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Das oder der Urmeter franzosisch metre des archives Archivmeter ist die bis 1960 gultige Massverkorperung der Langeneinheit Meter Bei der Einfuhrung des Metrischen Einheitensystems wurde der Meter zunachst als zehn millionster Teil des Viertels desjenigen Erdumfangs festgelegt der Paris und den Nordpol beruhrt Der Erdumfang wurde geodatisch vermessen und das Ergebnis auf den Abstand zweier Markierungen auf einem Metallstab ubertragen Dieser Metallstab wurde in der Folge zur Eichung von Messgeraten und Massstaben fur den taglichen Gebrauch und die Landesvermessung verwendet Kopie Nr 27 des Urmeters von 1889 fur die Vereinigten StaatenDer Begriff des Urmeters bezieht sich insbesondere auf das zweite Spezimen Muster von 1799 jenes Endmass aus Platiniridium das bis 1889 die Langeneinheit verkorperte Vielfach wird aber auch der internationale Meterprototyp von 1889 als Urmeter bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung des ersten Urmeters 2 Das zweite definitive Urmeter 3 Internationaler Meterprototyp von 1889 drittes Urmeter 3 1 Besitz offizieller Kopien des Prototyps von 1889 in Deutschland 3 2 Ubersicht uber den Verbleib der Kopien 4 Ablosung des Urmeters 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerstellung des ersten Urmeters BearbeitenAm 26 Marz 1791 beschloss die verfassunggebende Versammlung in Paris auf Vorschlag der Academie des sciences Akademie der Wissenschaften die Einfuhrung einer universellen Langeneinheit Das neue noch nicht Meter genannte Langenmass solle der zehnmillionste Teil des Erdmeridianquadranten Strecke vom Pol zum Aquator sein Dazu sollte der Meridianbogen von Dunkirchen bis Barcelona von zwei franzosischen Astronomen Jean Baptiste Joseph Delambre und Pierre Mechain neu vermessen werden was sich allerdings in den Wirren der franzosischen Revolution bis 1798 hinzog 1791 wurde ein anderer Definitionsvorschlag Talleyrands und Jeffersons basierend auf einem Sekundenpendel verworfen da diese Methode von lokalen Unterschieden der Erdbeschleunigung beeinflusst worden ware Am 1 August 1793 unter der Terrorherrschaft wurde dieses Langenmass auf Vorschlag Bordas Meter genannt im Nationalkonvent gesetzlich eingefuhrt allerdings mit einem provisorischen Wert von 443 440 Pariser Linien was knapp 1000 325 Millimetern entspricht Auf Grundlage dieses Wertes wurde 1795 ein erster Messing Prototyp hergestellt Das zweite definitive Urmeter BearbeitenNach Abschluss der Triangulationen zwischen Dunkirchen und Barcelona auf der Meridianexpedition wurde 1799 ein zweites sogenanntes definitives Urmeter als Endmass aus Platin hergestellt und am 22 Juni 1799 im franzosischen Nationalarchiv in einem Stahlschrank verschlossen Heute wird es in einem Tresor des Internationalen Buros fur Mass und Gewicht BIPM in Sevres bei Paris aufbewahrt Seine Endflachen waren jedoch spatestens Anfang des 20 Jahrhunderts beschadigt 1 Allerdings ist dessen Genauigkeit bezuglich des angestrebten zehnmillionsten Teils der Distanz vom Aquator zum Pol mit definierten 443 296 Pariser Linien entsprechend 1000 0001606 mm noch geringer als die des sogenannten provisorischen Meters da diese Distanz nach dem WGS84 etwa 10001 966 km betragt 2 Die Ubernahme dieses Urmeters als Masseinheit wurde am 20 Mai 1875 in der internationalen Meterkonvention von siebzehn Staaten beschlossen Internationaler Meterprototyp von 1889 drittes Urmeter Bearbeiten nbsp Internationaler Meterprototyp