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Die minoischen Gebaude von Tylissos griechisch Minwikh megara Tylisoy Minoiki megara Tylisou bezeichnen eine archaologische Ausgrabungsstatte im zentralen Teil der griechischen Insel Kreta Sie befindet sich in der Gemeinde Malevizi Malebizi des Regionalbezirks Iraklio ungefahr sieben Kilometer sudwestlich der Inselhauptstadt Iraklio Die Gebaudereste werden auch als Megara oder Villen beschrieben wobei der Gattungsbegriff Minoische Villa einen Gebaudetyp bezeichnet der weitgehend auf die Neupalastzeit der minoischen Kultur beschrankt ist 1 Ausgrabungsstatte von Tylissos Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte und Beschreibung 2 1 Gebaude A Megaron A 2 2 Gebaude B Megaron B 2 3 Gebaude C Megaron G 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLage BearbeitenDie Ausgrabungsstatte befindet sich auf einem Plateau von 190 Metern Hohe am ostlichen Ortsrand von Tylissos Tylisos 2 etwa 150 Meter ostlich der Strasse von Iraklio nach Anogia Anwgeia Die Entfernung zur Nordkuste Kretas im Nordosten bei Linoperamata Linoperamata am Agaischen Meer betragt 5 6 Kilometer Tylissos wird im Norden und Suden von nicht standig wasserfuhrenden Bachen eingefasst die im Osten uber den Flega potamos Flega potamos zum Gazanos potamos Gazanos potamos entwassern der bei Skafidaras Skafidaras ins Meer mundet Etwa 2 3 Kilometer nordwestlich der Ausgrabungsstatte befand sich auf dem 670 Meter hohen Pyrgos Pyrgos ein Gipfelheiligtum Die minoischen Gebaude von Tylissos sind L formig angeordnet mit dem Gebaude A in der Mitte dem Gebaude B im Sudwesten und dem Gebaude C im Norden Nordlich und nordwestlich des Gebaudes C schliessen sich Architekturreste der antiken Stadt Tylissos an die einen Altar und drei Saulenbasen umfassen die vielleicht auf eine Stoa weisen 3 Geschichte und Beschreibung Bearbeiten nbsp Freskofragment aus Tylissos 1650 1450 v Chr Nachdem Robert Pashley Tylissos 1837 erwahnte lokalisierte Thomas Spratt die antike Stadt am heutigen Ort auf dem hochsten Punkt des Gelandes und war uberrascht uber deren Ausdehnung 4 Seine 1865 in dem Buch Travels and researches in Crete veroffentlichten Beobachtungen bildeten die Grundlage der spateren Ausgrabungen 5 Die Stadt war zuvor von Munzen bekannt auf denen Hera Apollon oder ein Jager mit Bogen und ein Ziegenkopf dargestellt waren 3 Anfang des 20 Jahrhunderts wurden von Joseph Chatzidakes dem Grunder des archaologischen Dienstes von Kreta und des archaologischen Museums von Iraklio vier grosse Bronzekessel im Auftrag des Museums in einer Kupferschmiedewerkstatt aufgekauft die Einheimische 1906 auf den Feldern des Klosters Chalepa Monh Xalepas Moni Chalepas ausgegraben hatten 4 Nach der Genehmigung und der Mittelbewilligung seitens der kretischen Regierung fuhrte Chatzidakes ab Juni 1909 vorbereitende Ausgrabungen mittels Offnung zweier Graben aus 6 Bis 1912 wurden die drei heute zu besichtigenden Gebaude freigelegt 7 Die Ergebnisse und Funde der Grabungen veroffentlichte Chatzidakes 1921 in seinem Buch Tylissos a l epoque minoenne und 1934 in Les villas minoennes de Tylissos In den drei Gebauden sind Tongefasse der minoischen Keramikphasen MM III bis SM II dokumentiert Unter ihnen sowie im Nordosten und im Suden des Gebaudes B liegen Baubefunde die Tongefasse der Phasen FM II bis MM II enthielten Brandspuren an Funden und