbeitenDer nordliche Teil der Berliner Spreeinsel war im Mittelalter noch eine sumpfige Flussaue Wahrend auf dem sudlichen etwas hoher gelegenen Teil der Insel im 13 Jahrhundert der Ort Colln entstand wurde der nordliche Teil spater in die Residenz der brandenburgischen Kurfursten einbezogen und als sogenannter Lustgarten d h der Erholung dienender und kunstvoll hergerichteter Garten genutzt Baugeschichte Bearbeiten nbsp Das von Johann Arnold Nering erbaute Orangerie Haus lag am nordwestlichen Ende des kurfurstlichen Lustgartens in Berlin nbsp Die Berlin Karte von Johann David Schleuen von 1740 zeigt den zum Paradeplatz umfunktionierten Lustgarten und das halbkreisformige Orangerie Haus B unmittelbar an der Festungsmauer Der kurfurstliche Baumeister Johann Gregor Memhardt erbaute in dem Garten bereits 1650 ein Lusthaus im niederlandischen Stil eine Art von festem Gartenpavillon der als Rahmen fur hofische Feste diente und in seinem Untergeschoss eine kunstliche Grotte enthielt Fur die 1649 aus Holland eingefuhrten und erstmals hier angepflanzten Kartoffeln errichtete Memhardt 1652 das Pomeranzen Haus spater auch als Orangerie Haus bezeichnet in dem zur kalten Jahreszeit 586 Baume untergebracht waren 1 Hier wurden neben Kartoffeln auch Tomaten als Zierpflanzen gezogen Durch einen Fehler im Heizsystem brannte das ursprungliche Gebaude jedoch bereits 1655 ab Es wurde 1656 zunachst neu aufgebaut jedoch wenig spater 1658 im Rahmen einer weitraumigen Fortifikation der gesamten Stadt bereits wieder abgerissen um Platz fur die Befestigungsanlagen zu schaffen Im Rahmen der Fortifikation wurde auch ein Festungsgraben angelegt der den Lustgarten zerschnitt und den Collner Stadtgraben mit der Spree verband Die Brucke die den Platz der alten Orangerie nun mit dem Lustgarten verbinden musste wurde Kleine Pomeranzen Brucke genannt 1685 wurde an dieser Stelle von dem kurfurstlichen Baumeister Johann Arnold Nering zum dritten Mal eine Orangerie neu erbaut Nerings Bau war ein in Halbkreisform angelegtes Orangerie bzw Pomeranzen Haus 2 Im Gegensatz zum Grossen Kurfursten Friedrich Wilhelm und dem ersten preussischen Konig Friedrich I schatzte der sparsame Soldatenkonig Friedrich Wilhelm I den Lustgarten nicht und liess ihn noch im Jahr seiner Kronung 1713 zu einem sandgedeckten Exerzierplatz umbauen Die Statuen des Gartens und die exotischen Pflanzen die im Orangerie Haus verwahrt waren wurden in die Orangerie im Garten des Schlosses Charlottenburg verlagert Nutzung als Packhof Bearbeiten nbsp Ansicht der Lustgarten Orangerie in ihrer Funktion als Neuer Packhof Im Vordergrund sind Lastkahne zu sehen die Waren anliefern Beibild zum Berlin Stadtplan von Schleuen 1757 Das Pomeranzen Haus hatte damit seine ursprungliche Funktion verloren Es wurde zunachst als Manufaktur und ab 1749 als Packhof d h als Halle fur die vorubergehende Lagerung von Waren genutzt Das an der Spree gelegene Gebaude diente seitdem der Bewaltigung des gestiegenen Handels uber die Wasserwege Hier wurden vor allem diejenigen Waren die zur Ausfuhr aus Berlin bestimmt waren zwischengelagert Zum Emporheben der angelieferten Waren aus den Schiffen wurde am Wasser ein Kran installiert 1776 wurde die Anlage durch ein Mehlhaus erganzt in dem Mehllieferungen gewogen und eingelagert werden konnten Da bereits im Friedrichswerder ein alter Packhof bestand wurde die ehemalige Orangerie nun als neuer Packhof bezeichnet Gesundheitsgeschirr Niederlage Bearbeiten1829 1832 errichtete Karl Friedrich Schinkel neben dem alten Orangerie Haus Am Kupfergraben entlang einen grosseren Komplex von Behordengebauden Lagerhausern und Speichern auf den der Name Neuer Packhof uberging Hierzu