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Die Moorleichen von Wijster englisch Wijster four ist eine Gruppe von vier Moorleichen aus dem 16 Jahrhundert die 1901 in einem Moor in der Nahe von Wijster in der niederlandischen Provinz Drenthe gefunden wurden Die mit den Leichen geborgenen Gegenstande werden im Drents Museum in Assen aufbewahrt Inhaltsverzeichnis 1 Fund 2 Befunde 3 Deutung 3 1 Datierung 4 Vergleichsfunde 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFund BearbeitenDer Torfstecher Lenze Bakker stiess am 5 Juni 1901 bei seiner Arbeit im Moor Oostwestveen bei Wijster auf die Uberreste mehrerer durch die Lagerung im Moor mumifizierter Leichen und Kleidungsreste Er benachrichtige umgehend den Burgermeister W C de Vidal de Saint Germain und den Polizisten J Mulder Beide erkannten nach kurzen Untersuchungen dass hier kein modernes Verbrechen vorlag Burgermeister de Vidal vermutete einen besonderen Fund und liess umgehend Teile der Kleidung an das Provinciaal Museum van Oudheden das heutige Drents Museum in Assen senden Er beauftragte Arbeiter die Leichen wieder einzugraben Aus einer Zeitungsnotiz erfuhr der Finanzbeamte G J Landweer von diesem Fund Landweer war ein historisch interessierter Laie der seit 1892 als Verbindungsmann des Provinzialmuseums auf der Suche nach Hinweisen zu archaologischen Funden durch die Provinz Drenthe reiste um diese fur das Museum zu sichern und die Fundstellen zu fotografieren Er traf am 6 Juni dort ein musste aber feststellen dass die Fundstelle bereits von Neugierigen umgegraben wurde die Teile der Leichen und Fundstucke mitgenommen oder andernorts wieder verkuhlt hatten Landweer gelang es noch drei Schadel einige Knochen und Gewebereste auszugraben In einer Kuhle fand er eine gut erhaltene Hand die vermutlich durch den Torfabbau von einem Korper abgetrennt war Einige Tage spater wurden in direkter Nahe der Fundstelle ein Kupferkessel sowie 16 Munzen aus dem Torf geborgen Fundort 52 49 13 N 6 32 38 O 52 820258 6 543882 Koordinaten 52 49 13 N 6 32 38 O 1 Befunde BearbeitenDie von Landweer geborgenen Leichenteile waren drei Schadel der eines Erwachsenen sowie zwei von jungeren Individuen Der Schadel des Erwachsenen war der einer kraftigen Person der jedoch nach der Ausgrabung zerstort worden war In den Schadeln waren Reste der Gehirne als weisse Masse vorhanden Die Schadel der jungeren Individuen waren durch die lange Lagerung stark in Mitleidenschaft gezogen An einem der Schadel hingen noch Teile der Wirbelsaule mit anhangenden Rippen grossere Teile der Haut und Reste innerer Organe Alle Knochen waren durch die Lagerung im sauren Moormilieu stark entkalkt und aufgeweicht Nachdem sie aus dem Moor genommen wurden trockneten sie aus und schrumpften sehr stark ein Von den Leichenteilen existieren heute nur noch wenige Fragmente darunter eine kleine Zahl Skelettteile und die rechte Hand einer Person die durch die lange Lagerung im Moor und die anschliessende Trocknung jetzt sehr zierlich und klein wirkt Alle Individuen starben vor dem Erreichen ihres 25 Lebensjahres Einer der Manner trug eine wollene rote Jacke mit Armeln in der Art eines Wamses mit einer daruber gezogenen ledernen Weste oder Jacke deren Armel verloren sind Ein anderer Mann hatte eine wollene dunkelgrune Kniehose jedoch lasst sich jetzt nicht mehr rekonstruieren welcher der Manner diese trug Daneben wurden weitere Textilfragmente und die Reste eines Ledergurtel gefunden Reste eines Futters waren an den Stoffteilen des Wamses nicht mehr erkennbar da die Kleidungsstucke nach dem Fund grundlich gewaschen wurden Der Wams war am Kragen und den Armelbundchen durch aufgenahte zackenformig eingeschnittene schmale Stoffbander verziert Die wollenen Kleidungsteile bestanden aus einem mittelmassig feinen Wolltuch in Leinwandbindung Die Art des Verschlusses lasst sich nicht klar erkennen moglicherweise erfolgte dieser durch kleine Haken und Osen aus vergangenem Metall Bei dem Tuch des Wamses betrug die Webdichte 13 14 Kettfaden und 18 19 Schussfaden je Zentimeter das Tuch der Hose war mit 11 12 Kett und 10 11 Schussfaden pro Zentimeter etwas grober Die Kettfaden beider Tuche waren Z und die Schussfaden der Hose S gedreht wohingegen beim Tuch des Wamses zwei in s Richtung gedrehte Faden in Z Zwirnung eingeschossen wurden Der Umfang des Hosenstoffes betragt am Bund 225 cm jedoch verhindert die fehlende Einfassung des Hosenbundes die Rekonstruktion der ursprunglichen Taillenweite der im Bund stark gerafften Hose Die Lederjacke oder