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Menippos von Gadara altgriechisch Menippos Menippos latinisiert Menippus war ein antiker griechischer Schriftsteller der den Gedanken der kynischen Philosophen nahestand Er stammte aus Gadara und war im fruhen Hellenismus wahrscheinlich in der ersten Halfte des 3 Jahrhunderts v Chr tatig Eine in der Villa dei Papiri gefundene und als Menippos gedeutete Buste heute im Archaologischen Nationalmuseum Neapel 1 Die Schriften des Menippos sind verloren Uberliefert sind lediglich einige Berichte uber sein Leben und uber die von ihm verfassten Satiren Er vermischte dabei als erster Prosa und Verse und fand viele Nachahmer weshalb er zum Namensgeber einer literarischen Gattung wurde der Menippeischen Satire Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Bildnisse 4 Nachwirkung 5 Quellenubersetzung 6 Literatur 7 Weblinks 8 FussnotenLeben BearbeitenMenippos stammte aus Gadara 2 dem heutigen Umm Qais in Jordanien Seine hellenisierte Familie war mutmasslich phonizischer Abstammung er selbst soll aus der Sklaverei freigekommen sein und in Theben das Burgerrecht erhalten haben 3 Uberdies wird berichtet dass er durch Geldverleih zu einem Vermogen gekommen sei und sich zuletzt umgebracht habe weil er um dieses betrogen worden sei 3 Seine genauen Lebensdaten sind unbekannt Anscheinend war er aber in der ersten Halfte des 3 Jahrhunderts v Chr tatig 4 Werk BearbeitenMenippos Schriften sind verloren Antike Autoren berichten dass sie insgesamt dreizehn Bucher umfassten 5 nennen Titel einzelner Werke und uberliefern einige wenige Inhalte Allerdings wird aufgrund ungenauer Formulierung und unterschiedlicher Angaben bei verschiedenen Autoren weder ganz klar wie viele Schriften Menippos verfasst hat noch wie sie im Einzelnen hiessen 6 Einige der uberlieferten Titel sind Abstieg in die Unterwelt Nekyia Man vermutet folgende Rahmenhandlung dieser Schrift Menippos selbst kommt aus der Unterwelt an die Oberwelt um die Fehler der Menschen zu beobachten und spater den Gottern zu berichten Verkleidet ist er dabei als Erinye 7 Testamente Dia8ῆkai Dabei handelte es sich vermutlich um Parodien der Testamente beruhmter Philosophen Briefe erdacht aus der Perspektive der Gotter Ἐpistolaὶ kekompseymenai ἀpὸ tῶn 8eῶn proswpoy Epikurs Geburt und die von den Epikureern kultisch gefeierten Zwanzigsten Gonὰs Ἐpikoyroy kaὶ tὰs 8rhskeyomenas ὑp aὐtῶn eἰkadas Hier machte sich Menippos offenbar uber Feiern lustig die die Epikureer am Zwanzigsten jedes Monats und an Epikurs Geburtstag abhielten Neben Epikur wurden auch Arkesilaos die Naturphilosophen Mathematiker und Grammatiker zu Zielscheiben des Menippos Der Stil seiner Werke lasst sich da samtliche Werke verloren sind nur noch uber seine zahlreichen Nachahmer rekonstruieren Zu ihnen gehoren unter anderen der Satiriker Lukian von Samosata und der romische Gelehrte Marcus Terentius Varro Man nimmt an dass Menippos als erster Prosa und Verse miteinander vermischte In den Totengesprachen des Lukian tritt Menippos auch als literarische Figur auf inwieweit Lukians Stil selbstandig war oder eng an Menippos angelehnt wird in der Forschung kontrovers diskutiert 8 Laut Diogenes Laertios enthielten Menippos Schriften kaum Ernstzunehmendes und waren voll von Spott und Hohn 9 Dieses Urteil stimmt mit anderen antiken Berichten uberein man nimmt daher an dass Menippos kaum eigene philosophische Lehren niederschrieb sondern als Satiriker spottischer Kritiker und Parodist zu sehen ist 8 Seine Schriften standen damit in der Tradition der kynischen Diatribe Bildnisse BearbeitenEine im 2 Jahrhundert entstandene romische Kopie einer verlorenen griechischen Statue aus dem 3 Jahrhundert v Chr haben Karl Schefold 10 und Gisela M A Richter 11 als Menippos gedeutet Die Kopie wurde in der Villa des Antoninus Pius in Lanuvium gefunden und befindet sich heute in den Kapitolinischen Museen in Rom Daruber hinaus hat Maria R Wojcik 12 eines der beiden Portrats einer in der Villa dei Papiri gefundenen Doppelherme als Menippos gedeutet Die Doppelherme befindet sich heute im Archaologischen Nationalmuseum Neapel 13 Nachwirkung BearbeitenMenippos Mischung aus Prosa und Versen vgl Prosimetrum wurde stilbildend und fand in der lateinischen Literatur bis ins Mittelalter zahlreiche Nachfolger siehe Menippeischen Satire nbsp Menippos Gemalde von Diego Velazquez 1639 40Menippos gilt nicht als Symbolfigur einer philosophischen Schule sondern als Begrunder der Satire als literarischer Gattung mit der Begrundung dass die literarische Form und die unterhaltende Funktion bei ihm relevanter erscheine als die philosophische Absicht Der Grund dafur mag darin liegen dass die Philosophie Ironie Schalk und Spott bereits in der Antike nicht mehr als