gehorte auch das sogenannte Hauptstempelamt fur das nach kurzzeitiger Unterbringung in der alten Orangerie von Schinkel ebenfalls ein neues Gebaude errichtet wurde Die alte Orangerie blieb kurzzeitig Teil dieses grosseren Komplexes wurde dann aber verkauft Ihr grosserer Gebaudeteil diente fortan als Warenniederlage fur die konigliche Gesundheitsgeschirrfabrik der kleinere als Borsenlokal fur die Berliner Getreidehandler Als Gesundheitsgeschirr bezeichnete man im Biedermeier Kuchengerate aller Art aus verzinntem oder emailliertem Eisenblech oder Eisenguss sowie Gerate von Steingut oder Steinzeug mit bleifreier Glasur Diese Art der Geschirrfertigung sollte den gesundheitlichen Gefahren beim Gebrauch schlecht glasierter irdener od schlecht verzinnter kupferner Gefasse begegnen 3 Das Orangerie Haus wurde zu dieser Zeit dementsprechend als Gesundheitsgeschirr Niederlage in Stadtplanen verzeichnet Abriss 1866 Bearbeiten nbsp Blick auf die Museumsinsel uber die Friedrichbrucke hinweg Die alte Orangerie hinter der Kolonnade sowie das Welpersche Badehaus rechts wurden 1866 abgerissen Links das Maschinenhaus fur die Lustgarten Fontane im Hintergrund das Neue Museum Foto F Albert SchwartzIm Rahmen des Baus der Nationalgalerie musste die alte Orangerie Mitte der 1860er Jahre der Ausdehnung des Museumsareals weichen Gemeinsam mit dem benachbarten Welperschen Badehaus wurde das alte Orangerie Haus 1866 abgerissen 4 Der Schinkel sche Neue Packhof dessen Unterhaltung wegen der Reparaturanfalligkeit seiner Gebaude immer wieder die Staatskasse belastete und in dessen Umgebung sich inzwischen prachtvolle Museumsbauten ausgedehnt hatten wurde seinerseits 1938 abgerissen Strassennamen BearbeitenDie am alten Orangerie Haus in Berlin vorbeilaufende Strasse hiess von 1749 bis 1835 Neue Packhofstrasse danach Am Neuen Packhofe 1835 1886 und spater Museumsstrasse 1886 1935 Der heutige Name seit 1935 gebrauchlich ist Bodestrasse An den Lustgarten zu dem das Orangerie Haus gehorte erinnert die heutige Strasse Am Lustgarten die am Berliner Dom entlangfuhrt Ausgrabungen BearbeitenDie TU Berlin hat auf dem Gelande des alten Orangerie Hauses und des Neuen Packhofs 2001 archaologische Ausgrabungen durchgefuhrt 5 Einzelnachweise Bearbeiten vgl Gadicke Lexicon S 364 Der abgebildete Kupferstich von Carl Friedrich Blesendorf C F B zeigt den Blick eines auf der ruckwartigen Terrasse des kurfurstlichen Residenz Schlosses stehenden Betrachters in nordwestlicher Richtung durch den gesamten koniglichen Lustgarten hindurch auf das in der Ferne liegende halbkreisformige Pomeranzen Haus vgl Pierer s Universal Lexikon Band 7 Altenburg 1859 S 305 Renate Petras Die Bauten der Berliner Museumsinsel Berlin 1987 S 20 und S 80 vgl den Online Artikel von Christof Krauskopf Hanna Liebich Birgit Tuchen Berlin Museumsinsel Neuer Packhof Archivierte Kopie Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot baugeschichte a tu berlin deLiteratur BearbeitenJohann Christian Gadicke Lexicon von Berlin und der umliegenden Gegend Berlin 1806 Friedrich Nicolai Beschreibung der Koniglichen Residenzstadte Berlin und Potsdam aller daselbst befindlicher Merkwurdigkeiten und der umliegenden Gegend 4 Bande Berlin 1786 Renate Petras Die Bauten der Berliner Museumsinsel VEB Verlag fur Bauwesen Berlin 1987 ISBN 3 345 00052 0 Folkwin Wendland Der Lustgarten am Berliner Schloss In Jahrbuch fur brandenburgische Landesgeschichte Bd 20 1969 S 94 139 Weblinks Bearbeitenhttp baugeschichte a tu berlin de hbf msd HBF proj PH A4 pdf52 520222222222 13 398444444444 Koordinaten 52 31 12 8 N 13 23 54 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orangerie Haus Berlin amp oldid 237472552