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Der Meierhof Heiligenbrunn ungarisch Szentkutimajor auch bekannt als Meierhof Strem war ein Gehoft in der Gemeinde Heiligenbrunn im heutigen Sudburgenland in Osterreich Historische Bedeutung erlangte er wahrend des Baus des Sudostwalls als Standort eines Zwangsarbeiterlagers in dem es neben anderen Endphaseverbrechen im Marz 1945 zu einem Massaker an 32 ungarischen Juden kam 1 Die dabei vermutlich von der SS in Brand gesteckten Gebaude des Hofes wurden vollstandig zerstort An ihrer Stelle befindet sich heute ein Privathaus Lage des Meierhofes in einem Kartenausschnitt der Franzisco Josephinischen Landesaufnahme 1869 1887 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Beschreibung 2 Geschichte 2 1 Herrschaftlicher Gutshof 2 2 NS Zwangsarbeiterlager 3 Aktueller Zustand 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLage und Beschreibung BearbeitenDer Meierhof befand sich auf Heiligenbrunner Seite im Grenzbereich der Gemeinden Heiligenbrunn und Strem Aufgrund dieser geografischen Nahe wurde er auch als Meierhof Strem bezeichnet Ob es sich dabei um eine auf einem Irrtum basierende Bezeichnung handelte oder diese bewusst erfolgte ist nicht bekannt Das direkt sudlich des ehemaligen Meierhofs gelegene um 1930 errichtete Zollwachgebaude ist etwa ausschliesslich als Stremer Zollhaus bekannt Jedoch wird diese Bezeichnung auch zur eindeutigen Zuordnung verwendet da im ca 1 5 km entfernten Ortsgebiet von Heiligenbrunn weitere Zollwachgebaude existieren die als Zollhauser bekannt sind Die Flachen des ehemaligen Gutshofes liegen heute im Kreuzungsbereich der Geschriebenstein Strasse B56 und des Zubringers zum Grenzubergang Heiligenbrunn B56a der direkt neben dem Stremer Zollhaus liegt Im Osten und Norden liegt der Kukitswald ein sudlicher Teilbereich eines rund 105 km grossen zusammenhangenden Waldgebietes im Sudosten der Bezirke Gussing und Oberwart zu dem auch der Punitzer Wald und der Moschendorfer Wald gehoren Die nicht mehr bestehende Gussinger Bahn verkehrte am Sudrand des Meierhofes etwa dem Verlauf der heutigen Bundesstrassen Richtung Gussing folgend nbsp Detailkarte mit Anordnung der Gebaude auf einem Ausschnitt des Franziszeischen Katasters 1853 1858 Der Hof durfte aus vier bis sechs Gebauden auf einer Grundflache von ca 200 m 250 m bestanden haben Einem im Norden vorhandenen Hauptgebaude waren von Suden kommend mehrere kleinere Nebengebaude und ein grosseres langliches Gebaude das vermutlich als Stadel genutzt wurde vorgelagert Sudlich dieser Scheune gab es laut einem Kartenausschnitt des Franziszeischen Katasters kleinere Gartenflachen Der Grossteil der Nutzflachen lag im Nordwesten der Anlage Geschichte BearbeitenHerrschaftlicher Gutshof Bearbeiten Die altere Geschichte des Meierhofes ist relativ unbekannt es handelte sich aber um einen mehrere Jahrhunderte lang bestehenden Gutshof der bereits in den Karten der Josephinischen Landesaufnahme verzeichnet war Da die Kartografie des damaligen Konigreich Ungarns zu dem das heutige Burgenland bis 1921 gehorte zwischen 1782 und 1785 erfolgte bestand der Hof nachweislich ab spatestens 1785 Er wurde aber vermutlich in den ein bis zwei Jahrhunderten zuvor als Verwaltungssitz der herrschaftlichen Gutsverwaltung errichtet Ab dem 16 Jahrhundert kam es in Westungarn zu einem Wandel der vormals mittelalterlichen Grundherrschaften zu sogenannten