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Margareta Minna Flake geborene Mai auch Flake Mai 27 November 1886 in Wurzburg 12 Februar 1958 in New York war eine deutsche Arztin und Sozialistin Minna Flake 1886 1958 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Zeitschriftenbeitrage Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMinna wuchs als jungstes von vier Kindern in der Kaufmannsfamilie David und Berta Mai in Wurzburg auf Nach dem 1907 abgelegten Abitur war sie von 1907 bis 1911 mit Otto Flake verheiratet und bekam 1908 ihren Sohn Thomas Minna Flake absolvierte von 1911 bis 1915 ein Medizinstudium an den Universitaten Wurzburg und Berlin und war danach als Assistenzarztin in Basel und Bern tatig Aus ihrer Beziehung mit Rene Schickele ging 1917 die gemeinsame Tochter Renate Miriam Flake hervor Minna Flake wurde 1920 zum Dr med promoviert und war anschliessend in den Sommermonaten als Kurarztin und im Winter als niedergelassene Arztin in Berlin tatig Als selbstbewusste und freizugige Dichtermuse im Kreis um die pazifistischen Schriftsteller Otto Flake und Rene Schickele spater als sozial und feministisch engagierte Arztin sowie Mitarbeiterin im Verein sozialistischer Arzte in Berlin war sie eine bekannte Personlichkeit ihrer Zeit Sie wurde 1927 in die Berliner Arztekammer gewahlt und engagierte sich insbesondere im Bereich Fursorgewesen Im Oktober 1927 wurde sie auf Empfehlung des SPD Burgermeisters Otto Ostrowski Stadtschularztin am Gesundheitsamt Prenzlauer Berg Im Schulamt fuhrte sie beispielsweise ein unentgeltliches Obstfruhstuck ein Ab 1931 gehorte sie dem Bund Deutscher Arztinnen BdA an wo sie auf einer Tagung zur Abtreibungsfrage referierte Politisch engagierte sie sich zunachst in der USPD 1 und wechselte von dort 1919 zur KPD der sie bis zu ihrem Ausschluss 1927 angehorte Danach schloss sie sich der KPO an und um 1932 der SAP 2 In der Zeit des Nationalsozialismus galt sie als Judin Ihre Ernennung von 1929 als Stadtoberschularztin auf Lebenszeit entfiel und sie wurde am 8 April 1933 verhaftet aufgrund des Vorwurfs illegal Abtreibungen vorgenommen und NS Gegner versteckt zu haben Nach ihrer Entlassung aus der Haft und der ihrer 16 jahrigen politisch aktiven Tochter aus Jugendhaft flohen sie im Mai 1933 aus Deutschland uber die Schweiz und die Tschechoslowakei nach Frankreich Ihre letzte Wohnadresse in Berlin befand sich in Wilmersdorf in der Waghauseler Strasse 19 3 Im Exil fehlten die Berufsabschlusse und die Arbeitserlaubnis sie war auf Gelegenheitsarbeiten angewiesen und ubte ab 1935 eine halblegale Tatigkeit in einer Pariser Arztpraxis aus die gleichzeitig auch als Kontaktadresse im Rahmen des Ernst Eckstein Fonds und der Sozialistischen Arbeitspartei Deutschlands fungierte 4 In Paris war sie auch Mitglied im Verband deutscher Lehreremigranten 5 1939 nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs versuchte Minna Flake fur sich und ihre Familie Visa fur die USA zu erhalten Sie flohen zuerst nach Sudwestfrankreich wo sie in Kontakt zur Familie von Erich Cohn Bendit standen Mit Hilfe von Walter Friedlander und dem Emergency Rescue Committee ERC gelang es ihnen schliesslich die erforderlichen Visa fur die USA zu erhalten Mit dem Schiff Capitaine Paul Lemerle reiste sie am 24 Marz 1941 von Marseille nach Martinique 6 Die Capitaine Paul Lemerle war