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Ludaya auch lusweje lutaya ist eine der wenigen in Afrika vorkommenden Querfloten und wird von den Bagisu im Osten Ugandas zur Unterhaltung gespielt Die aus einem Pflanzenstangel gefertigte Flote besitzt keine Fingerlocher Der Spieler erzeugt einige Tone der Naturtonreihe durch Uberblasen und zwei Grundtone indem er das ferne Ende des Spielrohrs mit dem Zeigefinger verschliesst oder offnet Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenIn Ostafrika sind nur wenige Ausnahmen von seitlich geblasenen Floten in isolierten Gebieten bekannt in deren Umgebung sich haufiger Langsfloten finden 1 Zumindest ein Teil der afrikanischen Querfloten scheint erst ab dem Ende des 19 Jahrhunderts als Imitation der von ausserhalb des Kontinents eingefuhrten Floten entwickelt worden zu sein Seitlich angeblasene Tierhorner wie die amakondere 2 haben eine langere Tradition in Uganda und anderswo in Subsahara Afrika Die Bagwere im Osten Ugandas spielten seitlich angeblasene Tierhorner und Naturtrompeten aus Kalebassen vergleichbar mit der waza an der sudanesisch athiopischen Grenze im selben Orchester 1950 nahm Hugh Tracey bei den Basoga im Suden Ugandas ein Ensemble mit acht seitlich angeblasenen Kalebassenhornern magwala zusammen mit Trommeln auf 3 Bei manchen Trompeten ist die Anblasposition nicht eindeutig als gerade oder seitlich festzulegen Der Einsatz von Quer oder Langsfloten beruht entsprechend auf keiner funktionellen Unterscheidung In Uganda erklingen Trompeten Floten und Kesseltrommeln gemeinsam in einem Orchester wobei das Zusammenspiel von Trompeten und Kesseltrommeln im uberwiegend christlichen Uganda als Ubernahme der mit der Ausbreitung des Islam von Nordafrika bis uber die Sahelzone hinaus nach Suden vorgedrungenen zeremoniellen Hoforchester betrachtet wird zu dem etwa bei den Hausa die Langtrompete kakaki gehort Im Tschad treten beispielsweise neben Ensembles mit langen den waza ahnlichen Kalebassentrompeten zeremonielle mehrstimmige Ensembles aus endgeblasenen Rinderhornern und Floten auf 4 bei den Toupouri die Kerbflote mandan mit vier Fingerlochern aus einem Hirsestangel und drei unterschiedlich lange Kalebassentrompeten oumkara mit Mirliton lange matigeon und mittelgrosse mangari 5 Es gibt allgemein gewisse Ubereinstimmungen zwischen den Insignien des Kabakas von Buganda und denen der muslimischen Herrscher In Buganda gehorte zu den Orchestern die innerhalb des Kabaka Palastes lubiri unabhangig voneinander auftraten unter anderem das Floten Ensemble abalere ba Kabaka mit sechs Floten endere unterschiedlicher Grosse und vier Trommeln 6 das Xylophon Ensemble entamiivu ba Kabaka mit mehreren Holmxylophonen und die solistisch gespielte Bogenharfe ennanga Eine besondere Flote die im Trompetenorchester mehrerer ugandischer Konigshauser mitwirkte ist die nshegu nseegu Das Wort bedeutet Flote oder Hornpfeife Sie sieht wie eine Rohrflote aus besteht jedoch aus zwei ubereinander gelegten holzernen Halbschalen und klingt wie ein Rohrblattinstrument 7 Andere endgeblasene Floten in Uganda sind neben der Schilfrohrflote endere ndere die emubanda die Blockflote olweto der Acholi einst aus Holz heute auch Metall oder Kunststoff die konische Holzflote iseengo isengo und die im Land weit verbreitete omukuli Die Iteso in Uganda und im angrenzenden Kenia spielen die 30 Zentimeter lange auleru awuleru mit vier Fingerlochern bei der sie uber eine V formige Kerbe am oberen Rand blasen 8 Die Kuria am Ostufer des Victoriasees spielen aus Schilfgras oder Bambus bestehende