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Mehmed Resid Bey turkisch auch Mehmet Resit Sahingiray 8 Februar 1873 6 Februar 1919 in Istanbul war ein osmanischer Arzt und von 1909 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs hoher lokaler Beamter des Osmanischen Reiches Er war Mitbegrunder des Komitees fur Einheit und Fortschritt und einer der Verantwortlichen fur den Volkermord an den Armeniern Aufgrund seiner Herkunft wurde er auch Cerkez Mehmed genannt Mehmed Resid Bey Inhaltsverzeichnis 1 Aufstieg 2 Gouverneur von Diyarbekir 3 Siehe auch 4 Bibliografie 5 EinzelnachweiseAufstieg BearbeitenMehmed Resid wurde am 8 Februar 1873 im Kaukasus geboren Die Familie floh im Jahre 1874 nach Istanbul Mehmed besuchte dort die Militarmedizinische Akademie Mekteb i Tibbiye i Askeriye und war gemeinsam mit einigen Mitstudenten Grunder des Vorlaufers des Komitees fur Einheit und Fortschritt KEF 1894 arbeitete Resid als Assistent During Paschas am Haydarpasa Krankenhaus Als seine Verbindungen zum KEF 1897 von der Polizei entdeckt wurden wurde er nach Tripolis ins Exil geschickt 1 Er arbeitete dort 10 Jahre als Arzt und heiratete dort Mazlume Hanim Nach der Jungturkischen Revolution kehrte er nach Istanbul zuruck und arbeitete dort als Militararzt In dieser Zeit war er noch nicht radikal antichristlich eingestellt Er verfasste eine Schrift uber die Entwicklung der jungturkischen Bewegung die die fruheren Massaker an den Armeniern lebhaft verurteilte Im Jahr darauf am 20 August 1909 nahm er seinen Abschied und begann seine Karriere in der Staatsverwaltung die ihn 1909 als Kaymakam nach Istankoy spater als mutasarrif nach Homs nach Trabzon Kozan und nach Karesi und schliesslich nach Diyarbekir zog 2 Wahrend seiner Amtszeit als Bezirksgouverneur von Karesi organisierte er rigoros die Deportation der dortigen Griechen eine Politik die vom osmanischen Innenminister Talat Pascha unterstutzt wurde 3 Uber die Jahre radikalisierte sich Resid auch unter dem Eindruck der Balkankriege Spatestens 1913 betrachtete er die Christen als innere Feinde Dies ergibt sich aus seinen Balikesir notlari Notizen aus Balikesir wie Kieser schreibt 4 Gouverneur von Diyarbekir BearbeitenSein besonders gegen Armenier gerichteter Hass manifestierte sich in den Verschleppungen und Massakern an der christlichen Bevolkerung die er nach seinem Amtsantritt als Gouverneur am 25 Marz 1915 in der Provinz Diyarbekir organisierte Die Regierung hatte den bisherigen Gouverneur Hamid Bey der als zu armenierfreundlich galt durch Resid ersetzt Resid hingegen liess sich selbst davon uberzeugen dass die einheimische armenische Bevolkerung sich gegen den osmanischen Staat verschwure und er zeichnete Plane fur die Endlosung der Armenierfrage auf 5 Wahrend der nachsten zwei Monate wurden die Armenier und Aramaer der Provinz Opfer einer brutalen Vernichtungskampagne sie wurden im Zuge grossangelegter Blutbader und Deportationen nahezu ausgeloscht 6 Nach Aussage vom venezolanischen Offizier und Soldner Rafael de Nogales der die Region im Juni 1915 besuchte erhielt Resid ein Telegramm aus drei Wortern mit dem Inhalt Verbrenne Zerstore Tote ein Befehl der als offizielle Genehmigung seiner Verfolgung der christlichen Bevolkerung zitiert wird 7 8 Es gibt mehrere Berichte uber die Massaker in Diyarbakir und Umgebung Am 10 Juli 1915 schrieb der deutsche Vizekonsul in Mossul an den Botschafter in Istanbul Der fruhere Mutessariff von Mardin zur Zeit hier mitteilt mir folgendes Der Vali von Diarbekir Reschid Bey wute unter der Christenheit seines Vilajets wie ein toller Bluthund er hat vor kurzem auch in Mardin siebenhundert Christen meistens Armenier darunter armenischen Bischof in einer Nacht durch aus Diarbekir speziell entsandte Gendarmerie sammeln und in der Nahe der Stadt wie Hammel abschlachten lassen Reschid Bey fahrt fort in seiner Blutarbeit unter Unschuldigen deren Zahl wie der Mutessariff mich versicherte heute zweitausend ubersteigt 9 Botschafter Wangenheim verfasste zwei Tage spater eine diplomatische Note an Talat Pascha Als Reaktion verfasste Talat Pascha ein Telegramm an Mehmed Resid in dem er es untersagte andere Christen als Armenier in die disziplinarischen Massnahmen tedabir i inzibatiye einzubeziehen 10 Im Herbst 1915 unterrichtete Mehmed Resid Talat Pascha in einem Telegramm daruber dass er 120 000 Armenier habe deportieren lassen Nesimi Bey und Sabit Bey die Gouverneure der Bezirke von Lice und Sabit wurden aufgrund ihres Widerstandes gegen die Totungen per Eilbefehl von Resid ermordet 11 Als er spater vom KEF