Befunden in den Gebauden A und C weisen auf eine Zerstorung durch ein Feuer wahrscheinlich in SM II hin 8 In den 1940er Jahren fuhrten Nikolaos Platon und Zacharias Kanakis umfangreiche Arbeiten zur Erhaltung und Restaurierung der Gebaudereste durch die Platon von 1951 bis 1955 abschliessend fortgesetzte Dabei wurden das Gelande umzaunt und von dem Architekten Piet de Jong neue Plane der Gebaude ausgearbeitet 4 In den Jahren 1971 und 1979 schlossen sich zwei kurze Grabungskampagnen unter Athanasia Kanta an SM III Gebauderesten ostlich von Gebaude A an 9 Gebaude A Megaron A Bearbeiten nbsp Eingang zu Gebaude ADas etwa 630 m grosse Gebaude A im Sudosten der Ausgrabungsstatte hatte ursprunglich zwei Stockwerke 10 Die Wande bestanden aus Quadermauerwerk Im Erdgeschoss befanden sich 24 Raume Der Eingang lag an einem Pfeilerhof im Osten hinter dem eine Treppe ins Obergeschoss fuhrte Die Raume im Norden des Gebaudes einschliesslich zwei Magazinen mit einigen grossen Pithoi wurden zu Lagerzwecken genutzt Im sudlichen Wohntrakt war eine Reihe von Raumen um eine minoische Halle angeordnet Einer dieser Raume enthielt einen dreibeinigen Kochtopf Die Mitte des Wohnbereichs wurde durch einen Lichtschacht erhellt 11 Ostlich des Lichtschachts schloss sich die gepflasterte minoische Halle an die von ersterem durch eine Trennwand mit mehreren Doppelturen die sich in Aussparungen zuruckklappen liessen abgeteilt war Uber die Halle konnte man sieben andere Raume erreichen die quadratisch um sie angeordnet waren darunter nordlich ein Raum mit einem Lustralbecken Hinter dem Lichthof befanden sich weitere Raume im Westen in denen sich die meisten Fundstucke befanden Der nordwestliche Raum enthielt Glaser Vasen Webgewichte und eine Bronzefigurine die wahrscheinlich aus dem Obergeschoss herabgefallen war Der Raum westlich des Lichtschachts enthielt viele kleine Glaser und im sudlich anschliessenden Raum befanden sich ursprunglich die vier grossen Bronzekessel die 1906 vor den Ausgrabungen von einem Bauern entdeckt worden waren Zusatzlich wurden in dem Raum zwei Linear A Tafeln und einige Tonsiegel gefunden 11 An der Sudwestecke des Gebaudes befand sich ein Treppenaufgang ins Obergeschoss Gebaude B Megaron B Bearbeiten nbsp Gebaude B von Sudwesten nbsp Freskofragmente aus Tylissos 1650 1450 v Chr Das rechteckige Gebaude B im Sudwesten nahe dem Eingang der Ausgrabungsstatte war moglicherweise ein Nebengebaude Tatsachlich scheint es alter als Haus A gewesen zu sein Die Zerstorung des Gebaudes erfolgte durch einen Brand Das zweistockige Gebaude mit Aussenwanden aus Quadermauerwerk enthielt wahrscheinlich Lagerraume aber abgesehen von einer grossen Anzahl von SM I Vasen in einem von ihnen wurde in den anderen Raumen nur wenig gefunden 12 Zu den Funden zahlen Glaser Tonvasen Pyxide Kochtopfe Ausgusskruge und Tassen ein Opfertisch aus Steatit und Fragmente von Fresken aus einem Raum im Obergeschoss 13 Gebaude C Megaron G Bearbeiten Die Reste des etwa 350 m grossen Gebaudes C im Nordosten stammen eigentlich aus zwei verschiedenen Zeitraumen 14 Ein erster Bau entstand in der Neupalastzeit etwa zeitgleich mit den Gebauden A und B Nach dessen Zerstorung wie der der beiden anderen Gebaude um 1450 v Chr war Gebaude C mit Erde bedeckt Auf ihm entstand in der Phase SM III ein neues Gebaude von dem nur wenige Reste erhalten sind In dieser Phase wurde auch