Varianten der Querflote ibirongwe die 1970 von John Varnum beschrieben wurde dort ausfuhrlicher zur Verbreitung der afrikanischen Querfloten Die Bambusquerflote mlanzi mulanzi der Gogo in Zentraltansania gelangte moglicherweise im 19 Jahrhundert mit Handelskarawanen von der arabisch beeinflussten Swahili Kultur an der ostafrikanischen Kuste ins Landesinnere 9 Fur die chivoti die von den Digo und mit ihnen verwandten Ethnien an der sudkenianischen Kuste gespielt wird halt Roger Blench eine Herkunft aus Indien fur moglich weil sie mit der indischen Bambusquerflote bansuri bansi Gemeinsamkeiten aufweist Ebenfalls importiert wurde nach Hugh Tracey die 38 Zentimeter lange quibocolo mit sechs Fingerlochern im Kongo von der er 1934 Tonaufzeichnungen anfertigte 10 Ferner nahm Percival Robson Kirby der in den 1930er Jahren die Musikinstrumente im sudlichen Afrika untersuchte fur die dortigen Floten einen europaischen Ursprung an 11 Peter Cooke halt es fur moglich dass die ludaya eine vereinfachte Imitation einer europaischen Piccoloflote ist die mit katholischen Missionaren ab den 1880er Jahren nach Uganda gekommen sein konnte 12 Bauform Bearbeiten nbsp Lobelia deckenii Der Stangel des Blutenstandes ist das Ausgangsmaterial fur die Flote Die ludaya der Bagisu ist die einzige Querflote Ugandas Sie wird aus dem getrockneten Blutenstangel einer Lobelienart Lobelia deckenii Lokalsprache litaya hergestellt die in den hoher gelegenen Bergwaldern Ostafrikas vorkommt Neben den Bagisu verwenden auch andere Ethnien die geraden bis zu 1 5 Meter hoch wachsenden Stangel die zur Herstellung von Floten ideal sind In Ruanda fertigen Hirten die Langsflote umwirongi 13 falls verfugbar aus dem Stangel einer anderen Lobelienart Lobelia gibberoa HEMS lokaler Name intomvu 14 Wenn der Blutenstand von seinen rosettenformigen Bluten befreit ist verbleibt eine gerade dunnwandige und leicht konische Rohre Um die richtige Lange abzumessen halt der Musiker den Stangel in der vorgesehenen Spielposition Abgeschnitten wird er an der Stelle die der Spieler mit dem Zeigefinger seiner ausgestreckte rechten Hand gerade noch erreichen kann Am nahen Ende mit dem grosseren Durchmesser wird 4 5 Zentimeter vom Rand ein rechteckiges Anblasloch ausgeschnitten das bei einem untersuchten Instrument langs 1 8 und quer 1 3 Zentimeter mass Diese Flote war 88 4 Zentimeter lang bei einem Innendurchmesser von 1 9 Zentimetern am nahen Ende und 1 2 Zentimetern am fernen Ende Die Wandstarke nahm von knapp zwei Millimetern am starkeren bis zu einem Millimeter am schwacheren Ende ab Mit dem eingeschnittenen Anblasloch ist die Flote spielbereit Fingerlocher gibt es nicht und die beiden Enden bleiben offen Nachteilig ist dass die Rohre eine geringe mechanische Stabilitat besitzt und leicht von tierischen Schadlingen angegriffen wird Spielweise BearbeitenDer Spieler halt die Flote waagrecht mit beiden Handen Mit dem Zeigefinger der linken Hand umgreift er die Rohre am Rand neben dem Anblasloch wahrend er mit dem linken Daumen das Rohrende verschliesst Das ferne Ende halt er von unten mit der ausgestreckten rechten Hand sodass er beim Spiel mit dem rechten Zeigefinger das ferne Rohrende verschliessen und offnen kann Dadurch ergeben sich zwei Grundtone und durch Uberblasen eine Reihe harmonischer Obertone Bei der untersuchten Flote ergab die Messung der Tonhohe bei geoffnetem unterem Ende etwa g nicht verwendet g 1 d 2 g 2 h 2 d 3 oder d3 Das Anblasen der am fernen Ende geschlossenen Flote ergab G nicht verwendet d 1 h 1 c 2 a 2 c 3 e3 Bei anderen kurzeren Floten zeigten