ihre eigenen Mittel gelten liess sie lagen vielmehr im Aufgabenbereich der Literatur die die Philosophie auf ihrem Gebiet nicht mehr anzufechten vermochte Daher ist Menippos bis heute die Symbolfigur mit der die ernsthafte Philosophie sich von der narrischen Literatur erstmals abgrenzte Es mag als Zeichen fur die von philosophischer Seite vehement verfochtene Abspaltung der Literatur von der Philosophie erscheinen dass keine einzige philosophische Schule sich auf Menippos beruft wahrend andererseits eine ganze literarische Gattung nach ihm benannt ist Diego Velazquez schuf ein Gemalde das Menippos zeigt Der Historiker Theodor Mommsen bezeichnete Menippos als Vater der Feuilletonliteratur und mutmasste uber ihn er sei der echteste literarische Vertreter derjenigen Philosophie deren Weisheit darin besteht die Philosophie zu leugnen und die Philosophen zu verhohnen der Hundeweisheit Anmerkung gemeint ist der Kynismus des Diogenes ein lustiger Meister ernsthafter Weisheit bewies er in Exempeln und Schnurren dass ausser dem rechtschaffenen Leben alles auf Erden und im Himmel eitel sei nichts aber eitler als der Hader der sogenannten Weisen 14 Hartmut Schmidt und Werner Thuswaldner schufen die Oper Menippus nach dem Text Ikaromenippus oder Die Luftreise von Lukian von Samosata Quellenubersetzung BearbeitenGeorg Luck Hrsg Die Weisheit der Hunde Texte der antiken Kyniker in deutscher Ubersetzung mit Erlauterungen Kroners Taschenausgabe Band 484 Kroner Stuttgart 1997 ISBN 3 520 48401 3 S 221 224 Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Klaus Doring Menippos aus Gadara In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 ISBN 3 7965 1036 1 S 310 312 Michael Erler Die Kyniker In Bernhard Zimmermann Antonios Rengakos Hrsg Handbuch der griechischen Literatur der Antike Band 2 Die Literatur der klassischen und hellenistischen Zeit C H Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 61818 5 S 302 311 hier 308 f Marie Odile Goulet Caze Menippe de Gadara In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 4 CNRS Editions Paris 2005 ISBN 2 271 06386 8 S 467 475 Untersuchungen Eugene P Korkowski Menippus and his Imitators A Conspectus up to Sterne for a Misunderstood Genre San Diego 1973 Dissertation Eugene P Kirk Menippean satire 1980 Frederick J Benda The tradition of Menippean satire in Varro Lucian Seneca and Erasmus Ann Arbor 1983 Joel C Relihan A history of Menippean satire to A D 524 Madison 1985 Joel C Relihan Ancient Menippean satire Baltimore London 1993 Werner von Koppenfels Der Andere Blick oder das Vermachtnis des Menippos Paradoxe Perspektiven in der europaischen Literatur Munchen 2007 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Menippus oder das Todtenorakel Quellen und Volltexte nbsp Wikisource Todtengesprache Quellen und VolltexteFussnoten Bearbeiten Genaue Angaben zu diesem Bildnis bei Arachne Strabon 16 2 29 Anderslautende Angaben sind vermutlich falsch Vgl Klaus Doring Menippos aus Gadara In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 310 312 hier S 311 a b Diogenes Laertios Leben und Lehren beruhmter Philosophen 6 99 Klaus Doring Menippos aus Gadara In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 310 312 hier S 310 311 Diogenes Laertios Leben und Lehren beruhmter Philosophen 6 101 Klaus Doring Menippos aus Gadara In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 310 312 hier S 311 Diogenes Laertios Leben und Lehren beruhmter Philosophen 6 102 hat diese Geschichte falschlicherweise fur den Kyniker Menedemos uberliefert Vgl Klaus Doring Menippos aus Gadara In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 310 312 hier S 311 a b Klaus Doring Menippos aus Gadara In Hellmut Flashar Hrsg Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike Band 2 1 Schwabe Basel 1998 S 310 312 hier S 312 Diogenes Laertios Leben und Lehren beruhmter Philosophen 6 99 Karl Schefold Die Bildnisse der antiken Dichter Redner und Denker Schwabe Basel 1943 S 122 123 2 Auflage Schwabe Basel 1997 S 248 249 251 Gisela M A Richter The portraits of the Greeks Bd 2 Phaidon London 1965 S 185 Abb 1071 1074 Maria R Wojcik La Villa dei Papiri ad Ercolano L Erma di Bretschneider Rom 1986 S 79 80 Inventarnummer 6154 Theodor Mommsen Romische Geschichte im Projekt Gutenberg DE Bd 5 1854 1857 Normdaten Person GND 102399301 lobid OGND AKS LCCN no2008183769 VIAF 106974905 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Menippos von GadaraALTERNATIVNAMEN Menippus MenippKURZBESCHREIBUNG griechischer Philosoph KynikerGEBURTSDATUM 4 Jahrhundert v Chr oder 3 Jahrhundert v Chr GEBURTSORT unsicher Gadara Umm Qais JordanienSTERBEDATUM 3 Jahrhundert v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Menippos von Gadara amp oldid 237554541