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Chivoti auch kivote ist eine der in Afrika seltenen Querfloten die von den Digo und anderen zu den Mijikenda gezahlten Ethnien im Suden Kenias an der Kuste des Indischen Ozeans gespielt wird Bei den Digo gehort die Bambusquerflote zum Begleitensemble des Unterhaltungstanzes sengenya den institutionalisierte Gruppen von Mannern Frauen und Madchen bei Festveranstaltungen und Familienfeiern auffuhren Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenNur vereinzelt finden sich Querfloten im ostlichen und sudlichen Afrika Die Kuria am Ostufer des Victoriasees spielen aus Schilfgras oder Bambus bestehende Varianten der ibirongwe die von John Varnum 1970 beschrieben wurde dort ausfuhrlicher zur Verbreitung der Querfloten in Afrika Die afrikanischen Querfloten kommen nur isoliert in einzelnen Gegenden vor in deren Umgebung Langsfloten gespielt werden 1 In Ostafrika gehoren hierzu die Bambusquerflote mlanzi mulanzi der Gogo in Zentraltansania Sie gelangte moglicherweise im 19 Jahrhundert mit Handelskarawanen von der arabisch beeinflussten Swahili Kultur von der ostafrikanischen Kuste ins Landesinnere 2 Die 90 Zentimeter lange ludaya lusweje der Bagisu im Osten Ugandas ohne Fingerlocher wird aus dem Blutenstangel einer Lobelienart Lobelia deckenii hergestellt Sie ist die einzige Querflote des Landes und konnte eine einfache Nachbildung einer europaischen Piccoloflote sein die katholische Missionare im 19 Jahrhundert mitbrachten 3 Einen nicht afrikanischen Ursprung vermerkt Hugh Tracey fur die 38 Zentimeter lange quibocolo mit sechs Fingerlochern im Kongo von der er 1934 Tonaufzeichnungen anfertigte 4 Percival Robson Kirby untersuchte in den 1930er Jahren die Musikinstrumente im sudlichen Afrika Er nimmt fur die dortigen Floten einen europaischen Ursprung an 5 Die Bakalanga im westlichen Simbabwe und im nordostlichen Botswana spielen die an beiden Enden geschlossene Rohrquerflote nyele bei den Shona nyere mit drei Fingerlochern ein Instrument von jungen Viehhirten 6 Eine kleine Querflote war die heute verschwundene igemfe der Zulu in Sudafrika Die quer geblasene unten geschlossene Schilfrohrflote shitloti bei den Tsonga entspricht der tshitiringo bei den Venda wahrend die umtshingosi der Swazi mit zwei bis drei Fingerlochern beim Spiel unten offen bleibt 7 Fur die chivoti halt Roger Blench eine Herkunft aus Indien fur moglich weil sie mit der indischen Bambusquerflote bansuri bansi Gemeinsamkeiten aufweist Im Unterschied zu ihren moglichen normierten Vorbildern fallen Grosse und Stimmung der afrikanischen Floten im Einzelfall recht unterschiedlich aus Zu den gegenuber den Querfloten weiter verbreiteten Langsfloten in Kenia gehort die muturiru der Kikuyu mit vier bis acht Fingerlochern Sie besteht aus einem etwa 30 Zentimeter langen grunen Zweig dessen unteres Ende offen ist Die Luo im Osten des Victoriasees spielen die odundu auch asili eine Schilfrohrflote mit funf Lochern Wie bei den Kikuyu wollten junge Manner der Luo mit ihrem Flotenspiel fruher das weibliche Geschlecht auf sich aufmerksam machen Die Iteso in Uganda und im angrenzenden Kenia spielen die 30 Zentimeter lange auleru mit vier Fingerlochern indem sie uber eine V formige Kerbe am oberen Rand blasen Mit 47 Zentimetern langer und ansonsten ahnlich ist die mulele der Tachoni einer Untergruppe der Luhya im Westen Kenias Die Turkana im Nordwesten Kenias nennen ihre Langsfloten ebune oder elamaru Wie bei der muturiru wird zur Herstellung das weiche Mark aus dem Innern eines grunen Zweiges entfernt und die entstandene Rohre anschliessend an der Luft getrocknet Die Turkana Flote die je nach den Bedurfnissen des Spielers eine Lange bis zu 85 Zentimeter erreichen kann wird von Hirten gespielt und ist als fruhmorgendlicher Weckruf zu horen 8 Bauform BearbeitenDie chivoti besteht wie die umwere die rund 58 Zentimeter lange grosste Variante der ibirongwe aus einem zylindrischen Bambusrohrabschnitt dessen Lange beim Instrument der Digo etwa 23 Zentimeter mit einem Durchmesser von 2 5 Zentimetern betragt Das untere Ende ist offen wahrend sich das angeblasene obere Ende an der Stelle eines naturlichen Bambusknotens befindet Die meist ovale Anblasoffnung misst in der Breite 1 75 Zentimeter sie kann auch kreisrund oder rechteckig sein Um die Spielrohre schlanker zu machen wird sie mit einem Messer bis auf eine Wandstarke von 0 3 Zentimetern abgeschabt Die sechs Fingerlocher sind in ungleichmassigen Abstanden von durchschnittlich 1 25 Zentimetern angeordnet Die Tonfolge einer untersuchten Flote war g1 a1 c1 d 2 f2 g 2 9 Die Spielrohre kann mit bunten Kugelchen verziert sein die an einer Kordel vom unteren Ende herabhangen Die Farben Weiss Schwarz Blau und Rot richten sich bei den Digo nach den Symbolfarben der sengenya Tanzgruppen 10 Die meisten Musiker fertigen ihre Flote selbst an Spielweise