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Ohaguro jap お歯黒 zu dt Zahnschwarzen ist die heute ubliche Bezeichnung fur die japanische Mode die Zahne schwarz zu farben Sie war in Japan vereinzelt bei Frauen bis ins 20 Jahrhundert und gelegentlich bei Mannern bis Anfang der Meiji Zeit verbreitet Farbholzschnitt von Utagawa Kunisada junge Frau beim Zahneschwarzen um 1820 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Geschichte 3 Zusammensetzung des Farbemittels 4 Quellen 5 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDas japanische Wort kuro 黒 schwarz ist mit der Vorstellung von der Nacht nach Sonnenuntergang verbunden und steht im Gegensatz zum Tag So wie die Nacht dem Tag unterworfen und gleichzeitig untrennbar mit ihm verbunden ist steht die Farbe Schwarz also auch fur Unterwerfung und Treue 1 Die formliche Schreibung von Ohaguro erfolgte mit den Kanji お歯黒 alternativ wurden die Kanji 鉄漿 wortlich Eisen Trank gebraucht Volkstumlicher waren die Bezeichnungen Kanetsuke 鉄漿付け Tsukegane つけがね oder Hagurome 歯黒め Geschichte BearbeitenSpuren von geschwarzten Zahnen in Knochenfunden aus der Kofun Zeit lassen auf eine Anwendung des Zahnschwarzens bereits um die Mitte des ersten Jahrtausends schliessen Das Ohaguro als Mode geht auf die Heian Zeit zuruck Erstmals schriftlich erwahnt wurde es im Genji Monogatari im 11 Jahrhundert Praktiziert wurde Ohaguro von Frauen und Mannern des Hofadels gleichermassen In den folgenden Jahrhunderten war es unter Samurai weit verbreitet und stand symbolhaft fur die Treue zum Lehensherrn 2 Spatestens ab dem 18 Jahrhundert wurde es uberwiegend von Frauen angewendet Wahrend der Edo Zeit war das Schwarzen der Zahne eine ubliche Praxis bei verheirateten Frauen Es galt als ein Symbol ehelicher Treue Ebenfalls verbreitet war es unter den Frauen der Bordellviertel wie zum Beispiel dem Yoshiwara in Edo nbsp Farbholzschnitt von Tsukioka Yoshitoshi Geisha beim Zahneschwarzen 1880Das Verbot des Ohaguro fur Manner aus dem Jahr 1870 von dem Chamberlain berichtet 3 ist ein Indiz dafur dass es auch von Mannern zumindest gelegentlich noch bis in die Meiji Zeit angewendet wurde Fur Frauen wurde Ohaguro nie verboten Es verschwand langsam aus der japanischen Offentlichkeit nachdem Kaiserin Shōken erstmals im Jahr 1873 bei einem offentlichen Auftritt mit weissen Zahnen in Erscheinung getreten war und dadurch fur offentliche Aufregung gesorgt hatte Von diesem Zeitpunkt an begannen sich weisse ungefarbte Zahne bei den zeitgenossischen Japanerinnen nach und nach durchzusetzen Aber noch jahrelang nach dem Auftritt der Kaiserin wurde in japanischen Zeitungen fur Zahnschwarzungsmittel geworben 4 Erst wahrend der letzten Jahrzehnte des 19 Jahrhunderts war die Mode dann weitgehend verschwunden und hielt sich nur noch bei wenigen Prostituierten bis ins 20 Jahrhundert Madchen im Alter von zehn Jahren begannen bei Verwandten und Freunden die Zutaten des Ohaguro zu sammeln und lernten dessen Zubereitung und Anwendung Kurz vor der Geschlechtsreife und der damit verbundenen Hochzeit bzw bei jungen Prostituierten dem Empfang des ersten Kunden bekamen sie dann auch noch die notigen Ausrustungsgegenstande zum Auftragen des Farbemittels geschenkt und fingen an sich die Zahne zu schwarzen 5 Zusammensetzung des Farbemittels BearbeitenDas Zahnfarbemittel bestand aus Eisenacetat in der Form des Kanemizu 鉄漿水 dt Metall Wasser am Kaiserhof in Kyōto Fushimizu 五倍子水 genannt und Gerbsaure in der Form von Fushi Pulver 五倍子 Das Kanemizu wurde hergestellt indem Eisenschrott wie zum Beispiel rostige Nagel erhitzt wurde Das rotgluhende Eisen wurde in eine Mischung aus Wasser und Essig oder Reiswein sowie konzentriertem Tee gegeben Diese Mischung musste an einem dunklen Ort einige Tage lang in einem luftdichten