Generalsekretar Mithat Sukru Bleda gefragt wurde wie er als Arzt das Herz hatte so viele Menschen zu toten antwortete er Doktor zu sein liess mich nicht meine Nationalitat vergessen In dieser Situation dachte ich bei mir He Doktor Reschid Es gibt zwei Alternativen Entweder werden die Armenier die Turken liquidieren oder die Turken sie Vor die Notwendigkeit gestellt zu wahlen zogerte ich nicht lange Mein Turkentum triumphierte uber meine arztliche Identitat Die Geschichte anderer Volker kann uber mich schreiben was sie will mich bekummert s gar nicht Die armenischen Banditen waren eine Menge schadlicher Mikroben die den Korper des Vaterlandes befallen hatten War es nicht die Pflicht des Arztes die Mikroben zu toten 12 Mehmed Resid wurde aus Diyarbakir abberufen und war vom 26 Marz 1916 bis zum 27 Marz 1917 Vali von Ankara und wurde dann wegen moglicher Korruption abgesetzt Am 5 November 1918 wurde er verhaftet Mit Hilfe von Freunden entkam er Die Polizei spurte ihn erneut auf und Mehmed Resid erschoss sich am 6 Februar 1919 Die Nationalversammlung in Ankara gewahrte der verarmten Familie Resids eine Pension aufgrund seiner Verdienste fur das Vaterland hidemat i vataniye Mehmed Resids Amtsfuhrung in Diyarbakir wurde von Zeitgenossen auch innerhalb des Osmanischen Reiches einhellig als systematische Vernichtung von Christen verurteilt Unionistische Politiker versuchten ihn nach der Niederlage als Extremisten darzustellen der auf eigene Verantwortung gehandelt habe Siehe auch BearbeitenCevdet Bey Bahattin Sakir Cemal AzmiBibliografie BearbeitenTaner Akcam The Young Turks Crime Against Humanity The Armenian Genocide and Ethnic Cleansing in the Ottoman Empire Princeton University Press Princeton NJ u a 2012 ISBN 978 0 691 15333 9 David Gaunt Death s End 1915 The General Massacres of Christians in Diarbekir In Richard G Hovannisian Hrsg Armenian Tigranakert Diarbekir and Edessa Urfa UCLA Armenian History and Culture Series Historic Armenian Cities and Provinces Bd 6 Mazda Publishers Costa Mesa CA 2006 ISBN 1 56859 153 5 S 309 359 Hans Lukas Kieser From Patriotism to Mass Murder Dr Mehmed Resid 1873 1919 In Ronald Grigor Suny Fatma Muge Gocek Norman M Naimark Hrsg A Question of Genocide Armenians and Turks at the End of the Ottoman Empire Oxford University Press Oxford u a 2011 ISBN 978 0 19 539374 3 S 126 148 doi 10 1093 acprof osobl 9780195393743 003 0007 Maurus Reinkowski Die Dinge der Ordnung Eine vergleichende Untersuchung uber die osmanische Reformpolitik im 19 Jahrhundert Sudosteuropaische Arbeiten Band 124 Oldenbourg Munchen 2005 ISBN 3 486 57859 6 S 67 f Zugleich Bamberg Universitat Habilitations Schrift 2002 Ugur U Ungor A Reign of Terror CUP Rule in Diyarbekir Province 1913 1923 Amsterdam 2005 ermenisoykirimi net PDF 1 7 MB University of Amsterdam Thesis Master Ugur Umit Ungor The Making of Modern Turkey Nation and State in Eastern Anatolia 1913 1950 Oxford University Press Oxford 2011 ISBN 978 0 19 960360 2 Einzelnachweise Bearbeiten Kieser From Patriotism to Mass Murder 2011 S 130 Kieser From Patriotism to Mass Murder 2011 S 130 133 Kieser From Patriotism to Mass Murder 2011 S 132 133 Hans Lukas Kieser Dr Mehmed Reshid 1873 1919 A Political Doctor In Hans Lukas Kieser Dominik J Schaller Hrsg Der Volkermord an den Armeniern und die Shoah The Armenian Genocide and the Shoah Chronos Zurich 2002 ISBN 3 0340 0561 X S 245 280 hier S 258 Ungor The Making of Modern Turkey 2011 S 63 64 Ungor The Making of Modern Turkey 2011 S 55 106 Rafael de Nogales Four Years Beneath the Crescent C Scribner s Sons New York NY u a 1926 S 147 Ungor The Making of Modern Turkey 2011 S 72 73 Telegramm des Vize Konsuls Holstein Originalquelle Basbakanlik Devlet Arsivleri Genel Mudurlugu Hrsg Osmanli Belgelerinde Ermeniler 1915 1920 Yayn 14 Babakanlk Basmevi Ankara 1994 ISBN 975 19 0818 3 S 68 69 Dokument Nr 71 vgl auch Taner Akcam A Shameful Act The Armenian Genocide and the Question of Turkish Responsibility Constable and Robinson London 2007 ISBN 978 1 84529 552 3 S xiv Kieser From Patriotism to Mass Murder 2011 S 142 Mely Kiyak Die fehlenden Armenier von Diyarbakir Zeit Online 9 August 2013 abgerufen am 31 Mai 2015 Normdaten Person GND 1047809648 lobid OGND AKS LCCN n98950955 VIAF 23925085 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Resid MehmedALTERNATIVNAMEN Resit Sahingiray MehmetKURZBESCHREIBUNG Gouverneur von DiyarbekirGEBURTSDATUM 8 Februar 1873STERBEDATUM 6 Februar 1919STERBEORT Istanbul Abgerufen von https de wikipedia org w 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