Das Museum Langmatt ist ein Kunstmuseum in Baden im Kanton Aargau in der Schweiz. Es befindet sich in einer Fabrikantenvilla der Jahrhundertwende und ist bekannt für seine umfangreiche Sammlung von Gemälden des französischen Impressionismus.
Geschichte Bearbeiten
Um 1900 gaben Sidney Brown und seine Frau Jenny, die aus der Winterthurer Fabrikantenfamilie Sulzer stammte, den Architekten Curjel & Moser den Auftrag für den Bau eines Wohnhauses in Baden. Sidney Brown arbeitete als technischer Leiter in der nahe gelegenen Firma Brown, Boveri & Cie., welche sein Bruder Charles zusammen mit Walter Boveri 1891 gegründet hatte. Die Eheleute hatten bereits im Jahr 1896 bei ihrer Hochzeitsreise nach Paris Eugène Boudins Bild Wäscherinnen erworben und zählen somit zu den ersten Sammlern in der Schweiz, die moderne französische Malerei sammelten.
In den nächsten Jahren lag ihr Sammlungsschwerpunkt zunächst auf Malern der Münchner Schule wie Ludwig von Herterich, Leo Putz und Franz von Stuck. Für diese, teils grossformatigen Bilder, wurde 1906 ein Galeriebau an das Haus angefügt. Durch die freundschaftliche Beziehung zu dem aus Winterthur stammenden und in Paris lebenden Maler Carl Montag wandelte sich das Interesse der Browns hin zu den modernen französischen Malern. Die Werke der deutschen Künstler wurden veräussert und der Aufbau der Impressionistensammlung begann. Darüber hinaus erwarben die Browns kostbare Möbel, Porzellan, Uhren, Silber und Bücher.
Das Haus wurde nicht als Museum geplant. Nur wenige Besucher hatten die Möglichkeit, die Bildersammlung zu sehen. Nachdem im April 1938 bei einer Ausstellung in Paris ein von den Browns ausgeliehenes Gemälde von Daumier gestohlen wurde, verliehen sie nur noch selten Bilder, sodass viele Werke über Jahrzehnte einer breiten Öffentlichkeit verborgen blieben. Nach dem Tod ihres Sohnes John A. Brown 1987 wurde die Villa und ihre Sammlungen in eine Stiftung eingebracht (gegr. 1988) und ist seit 1990 als Museum geöffnet. Das Gebäude mit der Gartenanlage sowie die Sammlungen gehören zu den geschützten Kulturgütern in Baden.
2023 liess die Leitung des Hauses Kunstwerke versteigern, um die angespannte finanzielle Situation des Museum dauerhaft zu verbessern. Geplant war ein Erlös von mindestens 40 Millionen Franken, der gewinnbringend angelegt zum dauerhaften Unterhalt des Hauses beitragen soll. Zur Versteigerung ausgewählt wurden die Gemälde Fruits et pot de gingembre, Quatre pommes et un couteau und La mer à l’Estaque von Paul Cézanne, die am 9. November 2023 in der New Yorker Filiale des Auktionshauses Christie’s angeboten wurden. Der Verkaufserlös für die drei Bilder betrug insgesamt 40,5 Millionen Franken (44,8 Millionen Dollar). Der Verkauf von Gemälden aus Museumsbesitz führte zu Kritik im In- und Ausland.
Sammlung Bearbeiten
Ab 1908 begann das Ehepaar regelmässig in Paris Bilder der französischen Impressionisten zu erwerben. In wenigen Jahren trugen sie Werkgruppen von Eugène Boudin, Camille Corot, Edgar Degas, Paul Cézanne und Camille Pissarro zusammen. Allein von Pierre-Auguste Renoir konnte das Sammlerpaar 22 Gemälde erwerben. Hinzu kamen Werke von Pierre Bonnard, Mary Cassatt, Gustave Courbet, Henri Fantin-Latour, Paul Gauguin, Claude Monet, Odilon Redon, Alfred Sisley und Vincent van Gogh. Ab 1919 gelangten zudem einzelne Werke von Fragonard und Watteau in die Sammlung.
Die Langmatt ist neben einem Kunst- auch ein Wohnmuseum. Die Originaleinrichtung des Hauses ist weitgehend erhalten, sodass im Museum Langmatt ein Beispiel bürgerlicher Wohnkultur der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu besichtigen ist.
Ausgestellte Werke (Auswahl) Bearbeiten
Ausstellungen Bearbeiten
2010 wurde zum 20-jährigen Jubiläum die Videokünstlerin Pipilotti Rist als Gastkünstlerin eingeladen. In der Ausstellung «Schließen Sie mir das Kleid, danke» zeigte sie in Videos überwiegend Hände. Diese Installation habe, so Rist, die Erinnerung an die Menschen in den Vordergrund gestellt, die den gehobenen Lebensstandard der Industriellenfamilie Brown-Sulzer ermöglichten: Einfache, arbeitende Hände. Zu sehen waren Animationen von Händen, die nähen, putzen, malen, zeichnen und Kinder hüten, im Büro des Hausherrn wurde eine Hand gezeigt, die auf einen Buchdeckel ihren Einkaufszettel schreibt. Es sei ihr, so sagte Rist, dabei um den Wert der manuellen Tätigkeit gegangen.
Literatur Bearbeiten
- Florens Deuchler: Die französischen Impressionisten und ihre Vorläufer. Katalog. Stiftung Langmatt, Baden 1990, ISBN 3-85545-044-7.
- Eva-Maria Preiswerk-Lösel (Hrsg.): Ein Haus für die Impressionisten – Das Museum Langmatt. Gesamtkatalog. Hatje Cantz, Ostfildern-Ruit 2001, ISBN 3-7757-1017-5.
- Florens Deuchler: Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden AG. Kurzer Führer durch die Gemäldesammlung. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 464). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1990, ISBN 978-3-85782-464-7.
- Florens Deuchler: Stiftung Langmatt Sidney und Jenny Brown, Baden AG Karl Mosers Bau. Architektur und Ausstattung. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 483). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1991, ISBN 978-3-85782-483-8.
Weblinks Bearbeiten
- Literatur von und über Museum Langmatt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website
- Villa Langmatt im Denkmalschutzinventar des Kantons Aargau
Fußnoten Bearbeiten
- Museum Langmatt: Stiftung Langmatt. In: langmatt.ch. 23. Juli 2019, abgerufen am 24. November 2022.
- Kiki Lutz: Benutzungsreglement für die Bestände des «Foto-& Familienarchivs Brown» im Museum Langmatt in Baden unter Berücksichtigung des normativen Umfelds. In: Informationswissenschaft: Theorie, Methode Und Praxis, 6(1), 186–208. 13. Juli 2020, Seite 188, doi:10.18755/iw.2020.10.
- Nach Bildverkauf: Erleichterung überwiegt Artikel auf www.srf.ch vom 10. November 2023
- Verkäufe für 40 Millionen Franken sollen Kunstmuseum retten, Artikel auf www.srf.ch vom 15. August 2023
- Pipilotti Rist übes die Kunst des Handweks — hanspeter.stalder.ch. Abgerufen am 3. Juni 2023.
Koordinaten: 47° 28′ 52″ N, 8° 18′ 28″ O; CH1903: 665511 / 259290