www.wikidata.de-de.nina.az
Die Missa sancta Nr 1 in Es Dur op 75a J 224 WeV A 2 ist eine Messe die Carl Maria von Weber 1818 anlasslich des Namenstages des Konigs Friedrich August I von Sachsen komponierte Der Namenstag lag am 5 Marz Sie ist eines von Webers nahezu unbekannten Werken und wird wegen der zeitlichen und inhaltlichen Nahe zum im gleichen Jahr komponierten Freischutz gelegentlich als Freischutz Messe bezeichnet Die Missa sancta Nr 1 auch Missa solemnis oder einfach Messe Nr 1 genannt steht in engem Verhaltnis zu der ebenso 1818 komponierten Messe Nr 2 in G Dur die anlasslich des 50 Hochzeitstages des Konigspaares entstand Somit sind beide Messen Gelegenheitskompositionen Sie wurden in der katholischen Dresdner Hofkirche unter der Leitung des Komponisten uraufgefuhrt Mit der Komposition der Missa sancta Nr 1 erstrebte Carl Maria von Weber die besondere Gunst des Konigs Die erste vollstandige Auffuhrung dieser Messe fand aber erst am Osterdienstag dem 24 Marz des Jahres in Anwesenheit des Konigs statt der ihm wenige Tage spater ein kostbares Geschenk als Zeichen des Dankes uberreichen liess Inhaltsverzeichnis 1 Die Besonderheiten der Messe 2 Grundsatzliche Anmerkungen zum Kompositionsverfahren 3 Die einzelnen Satze der Messe 3 1 Kyrie Adagio ma non troppo 3 2 Gloria Allegro maestoso 3 3 Credo Andante 3 4 Offertorium Allegro 3 5 Sanctus Adagio 3 6 Agnus Dei Largo 4 WeblinksDie Besonderheiten der Messe BearbeitenIn der Dresdener Hofkirche hatte damals noch immer die strenge Anordnung der katholischen Kirche ihre Gultigkeit die die Mitwirkung von Frauenstimmen im Gottesdienst verbot mulier taceat in ecclesia Sopran und Alt wurden deshalb im Chor stets von Knaben gesungen und die entsprechenden Solopartien ubernahmen Manner Den Solosopran sang der beruhmte Kastrat Filippo Sassaroli der uber eine phanomenale Stimme verfugte Die Es Dur Messe gehort auch heute noch zum Repertoire der Dresdener Hofkirche Daruber hinaus wird sie nur ausserst selten aufgefuhrt Das Aussergewohnliche ja wohl Einmalige dieser Messe besteht darin dass Weber nach dem Credo in den Kanon des Ordinariums Kyrie Gloria dessen Texte wahrend des ganzen Kirchenjahres unverandert bleiben die Vertonung eines Offertoriums einfugt das zum Proprium zu den je nach den Festeszeiten wechselnden Teilen gehort es ist das Gebet zur Opferung Weber wahlte nun als Einschub fur seine Messe ein Offertorium wie es u a vorgesehen ist fur das Fest des hl Johannes des Taufers 24 Juni Schutzpatron der Musik Die betreffenden liturgischen Worte heissen im Original Gloria et honore coronasti eum et constituisti eum super opera manuum tuarum Domine aus Psalm 8 Mit Ruhm und Ehre hast Du ihn gekront und hast ihn uber die Werke Deiner Hande gesetzt o Herr Ps 8 6 EU Der eigentliche Grund fur die Auswahl dieses Offertoriums war aber zweifellos ein anderer Die Komposition der Messe war als Huldigung fur den sachsischen Konig bestimmt und mit den religiosen Formeln des Offertoriums zum Feste des hl Johannes wird nun der sachsische Konig als ein von Gott gekronter und uber alles erhabener Regent gefeiert Grundsatzliche Anmerkungen zum Kompositionsverfahren BearbeitenObwohl die Messe parallel zum Freischutz entstanden ist und es hier und da auch gewisse Anklange daran gibt man nennt sie daher auch ofter Freischutz Messe verzichtet