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Olga Wormser Migot geboren 5 Juli 1912 in Nancy als Olga Jungelson gestorben 3 August 2002 in Fontenay en Parisis war eine franzosische Historikerin Sie befasste sich nach der Befreiung Frankreichs von der deutschen Besatzung 1944 zunachst mit dem Schicksal franzosischer Deportierter Quellen und Augenzeugenberichte die sie zur Deportation aus Frankreich gesammelt hatte bildeten Anstoss und Grundlage einer Ausstellung sowie zu Nacht und Nebel 1955 von Alain Resnais einem der ersten Dokumentarfilme uber die deutschen Konzentrationslager Wormser Migot publizierte 1968 eine Studie zum System der Konzentrationslager die kritisch aufgenommen wurde Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Herkunft Ausbildung und Leben unter der Besatzung 1 2 Arbeit als Historikerin 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenHerkunft Ausbildung und Leben unter der Besatzung Bearbeiten Ihre Eltern waren assimilierte Juden aus Russland die als militante Menschewiki ins Exil gegangen waren und sich in Genf im Umfeld Lenins kennen gelernt hatten Ihr Vater Aron Jungelson promovierte 1917 an der Universitat von Nancy in Chemie wahrend ihre Mutter Sarrah Vera Halfin dort Jura studierte Die Familie Jungelson siedelte 1917 endgultig nach Paris uber wo Aron 1920 im Alter von 34 Jahren starb und seine Frau und vier junge Kinder hinterliess Olgas jungere Schwester Helene wurde unter dem Namen Parmelin eine bekannte Schriftstellerin und Journalistin Olga Jungelson besuchte mit einem Stipendium das Lycee Fenelon und absolvierte die Studienvorbereitungsklassen am Lycee Henri IV Sie studierte Geschichte bei Louis Halphen und Jerome Carcopino an der Sorbonne scheiterte allerdings 1938 im Staatsexamen Als Frankreich 1940 von Deutschland besetzt wurde unterrichtete sie Geschichte und Geografie am Lycee Alain Charrier Durch die ersten Gesetze des Vichy Regimes war sie gezwungen ihre Stellung aufzugeben Bis zu einer erneuten Verscharfung der Rassengesetze im September 1941 arbeitete Olga Jungelson im Centre d information sur les prisonniers de guerre das Vermisste zu lokalisieren versuchte Dann fand sie Anstellung an der Privatschule Lycee Notre Dame de Sion in Evry Wahrend der Besatzung ubernahm Olga Jungelson gelegentlich Auftrage fur die Resistance In der Wohnung der Familie fand Jacques Monod regelmassig Unterschlupf Arbeit als Historikerin Bearbeiten Nach der Befreiung trat Olga Jungelson im September 1944 in das Ministerium Frenay fur Gefangene Deportierte und Fluchtlinge ein wo sie mit der Suche nach Deportierten und deren Betreuung nach der Ruckkehr befasst war Im Mai 1945 besuchte sie mit einer Delegation des Ministeriums das befreite KZ Bergen Belsen Im Mai 1946 suchte sie in Polen nach den Akten und Namen franzosischer Deportierter und besuchte dabei auch das KZ Auschwitz Die gesammelten Informationen sollten auch der franzosischen Anklage wahrend der Nurnberger Prozesse dienen Eine ihrer ersten Veroffentlichungen eine gemeinsam mit Andree Jacob verfasste Abhandlung uber die Deportation von Frauen erschien 1946 in einem Sammelband uber das KZ Ravensbruck Mit Jacob betreute sie in dieser Zeit auch das Generalsekretariat der Kommission fur die aus politischen und rassischen Grunden Deportierten und Internierten Dabei sollte sie Material fur ein Schwarzbuch sammeln Dieses Konzept fur ein Buch das letztlich nie erschien war von einer innerfranzosischen Perspektive gepragt