BearbeitenMijikenda ist ein Oberbegriff fur neun zu den Bantu gehorende kulturell eng miteinander verwandte Ethnien an der kenianischen Kuste und dem angrenzenden Kustenstreifen in Tansania Ausser den Digo im sudkenianischen Kwale County spielen zumindest die Rabai Duruma und Giriama die Querflote chivoti 11 Sengenya Tanzensembles sind vor allem bei den Digo und in unterschiedlich kultivierten Formen auch bei anderen Mijikenda Gruppen verbreitet Das ubliche Begleitensemble beim sengenya der Digo besteht aus sechs Trommeln zwei puo chapuo genannte zweifellige Rohrentrommeln mit geringfugig verschiedenen Felldurchmessern zwei etwas grossere Zylindertrommeln nchirima und zwei senkrecht gespielte Trommeln bumbumbu die auf drei kurzen Fussen stehen Als Blasinstrument wird neben der chivoti das 30 oder mehr Zentimeter lange konische Doppelrohrblattinstrument Kegeloboe nzumari zomari verwendet dessen Swahili Name von den arabischen Blasinstrumenten mizmar und zummara abgeleitet ist Es wird mit Zirkularatmung geblasen Hinzu kommt ein Aufschlagidiophon in Gestalt eines Edelstahltellers mit aufgebogenem Rand patsu upatsu oder ukaya ahnlich einem indischen thali und einem jemenitischen sahn der in der Kuche als Servierschale verwendet wird und im Ensemble den Takt vorgibt Ferner kommen die kleinen paarweise zusammengeschlagenen Gefassrasseln nzuga zum Einsatz Sie erganzen die Taktschlage des Tellers Ein weiteres Perkussionsinstrument bei Tanzen der Digo ist die Flossrassel kayamba 12 Die Fuhrungsrolle ubernimmt der Meistertrommler welcher die beiden nchirima und die bumbumbu spielt Neben ihm stehen zwei puo Spieler links oder rechts vor ihm sitzt der patsu Spieler Die Perkussionsgruppe wird von den chivoti und nzumari Blasern flankiert Nachdem die Schlaginstrumente mit einem einfachen Grundrhythmus begonnen haben der bald von den komplexeren rhythmischen Strukturen des Meistertrommlers uberlagert wird beginnt die chivoti mit der melodischen Ausgestaltung die auf drei musikalischen Themen basiert Falls eine nzumari vorhanden ist wechseln sich die Blaser bei der Melodiebildung regelmassig ab Die Blasinstrumente spielen nur zusammen mit den Trommeln Die Trommler singen nicht wahrend sie spielen Den Chor bei den Tanzauffuhrungen bilden mannliche oder weibliche Tanzer die auf die Vorsanger unter den Tanzern antworten Die Blasinstrumente setzen erst ein wenn die Sanger ein Lied beendet haben und wahrend die Trommler weiterspielen Die Tanzer kommen in zwei Reihen von Mannern und Frauen daher Zu dem als weich beschriebenen Tanzstil gehoren wiegende Schritte und das Schutteln der Schultern 13 Die sengenya Ensembles treten zur Unterhaltung bei privaten Familienfeiern wie Hochzeiten auf an Nationalfeiertagen und an Ramadhani Feiern zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan 14 Literatur BearbeitenRoger Blench The worldwide distribution of the transverse flute Draft 15 Oktober 2009 Asante Darkwa Sengenya Dance Music Its Instrumental Resources and Performance In Journal of International Library of African Music Vol 7 No 1 1991 S 48 54Weblinks BearbeitenChivoti Youtube Video kurzes Flotensolo Sengenya dance entertaining arriving guests at the harbour Youtube Video Digo Traditional Dancers From Kwale Mombasa Kenya Youtube Video Flote ab 3 15 Einzelnachweise Bearbeiten Roger Blench S 13 Gerhard Kubik Musikgeschichte in Bildern Ostafrika Band 1 Musikethnologie Lieferung 10 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1982 S 134 138 Peter R Cooke Ludaya A Transverse Flute from Eastern Uganda In Yearbook of the International Folk Music Council Vol 3 1971 S 79 90 hier S 89 Laura E Gilliam William Lichtenwanger Hrsg The Dayton C Miller Flute Collection A Checklist of the Instruments Library of Congress Washington 1961 S 87 online bei Internet Archive Percival Robson Kirby The Musical Instruments of the Native Races of South Africa 1934 2 Auflage Witwatersrand University Press Johannesburg 1965 Otukile Sindiso Phibion Bakalanga Traditional Music Instruments Zwilidzo zwa ntolo zwe Bakalanga In Botswana Notes and Records Bd 38 2006 S 74 88 hier S 81f Percival Robson Kirby 1965 S 122 126 George W Senoga Zake Folk Music of Kenya Uzima Publishing House Nairobi 1986 S 158 162 Asante Darkwa 1991 S 49 51 George W Senoga Zake 1986 S 160f Malcolm Floyd A Bibliographical Index of Kenyan Musical Instruments In The Galpin Society Journal Vol 58 Mai 2005 S 132 159 hier S 141 Roger Blench 2009 S 13 Kenyan Traditional Dance Kayamba Performed by Digo Tribe Lawakera Youtube Video Digo Tanzgruppe an der Sudkuste Kenias mit mehreren kayamba Flote chivoti und Schellen ndzuha Valerie A Briginshaw Giriama and Digo Dance Styles In Journal of International Library of African Music Vol 6 No 4 1987 S 144 154 hier S 149 Asante Darkwa 1991 S 51f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chivoti amp oldid 217360532