die Messungen ahnliche Tonintervalle wobei die obersten Tone jeweils schwierig hervorzubringen sind Aus der Zusammenstellung beider Tonreihen ergeben sich mehr als funf Tone pro Oktave Hierdurch unterscheidet sich die Musik der ludaya von den pentatonischen Xylophonorchestern am Buganda Herrscherhof und von der Musik der nilotischen Volker in Uganda 15 Die ludaya wird ublicherweise nur von Mannern und zur Unterhaltung gespielt Eine Ausnahme fur eine zeremonielle Verwendung waren Beschneidungen bei denen im Norden des Bagisu Siedlungsgebiets eine Flote zusammen mit mehreren Trommeln und Glocken zum Einsatz kommt Die Flotenmelodie steht dabei stellvertretend fur einen gesungenen Text mit dem der Proband ermuntert werden soll sich tapfer zu verhalten An die Stelle der fur diesen Zweck vermutlich fruher verwendeten ludayas sind heute penny whistles getreten Haufig erklang die ludaya bei Festen bei denen Getreidebier pombe getrunken wird Eine vergleichbare Funktion haben die ein oder zweisaitige Rohrenspiessgeige siilili der Bagisu entsprechend der endingidi der Baganda und die siebensaitige Leier litungu liduku Die Spieler aller Melodieinstrumente binden sich Glocken bitsetse bizeze um die Waden mit denen sie fur einen konstanten Taktschlag sorgen Hinzu kommt ein weiterer Musiker der mit einer Gefassrassel isaasi einen Rhythmus zwischen den Grundschlagen beisteuert Ferner spielten fruher Hirtenjungen die ludaya wie weithin Floten als Hirteninstrument fungieren 16 Literatur BearbeitenRoger Blench The worldwide distribution of the transverse flute Draft 15 Oktober 2009 Peter R Cooke Ludaya A Transverse Flute from Eastern Uganda In Yearbook of the International Folk Music Council Vol 3 1971 S 79 90Weblinks BearbeitenLusweje flute piece Klaus Wachsmann Uganda Field Recordings British Library Horprobe Einzelnachweise Bearbeiten Roger Blench S 13 Paul Van Thiel Amakondere and Ezamba Royal Museum for Central Africa Secular Music from Uganda 1950 amp 1952 Soga Teso Dhola Gisu Konjo Nyoro Toro Aufnahmen von Hugh Tracey SWP Records International Library of African Music 2003 Titel 4 Roger Blench Reconstructing African music history methods and results 2004 S 7f Tchad Bainaoua Banana Banana Hoho Kado Moundang Touro Toupouri Toupouri Kera CD Prophet 01 1999 Titel 1 aufgenommen 1966 Peter Cooke East Africa An Introduction In Ruth M Stone Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Volume 1 Africa Routledge New York 1997 S 601 Klaus Peter Wachsmann Musicology in Uganda In The Journal of the Royal Anthropological Institute of Great Britain and Ireland Vol 83 No 1 Januar Juni 1953 S 50 57 hier S 53f George W Senoga Zake Folk Music of Kenya Uzima Publishing House Nairobi 1986 S 161f Gerhard Kubik Musikgeschichte in Bildern Ostafrika Band 1 Musikethnologie Lieferung 10 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1982 S 134 138 Laura E Gilliam William Lichtenwanger Hrsg The Dayton C Miller Flute Collection A Checklist of the Instruments Library of Congress Washington 1961 S 87 online bei Internet Archive Percival Robson Kirby The Musical Instruments of the Native Races of South Africa Oxford University Press London 1934 Peter R Cooke 1971 S 89 Umwirongi sing Imyirongi pl Royal Museum for Central Africa Jos Gansemans Barbara Schmidt Wrenger Musikgeschichte in Bildern Zentralafrika Band 1 Musikethnologie Lieferung 9 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1986 S 152 Peter R Cooke 1971 S 80 82 Peter R Cooke 1971 S 82f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludaya amp oldid 239307862