Behalter fermentieren Der sich an der Oberflache der Flussigkeit bildende Schaum wurde abgeschopft und die Losung anschliessend zum Kochen gebracht Nach dem Erkalten wurde die Flussigkeit gefiltert und in kleinen Krugen aufbewahrt Vor dem Auftragen wurden dem Kanemizu noch Eisenspane und das Fushi Pulver das aus den Gallnussen des japanischen Suma Baums Rhus javanica gewonnen wurde hinzugefugt nbsp Farbholzschnitt von Utagawa Kunisada Prostituierte beim Zahneschwarzen um 1815 Im Bild rechts unten sind die Utensilien fur das Zahneschwarzen Mimidarai Watashigane usw zu sehen Es entstand eine wasserabweisende Losung die in mehreren Lagen solange auf die Zahne aufgetragen wurde bis ein dicker lackartiger und tiefschwarzer Uberzug uber den Zahnen entstanden war Einige der uberlieferten Rezepte empfahlen noch die Beimengung von zahflussigem Reisgelee Commodore Perry fuhrt in seinen Reiseaufzeichnungen auch Urin als Bestandteil auf 6 was jedoch durch andere Quellen nicht bestatigt ist Verschiedene Werkzeuge waren erforderlich um den Schwarzungsprozess durchzufuhren Diese wurden den Brauten kurz vor der Hochzeit bzw den Prostituierten kurz vor ihrem Debut ubergeben Die Mimidarai 耳盥 Ohren Wanne die ihren Namen von den beiden ohrformigen Griffen hatte war ein kleines Wasserbecken das zum Spulen des Mundes verwendet wurde Oben auf dem Wasserbecken war ein langliches schmales Tablett platziert das Watashigane 渡し金 auf dem ein Krug mit dem Kanemizu und eine Schale Kanewan 鉄漿椀 Eisen Schale standen In der Letzteren wurde das Farbemittel angeruhrt Das Pulver der Gallnuss wurde in einem kleinen Behalter aufbewahrt dem Fushi bako 五倍子箱 Zum Auftragen des Farbstoffes wurden kleine buschelig geschnittene Zahnstocher aus Bambus oder aus Federn hergestellte Pinsel verwendet 5 Es dauerte einige Tage die Mischung herzustellen Sie hatte einen intensiven fauligen Geruch und einen ahnlich ublen Geschmack der nach dem Trocknen allerdings verschwand Die Farbung hielt nur zwei bis drei Tage lang an und musste daher mehrmals in der Woche erneuert werden um die tiefschwarze Farbe beizubehalten Jedes Mal vor dem erneuten Auftragen des Farbstoffes mussten die Zahne mit der Schale eines Granatapfels sorgfaltig gereinigt werden um einen haftenden Untergrund fur das Farbemittel zu erhalten 5 Neuere Forschungen der Zusammensetzung des Farbstoffes haben ergeben dass er einen gewissen Schutz vor Karies und Demineralisation der Zahne bot 7 Quellen BearbeitenU A Casal Japanese cosmetics and teeth blackening In The Transactions of the Asiatic Society of Japan 3rd series Jg 9 1966 ISSN 0913 4271 S 5 27 englisch Gina Collia Suzuki Beautiful blackend smiles In Andon 92 Society for Japanese Arts August 2012 S 46 48 Kurzfassung des Aufsatzes online aufgerufen am 25 September 2012 englisch Masahiko Fukagawa Teeth color as a cultural form aufgerufen am 25 September 2012 englisch Mitsumasa Hara Ohaguro no kenkyu Tokio 1994 japanisch Einzelnachweise Bearbeiten Hara S 97 98 zitiert nach Fukagawa Hara S 131 zitiert nach Fukagawa Basil Hall Chamberlain Things Japanese Being Notes on Various Subjects Connected With Japan for the Use of Travellers and Others 2nd edition London 1891 S 57 zitiert nach Collia Suzuki S 48 L Miller Beauty Up Exploring Contemporary Japanese Body Aesthetics University of California Press CA 2006 zitiert nach Collia Suzuki S 48 a b c Collia Suzuki S 46 W G Beasley The Perry Mission to Japan 1853 1854 Curzon Press Ltd Richmond Surrey 2002 ISBN 978 1 903350 13 3 S 181 zitiert nach Collia Suzuki S 48 W H Lewis M P F Elvin Lewis Medical Botany Plants Affecting Human Health 2nd Edition John Wiley and Sons Hoboken 2003 S 448 zitiert nach Collia Suzuki S 48 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ohaguro amp oldid 235049195