weste ist nicht vollstandig erhalten lediglich beide Vorderteile und das untere Stuck des Ruckenteiles sind erhalten Das Leder war nicht von guter Qualitat es zeigt starke Abnutzungsspuren und Nahte von nachtraglichen Anderungen Entlang der Frontkanten der Vorderteile verlaufen je eine Reihe kleine Knopflocher die jedoch keinen eindeutigen Hinweis auf die Art des Verschlusses zulassen 2 Die weiteren Gegenstande waren ein kleiner Kochkessel aus Kupfer sowie neun Silber und sieben Kupfermunzen Beobachtungen vor Ort ergaben dass die Toten nicht zufallig im Moor endeten oder dort verungluckten Nachdem die Leichen in das Moor gelangten wurden sie mit Zweigen abgedeckt moglicherweise um sie unter Wasser zu halten Deutung BearbeitenUber die Todesursache der Moorleichen gibt es zahlreiche Hypothesen die sich alle jedoch nicht sicher bestatigen lassen Ein Raubmord kann mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden da sie mit wertvollen Munzen und einem Kupferkessel ins Moor gelangten Der gleichzeitige Tod der vier und die Tatsache dass versucht wurde ihre Korper unter Wasser zu halten deutet darauf hin dass sie keines naturlichen Todes starben und sie hier deponiert wurden Die geborgenen Munzen und der Kupferkessel verleiteten zu einer Theorie wonach der Tod der vier Personen einen magischen oder kultischen Hintergrund hatte und moglicherweise mit einem heidnischen Opferritual im Zusammenhang gestanden haben konnte das die Christianisierung noch einige Jahrhunderte uberdauerte 3 Die relativ einfache und in Teilen abgetragene Kleidung lasst vermuten dass es sich bei deren Tragern um Angehorige einfacher sozialer Schichten moglicherweise Handwerker handelte 2 Datierung Bearbeiten Die jungste der 16 Munzen Schlussmunze wurde im Jahre 1585 gepragt weswegen man davon ausgehen kann dass die Leichen nicht vor diesem Jahr ins Moor gelangt sein konnen Eine 14C Datierung von 15 Proben aus den Knochen der Haut der Wollkleidung und den Holzern mittels Beschleuniger Massenspektrometrie AMS ergab ein Todesdatum um das Jahr 1600 nach Chr Das Ergebnis bestatigte die textiltypologische Datierung der Kleidungsteile sowie die Munzdatierung Dagegen erbrachten die Proben aus dem Torf eine Datierung in das 8 oder 9 Jahrhundert weswegen davon auszugehen ist dass die Leichen bei ihrer Versenkung in eine alte Moorschicht gelangten Ein 14C Datierungsversuch mehrerer Haut und Haarproben bestatigte diese Datierung 4 Vergleichsfunde BearbeitenAhnliche Funde mehrerer miteinander im Moor versenkter Personen gibt es unter anderem mit den Mannern von Weerdinge aus dem Bourtanger Moor und den Mannern von Hunteburg aus dem Grossen Moor im Landkreis Osnabruck Literatur BearbeitenWijnand van der Sanden Mumien aus dem Moor Die vor und fruhgeschichtlichen Moorleichen aus Nordwesteuropa Batavian Lion International Amsterdam 1996 ISBN 90 6707 416 0 niederlandisch Originaltitel Vereeuwigd in het veen Ubersetzt von Henning Stilke Wijnand van der Sanden Mens en moeras veenlijken in Nederland van de bronstijd tot en met de Romeinse tijd In Archeologische monografieen van het Drents Museum Nr 1 Drents Museum Assen 1990 ISBN 90 70884 31 3 niederlandisch S Y Comis Zestiende eeuwse wollen en leren kledingstukken uit het veen bij Wijster In Nieuwe Drentse Volksalmanak Nr 115 1961 S 171 197 niederlandisch Weblinks BearbeitenVeenlijken In wijster info Abgerufen am 7 Dezember 2011 niederlandisch Fundgeschichte Einzelnachweise Bearbeiten Fundort nach Wijnand van der Sanden Mens en moeras veenlijken in Nederland van de bronstijd tot en met de Romeinse tijd In Archeologische monografieen van het Drents Museum Nr 1 Drents Museum Assen 1990 ISBN 90 70884 31 3 S 61 62 Ehemaliges Moor Oostwestveen 2 km NO von Wijster nicht mehr genauer ermittelbar a b S Y Comis Zestiende eeuwse wollen en leren kledingstukken uit het veen bij Wijster In Nieuwe Drentse Volksalmanak Nr 115 1961 S 171 197 niederlandisch Veenlijken Nicht mehr online verfugbar In wijster info Ehemals im Original abgerufen am 7 Dezember 2011 niederlandisch Fundgeschichte 1 2 Vorlage Toter Link www wijster info Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Johannes van der Plicht Wijnand van der Sanden A T Aerts H J Streurman Dating bog bodies by means of 14C AMS In Journal of Archaeological Science Band 31 Nr 4 April 2004 ISSN 0305 4403 S 471 491 doi 10 1016 j jas 2003 09 012 englisch ub rug nl PDF 388 kB abgerufen am 2 Juni 2010 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moorleichen von Wijster amp oldid 214886142