um alle Okkupationsopfer in einer Leidensgemeinschaft zu vereinen Im Marz 1947 wurde Olga Jungelsons Stelle im Ministerium gestrichen Sie wirkte 1948 an der Encyclopedie de la Renaissance francaise mit und arbeitete als Sekretarin des Herausgebers Marcel Prenant Im selben Jahr heiratete sie den Kommunisten Henri Wormser der zuvor mit ihrer Schwester Helene verheiratet gewesen war den Helene aber fur den Maler Edouard Pignon verlassen hatte Kurz nach der Geburt des gemeinsamen Sohnes verliess Henri Wormser seine Frau Olga die gleichwohl seinen Nachnamen behielt Ab 1952 arbeitete Olga Wormser auf Berufung von Henri Michel im Comite d histoire de la Deuxieme Guerre mondiale CHDGM als Forschungsbeauftragte Aufgabe des CHDGM sollte die Beschaffung und Sicherung von Quellen zur Deportation aus Frankreich sein Dazu wurden umfangreiche Erhebungen unter Deportierten durchgefuhrt um Zeugenaussagen zu sammeln Vorangetrieben wurden diese Arbeiten vor allem aus den Kreisen des Deportiertenmilieus Wormser und Michel veroffentlichten unter der Schirmherrschaft des Reseau du souvenir 1954 eine Anthologie von Zeugenberichten unter dem Titel Tragedie de la deportation und eine Sondernummer der Revue d histoire de la Deuxieme Guerre mondiale zum Thema Das deutsche KZ System Wormser veroffentlichte darin einen Aufsatz uber die KZ Wirtschaft in der deutschen Kriegswirtschaft Die hauptsachlich von Wormser zusammengetragene Anthologie bewegte sich noch im Rahmen der Gedachtnispolitik des Reseau du souvenir und gestand der Ermordung der judischen Deportierten in den Vernichtungslagern keinen eigenen Rang zu sondern orientierte sich am Modell eines grossen Einheitslagers nach dem Vorbild der KZ im Westen wie Buchenwald Fur die CHDGM und den Reseau du souvenir organisierten Michel und Wormser die Ausstellung Resistance Liberation Deportation die im November 1954 eroffnet wurde Zugleich gaben sie bekannt dass an einem Film uber das KZ System gearbeitet wurde Das Filmprojekt aus dem der Film Nacht und Nebel entstehen sollte stutzte sich auf die Vorarbeiten Olga Wormsers Regisseur Alain Resnais stimmte sich bei der Arbeit und der Beschaffung von Foto und Filmdokumenten mit Wormser als historischer Beraterin ab Das Drehbuch entstand in Zusammenarbeit zwischen Resnais einerseits und Wormser und Michel andererseits Der Film orientierte sich bspw im Aufbau an der Dokumentation Tragedie de la deportation Der Genozid an den Juden wurde von den Historikern berucksichtigt stand aber entsprechend dem damaligen historiographischen Wissensstand nicht im Mittelpunkt sondern wurde lediglich im Rahmen des KZ Systems berucksichtigt 1 Der fertige Film ubernahm aber nicht einfach das Konzept der Historiker sondern wurde durch Resnais formale Ambitionen und den Kommentar des Schriftstellers Jean Cayrol gepragt Gleichwohl begleiteten Wormser und Michel in den folgenden Jahren Vorfuhrungen des Films vor Oberschulern und Geschichtsstudenten in ganz Frankreich Einige Jahre spater wurde sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Dokumentationsabteilung des Institut pedagogique national Olga Wormser veroffentlichte Biographien von Katharina II und Friedrich II bevor sie 1965 wieder auf das Thema Deportation zuruckkam 1961 heiratete sie den zwanzig Jahre alteren Andre Migot einen Mediziner Schriftsteller und Filmemacher den sie 1955 kennen gelernt hatte und nahm den Namen Wormser Migot an Olga Wormser Migot promovierte 1968 an der Sorbonne mit einer