Weber abgesehen vom Offertorium bewusst auf alle opernhafte Effekte Insgesamt steht er dem altehrwurdigen kultischen Text mit grossem Respekt gegenuber Das Orchester setzt sich zusammen aus der Streichergruppe den Holzblasern 2 Floten 2 Oboen 2 Klarinetten 2 Fagotte und 2 Hornern Trompeten und Pauken werden nur sehr sparsam eingesetzt die Posaunen fehlen ganz auch auf den Einsatz der Orgel wird verzichtet Offensichtlich hat sich Weber in seiner religiosen Haltung von einem ganz bestimmten Prinzip leiten lassen das in den letzten Satzen besonders deutlich in Erscheinung tritt der Reduktion aller ausseren Mittel zugunsten einer Vertiefung und Verinnerlichung der Komposition Wesentlich fur die musikalische Interpretation des Textes ist der Einsatz von verschiedenen Tonarten mit ihren jeweils spezifischen Stimmungswerten denen Weber in sehr sensibler Art nachspurt Die Haupttonart ist Es Dur das aber nur im Kyrie im Offertorium sowie im letzten Abschnitt des Agnus Dei verwendet wird Jeder Satz der Messe hat seine eigene Tonsphare trotzdem sind die einzelnen Satze durch ihre Terzverwandtschaften Medianten miteinander verbunden Innerhalb der Satze finden immer wieder Modulationen statt so bilden sich Inseln mit zum Teil ganz ungewohnlichen Tonarten zur Charakterisierung des Stimmungsgehalts der betreffenden Textstellen wie as Moll Ces Dur siehe Anmerkungen im folgenden Text Auf den Einsatz der hellen Kreuztonarten wird mit Ausnahme des Benedictus ganz verzichtet Die einzelnen Satze der Messe BearbeitenKyrie Adagio ma non troppo Bearbeiten Der erste Satz der Messe beginnt mit einem machtigen Es Dur Akkord und einem darauf folgenden Oktavfall intoniert vom vollen Orchester und Chor Dieses kleine Motiv ist im Grunde ein gewaltiges Tonsymbol die Vater Gottheit neigt sich der um Erbarmen flehenden Menschheit Im weiteren Verlauf folgen auf kontrapunktische Partien mit Imitationen der einzelnen Stimmen kurzere zusammenfassende klangvoll homophone Einwurfe Die Anrufung der zweiten Person Christe eleison hebt sich kontrastierend vom ersten Teil ab und zwar durch Tempo Takt und Tonartenwechsel Andante Takt As Dur Der ganze Abschnitt ist getragen von einer Empfindung der Innerlichkeit Der Solotenor ruft dreimal die Person Christi an und der Chor antwortet mit zwei kurzen Einwurfen eleison Der dritte Teil beginnt uberraschenderweise mit einem hoch dramatischen Abschnitt in as Moll einer Tonart die nur sehr selten Verwendung findet bevor dann das Tonsymbol des Anfangs und seine Fortsetzung wieder aufgegriffen werden und den Satz zum Abschluss bringen Gloria Allegro maestoso Bearbeiten Das textreiche Gloria steht im strahlenden C Dur und ist deutlich in drei Abschnitte gegliedert Bevor der Chor mit dem Lobgesang einsetzt erklingt ein kurzes Orchestervorspiel ein Unisono Motiv aus den Tonen des C Dur Dreiklangs das teils auch in variierter Form den ersten Teil einheitlich zusammenschliesst Auch der zweite Abschnitt Qui tollis weist eine einheitliche Struktur auf Weite Strecken werden vom Sopransolo im piano vorgetragen begleitet von zarten Akkorden der Streicher in einer gleichmassigen Viertelbewegung Der dritte Teil Vivace wird beherrscht von einer Chorfuge Am Schluss erklingt in Verbindung mit dem Wort Amen wieder das instrumentale Motiv des Anfangs klanglich gesteigert durch den