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Muhammad Mustafa al Maraghi arabisch محمد مصطفى المراغي DMG Muḥammad Muṣṭafa al Maraġi 1881 1945 war ein agyptischer reformorientierter islamischer Gelehrter der sich in seinen Schriften vor allem mit Koranexegese befasste auf ein agyptisches Kalifat hinarbeitete und von 1928 bis 1929 und erneut von 1935 bis 1945 das Amt des Scheich al Azhar bekleidete Muhammad Mustafa al Maraghi an seinem Schreibtisch Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Jahre 2 Erste Amtszeit als Scheich der Azhar 3 Zweite Amtszeit 4 Literatur 5 EinzelnachweiseFruhe Jahre BearbeitenAl Maraghi war ein Schuler von Muhammad Abduh und fungierte von 1908 bis 1919 als Oberster Richter im Sudan Wahrend dieser Zeit erlernte er die englische Sprache und entwickelte erste Plane fur ein agyptisches Kalifat In einem Brief an den britischen Generalgouverneur des Sudan Sir Reginald Wingate zog er die traditionelle sunnitische Lehre in Zweifel der zufolge der Kalif grundsatzlich aus dem arabischen Stamm der Quraisch hervorzugehen hat 1 Nach der Besetzung Mekkas durch die Wahhabiten erkundete al Maraghi im Jahre 1925 bei einer Geheimmission in den Hedschas die Moglichkeiten der Errichtung eines agyptischen Protektorats uber die Heiligen Statten 1926 gehorte er zu den Hauptorganisatoren des Kalifatskongresses in Kairo Beide Initiativen endeten jedoch mit einem Misserfolg 2 Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde al Maraghi zum Prasidenten des Obersten Schariagerichts von Agypten 3 Erste Amtszeit als Scheich der Azhar BearbeitenAus dieser Position heraus wurde er am 22 Mai 1928 auf Vorschlag von Mustafa an Nahhas Pascha vom agyptischen Konig Fu ad I zum Scheich der Azhar ernannt dies gegen den Willen des letzteren der lieber al Maraghis konservativen Gegenspieler Muhammad al Ahmadi az Zawahiri in diesem Amt gesehen hatte In dem monatelangen Streit um die Wiederbesetzung des Amtes erhielt al Maraghi Unterstutzung von Mahmud Schaltut einem anderen Azhar Gelehrten der seine Reforminitiative in Zeitungsartikeln begrusste 4 Im August 1928 trat er mit einer Denkschrift zur Reform der Azhar an die Offentlichkeit Darin rief er unter anderem zur Ausubung des Idschtihad auf forderte aber im Hinblick auf die geringen Anstellungschancen von Azhar Absolventen auch die Einfuhrung eines Numerus clausus im Tertiarbereich der Ausbildung 5 Al Maraghis Entlassung im Jahre 1929 durch den Konig und Ablosung durch az Zawahiri loste an der Azhar Universitat einen Aufstand unter den ʿUlamaʾ aus in dessen Folge siebzig von ihnen entlassen wurden Zweite Amtszeit BearbeitenAm 17 November 1934 verabschiedeten die Azharstudenten eine Resolution in der die Abberufung von az Zawahiri und die Wiedereinsetzung von al Maraghi gefordert wurde 6 Der Konig gab diesen Forderungen nach einer heftigen Pressekampagne nach und setzte al Maraghi im April 1935 wieder in sein fruheres Amt ein 7 Nachdem Konig Fuʾad im Fruhjahr 1936 gestorben war und sein Sohn Faruq den Thron bestiegen hatte nahm der gesellschaftliche und politische Einfluss al Maraghis stark zu weil zwischen ihm und dem neuen Konig ein enges Vertrauensverhaltnis bestand Wahrend seiner zweiten Amtszeit begrundete al Maraghi eine neue Politik der Entsendung von Azhar Delegationen