ein umgebautes Frachtschiff mit dem durch Unterstutzung von Varian Fry europaische Fluchtlinge in Sicherheit gebracht wurden Es handelte sich uberwiegend um eine Gruppe von Emigranten die von US Prasident Franklin D Roosevelt unterzeichnete amerikanische Besuchervisa erhalten hatten so auch Dyno Lowenstein und seine Mutter Mara die Witwe von Kurt Lowenstein 7 Zu den weiteren Passagieren an Bord zahlten viele Prominente darunter auch Anna Seghers die wahrend der Uberfahrt an Entwurfen ihres Romans Transit arbeitete Mit dreihundertfunfzig Passagieren bei lediglich zwei Kabinen und sieben Schlafplatzen ist auch diese schwimmende Nussschale katastrophal uberbelegt Notdurftig geschreinerte Bettgestelle wurden in die luft und lichtlosen Frachtraume fur das Gesindel bugsiert erzahlt Claude Levi Strauss 1955 in Tristes Tropiques Der franzosische Ethnologe ist neben anderen unliebsamen Prominenten darunter der russische Revolutionar Victor Serge und der surrealistische Maler Wilfredo Lam mit an Bord 8 Schon der Kapitan des Schiffes soll die Passagiere gewarnt haben dass Martinique die Schande Frankreichs ist und so wurden die Fluchtlinge sofort nach ihrer Ankunft im Lager Pointe Rouge interniert und nur Inhaber franzosischer Passe durften tagsuber fur ein paar Stunden die Bucht nach Fort de France uberqueren 9 Von Fort de France konnte dann auch Minna Flake ihre Reise fortsetzen An Bord der Duc D Aumale erreichte sie am 21 Mai 1941 New York wie es in der Datenbank von Ellis Island dokumentiert ist 1946 erhielt Minna Flake eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung Sie studierte in den USA noch einmal Medizin bestand die Abschlussprufung und erhielt 1951 die Erlaubnis in New York als Arztin zu arbeiten 1952 nahm sie die US Staatsburgerschaft an Die Entschadigungszahlungen aus Deutschland verzogerten sich Von ihrer Kollegin Ella Kay im Gesundheitsamt mittlerweile Bezirksburgermeisterin wurde sie noch zur Einweihung eines Kinderheims nach Deutschland eingeladen zu der sie auch anreiste 10 In Berlin wurde 2015 ein Platz im Stadtteil Prenzlauer Berg nach ihr benannt 11 Zeitschriftenbeitrage Auswahl BearbeitenIn Der sozialistische Arzt Das Gesundheitswesen in Palastina Band I Heft 2 3 Juli 1925 S 25 Digitalisat Kurorte der Arbeiterschaft Band II Heft 1 April 1926 S 43 46 Digitalisat Generalversammlung des Vereins sozialistischer Arzte Band II Heft 4 Marz 1927 S 45 46 Digitalisat Zum Entwurf eines Arbeitsschutzgesetzes Band V Heft 2 Juni 1929 S 50 54 Digitalisat Die Berliner Sparmassnahmen und die Gesundheitsfursorge Band Heft 1 Februar 1930 S 1 3 Digitalisat Zum Roggenbrotgesetz Band VI Heft 2 Mai 1930 S 52 Digitalisat Zur Reform des Medizinstudiums Band VI Heft 2 Mai 1930 S 71 Digitalisat Berliner Arztinnen zu 218 Band VI Heft 3 Juli 1930 S 116 Das Reichstreffen des VSA in Dresden Band VI Heft 3 Juli 1930 S 141 142 Digitalisat Volksgesundheit und Kirchendogma Band VII Heft 2 Februar 1931 S 33 Arbeitslosigkeit und Volksgesundheit Band VII Heft 3 Marz 1931 S 68 69 Digitalisat Krise der Volksgesundheit Band VII Heft 12 Dezember 1931 S 325 331 Digitalisat Literatur BearbeitenJulie Boghardt Minna Flake Macht und Ohnmacht der roten Frau von der Dichtermuse zur Sozialistin Campus Judaica Band 9 Campus Verlag Frankfurt 1997 ISBN 3 593 35676 7 Christine Eckelmann Arztinnen in der Weimarer Zeit