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Ombgwe Shona auch ombwe 1 auf Tshivenda khumbgwe ist eine seltene Kombination einer Gefassflote Fruchtschale mit einer Langsflote Pflanzenrohr bei den Shona und Kalanga in Simbabwe Eine kurzere Version unter dem Namen khumbgwe spielten Kinder der Venda in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts in Sudafrika Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform und Spielweise 3 Literatur 4 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Zwei Sanan Musiker in Burkina Faso spielen an beiden Enden geschlossene Querfloten 1971 72Bei einer Langsflote wird in das obere Ende eines Rohrs geblasen eine Querflote wird durch eine seitliche Offnung in einem Rohr angeblasen Weitere Differenzierungen ergeben sich durch die Form der Anblaskante wobei die Tonhohe bei beiden Typen auf dieselbe Weise durch die Position der geoffneten oder geschlossenen Fingerlocher und damit durch die Lange der schwingenden Luftsaule bestimmt wird Dagegen hangt die Tonerzeugung bei Gefassfloten nicht von der Position der Fingerlocher sondern von deren Anzahl und Grosse ab Beides sind unterschiedliche Flotentypen deren Verbindung sehr ungewohnlich ist Die seit dem Jungpalaolithikum und in fast allen Kulturen mit Ausnahme der australischen Aborigines bekannten Floten sind haufig mit magischen Vorstellungen verbunden Entweder gehoren sie zu einer Jagdmagie oder sie werden als eine Art sprachliches Ausdrucksmittel aufgefasst wie die Hirtenflote kaval Um den Victoriasee in Ostafrika ist die Vorstellung der Flote als stimmliche Macht die den vergottlichten Herrscher am Leben halt die Regen erzeugt Sturm verhutet und den Milchfluss der Kuhe anregt in der Tradition verankert Noch umfangreicher sind die traditionellen magischen Vorstellungen von Floten im sudlichen Afrika 2 Die meisten Floten im sudlichen Afrika sind fur nur eine Ethnie oder fur benachbarte Ethnien charakteristisch und wurden fur magische Zwecke oder anderweitig rituell verwendet 3 Als entwicklungsgeschichtlich alteste Floten gelten fingerlochlose Eintonfloten Im sudlichen Afrika waren Floten fruher weit verbreitet Zwei sehr alte Formen die beide unter dem Namen igemfe bekannt waren und im Verlauf des 20 Jahrhunderts verschwanden sind eine fingerlochlose Kernspaltflote und eine aus zwei unterschiedlich dicken Pflanzenrohren bestehende Querflote Ohne Fingerlocher kommen auch Obertonfloten etwa die umtshingo der Zulu aus die wie alle Floten uberwiegend von Mannern und Jungen beim Viehhuten aber nur zu bestimmten Jahreszeiten gespielt wurden Bei den Venda verwendeten die Hirtenjungen verschiedene Pfeifen und Signalhorner ahnlich dem Antilopenhorn phalaphala eine Querflote mit drei Fingerlochern und Gefassfloten die sie haufig im Duett spielten 4 Die einfachste Pfeife oder Eintonflote ist ein am unteren Ende durch einen Fruchtknoten geschlossenes Schilfrohr dessen oberes offenes Ende auf die Zunge gelegt und angeblasen wird Diese bei den Zulu und Xhosa impempe genannte Flote bringt ausnahmsweise neben dem Grundton als Oberton die Duodezime hervor Ahnliche Floten wurden auch aus Tierhornern und Knochen lengwane Ziegenknochen bei den Pedi imbande Vogelknochen bei den Zulu und Tierhornern angefertigt 5 Eine allgemeine Bezeichnung auf Nord Sotho fur uberwiegend gedackte Floten ist naka Die Batswana bezeichnen so eine Vogelknochenflote die sie fur Wahrsagungen und gegen Blitzeinschlag verwenden Andere naka genannte Floten im sudlichen Afrika bestehen aus einem konischen Tierhorn 6 Eine langere Obertonflote der Zulu war die schrag an die Lippen gehaltene umtshingo ebenso die lekolilo der Sotho Der Spieler lenkte mit seiner gespitzten Zunge die Anblasluft gegen die obere Kante und konnte vom vierten bis zum