die nordlich angrenzende Zisterne erbaut 15 nbsp Eingang zu Gebaude CVom Eingang im Osten des Gebaudes konnten die Raume des Erdgeschosses uber vier Korridore betreten werden Im Westen befanden sich die Lagerraume wahrend der Nordtrakt zum Wohnen diente Hier wurde auch ein Lustralbecken ausgegraben Im sudlichen Teil des Gebaudes lag ein moglicher Schrein der uber Korridore mit den Lagerraumen verbunden war Drei Treppenaufgange fuhrten ins Obergeschoss des Bauwerks Neben Glasern und Tonvasen wurden im Gebaude C Fragmente von Fresken entdeckt die beim Einsturz aus dem Obergeschoss gefallen waren 15 nbsp Zisterne der dritten PalastzeitIm 14 oder 13 Jahrhundert v Chr in der sogenannten dritten Palastzeit der Phase SM III entstand etwa einen Meter uber den Ruinen des neupalastzeitlichen Gebaudes an der Stelle des eingesturzten Obergeschosses ein neues Bauwerk Von ihm sind nur wenige Reste erhalten wie zwei Saulenbasen einige Schwellen und Pfosten eine steinerne Rohrleitung ein kleines Steinbecken und eine grosse rund gemauerte Zisterne mit einer hinabfuhrenden Treppe an der nordostlichen Ecke des alten Gebaudes Zu diesem spateren Bauwerk gehort die Grundflache des Portikus mit den vier Saulen an der Nordseite der Ausgrabungsstatte 14 Tylissos war sehr lange und dabei moglicherweise durchgehend bewohnt Es bestand eine enge Verbindung zum 13 Kilometer ostlich gelegenen Knossos Dort ist der Ort auf einer Tontafel KN Tafel Ce 59 3b in der mykenischen Linearschrift B als tu ri so erwahnt 16 17 18 Die Gebaude von Tylissos weisen die gleiche Qualitat wie die in Knossos auf Die gefundenen Miniaturfresken die in 13 Fragmenten erhalten sind ahneln den knossischen in Stil und Motiv Die Lage von Tylissos macht es wahrscheinlich dass der Ort als regionales wirtschaftliches Zentrum an der strategischen Passage nach Westkreta und ins Idagebirge fungierte an der auch die Minoischen Villen von Sklavokambos und Zominthos liegen 4 Minoische Gebaude der Ausgrabungsstatte nbsp Lagerraume in Gebaude A nbsp Raumanordnung in Gebaude B nbsp Lustralbecken in Gebaude C nbsp Treppenaufgang in Gebaude CLiteratur BearbeitenJoseph Hazzidakis Tylissos a l epoque minoenne Paul Geuthner Paris 1921 franzosisch Digitalisat Joseph Hazzidakis Les villas minoennes de Tylissos Paul Geuthner Paris 1934 franzosisch Digitalisat Athanasia Kanta The settlement of Tylissos and the Cretan Dark Age In Giovanni Rizza Rossella Gigli Hrsg Megalai Nhsoi Studi dedicati a Giovanni Rizza per il suo ottantesimo compleanno Studi e materiali di archeologia mediterranea Nr 2 Band 1 Consiglio Nazionale delle Ricerche I B A M sede di Catania Palermo 2005 ISBN 88 89375 01 9 S 119 141 englisch online Louise A Hitchcock The Minoan Hall System Writing the Present Out of the Past In Martin Locock Hrsg Meaningful Architecture Social Interpretations of Buildings Worldwide Archaeology Series Band 9 Aldershot Avebury Hampshire 1994 ISBN 978 1 85628 708 1 Tylissos House A S 22 24 englisch online Sebastian Adlung Die Minoischen Villen Kretas Ein Vergleich spatbronzezeitlicher Fund und Siedlungsplatze Dissertation Hamburg University Press Hamburg 2020 ISBN 978 3 943423 78 5 Tylissos S 28 34 Digitalisat PDF 3 7 MB Einzelnachweise Bearbeiten Sabine Westerburg Eberl Minoische Villen in der Neupalastzeit auf Kreta In Harald Siebenmorgen Hrsg Im Labyrinth des Minos Kreta die erste europaische