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Die Membranfusion Neurophysiologie bezeichnet einen biochemischen Vorgang in neuronalen Zellen bei dem die synaptischen Vesikel welche fur die Erregungsweiterleitung mit Neurotransmittern gefullt sind uber Exocytose an der prasynaptischen Membran abgeschnurt und die Transmittermolekule z B Acetylcholin g Aminobuttersaure in den synaptischen Spalt freigesetzt werden von wo aus sie anschliessend das Signal an die nachgeschaltete Zielzelle z B Drusenzellen Muskelzellen Nervenzellen weiterleiten Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 1 1 Cytoskelett 1 2 Organisation des Mikrotubulus 2 Axonaler Transport 3 Synaptische Vesikel 4 Membranfusion 5 Wirkung von Nervengiften 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenCytoskelett Bearbeiten nbsp Gelb und blau markierte Proteinfasern bilden als Gerustproteine das Cytoskelett Hauptartikel Cytoskelett Das Cytoskelett ist ein Netzwerk aus zahlreichen Proteinen die den intrazellularen Raum aller eukaryotischer Zellen auskleiden und fur einige Stoffwechsel und Transportvorgange innerhalb der Zelle zustandig sind Auch die Zellteilung u a bestehend aus Mitose und Cytokinese wird durch bestimmte Proteinfasern des Cytoskeletts induziert Die das Cytoskelett ausmachenden Proteine lassen sich in funf verschiedene Kategorien unterteilen Bruckenproteine Begrenzungsproteine Regelproteine Motorproteine und Gerustproteine Die beiden Letzteren spielen bei der Membranfusion eine grundlegende Rolle Das Proteingerust der Zelle wird durch mehrere Komponenten gebildet Zum einen durch den aus Tubulin bestehenden Mikrotubulus und zum anderen durch die aus Aktin bestehenden Mikrofilamente Mikrotubulus und Mikrofilamente einer Zelle werden als Mikrofibrillen zusammengefasst Da sich die Membranfusion allerdings auf Nervenzellen bezieht sprechen wir vom Neurotubuli und von Neurofilamenten die als Neurofibrillen zusammengefasst werden 1 Als Gerustproteine zahlen sie zur Klasse der Cytoskelettproteine Wahrend die die aus Aktin bestehenden Neurofilamente ca 10 nm breit primar die Festigkeit der Zelle unterstutzen kommen dem Neurotubulus ca 25 nm breit und innen hohl schon weitere Aufgaben zu wie beispielsweise der axonale Transport sowohl in anterograde als auch in retrograde Richtung nbsp Plus und Minuspol geben dem Mikrotubulus eine eindeutige Richtung vor welche fur den axonalen Transport von grosser Bedeutung istOrganisation des Mikrotubulus Bearbeiten Mikrotubuli sind rohrenformige Proteinfasern die einen Teil des Cytoskeletts darstellen Zwei grundlegende Tubulin Molekule setzten den Mikrotubulus zusammen und sorgen fur negative und positive Ladungen an der Oberflache des Mikrotubulus Dabei nimmt das a Tubulin mit seiner negativen Ladung das eine Ende siehe Minus Ende und das b Tubulin mit seiner positiven Ladung das andere Ende siehe Plus Ende eines sogenannten Protofilaments ein Mehrere dieser Protofilamente langen sich anschliessend zum Mikrotubulus zusammen Der Mikrotubulus besitzt eine spezifische Richtung hervorgerufen durch die Verankerung des Minuspols im Mikrotubulus Organisierenden Zentrum kurz MTOC fur microtubule organizing center welches zum Beispiel von Zentriolen gebildet werden kann Da sich in adulten Nervenzellen jedoch keine Zentriolen befinden was den Verlust der Teilungsfahigkeit zur Folge hat ist das MTOC in diesem Zelltyp anders organisiert Der Pluspol endet in Nervenzellen demnach weiter distal also vom Zellkorper Perikaryon entfernt verlauft durch das Axon und mundet schliesslich in den synaptischen Endkolben Axonaler Transport Bearbeiten Hauptartikel Axonaler Transport Im Folgenden sei der axonale Transport auf synaptische Vesikel bezogen die im Zellkorper dem Perikaryion synthetisiert werden Verpackt werden die Transmittermolekule anschliessend durch den Golgi Apparat