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Als Oberrheinischer Meister auch Meister des Paradiesgartleins wird ein unbekannter oberrheinischer Meister der Spatgotik bezeichnet Sein bekanntestes Werk ist das Frankfurter Paradiesgartlein nach dem er ebenfalls benannt wird Daneben werden ihm beziehungsweise seiner Werkstatt weitere Werke zugeschrieben die unterschiedliche Gemeinsamkeiten aufweisen In der langen Forschungsgeschichte gab es verschiedene Lokalisierungshypothesen und Identifikationsversuche Wahrend die Lokalisierung an den Oberrhein nun als gesichert gilt ist keine Identifikation mit einem bekannten Maler dieser Zeit im kunsthistorischen Diskurs allgemein akzeptiert Stilistisch gehorte der Oberrheinische Meister dem Weichen Stil an Das Paradiesgartlein ca 1410 1420 Stadel Museum in Frankfurt am Main Inhaltsverzeichnis 1 Lokalisierung 2 Identifikationsversuche 3 Werk und Werkgruppen 4 Werke 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLokalisierung BearbeitenDie Geschichte der Lokalisierung des Oberrheinischen Meisters entspricht uberwiegend der Lokalisierung seines bekanntesten Werkes Die erste wissenschaftliche Bearbeitung des Paradiesgartleins nahm Franz Kugler 1841 vor auch wenn die Erkenntnisse erst in seinen Schriften Geschichte der Malerei seit Constatin dem Grossen 1847 und Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte Zweiter Teil 1854 publiziert wurden Kugler lokalisierte die Tafel in Koln und schrieb sie einem Zeitgenossen von Stefan Lochner zu obwohl er zugleich auch Anklange der Malweise des Veronika Meisters in dem Bild ausmachte Auch Heinrich Gustav Hotho und Johann David Passavant verorteten das Paradiesgartlein und damit dessen Meister in Koln 1 Diese Lokalisierung war jedoch umstritten So setzte Alfred Lichtwark das Gemalde mit dem Altar der Frankfurter Peterskirche in Beziehung und verortete seine Entstehung am Mittelrhein Carl Aldenhoven hielt das Gemalde hingegen fur westfalisch 1905 lokalisierte Carl Gebhardt in der Zeitschrift Repertorium fur Kunstwissenschaft das Paradiesgartlein erstmals am Oberrhein Diese Verortung setzte sich erst allmahlich durch So ging Karl Simon 1911 noch davon aus dass das Bild in Frankfurt am Main entstanden sei Und auch Curt Glaser sah 1924 das Bild als mittelrheinisch mit burgundischen Einflussen an Die Lokalisierung am Oberrhein wurde hingegen von Ernst Buchner und 1926 von Ilse Futterer gestutzt die das Werk mit den Bildern der Innenseite des Tennenbacher Altars aus Kloster Tennenbach in Beziehung setzte Futter favorisierte Strassburg als Entstehungsort des Gemaldes Die Lokalisierung an den Oberrhein und genauer nach Strassburg hat sich vor allem anhand des Vergleiches mit anderen Werken dabei vor allem den beiden Strassburger Tafeln weitestgehend durchgesetzt und ist heute allgemein anerkannt 2 In neueren Publikationen wird der Meister des Paradiesgartleins uberwiegend als Oberrheinischer Meister benannt Identifikationsversuche BearbeitenIn der Forschung gab es immer wieder Versuche den Oberrheinischen Meister mit einem bekannten Kunstler zu identifizieren Jedoch fand keine dieser Uberlegungen grossere Zustimmung Eine der vorgeschlagenen Identifizierungen die Carl Gebhardt 1905 vornahm verweist auf den Maler Hans Tiefental der zwischen 1418 und 1448 in Schlettstadt Basel und Strassburg nachgewiesen ist Diese lasst sich aber nicht anhand der Untersuchung der Werkgruppe des Oberrheinischen Meisters absichern Tiefental wurde in Dijon am Hof des Herzogs von Burgund ausgebildet mit den dort tatigen Malern und deren Werken weist das Paradiesgartlein jedoch keine Ahnlichkeiten auf 3 Auch der Vergleich mit Werken von Jost Haller den Robert Suckale als Schuler Tiefentals ansah und dessen Werke einige recht oberflachliche Ahnlichkeiten zur Werkgruppe des Oberrheinischen