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Metrodoros von Stratonikeia altgriechisch Mhtrodwros Metrodōros wohl zwischen 170 und 165 v Chr nach ca 110 v Chr war ein antiker griechischer Philosoph im Zeitalter des Hellenismus Er war Mitglied der Platonischen Akademie in Athen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Lehre 3 Rezeption 4 Literatur 5 AnmerkungenLeben BearbeitenAus welcher der Stadte namens Stratonikeia er stammte ist unbekannt Er gehorte zunachst der Schule der Epikureer an Seine dortigen Lehrer waren der Scholarch Schulleiter Apollodor mit dem Beinamen Kepotyrannos und wahrscheinlich Diogenes von Tarsos 1 Wegen einer Meinungsverschiedenheit mit Apollodor verliess er die Schule Er schloss sich der Platonischen Akademie an die sich damals in der Phase der Jungeren skeptischen Akademie befand und von dem beruhmten Skeptiker Karneades geleitet wurde Anscheinend war Metrodoros lange Schuler des Karneades Er ist der einzige bekannte Epikureer der Antike der jemals zu einer rivalisierenden Schule uberwechselte Einer Bemerkung Ciceros 2 ist zu entnehmen dass Metrodoros um 110 v Chr noch lehrte danach verliert sich seine Spur Eine nur fragmentarisch uberlieferte Angabe aus der Chronik Apollodors von Athen uber Karneadesschuler die nicht in der Stadt Athen lehrten bezieht sich nach heutigem Forschungsstand nicht auf Metrodoros 3 Nach den Angaben des Philodemos war Metrodoros aufgrund seiner Lebensfuhrung und seiner Uberzeugungskraft eine bedeutende Personlichkeit zeichnete sich aber nicht durch Liebenswurdigkeit aus Philodemos erwahnt zwei seiner Schuler die ebenfalls Metrodoros hiessen der eine stammte aus Kyzikos der andere falls der Text des Papyrus Fragments richtig erganzt ist aus Pitane 4 Lehre BearbeitenDa keine Schriften des Metrodoros erhalten geblieben sind liegen zu seiner Lehre nur die sparlichen Angaben vor die sich den wenigen ihn erwahnenden Quellen entnehmen lassen Metrodoros ausserte seine Uberzeugung er sei unter den zahlreichen Schulern des Karneades der einzige der dessen Lehre richtig verstanden habe Da Karneades keine Schriften hinterlassen hatte waren seine Schuler auf ihr Gedachtnis und ihre Aufzeichnungen aus seinem Unterricht angewiesen Eine zusatzliche Schwierigkeit ergab sich dabei aus der Natur des Skeptizismus den Karneades vertrat Die Kernthese des akademischen Skeptizismus besagt es sei niemand gelungen ein gesichertes nachweisliches Wissen uber irgendeine Frage der Philosophie zu erlangen Dies ergebe sich daraus dass jede dogmatische mit einem Wahrheitsanspruch verbundene philosophische Lehre widerlegt oder zumindest als blosse unbewiesene Meinung entlarvt werden konne Daher habe man sich als Philosoph prinzipiell der Zustimmung synkatathesis zu Eindrucken und Folgerungen die sich aufzudrangen scheinen zu enthalten Alle Tatsachenbehauptungen seien in der Philosophie zu unterlassen Nur im praktischen Leben wo man standig Entscheidungen treffen muss und dafur ein Kriterium benotigt sei es unumganglich eine Annahme fur plausibler zu halten als eine andere und sich dementsprechend zu verhalten Diese pragmatische Haltung durfe aber nicht zu der Meinung verfuhren man konne die Richtigkeit der Annahme philosophisch stichhaltig beweisen und habe damit einen nachprufbaren Zugang zu einer objektiven Wahrheit gewonnen Karneades berucksichtigte dabei den naheliegenden Einwand dass der Skeptizismus alles in Zweifel ziehe ausser sich selbst Als konsequenter Skeptiker betrachtete er auch sein eigenes Denken skeptisch Daher pflegte er die Festlegung auf einen eigenen Standpunkt zu umgehen In seinen kritischen Erorterungen fremder Lehrmeinungen untersuchte er nur die Ansichten anderer Philosophen und liess die Frage offen wie er selbst uber die besprochenen Probleme dachte Dies fuhrte dazu dass sein Schuler Kleitomachos der spater selbst Scholarch wurde klagte er habe nie herausfinden konnen was sein Lehrer fur richtig hielt 5 Unter diesen Umstanden war es unvermeidlich dass die Schuler des Karneades zu unterschiedlichen Auffassungen uber das richtige Verstandnis seiner Philosophie gelangten Eine radikale Richtung deren Hauptvertreter Kleitomachos war betonte man konne zwar pragmatisch annehmen etwas sei plausibler als etwas anderes doch seien alle derartigen Meinungen philosophisch gleichermassen belanglos Ein Philosoph solle sich keine Meinung zu eigen machen Niemals durfe man philosophisch behaupten eine Annahme sei richtig und man habe somit einen Sachverhalt objektiv korrekt erfasst Das Erfassen katalepsis war ein zentraler Begriff in der Erkenntnistheorie der Stoa einer mit der Platonischen Akademie rivalisierenden Schule die behauptete das richtige Erfassen von Tatsachen ermogliche gesichertes Wissen Der Standpunkt des Metrodoros war demjenigen des Kleitomachos entgegengesetzt Er meinte Karneades habe zu Recht gelehrt nicht alles sei unerfassbar sondern