zwolften Oberton mit geoffnetem oder geschlossenem unteren Ende zwei Tonreihen produzieren Die einzige Gefassflote die der Musikethnologe Percival R Kirby in den ersten Jahrzehnten des 20 Jahrhunderts in Sudafrika fand war die shiwaya bei den Tsonga Sie wurde aus der Fruchtschale einer Brechnuss der Arten Strychnos spinosa oder S pungens umgangssprachlich Kaffir orange oder monkey orange auch Natal orange hergestellt und besass neben dem Anblasloch zwei unterschiedlich grosse Fingerlocher Vor dem Spiel musste die shiwaya gewassert werden und brachte dann vier Tone hervor 7 Eine weitere bis dahin noch nicht in die Literatur eingegangene Gefassflote beschreibt John Blacking 1959 Die tshipotoliyo der Venda besteht ebenfalls aus Strychnos spinosa oder haufiger aus der kleineren Fruchtschale von Oncoba spinosa deren Durchmesser etwa 5 Zentimeter betragt Im Duett spielende junge Viehhirten erzeugten mit zwei Zeigefingern uber den beiden Grifflochern vier Tone 8 Eine solche hauptsachlich von Hirten gespielte Tsonga Gefassflote aus Strychnos spinosa heisst auf Xitsonga rhonge 9 Eine Gefassflote in Simbabwe aus einer Strychnos Schale mit drei bis vier Grifflochern ist die chigufe Sie wird von Hirtenjungen manchmal in einer Gruppe zur Unterhaltung gespielt Die Shona in Simbabwe nennen eine solche Gefassflote humbwe und die Chewa in Malawi chitoliro 10 Eine gewisse Ahnlichkeit mit der speziellen Form der ombgwe hat die Langsflote oja in Nigeria Sie besteht aus einem weiten Luftkanal und zwei gegenuberliegenden Grifflochern im oberen Bereich der in eine dunne zylindrische Rohre ubergeht Zu den in Afrika seltenen Querfloten gehoren in Ostafrika die Rohrflote der Hirten ibirongwe mit vier Fingerlochern die Bambusfloten chivoti an der kenianischen Kuste und mlanzi in Zentraltansania sowie die aus einem Pflanzenstangel ohne Fingerlocher gefertigte ludaya Es gibt des Weiteren Berichte uber einige Querfloten in Zentral und Westafrika Die meisten dieser Floten sind am unteren Ende offen 11 In Sudafrika sind unter anderem von den Thonga shitloti Venda tshitiringo und Pedi naka ya lethlaka unterschiedlich lange Querfloten bekannt die aus einem an beiden Enden durch einen Fruchtknoten geschlossenen Schilfrohr bestehen Dieser Flotentyp besitzt drei seltener zwei oder vier Grifflocher am fernen Ende Die tshitiringo mit drei Grifflochern bringt mehrere Reihen von Obertonen hervor Die umtshingosi der Swazi mit zwei oder drei Fingerlochern ist am unteren Ende offen 12 Bauform und Spielweise Bearbeiten nbsp Frucht des bis zu 7 Meter hohen Baums Strychnos spinosa die im sudlichen Afrika fur die Herstellung der ombgwe und anderer Gefassfloten verwendet wird Die ombgwe der Shona und Kalanga in Simbabwe ist ein besonderer Flotentyp der Form und musikalische Eigenschaften der Gefassflote shiwaya und der am unteren Ende geschlossenen Querflote tshitiringo verbindet Sie besteht aus einer kugelrunden Strychnos Schale mit einer kreisrunden Anblasoffnung und einer weiteren Offnung gegenuber in die ein bei den Shona bis zu 50 Zentimeter langes Pflanzenrohr mit seinem offenen Ende gesteckt wird Die Verbindungsstelle wird durch Bienenwachs oder Propolis abgedichtet Das andere Ende des Rohrs ist durch einen Fruchtknoten verschlossen Nahe am unteren geschlossenen Ende brennen die Shona zwei Grifflocher in ihr langeres Rohr und die Venda drei in ihr mit rund 22 Zentimetern kurzeres Rohr ein In Simbabwe wird die ombgwe besonders im Distrikt Bikita der Provinz Masvingo von der dortigen Rozvi Gemeinschaft 13 der Shona gespielt Bei den verwandten Venda in Simbabwe und in der sudafrikanischen Provinz Limpopo heisst die kurze Flote khumbgwe und bei den Chopi im sudlichen Mosambik chigowilo Die Chopi bezeichnen ansonsten mit chigowilo eine Strychnos