Meisters aufweisen stutzt diese Hypothese nicht 4 Suckale vertrat die Tiefental These in jungster Zeit erneut mit Nachdruck 5 Karl Simon der 1911 das Paradiesgartlein nach Frankfurt verortete identifizierte den Maler mit der dort ansassigen Kunstlerfamilie Fyoll Zeitlich hielt er Sebald Fyoll fur den moglichen Maler des Werkes Dafur fuhrte Simon die Apfelschalen auf dem Tisch an die die Krypto Signatur SE bilden wurden Auch die dargestellten Veilchen wurden auf die Familie Fyoll Veilchen verweisen 1 Werk und Werkgruppen BearbeitenDas Frankfurter Paradiesgartlein bildet das Zentrum der Werkgruppe die dem Oberrheinischen Meister zugeschrieben wird Ihm beigestellt werden die Bilder Josephs Zweifel und Geburt Mariens im Musee de l Œuvre Notre Dame in Strassburg die Ilse Futterer 1928 zuschrieb 6 Diese drei Werke bilden die Kerngruppe des Werkes Die beiden Strassburger Tafeln sind die am schlechtesten erhaltenen Werke der Gruppe des Oberrheinischen Meisters und wurden wohl fur einen Marienaltar in einer Strassburger Kirche geschaffen Diese wird manchmal als Kirche des Dominikanerinnen Klosters St Marx identifiziert 7 Lange Zeit wurden die beiden Gemalde auf die Zeit um 1420 oder fruher datiert aufgrund der Schlagschatten die sich in diesen beiden Werken finden lassen werden mittlerweile die 1430er Jahre als Entstehungszeit angenommen Die Arbeit mit den Schatten im Bild erinnert etwa an Hans Multschers Wurzacher Altar aus dem Jahr 1437 und an altniederlandische Malerei Die Mariengeburt folgt einer Komposition von Ambrogio Lorenzetti aus Siena von der nicht bekannt ist wie sie an der Oberrhein gelangt ist Die Zusammengehorigkeit der Strassburger Tafeln mit dem Paradiesgartlein wurde von Alfred Stange bestritten wird aber allgemein an der Physiognomie nachgewiesen was in Anbetracht der unterschiedlichen Grosse der Gemalde noch uberzeugender sei So ahneln sich eine Dienerin am Wochenbett Annas die eine Wasserkanne halt und die Kirschenpfluckerin sehr und sind sogar gleich malerisch durchgebildet Gleiches gilt fur die Kopfe der neugeborenen Maria und des Jesuskindes 8 Weitere Ahnlichkeiten liegen etwa in den unterschiedlich gehandhabten und chaotischen Verkurzungen in Josephs Zweifel und den verschiedenen Perspektiven des Paradiesgartleins vor Neben dieser engeren Werkgruppe werden dem Oberrheinischen Meister in der Literatur immer wieder die Madonna mit den Erdbeeren im Kunstmuseum Solothurn der Verkundigung in der Sammlung von Oskar Reinhart in Winterthur und die Szenen aus dem Leben Johannes des Taufers in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zugeschrieben deren Grad der Verwandtschaft und Ahnlichkeit jedoch unterschiedlich ausfallt Carl Gebhardt setzte das Paradiesgartlein 1905 erstmals mit dem Bild Madonna mit den Erdbeeren in Verbindung 1 Ernst Buchner unterstutzte die Zuordnung der Solothurner Madonna wahrend Ilse Futterer zwar grosse Ahnlichkeiten der beiden Gemalde herausstellte aber nicht sicher dieselbe Hand annahm 6 Die Solothurner Madonna ist deutlich grosser Daraus resultiert ein harter Malstil der zu einer deutlich geringeren Lebendigkeit fuhrt Der Typ und das Motiv der beiden Madonnen Kopfe stimmen weitestgehend uberein Dennoch sind die Augen proportional ubergross Die beiden Tafeln unterscheiden sich zudem stark in der Darstellungsweise der Tiere So ist die Blaumeise im Paradiesgartlein in ihrer Haltung und rundlichen Form naturlicher gestaltet als der flacher erscheinende Vogel in der Madonnen Darstellung Ebenso wirken die Pflanzen auf der grossen Tafel deutlich schematischer 7 Die Verkundigung in der Sammlung von Oskar Reinhart in Winterthur fuhrte 1928 Walter Hugelshofer in die Werkgruppe ein Das Gemalde zeigt deutlich altniederlandische Einflusse wie etwa Schlagschatten und stammt wohl aus den 1430er Jahren 9 Mit den Figuren