Profilstab aus Platin Iridium Dies waren die Langennormale bis 1960 NIST computergeneriertes Bild Bisher hatte man Endmasse benutzt u a weil sich diese leichter und genauer mit anderen Massstaben abgleichen lassen Dem steht der gravierende Nachteil gegenuber dass die Endflachen beim Kopieren durch die Beruhrung mit Fuhlhebeln oder dergleichen beschadigt werden konnen wie es beim zweiten Urmeter geschehen war 1 Als am 26 September 1889 das Urmeter von der Generalkonferenz fur Mass und Gewicht durch einen Meterprototypen aus einer Legierung aus 90 Platin und 10 Iridium ersetzt wurde 3 ging man daher zu einem Strichmass uber Auf diesem 102 cm langen Normal mit X formigem Querschnitt 20 mm 20 mm reprasentierten Strichgruppen die Lange von einem Meter Definiert wurde er uber den Abstand der Mittelstriche dieser Strichgruppen aufgrund der Warmeausdehnung des Materials bei einer Temperatur von 0 C Diese Langendefinition besass eine Genauigkeit von 10 7 und war damit um drei Grossenordnungen genauer als das Urmeter von 1799 Kopien dieses Meterprototyps wurden an die Eichinstitute in vielen Landern vergeben Besitz offizieller Kopien des Prototyps von 1889 in Deutschland Bearbeiten Gleichzeitig mit dem Pariser Urmeter von 1889 sozusagen der Nummer Null wurden noch dreissig nummerierte Kopien des dritten Urmeters hergestellt Die Kopien in Deutschland despektierlich auch Knuppel genannt wurden an die Mitgliedsstaaten verlost Deutschland erhielt die Kopie Nr 18 Da das Konigreich Bayern 1870 noch vor der Reichsgrundung als eigenstandiges Mitglied beigetreten war nahm es auch an der Verlosung teil und erhielt die Kopie Nr 7 Wahrend des Dritten Reiches musste Bayern sein Exemplar an die Physikalisch Technische Reichsanstalt PTR Berlin abgeben Weil die meisten PTR Laboratorien 1943 von Berlin vor allem nach Weida in Thuringen verlagert worden waren blieben auch beide Spezimen zwischen 1949 und 1990 im Besitz der DDR Da Westdeutschland nun ohne Prototyp dastand erwarb es 1954 die Kopie Nr 23 von Belgien das auch zwei Kopien fur Flandern und Wallonien erhalten hatte Zwei der drei Exemplare die Kopien Nr 18 und 23 befinden sich heute in der Physikalisch Technischen Bundesanstalt in Braunschweig Dort befand sich bis 2001 auch die Kopie Nr 7 bevor sie an den Freistaat Bayern zuruckgegeben wurde und seitdem im Bayerischen Landesamt fur Mass und Gewicht in Munchen aufbewahrt wird Ubersicht uber den Verbleib der Kopien Bearbeiten Nr Ursprungliches Empfangsland Heutiges Besitzland Aufbewahrungsort0 1 Italien 1861 nbsp Konigreich Italien0 2 Schweiz nbsp Schweiz Schweiz nbsp Schweiz Eidgenossisches Institut fur Metrologie Koniz Wabern0 3 Norwegen nbsp Norwegen0 4 Dritte Franzosische Republik nbsp Frankreich0 5 Finnland Grossfurstentum 1883 nbsp Grossfurstentum Finnland0 6 Vereinte Nationen nbsp BIPM Vereinte Nationen nbsp BIPM Internationales Buro fur Mass und Gewicht Paris0 7 Konigreich Bayern nbsp Bayern Deutschland nbsp Deutschland Bayerisches Landesamt fur Mass und Gewicht Munchen0 8 Dritte Franzosische Republik nbsp Frankreich0 9 Italien 1861 nbsp Konigreich Italien10 Portugal Konigreich 1830 nbsp Portugal11 Russisches Kaiserreich 1883 nbsp Russland12 Flandern nbsp Flandern Belgien nbsp Belgien13 Vereinte Nationen nbsp BIPM Vereinte Nationen nbsp BIPM Internationales Buro fur Mass und Gewicht Paris14 Ungarn 1867 nbsp Ungarn15 Osterreich Cisleithanien nbsp Kaisertum Osterreich16 Vereinigtes Konigreich 1801 nbsp Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Konigreich