Einsatz des ganzen Orchesters Credo Andante Bearbeiten Die nachsten beiden Satze des Ordinariums Credo und Sanctus hatten Weber die Gelegenheit geboten die Brillanz seiner musikalischen Sprache zu entfalten wie der Text es sogar nahelegt Weber verzichtet bewusst darauf und wendet sich bereits im Credo As Dur auf weiten Strecken gebetsartig meditativ nach innen Auf diese Weise erschliesst er neue Schichten des liturgischen Textes Der Satz beginnt zwar mit einer zweitaktigen Unisono Einleitung der Streicher im fortissimo bevor der Chor im Unisono zum ersten Mal das Wort Credo in langen Notenwerten kraftvoll intoniert Dieses Dreiton Motiv erklingt insgesamt sechsmal wahrend des Satzes und bildet gleichsam die Saulen auf denen die ganze Komposition ruht Es erscheint am Anfang und am Schluss und gliedert den musikalischen Verlauf dem Text gemass in funf deutlich voneinander abgesetzte Teile Die Vertonung der ersten Glaubensartikel Abschnitt 1 3 erfolgt vorwiegend in einer kontrapunktischen Satztechnik mit Imitationen der einzelnen Chorstimmen Das Orchester begleitet dezent Nur an einer Stelle kommt es einmal zu einer grosseren Klangentfaltung Der folgende vierte und langste Abschnitt bezieht sich auf das Leben Sterben und die Auferstehung Christi Der Anfang Et incarnatus est ist den vier Solisten vorbehalten die ausschliesslich von den Holzblasern begleitet werden eine Stelle von besonders eindrucksvoller Klanglichkeit In ihrem melodischen Verlauf zeichnet die Holzblasergruppe den Abstieg der sich inkarnierenden Seele vom Himmel zur Erde nach Die sich anschliessende musikalische Gestaltung der Kreuzigung steht in Des Dur und uberraschenderweise in pianissimo Die ganze Stelle ist wie in ein Dunkel getaucht gemass dem Bericht der Evangelisten die von einer Sonnenfinsternis berichten Als Kontrast dazu folgt dann die musikalische Schilderung der Auferstehung und des Gerichts uber Lebende und Tote in Ces Dur Zu Anfang des funften Abschnitts greift Weber zunachst auf den ersten Teil zuruck Erst ganz am Schluss et vitam venturi saeculi kommt es zum Einsatz des vollen Orchesters einschliesslich der Pauken und Trompeten Offertorium Allegro Bearbeiten Wie bereits erwahnt hat Weber das Offertorium als Huldigung fur den sachsischen Konig Friedrich August I in das Messordinarium eingefugt Im Zusammenhang mit dem Organismus der anderen Satze bildet es aber gleichsam einen Fremdkorper denn es handelt sich dabei um eine opernhafte Bravour Arie Bereits die ausgedehnte pomphafte Orchestereinleitung mit Pauken und Trompeten die Weber im Ubrigen nur sehr sparsam einsetzt sprengt den liturgischen Rahmen Die Arie als solche konzipierte er ganz im Hinblick auf die phanomenalen Fahigkeiten des Kastraten Filippo Sassaroli der wegen seiner wunderbaren und kolossalen Stimme und seiner gesangstechnischen Meisterschaft sehr beruhmt war Weber bietet ihm reichlich Gelegenheit sein enormes Konnen unter Beweis zu stellen durch Koloraturen die Gestaltung von Spitzentonen langen Tonen und Trillern die bis zu funf Takte gehalten werden An mehreren Stellen sieht Weber Fermaten vor an denen der Sanger mit frei improvisierten Kadenzen brillieren kann Der Chor hat nur eine untergeordnete begleitende Funktion Wenn man heute die Sopranarie von einer hohen Frauenstimme singen lasst wird diese naturgemass keineswegs