Gutsherrschaften Fur diese liess der Grundherr in seinem Herrschaftsgebiet mehrere Guts und Meierhofe errichten um die Besitzungen in seinem personlichen Eigentum nicht dem der Grundherrschaft durch robotleistende Bauern oder eigene Knechte und Magde bestellen zu lassen 2 Der Meierhof Heiligenbrunn gehorte zum Herrschaftsbereich des weit verzweigten ungarischen Magnatengeschlechts der Batthyany das in Gussing und Kormend zwei ihrer Hauptsitze hatte Er lag ungefahr auf halber Strecke zwischen Gussing mit der mittelalterlichen Stammburg der Batthyany und Kormend das ab dem 18 Jahrhundert als Zentrum fur die furstliche Linie der Familie galt 3 4 NS Zwangsarbeiterlager Bearbeiten Im Janner oder Februar 1945 wurden 800 bis 1000 ungarische Juden auf dem Gelande untergebracht 5 Der Meierhof und das angrenzende Stremer Zollhaus wurden zu einem Zwangsarbeiterlager fur den Bau des Sudostwalls zusammengefasst das vermutlich aufgrund der Namensgebung der Gebaude als Lager Strem bekannt wurde 6 Zusammen mit in Eberau Reinersdorf und Inzenhof untergebrachten Juden sollten die Zwangsarbeiter an der ca 800 m entfernten Reichsgrenze Erdwalle Panzergraben und Verteidigungsstellungen errichten 7 Diese sollten den raschen Vorstoss der immer naher ruckenden Rote Armee bremsen um den Feind so zu einem Stellungskrieg im ungunstigen Gelande zu zwingen nbsp Das Stremer Zollhaus in Heiligenbrunn Der als Sammellager genutzte Meierhof lag im Bereich des Privathauses hinter den Baumen linksZu ersten Massenerschiessungen von Zwangsarbeitern kam es bereits im Februar 1945 in einem Wald zwischen Strem und Urbersdorf Zwei Gruppen 12 bis 15 und 7 Personen von vermutlich am Fleckfieber Erkrankten wurden mit einem Fuhrwerk in den Wald gebracht erschossen und an Ort und Stelle in einem Massengrab verscharrt Mitte Marz wurden zwei zuvor gefluchtete Juden vom Unterabschnittsfuhrer und Lagerleiter Paul Schmidt erschossen Zwei weitere Juden wurden erschossen weil sie sich wahrend der Arbeitszeit an einem Feuer warmten 8 Am 25 Marz wurden 15 bis 20 marschunfahige Juden im Haarbacher Wald zwischen Heiligenbrunn und Reinersdorf von Schmidt HJ Bannfuhrer Gerulf Schilcher und Angehorigen der Wachmannschaft erschossen 9 Ab 29 Marz 1945 starteten Todesmarsche Richtung KZ Mauthausen fur die der Meierhof als erstes Sammellager nach der deutsch ungarischen Grenze fungierte Das Gehoft in dem 32 kranke Juden zuruckgelassen wurden wurde am nachsten Tag laut Augenzeugenberichten Einheimischer von durchziehenden SS Einheiten in Brand gesteckt Bei der Offnung von nahe gelegenen Grabern mit den Leichen 7 weiterer Zwangsarbeiter wurden die Opfer des Massakers am 17 Mai von der Roten Armee entdeckt 10 Da bei einer am 15 Juni erfolgten Untersuchung an den Leichen keine Spuren ausserer Gewalteinwirkungen zu finden waren geht man davon aus dass die Juden erst durch den Brand ums Leben kamen 11 Laut dem Augenzeugenbericht eines zufallig am 30 Marz im Zollhaus anwesenden lokalen Postbeamten wurden die Zwangsarbeiter auf Anweisung des Lagerleiters mit einer brennbaren Flussigkeit ubergossen und in das Wirtschaftsgebaude des Hofes gesperrt 12 Ihre menschlichen Uberreste wurden auf Veranlassung der Bezirkshauptmannschaft Gussing im Friedhof von Heiligenbrunn begraben spater aber vermutlich exhumiert und an einen nicht naher bekannten Ort umgebettet 13 Die Geschehnisse wurden im August 1945 vor dem Grazer Volksgericht aufgearbeitet