es gebe Aussagen denen man im Sinne der Behauptung ihrer objektiven Richtigkeit zustimmen durfe Was Metrodoros fur erfassbar hielt und wie er das begrundete ist jedoch unbekannt Sicher ist nur dass seine Auffassung eine Aufweichung des Skeptizismus bedeutete und mit der Position des Kleitomachos unvereinbar war Philon von Larisa ein Schuler des Kleitomachos und dessen Nachfolger als Scholarch wandte sich vom radikalen Skeptizismus ab und gelangte zu einer gemassigten Position Wie Metrodoros meinte er dass es erfassbare Sachverhalte gebe Der Altertumswissenschaftler Charles Brittain hat aus dieser Ubereinstimmung der beiden Philosophen gefolgert es habe innerhalb der Akademie eine philonisch metrodorische Richtung gegeben 6 Ein entschiedener Gegner der Hypothese einer philonisch metrodorischen Schulrichtung ist John Glucker 7 David Sedley nimmt an dass Metrodoros nach dem Tod des Kleitomachos die massgebliche Autoritat fur die Auslegung der Philosophie des Karneades wurde und dass er Philon zeitweilig stark beeinflusste 8 Rezeption BearbeitenNoch in der Spatantike wusste man von Metrodoros Der Kirchenvater Augustinus schrieb Metrodoros habe versucht die Akademie zu einem Bekenntnis zur authentischen Lehre Platons zuruckzufuhren Der Uberlieferung zufolge habe Metrodoros als erster ausdrucklich eingeraumt dass der Skeptizismus nur eine Waffe im Kampf gegen die Stoiker und nicht die wirkliche Position der Akademie gewesen sei was bereits in Philodems Index Academicorum ausgesagt scheint 9 Augustinus war zu Unrecht der Ansicht der akademische Skeptizismus habe von Anfang an nur dem Zweck der antistoischen Polemik gedient und sei nicht ehrlich gemeint gewesen Die eigentliche Lehre der Akademie sei auch in der Epoche des Skeptizismus stets die platonische Ontologie geblieben die man nur zeitweilig verborgen habe um die Stoa wirksamer bekampfen zu konnen Literatur BearbeitenTiziano Dorandi Metrodore de Stratonicee In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 4 CNRS Editions Paris 2005 ISBN 2 271 06386 8 S 518 Woldemar Gorler Die Akademie zwischen Karneades und Philon In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Bd 4 Die hellenistische Philosophie 2 Halbband Schwabe Basel 1994 ISBN 3 7965 0930 4 S 898 914 hier 905 f Carlos Levy Les Petits Academiciens Lacyde Charmadas Metrodore de Stratonice In Mauro Bonazzi Vincenza Celluprica Hrsg L eredita platonica Studi sul platonismo da Arcesilao a Proclo Bibliopolis Napoli 2005 S 51 77 Anmerkungen Bearbeiten Philodemos Academica Academicorum index Sp 24 Der Name des Diogenes ist in dem Papyrus Fragment nur teilweise lesbar daher wurde alternativ die Lesung des Basilides statt des Diogenes erwogen Dann ware Basilides von Tyros der Syrer ein Scholarch der Epikureer gemeint Dies ist aber chronologisch unmoglich Siehe dazu Tiziano Dorandi Basilide le Syrien In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 2 Paris 1994 S 91 fur des Diogenes als korrekte Lesung und Michael Erler Weitere Epikureer In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Bd 4 Die hellenistische Philosophie 1 Halbband Basel 1994 S 280 zur Chronologie Cicero De oratore 1 45 Kilian Fleischer Der Akademiker Charmadas in Apollodors Chronik PHerc 1021 Kol 31 32 In Cronache Ercolanesi 44 2014 S 65 75 hier 73 75 Tiziano Dorandi Metrodore de Stratonicee In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 4 Paris 2005 S 518 John Glucker Antiochus and the Late Academy Gottingen 1978 S 113 und Anm 53 ist hinsichtlich der Lesung des Namens Metrodoros von Pitane anderer Meinung Cicero Lucullus 139 Charles Brittain Philo of Larissa The Last of the Academic Sceptics Oxford 2001 S 11 17 73 128 John Glucker The Philonian Metrodorians Problems of Method in Ancient Philosophy In Elenchos 25 2004 S 99 153 hier 118 133 144 153 Vgl John Glucker Antiochus and the Late Academy Gottingen 1978 S 75 79 Darstellung seiner eigenen Hypothese zur Lehre des Metrodoros David Sedley The end of the Academy In Phronesis 25 1980 S 67 75 hier 71 Augustinus Contra Academicos 3 41 Siehe dazu Carlos Levy Les Petits Academiciens Lacyde Charmadas Metrodore de Stratonice In Mauro Bonazzi Vincenza Celluprica Hrsg L eredita platonica Studi sul platonismo da Arcesilao a Proclo Napoli 2005 S 71 und Anm 50 Die Referenz bei Phld Ind Acad Kol 27 11 18 dazu Kilian Fleischer Philodem Geschichte der Akademie Einfuhrung Ausgabe Kommentar Brill Leiden Boston 2023 ISBN 978 90 04 54653 0 S 404 406 684 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 25 Juni 2019 Anmerkung Nicht identisch mit GND 102399549 en Metrodorus of Scepsis PersonendatenNAME Metrodoros von StratonikeiaKURZBESCHREIBUNG antiker griechischer PhilosophGEBURTSDATUM zwischen 170 v Chr und 165 v Chr STERBEDATUM 2 Jahrhundert v Chr oder 1 Jahrhundert v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Metrodoros von Stratonikeia amp oldid 237892184