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Die Musiksammlung des Benediktinerklosters Mariastein umfasst Musikhandschriften und Musikdrucke die seit dem spaten 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart im Kloster Mariastein komponiert oder aufbewahrt wurden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bestand 3 Mariasteiner Klosterkomponisten 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Musiksammlung des Klosters Mariastein dokumentiert das Musikleben der Benediktiner von Mariastein vom spaten 17 Jahrhundert bis zur Gegenwart Sie besteht aus einem historischen Quellenbestand Musikarchiv und der aktuellen Notenbibliothek des Konvents von Mariastein Die Geschichte der Musiksammlung widerspiegelt die jungere Klostergeschichte und die zweimalige Sakularisation des Klosters 1792 als Folge der franzosischen Revolution 1874 im Zuge des Kulturkampfes in der Schweiz In der Nachfolge des Kapitels 16 der Regel des Heiligen Benedikt Siebenmal am Tag singe ich dein Lob pflegten die Benediktiner von Mariastein seit ihrer Ubersiedlung von Beinwil nach Mariastein 1648 ein vielfaltiges Musikleben in welchem sowohl komponiert wie auch niedergeschrieben und aufgefuhrt wurde Die zweimalige Sakularisation hat diesem Musikleben jeweils ein Ende gesetzt Die Bestandsgeschichte der Mariasteiner Musiksammlung ist daher eine Geschichte des Verlustes und des Neuaufbaus Ein erstes Mal wurde die Mariasteiner Musiksammlung 1798 durch die Besetzung und Plunderung des Klosters durch franzosische Revolutionstruppen und durch die Errichtung der Helvetischen Republik in Mitleidenschaft gezogen So fehlten nach der Aufhebung des Klosters zwischen 1798 und 1802 in der Mariasteiner Musiksammlung die 22 in den Haushaltsbuchern der Abtei dokumentierten Notenkaufe von Werken des frankischen Benediktinerpaters Johann Valentin Rathgeber 1682 1750 1 Dieser Verlust ist durch den Catalogus Musici Chori Beinwilensis ad Petram B M Virginis 2 dokumentiert Das handschriftliche Bestandsverzeichnis der Mariasteiner Musiksammlung aus dem Jahre 1816 wurde durch die Konventualen Trupert Fehr 1784 1820 und Ignaz Stork 1799 1855 in der Amtszeit des Abtes Placidus Ackermann 1765 1841 angelegt Neben den Verlusten aus den Revolutionswirren zwischen 1798 und 1802 ist der Catalogus aber auch Zeugnis des Neuaufbaus der Mariasteiner Musiksammlung nach 1804 Unter der Agide von Abt Placidus Ackermann wurde die Mariasteiner Musiksammlung durch die Tatigkeit der Komponisten Musiker und Kopisten P Edmund Kreuzer 1793 1858 und P Aemilian Gyr 1807 1879 und Leo Stocklin 1803 1873 sukzessiv erweitert Mit Abschriften der Werke von Joseph Haydn wie beispielsweise das Oratorium Die Schopfung Abschrift P Edmund Kreuzer 1832 oder der Streichquartette op 8 Abschrift P Aemilian Gyr 1831 trug das Kloster Mariastein zu einer fruhen Rezeption der Werke von Joseph Haydn bei Durch P Leo Stocklin wurden Werke von Wolfgang Amadeus Mozart Conradin Kreutzer sowie Johann Nepomuk Hummel kopiert und der Mariasteiner Musiksammlung zugefuhrt Nach 1850 lenkte P Leo Meyer 1822 1906 ehemaliger Konventuale des aufgehobenen Zisterzienserklosters St Urban den Sammlungsaufbau in eine neue Richtung Seiner Kopistentatigkeit verdankt die Mariasteiner Musiksammlung Bearbeitungen aus Opern von Vincenzo Bellini und Gaetano Donizetti Den grossten Einfluss auf die Geschichte der Mariasteiner Musiksammlung ubte im 19 Jahrhundert P Leo Stocklin aus In der Mariasteiner Musiksammlung finden sich neben zahlreichen Sakralwerken auch Operetten von P Leo Stocklin die fur das klosterliche Schultheater zumeist in der Fasnachtszeit komponiert wurden Das bekannteste Werk ist Die Alpenhutte undatiert zu der er auch den Text verfasste Als Herausgeber der Periodika Recueil de musique pour l Eglise et l Ecole Strasbourg Noiriel ab 1855 und des Journal de Musique religieuse Mulhouse 1860 1864 war Stocklin dafur besorgt dass die Mariasteiner Musiksammlung einen Zuwachs von Musikdrucken