zu internationalen Kongressen insbesondere zu solchen mit religioser oder juristischer Thematik So nahmen solche Delegationen am zweiten Internationalen Kongress fur Rechtsvergleichung in Den Haag 1937 und an den Internationalen Religionswissenschaftlichen Kongressen in London 1936 und Paris 1939 teil 8 Al Maraghi zeigte auch grosse Gesprachsbereitschaft gegenuber schiitischen Gelehrten Besonders enge Kontakte hatte er zu dem in Nadschaf ansassigen schiitischen Gelehrten ʿAbd al Karim az Zandschani 1887 1968 der sich in dem Dialog zwischen Sunniten und Schiiten engagierte Auf al Maraghis Betreiben wurde az Zandschani der Vorsitz der Kongregation angetragen die 1936 in Agypten den Beginn des Ramadan verkundete Umgekehrt entsandte al Maraghi auf az Zandschanis Initiative hin 1937 eine Studienmission nach Britisch Indien 9 Im Februar 1938 wandte sich al Maraghi brieflich an az Zandschani und schlug ihm die Schaffung einer Institution vor die die Annaherung zwischen den Konfessionen und Rechtsschulen vorantreiben sollte Dieser Oberste Islamische Rat maǧlis Islami aʿla sollte gleichzeitig alle Muslime reprasentieren Al Maraghis Plane stiessen allerdings sowohl bei az Zandschani als auch bei anderen zwolfer schiitischen Gelehrten auf grosse Skepsis und wurden letztlich nicht umgesetzt 10 Insgesamt wurde al Maraghis zweite Amtszeit eher kritisch beurteilt Viele Gelehrte warfen ihm vor die ursprunglich von ihm angestrebte Reformen an der Azhar aus Bequemlichkeit nicht weiter verfolgt zu haben 11 Literatur BearbeitenRainer Brunner Annaherung und Distanz Schia Azhar und die islamische Okumene im 20 Jahrhundert Schwarz Berlin 1996 ISBN 3 87997 256 7 Francine Costet Tardieu Un reformiste a l Universite al Azhar œuvre et pensee de Mustafa al Maraghi 1881 1945 CEDEJ Karthala Kairo Paris 2005 ISBN 2 84586 699 2 Martin Kramer Shaykh Maraghi s Mission to the Hijaz in Asian and African Studies Jerusalem 16 1982 121 136 Wolf Dieter Lemke Maḥmud Saltut 1893 1963 und die Reform der Azhar Untersuchungen zu Erneuerungsbestrebungen im agyptisch islamischen Erziehungssystem Lang Frankfurt a M u a 1980 Muḥammad Muṣṭafa al Maraġi A Defence of Reforms in Al Azhar Note of Scheikh Mohammed Moustafa al Maraghy Rector of Al Azhar Mosque which he had the honor of presenting to his Majesty King Fouad and the Prime Minister concerning reforms in Al Azhar Translation from Al Ahram Cairo 5 and 7 Aug 1928 in Muslim World 19 1929 183 195 Amira El Azhary Sonbol Maraghi Muṣṭafa al In John L Esposito Hrsg The Oxford Encyclopedia of the Islamic World 6 Bde Oxford 2009 Bd III S 486 Ḫair ad Din az Zirikli Al Aʿlam 8 Bde Bd VII S 103 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Brunner Annaherung und Distanz 1996 S 81f Vgl Brunner Annaherung und Distanz 1996 S 82 Vgl Lemke 57 Vgl Lemke 18 Vgl Maraġi 188f Vgl Lemke 97 Vgl Lemke 98 Vgl Lemke 107 Vgl Brunner Annaherung und Distanz 1996 S 78f Vgl Brunner Annaherung und Distanz 1996 S 83f Vgl Lemke 126 Normdaten Person GND 132202727 lobid OGND AKS LCCN nr92033182 VIAF 63873903 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Maraghi Muhammad Mustafa al KURZBESCHREIBUNG islamischer ReformerGEBURTSDATUM 1881STERBEDATUM 1945 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muhammad Mustafa al Maraghi amp oldid 226439681