und im Nationalsozialismus Eine Untersuchung uber den Bund Deutscher Arztinnen Wermelskirchen 1992 Eric T Jennings Escape from Vichy The Refugee Exodus to the French Caribbean Harvard University Press Cambridge Massachusetts 2018 ISBN 978 0 674 98338 0 S 55 58 books google de Sabine Krusen Minna Flake Ihre Arbeit war beispielgebend In Bezirksamt Pankow von Berlin Hrsg SpurenSuche Frauen in Pankow Prenzlauer Berg und Weissensee Portrats 2017 Stephan Leibfried Florian Tennstedt Berufsverbote und Sozialpolitik 1933 die Auswirkungen der nationalsozialistischen Machtergreifung auf die Krankenkassenverwaltung und die Kassenarzte Analyse Materialien zu Angriff und Selbsthilfe Erinnerungen Bremen 1980 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Minna Flake Platz Berlin Prenzlauer Berg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Arztinnen im Kaiserreich Minna Flake geb Mai Institut fur Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin Charite Berlin 2015 Sabine Krusen Vergessene Biografien Mina Flake In Berliner Stadtzeitung Scheinschlag Ausgabe 9 2006 Kerstin Wolff Gegen den Klassen Paragrafen Die Abtreibungsdebatte zwischen 1900 und 1933 In Digitales Deutsches Frauenarchiv 2021 Julie Meyer Boghardt Rene Schikeles Anti Muse https www persee fr doc reger 0399 1989 1988 num 18 1 1107Einzelnachweise Bearbeiten Hiltrud Hantzschel Inge Hansen Schaberg Politik Parteiarbeit Pazifismus in der Emigration Frauen handeln 2010 ISBN 978 3 86916 078 8 S 153 Christian Pross Gotz Aly Arztekammer Berlin Der Wert des Menschen Medizin in Deutschland 1918 1945 Edition Hentrich Druck 1989 S 40 Vgl Berliner Adressbuch 1933 Teil I S 609 online ZLB Berlin Flake Mai Minna Dr med Stadtoberschularzt Wilmersdf Waghauseler Str 19 T Arztinnen im Kaiserreich Minna Flake geb Mai Institut fur Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin Charite Berlin 2015 Hildegard Feidel Mertz Hermann Schnorbach Lehrer in der Emigration Der Verband deutscher Lehreremigranten 1933 39 im Traditionszusammenhang der demokratischen Lehrerbewegung Beltz Verlag Weinheim Basel 1981 ISBN 3 407 54114 7 S 229 Ausfuhrlicher zu Flakes Flucht aus Frankreich siehe Eric T Jennings Escape from Vichy The Refugee Exodus to the French Caribbean Harvard University Press Cambridge Massachusetts 2018 S 55 ff Dyno Loewenstein collection im USHMM Kristine von Soden Und draussen weht ein fremder Wind Uber die Meere ins Exil Aviva Verlag Berlin 2016 ISBN 978 3 932338 85 4 S 192 Bilder von dieser Uberfahrt befinden sich im Bestand des USHMM Group portrait of European refugees assisted by the Emergency Rescue Committee on board the Capitaine Paul Lemerle und View of the Capitaine Paul Lemerle Cesaire Lam Picasso ils se sont trouves Aus der Kurzbiografie des Frauenbeirats Pankow anlasslich des Benennungsantrags fur einen Platz Drucksache VII 1019 Benennungsabsicht fur einen offentlichen Platz im Ortsteil Prenzlauer Berg in Minna Flake Platz Normdaten Person GND 11952385X lobid OGND AKS LCCN n98076238 VIAF 52501151 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Flake MinnaALTERNATIVNAMEN Mai Margareta Geburtsname Flake Mai MinnaKURZBESCHREIBUNG deutsche Arztin und SozialistinGEBURTSDATUM 27 November 1886GEBURTSORT WurzburgSTERBEDATUM 12 Februar 1958STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minna Flake amp oldid 237447630