die eminenten Wirkungen einer Kastratenstimme hervorrufen konnen zugleich werden aber auch die opernhaften Effekte gemildert sodass sich der Satz besser in den Gesamtzusammenhang einfugt Im Gegensatz zu einer liturgischen Verwendung sollte man bei einer konzertanten Auffuhrung aber nicht auf diesen Satz verzichten Sanctus Adagio Bearbeiten Das Prinzip der Reduktion aller ausseren Mittel zugunsten einer Verinnerlichung zeichnet sich hier besonders deutlich ab Das gewaltige Dreimalheilig der Cherubim nach Jesaja nimmt Weber ganz zuruck es steigt im pianissimo aus den Tiefen der Mannerstimmen uber den Alt zum Sopran auf in lang ausgehaltenen Akkorden Eine besondere Nuance sind die synkopischen Paukenschlage zusammen mit dem Pizzicato der Basse wahrend das ubrige Orchester aussetzt Erst beim Wort Sabaoth und dem sich anschliessenden Pleni sunt coeli entfaltet sich der ganze Glanz von C Dur Die ausgedehnte Hosanna Fuge Allegro folgt nicht mehr den Bauprinzipien des Barock und weist auch einen ganz anderen Charakter auf Allerdings erinnert die gleichmassig verlaufende Achtelbewegung in den Orchesterbassen an die Form des alten Basso continuo Das Benedictus Larghetto zeichnet sich durch den Einsatz ganz erlesener Klangfarben aus auch der Chor wird in diesem Sinne mit einbezogen Die Holzblaser es spielen nur Klarinetten und Fagotte und zusatzlich die Horner haben ausschliesslich eine akkordisch begleitende Funktion Trompeten und Pauken schweigen ebenso die Violinen und Bratschen Alles ist in eine dunkle Klangfarbe getaucht Es entsteht aber nirgends der Eindruck von Bedruckung oder Schwere schon allein die Tonart G Dur und der schwingende 6 8 Takt wirken einer solchen Stimmung entgegen Vielmehr durchzieht eine gebetsartige Frommigkeit die Arie Die instrumentale Hauptstimme wird von den Violoncelli gespielt sie bilden gleichsam den Dialogpartner zum Solosopran der sich als einzig helle Stimme uber dem Instrumentarium und dem Chor erhebt Agnus Dei Largo Bearbeiten Der letzte Satz des Ordinariums beginnt in c Moll das als gleichnamige Molltonart an das C Dur des Sanctus anschliesst In grosser Eindringlichkeit wenden sich die Solisten zunachst ohne den Sopran und auch der Chor mit der Bitte um Erbarmen an das Lamm Gottes wie Johannes der Taufer Jesus Christus nannte Das Streichorchester begleitet sehr dezent in Akkorden mit einer unentwegt sich wiederholenden kurzen rhythmischen Formel die untergrundig Unruhe und Bedrangnis uber den ganzen ersten Teil verbreitet Mit der Bitte um Frieden hellt sich die Stimmung auf Es Dur Nun tritt auch die Sopranstimme zu den anderen Solisten hinzu und die Holzblaser werden in die Begleitung mit einbezogen Die Hoffnung auf Frieden wird in dem pianissimo verklingenden Schluss allerdings getrubt durch das Wiederaufgreifen des rhythmischen Motivs So entlasst das Werk den Zuhorer in einer nachdenklichen Stimmung Weblinks BearbeitenMissa sancta Nr 1 Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project Gemeinfreie Noten von Missa sancta Nr 1 in der Choral Public Domain Library ChoralWiki englisch Missa sancta in Es Dur Freischutzmesse MIDI MP3 Format mit Ubungsdateien fur ChoristenNormdaten Werk GND 300171722 lobid OGND AKS LCCN n88656680 VIAF 184343991 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Missa sancta Nr 1 amp oldid 233412302