und als Stremer Mordprozesse bekannt Bei diesen wurde der Haupttater Paul Schmidt zu 20 Jahren Kerker verurteilt Zusatzlich wurden zwei tatbeteiligte Hitlerjungen und ein Beihilfe leistendes Mitglied der SA zu mehrjahrigen Haftstrafen verurteilt 14 Aktueller Zustand BearbeitenAuf dem Gelande sind heute keine Uberreste des ehemaligen Meierhofes erhalten Das Grundstuck auf dem sich ein Wohnhaus befindet steht in Privatbesitz Es ist an allen Seiten von einem mehrere Meter breiten Vegetationsstreifen mit hohen Baumen umgeben und Richtung Suden von einer Mauer Richtung B56a abgegrenzt Das im Suden liegende Zollhaus steht ebenfalls in Privatbesitz und wurde bis vor einigen Jahren als Beherbergungsbetrieb genutzt Aktuell sind im Gebaude Grenzschutzsoldaten des Bundesheeres untergebracht 15 Literatur BearbeitenAdi Lang NS Regime Kriegsende und russische Besatzungszeit im Sudburgenland edition lex liszt 12 Oberwart 2011 ISBN 978 3 99016 007 7 S 56 59 Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Arbeitseinsatz Todesmarsche Folgen LIT Wien 2010 ISBN 978 3 643 50195 0 S 326ff Einzelnachweise Bearbeiten Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Arbeitseinsatz Todesmarsche Folgen LIT Wien 2010 ISBN 978 3 643 50195 0 S 304 und 305 Maria Anna Six Hohenbalken Die Heimat des Uhudlers In Gemeinde Heiligenbrunn Hrsg Heiligenbrunn Chronik zur 800 Jahr Feier Heiligenbrunn 1998 S 234 75 92 Kormend In batthyany at Familie Batthyany abgerufen am 3 Marz 2023 Der Stammsitz Burg Gussing In batthyany at Familie Batthyany abgerufen am 3 Marz 2023 Strem Strem In border hi stories IZ Verein zur Forderung von Vielfalt Dialog und Bildung 2022 abgerufen am 8 Dezember 2022 deutsch ungarisch englisch Heiligenbrunn In forschenunderinnern burgenland RE F U G I U S Rechnitzer Fluchtlings und Gedenkinitiative abgerufen am 3 Marz 2023 Strem Strem In border hi stories IZ Verein zur Forderung von Vielfalt Dialog und Bildung 2022 abgerufen am 8 Dezember 2022 deutsch ungarisch englisch Strem Strem In border hi stories IZ Verein zur Forderung von Vielfalt Dialog und Bildung 2022 abgerufen am 8 Dezember 2022 deutsch ungarisch englisch Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Arbeitseinsatz Todesmarsche Folgen LIT Wien 2010 ISBN 978 3 643 50195 0 S 304 und 305 Strem Strem In border hi stories IZ Verein zur Forderung von Vielfalt Dialog und Bildung 2022 abgerufen am 8 Dezember 2022 deutsch ungarisch englisch VERNEHMUNG DES BURGERMEISTERS VON STREM UBER DIE JUDENMORDE VON STREM In borderhistories eu IZ Verein zur Forderung von Vielfalt Dialog und Bildung 2022 abgerufen am 3 Marz 2023 Strem Das Massaker wahrend der Evakuierung In forschenunderinnern burgenland at RE F U G I U S Rechnitzer Fluchtlings und Gedenkinitiative abgerufen am 3 Marz 2023 Strem Strem In border hi stories IZ Verein zur Forderung von Vielfalt Dialog und Bildung 2022 abgerufen am 8 Dezember 2022 deutsch ungarisch englisch Eleonore Lappin Eppel Ungarisch Judische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Osterreich 1944 45 Arbeitseinsatz Todesmarsche Folgen LIT Wien 2010 ISBN 978 3 643 50195 0 S 330 Gernot Heigl https www meinbezirk at guessing c lokales taeglich bis zu 50 illegale migranten im suedburgenland a5651752 In meinbezirk at Bezirksblatter Burgenland 16 Oktober 2022 abgerufen am 3 Marz 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meierhof Heiligenbrunn amp oldid 236908678