sodass die Vesikel nun bereit fur den Transport in den synaptischen Endkolben sind Dieser Neurotubuli abhangige Transport wird auch als schneller axonaler Transport 50 400 mm pro Tag zusammengefasst von dem der langsame axonale Transport 0 2 5 mm pro Tag unterschieden wird Allerdings spielt der langsame axonale Transport bei der Membranfusion eine eher vernachlassigbare Rolle nbsp Typischer Aufbau bestehend aus Schwanzdomane und MotordomaneAbhangig vom jeweiligen Motorprotein erfolgt der Neurotubuli abhangige Transport entweder in anterograde zur Synapse oder in retrograde zum Perikaryon Richtung Die dafur verantwortlichen Motorproteine die eine Kategorie der Cytoskelettproteine bilden sind unter anderem Kinesin Dynein und Myosin Dabei besitzen diese Motorproteine alle einen typischen Aufbau Die Motordomane dockt an den Neurotubuli an und sorgt fur die Fortbewegung entlang der Proteinfasern wahrend die Schwanzdomane die synaptischen Vesikel Transmittermolekule enthaltend bindet und mit sich zieht Die Fortbewegung liegt den verschiedenen Ladungen der Tubulinmolekule zugrunde Da Dynein fur den retrograde Transport zustandig ist eignen sich Kinesin und Myosin fur den axonalen Transport der Vesikel in den synaptischen Endkolben Dennoch gibt es einen Unterschied Kinesin bindet tatsachlich an den Neurotubulus und transportiert Vesikel und Zellorganelle wahrend Myosin an die Aktinfilamente des Cytoskeletts bindet aber ebenfalls Vesikel transportiert und in der Lage ist diese zu verschieben und die Exocytose und andere Kontraktionen zu induzieren nbsp Die Motordomane bindet an den Mikrotubulus die Schwanzdomane bindet an den VesikelNach der Bildung der Vesikel am Golgi Apparat binden diese an die Motorproteine Kinesin und Myosin welche die Vesikel anschliessend in den synaptischen Endkolben transportieren Dort angekommen losen sich die Vesikel wieder von den Motorproteinen und binden sich uber andere Membranproteine an weitere Proteinfasern im Endkolben sodass die synaptischen Vesikel fur die Membranfusion zur Verfugung stehen Synaptische Vesikel Bearbeiten nbsp Zahlreiche Membranproteine SNARE Komplexe katalysieren die Exocytose bei Signalankunft eines AktionspotentialesSynaptische Vesikel 2 also jene vom Golgi Apparat gebildeten Vesikel die Transmittermolekule fur die Signaltransduktion an der Synapse enthalten besitzen einen typischen Feinaufbau Dabei spielen sogenannte SNARE Proteine engl Abkurzung soluble N ethylmaleimide sensitive factor attachment receptor eine fundamentale Rolle An der Membran der Vesikel befinden sich namlich zahlreiche Membranproteine wie Synaptobrevine Synaptotagmine und Synaptophysine Sie katalysieren den Transport der Vesikel und die Exocytose an der prasynaptischen Membran 3 Doch zunachst sind die Vesikel uber Synapsine dunne Membranproteine mit den Proteinfasern des Cytoskeletts verbunden die den synaptischen Endkolben durchziehen Diese Synapsine sorgen dafur dass sich die Vesikel nicht willkurlich durch die Exocytose abschnuren und Neurotransmitter freisetzten 4 Die SNARE Proteine besitzen dabei den typischen Aufbau eines Peptids Der N Terminal mit der Aminogruppe NH 2 displaystyle ce NH2 nbsp ist dabei im Korper durch die Anlagerung eines H Atoms der Carboxygruppe des C Terminals positiv geladen NH 2 NH 3 displaystyle ce NH2 gt NH3 nbsp wahrend die Carboxygruppe COOH displaystyle ce COOH nbsp am C Terminal ein H Atom abspaltet und folglich eine negative Ladung annimmt COOH COO displaystyle ce COOH gt COO nbsp Die negativen und positiven Teilladungen spielen spater bei der Membranfusion eine wichtige Rolle siehe Zwitterion Membranfusion Bearbeiten nbsp Wechselwirkungen zwischen Membranproteinen der Vesikel und Rezeptorproteinen der prasynaptischen Membran erlauben den Vorgang der ExocytoseErreicht ein Aktionspotential als Folge der Erregungsweiterleitung