Hochkultur Ausstellung des Badischen Landesmuseums 27 1 bis 29 4 2001 Karlsruhe Schloss Biering amp Brinkmann Munchen 2000 ISBN 978 3 930609 26 0 S 87 online PDF 1 6 MB Sebastian Adlung Die Minoischen Villen Kretas Ein Vergleich spatbronzezeitlicher Fund und Siedlungsplatze Hamburg University Press Hamburg 2020 ISBN 978 3 943423 78 5 Tylissos S 28 online PDF 3 7 MB a b Antonis Vasilakis Kreta Mystis Iraklio 2008 ISBN 978 960 6655 30 2 Tylissos S 236 a b c d Archaeological area of Tylisos Tylisos abgerufen am 8 Januar 2021 englisch Tylissos Kreta przewodnik 5 Juni 2018 abgerufen am 8 Januar 2021 Joseph Hazzidakis Tylissos a l epoque minoenne Paul Geuthner Paris 1921 S 7 franzosisch Digitalisat Joseph Hazzidakis Tylissos a l epoque minoenne Paul Geuthner Paris 1921 S 3 franzosisch Digitalisat Sebastian Adlung Die Minoischen Villen Kretas Ein Vergleich spatbronzezeitlicher Fund und Siedlungsplatze Hamburg University Press Hamburg 2020 ISBN 978 3 943423 78 5 Tylissos S 29 31 online PDF 3 7 MB Athanasia Kanta The settlement of Tylissos and the Cretan Dark Age In Giovanni Rizza Rossella Gigli Hrsg Megalai Nhsoi Studi dedicati a Giovanni Rizza per il suo ottantesimo compleanno Studi e materiali di archeologia mediterranea Nr 2 Band 1 Consiglio Nazionale delle Ricerche I B A M sede di Catania Palermo 2005 ISBN 88 89375 01 9 S 119 englisch online Archaeological area of Tylisos Mansion A Tylisos abgerufen am 8 Januar 2021 englisch a b Ian Swindale Tylisos House A Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 8 Januar 2021 englisch Ian Swindale Tylisos House B Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 7 Januar 2021 englisch Archaeological area of Tylisos Mansion B Tylisos abgerufen am 8 Januar 2021 englisch a b Archaeological area of Tylisos Mansion C Tylisos abgerufen am 8 Januar 2021 englisch a b Ian Swindale Tylisos House C Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 8 Januar 2021 englisch Gustav Adolf Lehmann Bemerkungen zu kretischen Ortsnamen in den Linear B Texten von Knossos In Kurt Bergerhof Manfried Dietrich Oswald Loretz Hrsg Ugarit Forschungen Internationales Jahrbuch fur die Altertumskunde Syrien Palastinas Band 2 Butzon amp Bercker 1970 ISSN 0342 2356 S 353 Digitalisat PDF 74 kB tu ri so minoan deaditerranean com archiviert vom Original am 23 Marz 2016 abgerufen am 8 Januar 2021 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot minoan deaditerranean com The Linear B place name tu ri so Palaeolexicon abgerufen am 8 Januar 2021 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Minoische Gebaude von Tylissos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tylisos Ministerium fur Kultur und Sport Griechenland 2012 abgerufen am 8 Januar 2021 griechisch Ian Swindale Tylisos Minoan Crete 12 Juli 2015 abgerufen am 8 Januar 2021 englisch Archaeological area of Tylisos Tylisos abgerufen am 8 Januar 2021 englisch Archaeological Site Of Tylissos Crete Visit Crete 30 April 2017 abgerufen am 8 Januar 2021 englisch Archaeological site of Tylissos Destination Crete 2014 abgerufen am 8 Januar 2021 englisch Alexandros Roniotis Altes Tylissos Cretan Beaches abgerufen am 8 Januar 2021 Tilisos Crete Tournet abgerufen am 8 Januar 2021 35 298555555556 25 020444444444 Koordinaten 35 17 54 8 N 25 1 13 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minoische Gebaude von Tylissos amp oldid 228908021