elsassischer Provenienz erhielt die nicht in beruhmten Verlagshausern verlegt wurden Davon ausgenommen ist das Verlagshaus Andre Offenbach Durch die Bekanntschaft von Leo Stocklin mit dem Organisten und Orgelexperten Julius Andre 1808 1880 dem Sohn des Verlegers Johann Anton Andre 1775 1842 gelangte das Autograph des Kyriefragments in G Dur KV 73x von Wolfgang Amadeus Mozart in den Besitz der Mariasteiner Musiksammlung Das Mozart Autograph hat die zweite Zasur in der Geschichte der Mariasteiner Musiksammlung unbeschadet uberstanden 1874 beschlossen der Solothurner Kantonsrat und die Mehrheit der Bevolkerung die Reorganisation des Klosters Mariastein Sie garantierte die Wallfahrt fur diesen Zweck durften Patres im Kloster zuruckbleiben Das klosterliche Leben kam aber mit der Vertreibung des Konvents am 17 Marz 1875 zum Erliegen Die Verluste der zweiten Zasur in der Geschichte der Mariasteiner Musiksammlung sind gross Von den 300 Ausgaben der Werke von Abt Leo Stocklin die das Professbuch von Mariastein aufgelistet sind nur 49 Handschriften und 20 Drucke in der heutigen Musiksammlung uberliefert Im Catalogus Musici Chori Beinwilensis ad Petram B M Virginis von 1816 sind 106 zumeist geistliche Werke des Mariasteiner Klosterkomponisten Ambros Stierlin 1767 1806 aufgefuhrt im heutigen Bestand sind noch deren 78 uberliefert Anschliessend an die Werke von Stierlin folgt im Catalogus die Auflistung von 25 Symphonien von Komponisten der Mannheimer Schule wie Carl Stamitz 1745 1801 Franz Ignaz Joseph Franzl 1736 1811 und Joseph Touchemoulin 1727 1801 Diese Quellen der Mannheimer Schule sind in der Mariasteiner Musiksammlung nicht mehr vorhanden Nach der Vertreibung liess sich der Mariasteiner Konvent in Delle F nieder und grundete im Herbst 1875 die Ecole libre St Benoit In ihr erhielten die Zoglinge eine umfassende musikalische Ausbildung Mit der Grundung der Fanfare du College St Benoit einem Blasorchester unter der langjahrigen Leitung von P Anselm Rais 1864 1904 erhielt das Musikleben des exilierten Konvents eine spezifische Ausrichtung die in der Musiksammlung Eingang gefunden hat Das Repertoire der Fanfare ist in der Sammlung durch handschriftliche Quellen und gedruckten Musikalien vorhanden Aus der zweiten Exilstation des Konvents in Durrnberg Hallein A sind in der Musiksammlung keine Dokumente vorhanden 1906 verlegte der exilierte Mariasteiner Konvent seinen Sitz nach Bregenz A im selben Jahr ubernahmen Patres des Mariasteiner Konventes die Leitung des Kollegium Karl Borromaus in Altdorf CH Aus der Zeit in Bregenz sind in der Musiksammlung zahlreiche Editionen des Antiphonale monasticum sowie Messen und geistliche Werke fur vier Mannerstimmen und Orgel aus der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts uberliefert Eine systematische Sammlungstatigkeit fur die Musiksammlung hat in Bregenz nicht stattgefunden Eine solche entfaltete sich dagegen im Kollegium Karl Borromaus in Altdorf im Zeitraum zwischen 1906 und 1981 Ein reichhaltiges kirchenmusikalisches Repertoire Orchestermessen Werke fur Mannerchor aber auch weltliche Werke ist in Altdorf gesammelt worden und nunmehr in der Musiksammlung des Klosters Mariastein als Teilbestand Kollegium Karl Borromaus Altdorf uberliefert Mit dem Verkauf des Gallusstifts in Bregenz und der Ubergabe des Kollegium Karl Borromaus an den Kanton Uri kehrten 1981 umfangreiche Musikalienbestande in das Kloster nach Mariastein zuruck Seit 2014 ist die Musiksammlung nach einer umfassenden Reorganisation wieder zuganglich die Bestande sind uber den Online Katalog abfragbar Bestand BearbeitenDie Musiksammlung des Klosters Mariastein umfasst die Teilbestande Musikarchiv Musikmanuskripte und Musikdrucke bis ca 1850 Notenbibliothek Musikdrucke ab ca 1850 bis heute Die alteste Quelle des Teilbestands Musikarchiv ist Vespertinale pro Festis Quorum per Annum Vespera in D Virginis Petra Solennius celebrari solent das 1683 im Auftrag von Abt Augustin I Reutte 1645 1695 