nbsp Vereinigtes Konigreich National Physical Laboratory Teddington17 Spanien 1875 nbsp Spanien18 Preussen Konigreich nbsp Preussen Deutschland nbsp Deutschland Physikalisch Technische Bundesanstalt Braunschweig19 Osterreich Cisleithanien nbsp Kaisertum Osterreich Vereinte Nationen nbsp BIPM Internationales Buro fur Mass und Gewicht Paris20 Dritte Franzosische Republik nbsp Frankreich21 Vereinigte Staaten 38 nbsp Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten nbsp Vereinigte Staaten National Institute of Standards and Technology Gaithersburg22 Japanisches Kaiserreich nbsp Japan23 Wallonische Region nbsp Wallonische Region Deutschland nbsp Deutschland Physikalisch Technische Bundesanstalt Braunschweig24 Spanien 1875 nbsp Spanien25 Mexiko 1867 nbsp Mexiko26 Vereinte Nationen nbsp BIPM Vereinte Nationen nbsp BIPM Internationales Buro fur Mass und Gewicht Paris27 Vereinigte Staaten 38 nbsp Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten nbsp Vereinigte Staaten National Institute of Standards and Technology Gaithersburg28 Russisches Kaiserreich 1883 nbsp Russland29 Schweden 1844 nbsp Schweden30 Serbien Konigreich 1882 nbsp SerbienAblosung des Urmeters BearbeitenSiehe auch Meter Definitionsgeschichte Mit dem Fortschritt der Messtechnik traten die Nachteile des Urmeters immer deutlicher zutage Ein korperlicher Gegenstand ist nie ganz stabil sondern verliert an Substanz Messungen konnen den Gegenstand beschadigen und konnen auch nur dort stattfinden wo er sich befindet Als unveranderliches universell verfugbares Langennormal schlug Albert A Michelson zu Beginn des 20 Jahrhunderts die Wellenlange von Licht vor In den 1950er Jahren wurde mit der Krypton 86 Lampe eine Lichtquelle von ausreichender Stabilitat und Prazision verfugbar Mit Bezug auf deren Wellenlange wurde 1960 der Meter neu definiert 4 Eine nochmalige Anderung gab es 1983 als die Lichtgeschwindigkeit zur Referenzgrosse wurde 5 Die neuen Definitionen wurden so gewahlt dass sie im Rahmen der Messgenauigkeit moglichst gut mit dem Urmeter ubereinstimmten Das Urmeter selbst hat seit 1960 keine Funktion als Normal mehr und ist nur noch von historischem Interesse Siehe auch BearbeitenUrkilogrammWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Urmeter Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Urmeter Evolution auf der offiziellen BIPM Website ZDFmediathek Terra X Die Jagd nach dem Urmeter 27 01 2016 Dokumentarfilm uber die Vermessung von Delambre und Mechain 1792 1799 Einzelnachweise Bearbeiten a b Masse In Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Band 13 Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1908 S 401 406 zeno org abgerufen am 4 Juli 2018 The Earth according to WGS 84 Memento vom 24 Januar 2015 im Internet Archive calculated by Sigurd Humerfelt Resolution 1 of the 1st CGPM Sanction of the international prototypes of the metre and the kilogram Bureau International des Poids et Mesures 1889 abgerufen am 12 April 2021 englisch Resolution 6 of the 11th CGPM Definition of the metre Bureau International des Poids et Mesures 1960 abgerufen am 12 April 2021 englisch Resolution 1 of the 17th CGPM Definition of the metre Bureau International des Poids et Mesures 1983 abgerufen am 12 April 2021 englisch Normdaten Sachbegriff GND 4262660 2 lobid OGND AKS LCCN sh85084371 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urmeter amp oldid 237481326 Internationaler Meterprototyp von 1889 drittes Urmeter