uber das Axon den synaptischen Endkolben werden Neurotransmitter in den synaptischen Spalt ausgeschuttet die an der Zielzelle Effektor eine exzitatorische oder inhibitorische Wirkung zeigen Die Ausschuttung der Transmittermolekule beziehungsweise das Abschnuren der Vesikel an der prasynaptischen Membran wird also durch ein Aktionspotential induziert welches spannungsabhangige Ca 2 displaystyle ce Ca 2 nbsp Kanale offnet was einen Einstrom an Calcium Ionen zur Folge hat Durch die zunehmende Konzentration an Calcium Ionen werden bestimmte Enzyme aktiviert darunter die Calmodulin abhangige Proteinkinase II 5 Dieses Enzym phosphoryliert die Synapsine welche die synaptischen Vesikel mit den Proteinfasern des Cytoskeletts verbinden Durch die Phosphorylierung werden genau diese Bindungen aufgelockert und die Vesikel losen sich ganzlich von den Proteinfasern 6 Wie oben schon beschrieben ist das Motorprotein Myosin in der Lage Vesikel anterograd zu transportieren und die Exocytose zu induzieren Durch die Freigabe der Vesikel von den Proteinfasern stehen diese nun dem weiteren Transport in Richtung prasynaptischer Membran zur Verfugung An die Schwanzdomane des Myosins gebunden werden die Vesikel weiter transportiert bis sie schliesslich uber die Exocytose abgeschnurt werden An der prasynaptischen Membran befinden sich ebenfalls bestimmte Membranproteine sogenannte Neurexine und Syntaxine Durch die oben genannten verschiedenen Teilladungen der Proteine am N und C Terminal wechselwirken die Membranproteine der Vesikel mit den Rezeptorproteinen der prasynaptischen Membran SNARE Komplexe lagern sich zusammen und die Exocytose kann vonstattengehen Die Vesikel werden abgeschnurt und die Transmitter freigesetzt Wirkung von Nervengiften BearbeitenBestimmte Nervengifte sind in der Lage in die Signalubertragung der Nervenzellen einzugreifen und die Membranfusion zu behindern Eines der bekanntesten Neurotoxinen das dazu in der Lage ist ist Botulinumtoxin BTX 7 welches mehrere neurotoxische Proteine umfasst die von Stammen des Bakteriums Clostridium botulinum ausgeschieden werden Im menschlichen Korper verhindert es die Ausschuttung von Transmittermolekulen Die Folgen sind Atemlahmung und Herzstillstand Verhindert wird das Abschnuren der Vesikel dadurch dass bestimmte Typen des BTX darunter die Typen B D F und G Proteinkomplexe an der Vesikelmembran spalten unter ihnen das SNARE Protein Synaptobrevin Der Typ C hingegen zerstort das Rezeptorprotein Syntaxin Da diese Proteine die Grundlage der Membranfusion bilden kann diese nun nicht mehr stattfinden Siehe auch BearbeitenMuskelkontraktion Nervengifte Neuronale PlastizitatLiteratur BearbeitenMartin Trepel Neuroanatomie Struktur und Funktion 6 Auflage Elsevier Urban amp Fischer Munchen 2015 ISBN 978 3 437 41287 5 Michael Schuler Werner Waldmann Hrsg Gesundheitsaltlas Anatomie Der menschliche Korper und seine Funktionen in uber 600 Abbildungen Naumann amp Gobel Verlag Koln 2009 ISBN 978 3 625 12654 6 Weblinks BearbeitenAnatomie und Physiologie von VisibleBody Atlas der menschlichen Anatomie von VisibleBody Modulation der Signalubertragung von der Max Planck GesellschaftEinzelnachweise Bearbeiten Neurotubuli Lexikon der Biologie spektrum de abgerufen am 20 Oktober 2017 synaptische Vesikel Lexikon der Biologie spektrum de abgerufen am 20 Oktober 2017 SNARE Lexikon der Biologie spektrum de abgerufen am 20 Oktober 2017 Synapsine Lexikon der Neurowissenschaft spektrum de abgerufen am 20 Oktober 2017 Calcium Calmodulin abhangige Proteinkinase II Lexikon der Neurowissenschaft spektrum de abgerufen am 20 Oktober 2017 Membranfusion Lexikon der Biologie spektrum de abgerufen am 20 Oktober 2017 DocCheck Medical Services GmbH Botulinumtoxin DocCheck Flexikon Abgerufen am 20 Oktober 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Membranfusion amp oldid 231485405