Gefassflote mit einem Anblasloch und zwei Fingerlochern 14 Junge Venda spielten nach Percival R Kirbys Beschreibung von 1934 mit den wenigen Tonen ihrer kurzen Flote einfache Melodiefolgen mit unsauberen Tonen Die langere ombgwe der Shona wurde qualitativ besser hergestellt und die Spieltechnik war ausgereifter Der Musiker sang wahrend er blies einen Ton in die Flote hinein sodass die Tone im Intervallverhaltnis einer Oktave oder Quinte oder einem Mehrfachen davon zueinander standen So ergab sich aus den vier Tonen der Flote und der Gesangsstimme eine einfache Form eines polyphonen Gesamtklangs Die ombgwe produziert mit den zwei Grifflochern die folgenden funf Tone 1 g1 oberes Griffloch geschlossen unteres offen 2 as1 beide Grifflocher offen oder oberes offen unteres geschlossen 3 b1 beide geschlossen 4 c2 oberes geschlossen unteres offen 5 d2 beide Grifflocher offen Der funfte Ton ist schwierig zu erreichen und wird fur die Melodiebildung nicht verwendet Fur den zweiten Ton sind verschiedene Griffpositionen moglich der erste und vierte Ton entsteht mit derselben Griffposition Der horbare Flotenton ist vom eingesungenen Ton abhangig Wird ein tiefes C gesungen erklingt als Flotenton im Wechsel g und c wird F eingesungen erklingt bei derselben Griffposition nur c 15 Die Moglichkeit durch einen eingesungenen Ton den Flotenton zu verandern wird im sudlichen Afrika ahnlich bei den Panfloten in Simbabwe ngororombe angewandt Der Alternativname chigufe fur dieses Blasinstrument setzt sich entsprechend lautmalerisch aus gu fur die gesungene und fe fur die geblasene Note zusammen 16 Literatur BearbeitenPercival R Kirby The Musical Instruments of the Native Races of South Africa 1934 2 Auflage Witwatersrand University Press Johannesburg 1965 Andrew Tracey Ombwe In Laurence Libin Hrsg The Grove Dictionary of Musical Instruments Band 3 Oxford University Press Oxford New York 2014 S 656Einzelnachweise Bearbeiten Ombiwe ist eine Falschschreibung in Sibyl Marcuse Musical Instruments A Comprehensive Dictionary New York 1964 die spater unter anderem in Walter Kaufmann Selected Musical Terms of Non Western Cultures Warren 1990 wiederholt wird Klaus Wachsmann Die primitivem Musikinstrumente In Anthony Baines Hrsg Musikinstrumente Die Geschichte ihrer Entwicklung und ihrer Formen Prestel Munchen 1982 S 13 49 hier S 42 Percival R Kirby 1934 S 122 John Blacking Jaco Kruger South Africa Republic of 3 Venda music iii Musical structure In Grove Music Online 2001 Percival R Kirby 1934 S 88 96 107 David K Rycroft Naka In Grove Music Online 22 September 2015 Percival R Kirby 1934 S 128 John Blacking Problems of Pitch Pattern and Harmony in the Ocarina Music of the Venda In African Music Band 2 Nr 2 1959 S 15 23 hier S 16f C T D Marivate South Africa Republic of I Indigenous music 4 Tsonga music i Musical instruments In Grove Music Online 2001 Als Bezeichnung der Frucht wird sala angegeben damit ist nicht Salak sondern nsala gemeint einer der sudafrikanischen Namen fur Strychnos spinosa Kurt Huwiler Musical Instruments of Africa Mambo Press Gweru Simbabwe 1995 S 22 Roger Blench The worldwide distribution of the transverse flute Draft 15 Oktober 2009 S 13f Percival R Kirby 1934 S 122f 126 Vgl David N Beach The Rozvi in Search of Their Past In History in Africa Band 10 1983 S 13 34 Southern Mozambique Portuguese East Africa 1943 49 54 55 57 63 Chopi Gitonga Ronga Tswa Tsonga Sena Nyungwe Ndau Aufnahmen von Hugh Tracey SWP Records International Library of African Music 2003 SWP 021 Andrew Tracey Text Begleitheft der CD Titel 1 Chigufe Grinnell College Musical Instrument Collection Percival R Kirby 1934 S 128 130 Tafel 45 Andrew Tracey 2014 S 656 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ombgwe amp oldid 221616008