niedergeschrieben und mit Illuminationen zu Hochfesten versehen ist 1720 schrieb P Vinzenz Aklin 1676 1747 im Auftrag des Abtes Augustin II Glutz von Solothurn 1675 1745 die 24 Choralmessen des St Galler Monchs Valentin Molitor 1637 1713 nieder Aus dem letzten Drittel des 18 Jahrhunderts sticht das umfangreiche Œuvre des Mariasteiner Organisten Pater Ambros Stierlin 1767 1806 hervor es ist trotz der historisch bedingten Verlusten im Katalog der Musiksammlung mit 162 Eintragungen zumeist Autographen vertreten Mit 218 Handschriften von Pater Leo Stocklin ist das klostereigene Komponieren des 19 Jahrhunderts im Katalog dokumentiert Ebenso bedeutsam wie die Quellen der Klosterkomponisten sind fur die Musiksammlung die zahlreichen fruhen Abschriften von Werken von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart In der Fulle der historischen Quellen nehmen die Werke von Joseph Haydn zahlenmassig den ersten Platz ein neben fruhen Quellen des Oratoriums Die Schopfung sind sowohl die Londoner Symphonien als auch Streichquartette in Handschriften des fruhen 19 Jahrhunderts dokumentiert Der Teilbestand Notenbibliothek umfasst drei Schwerpunkte Sakralmusik in Noteneditionen des spaten 19 Jahrhunderts und des 20 Jahrhunderts Musikalien des ehemaligen Kollegium Karl Borromaus in Altdorf Kirchenmusik und weltliche Werke von Johann Sebastian Bach bis Giuseppe Verdi Symphonien Ouverturen Opern Kammermusik Vokalwerke fur solistische Besetzung Werke fur Manner und Knabenchor Nachlass P Martin Zieri 1892 1969 Sakralmusik und OrgelwerkeDie drei Schwerpunkte reprasentieren die musikalische Auffuhrungspraxis des Konvents von Mariastein an den Exilorten Bregenz und Altdorf Mariasteiner Klosterkomponisten BearbeitenAnton Kiefer 1627 1672 Maurus Baron 1687 1734 Ambros Stierlin 1767 1806 Augustin Stierlin 1778 1832 Edmund Kreuzer 1793 1858 Leo Stocklin 1803 1873 Vinzenz Motschi 1839 1905 Alphons Studer 1845 1894 Ludwig Fashauer 1850 1916 Anselme Rais 1864 1904 Leopold Beul 1886 1955 OSB Engelberg Organist und Kirchenmusiker in Mariastein Maurus Zumbach 1891 1966 Martin Zieri 1892 1969 Vinzenz Stebler 1917 1997 Literatur BearbeitenLukas Schenker Exil und Ruckkehr des Mariasteiner Konventes 1874 1981 Delle Durrnberg Bregenz Altdorf Kloster Mariastein Mariastein 1998 Gabriella Hanke Knaus Die Musiksammlung des Benediktinerklosters Mariastein Bewertung als Schlussel zur erfolgreichen Reorganisation In Informationswissenschaft Theorie Methode und Praxis Arbeiten aus dem Master of Advanced Studies in Archival Library and Information Science 2010 2012 hier jetzt Baden 2014 S 75 91 Gabriella Hanke Knaus Ein verlorenes Repertoire Instrumentalmusik im Benediktinerkloster Mariastein um 1815 In Musik Raum Akkord Bild Festschrift zum 65 Geburtstag von Dorothea Baumann Peter Lang Bern u a 2012 S 297 307 Rudolf Henggeler Professbucher der Benediktinerabteien St Martin in Disentis St Vinzenz in Beinwil und U L Frau von Mariastein St Leodegar und St Mauritius im Hof zu Luzern Allerheiligen in Schaffhausen St Georg zu Stein am Rhein Sta Maria zu Wagenhausen Hl Kreuz und St Johannes Ev zu Trub St Johann im Thurtal Zug 1955 Musik fur Mariastein durch vier Jahrhunderte Werke von Thuring Bram Anton Kiefer Ambros Stierlin Martin Vogt Leo Stocklin Ars Braemia Meggen 2014 Musik CD Einzelnachweise Bearbeiten Franz Krautwurst Neues zur Lebens und Rezeptionsgeschichte Valentin Rathgebers OSB 1682 1750 In Musik in Bayern Halbjahresschrift der Gesellschaft fur Bayerische Musikgeschichte Heft 50 1995 S 45 57 Catalogus Musici Chori Beinwilensis ad Petram B M Virginis ano Millesimo octingendesimo decimo sesto par Fr Trup Fehr Profess Spl Joh Nep Storck O A M D Gl 1816 Ms Musiksammlung Benediktinerkloster MariasteinWeblinks BearbeitenInformationen zur Sammlung auf der Webseite des Benediktinerklosters Mariastein Datenbank der Musiksammlung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Musiksammlung Benediktinerkloster Mariastein amp oldid 231264516