Arbeit zum System der Konzentrationslager eine fruhe Gesamtdarstellung des Themas die in Deutschland kaum rezipiert wurde In Frankreich erregte die Publikation Widerspruch weil Wormser Migot die falsche Behauptung aufstellte es habe in den Lagern im Westen keine Gaskammern gegeben Da sie zugleich die Empfindung mancher Deportierter verletzte und Zeugenaussagen methodisch hinter Dokumente zuruckstufte wurde sie aus Kreisen vor allem der Internierten aus Mauthausen und Ravensbruck KZs in denen es Gaskammern gegeben hatte scharf kritisiert Pierre Serge Choumoff erklarte Wormsers Buch 1969 in einem Brief in der angesehenen Tageszeitung Le Monde fur wertlos und veroffentlichte 1972 das Buch Les chambres a gaz de Mauthausen Die Gaskammern von Mauthausen Germaine Tillion attestierte Wormser geringfugige Fehler und schweren Irrtum 2 In der Folge wurde Wormser von ehemaligen Deportierten geschnitten 3 1974 trat der zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbekannte Holocaust Leugner Robert Faurisson an sie heran Sie lehnte es jedoch ab die Existenz der Gaskammern in Auschwitz und Majdanek in Frage zu stellen 4 Als es Faurisson gelang seinen Text Das Problem der Gaskammern oder das Auschwitz Gerucht in der angesehenen Tageszeitung Le Monde erscheinen zu lassen veroffentlichte Wormser Migot den Gegentext Die Endlosung In ihren letzten Arbeiten wahrend der 1970er Jahre beschaftigte sie sich mit dem Genozid an den Juden Schriften BearbeitenLes femmes dans l histoire Correa Paris 1952 Le Theatre et l enseignement bibliographie Precedee d une introduction Centre national de documentation pedagogique Paris 1953 mit Henri Michel Hrsg Tragedie de la deportation 1940 1945 Temoignages de survivants camps de concentration allemands Hachette Paris 1955 Amours et intrigues du Marechal de Richelieu Le Club francais du livre Paris 1955 Catherine II Paris 1957 Frederic II Club francais du livre Paris 1958 Marie Therese 1961 Attrait de Delacroix La Farandole Paris 1963 La deportation Institut national pedagogique Paris 1964 Le Systeme concentrationnaire nazi 1933 1945 Presses universitaires de France Paris 1968 L Ere des camps Union generale d editions Paris 1973 mit Annie Guehenno La resistance Du Burin Paris 1971 Le retour des deportes Quand les allies ouvrirent les portes Historiques 24 Editions Complexe Brussel 1985 ISBN 2 87027 155 7 Literatur BearbeitenSylvie Lindeperg Nacht und Nebel Ein Film in der Geschichte Texte zum Dokumentarfilm 14 Ubersetzt von Stefan Barmann Vorwerk 8 Berlin 2010 ISBN 978 3 940384 24 9 Einzelnachweise Bearbeiten Sylvie Lindeperg Night and Fog A History of Gazes In Griselda Pollock Max Silverman Hrsg Concentrationary Cinema Aestethics as Political Resistance in Alain Resnais s Night and Fog 1955 Berghahn New York 2011 ISBN 978 0 85745 351 8 S 58 f Sylvie Lindeperg Nacht und Nebel Ein Film in der Geschichte Vorwerk 8 Berlin 2010 S 328 333 Sylvie Lindeperg Nacht und Nebel S 335 Sylvie Lindeperg Nacht und Nebel Ein Film in der Geschichte Vorwerk 8 Berlin 2010 S 335 f Normdaten Person GND 123203945 lobid OGND AKS LCCN n84001074 NDL 00527450 VIAF 79093285 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wormser Migot OlgaALTERNATIVNAMEN Jungelson Olga Geburtsname Wormser OlgaKURZBESCHREIBUNG franzosische HistorikerinGEBURTSDATUM 5 Juli 1912GEBURTSORT NancySTERBEDATUM 3 August 2002STERBEORT Fontenay en Parisis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olga Wormser Migot amp oldid 232452360