die blockhaft wirken und der Raumauffassung wirkt die Winterthurer Tafel trotz der ahnlichen Grosse der Tafeln insgesamt und der Gesichter sowie dem ahnlichen Gesamteindruck moderner als das Paradiesgartlein Die Malweise der Verkundigung ist deutlich freier so sind die Geschirrteile an der Ruckwand frei mit hellen und dunklen Strichen umrissen ohne die Form vollstandig auszumalen Das Gesicht der Madonna ist weniger lieblich und lebendig als im Frankfurter Bild 9 Die vier kleinen Tafeln der Heimsuchung Mariens in Karlsruhe weisen Ahnlichkeiten in der Ausfuhrung der Gesichter sowie bei den Haaren und Handen auf wahrend ihren Figuren insgesamt die Zartheit des Paradiesgartleins fehlt Die Kopfe sind in den Karlsruher Tafeln im Vergleich zu derjenigen in Frankfurt zudem proportional grosser in Vergleich zur Korpergrosse was die Figuren schwer und behabig wirken lasst Die grossen und leicht starrenden Augen ahneln denen der Solothurner Madonna 7 Das Tennenbacher oder Staufener Altar genannte Retabel mit seinen Marienszenen im Augustinermuseum in Freiburg im Breisgau weist zwar stilistische Ahnlichkeiten auf gehort aber bereits der nachsten Maler Generation an Daniel Hess stellte es in eine Reihe mit einigen weiteren oberrheinischen Tafelbildern und ordnete es in die Zeit um 1440 ein 10 Werke BearbeitenBild Titel Entstanden Grosse Material Ausstellung Sammlung Besitzer nbsp Paradiesgartlein 11 1410 20 26 3 cm 33 4 cm Mischtechnik auf Holz Historisches Museum Frankfurt Dauerleihgabe an das Stadel in Frankfurt am Main nbsp Madonna mit den Erdbeeren 1420 30 Kunstmuseum Solothurn in Solothurn nbsp Verkundigung 1420 30 Sammlung Oskar Reinhart Am Romerholz in Winterthur nbsp Geburt Mariens 1430 40 Musee de l Œuvre Notre Dame in Strassburg nbsp Josephs Zweifel 1430 40 Musee de l Œuvre Notre Dame in StrassburgLiteratur BearbeitenBodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein In Deutsche Gemalde im Stadel 1300 1500 Kataloge der Gemalde im Stadelschen Kunstinstitut Philipp von Zabern Mainz 2002 S 93 120 P Lorentz Le Maitre du Paradiesgartlein In P Lorentz Hrsg Strasbourg 1400 un foyer d art dans l Europe gothique Ausstellungskatalog Editions des Musees de la Ville de Strasbourg 2008 Hildegard Lutkenhaus Meister des Frankfurter Paradiesgartleins In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 713 Digitalisat Meister des Frankfurter Paradiesgartleins In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 37 Meister mit Notnamen und Monogrammisten E A Seemann Leipzig 1950 S 104 biblos pk edu pl Nicole Chambon Les fleurs et les oiseaux du Jardin du Paradis de Francfort 1410 1420 Doktorarbeit unter der Leitung von Aline le Berre and Francois Bœspflug Germanistik Universitat Limoges 2011Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oberrheinischer Meister Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien StadelEinzelnachweise Bearbeiten a b c Bodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein 2002 S 97 Bodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein 2002 S 100 Bodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein 2002 S 109 und 110 Bodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein 2002 S 110 und 111 Robert Suckale Kunst in Deutschland Von Karl dem Grossen bis heute Koln 1998 S 177 a b Bodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein 2002 S 98 a b c Bodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein 2002 S 106 Bodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein 2002 S 107 a b Bodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein 2002 S 105 Bodo Brinkmann Stephan Kemperdick Hrsg Das Paradiesgartlein 2002 S 103 StadelNormdaten Person GND 123120845 lobid OGND AKS VIAF 72292554 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberrheinischer Meister amp oldid 228834001