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Max Wellmann 15 Marz 1863 in Stettin 9 Oktober 1933 in Potsdam war ein deutscher Klassischer Philologe und Medizinhistoriker Er galt zu seiner Zeit als einer der besten Kenner der antiken Medizin und Naturwissenschaften Seine intensive Forschungsarbeit wurde durch die starke Belastung seines Lehramts an der Schule und durch seine angespannte finanzielle Lage erschwert Seine Schriften werden bis heute in der medizingeschichtlichen Forschung vielfach zitiert als Hochschullehrer ubte er jedoch keine entscheidende Wirkung aus 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Gymnasiallehrer in Stettin 1 2 Wechsel nach Potsdam 1 3 Pensionierung und Bemuhung um eine Professur 2 Leistungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMax Wellmann wurde am 15 Marz 1863 als drittes der elf Kinder des Kaufmanns Theodor Wellmann 1834 1889 und seiner Ehefrau Wilhelmine 1836 1909 geb Meyer geboren Er besuchte das Stettiner Stadtgymnasium wo er am 22 Marz 1881 die Reifeprufung ablegte Anschliessend studierte er Klassische Philologie an der Universitat Greifswald Er horte Vorlesungen und besuchte Seminare bei Georg Kaibel Adolph Kiessling und Franz Susemihl Besonderen Einfluss auf Wellmann hatte Ulrich von Wilamowitz Moellendorff er regte ihn auch zu seiner Dissertation uber Kallimachos an bevor er 1883 nach Gottingen wechselte Wellmann wurde 1886 aufgrund seiner Dissertation De Istro Callimachio mit dem Pradikat magna cum laude promoviert Wenige Tage spater legte er die Lehramtsprufung fur Latein Griechisch und Franzosisch ab Gymnasiallehrer in Stettin Bearbeiten Nach dem Studium kehrte Wellmann nach Stettin zuruck Bis Ostern 1887 absolvierte er sein Probejahr am Marienstiftsgymnasium wo er anschliessend zwei Jahre lang als ausseretatmassiger Hilfslehrer Mitglied des Koniglichen Seminares fur gelehrte Schulen arbeitete Am 1 April 1889 wurde er als etatmassiger Hilfslehrer angestellt was eine Verdreifachung seines Gehalts bedeutete So war es Wellmann ab den 1890er Jahren moglich sich wieder der wissenschaftlichen Arbeit zuzuwenden Er veroffentlichte Aufsatze in den Greifswalder Commentationes philologicae in den Jahrbuchern fur klassische Philologie und in der Zeitschrift Hermes Im Winter 1889 1890 liess sich Wellmann zusatzlich in Berlin zum Turnlehrer ausbilden Zu Ostern 1893 endete die vorgeschriebene Zeit von vier Jahren als Hilfslehrer Wellmann wurde am Marienstiftsgymnasium fest angestellt und zum Oberlehrer ernannt Wahrend seiner Tatigkeit im Schuldienst konnte sich Wellmann seiner Forschungsarbeit nur unter grossen finanziellen Opfern leisten Er musste beispielsweise die Kosten seiner Vertretung selbst bestreiten wenn er zu Forschungszwecken Sonderurlaub nahm Nur vom 1 Oktober 1894 bis zum 1 April 1896 erhielt er ein Forschungsstipendium der Gottinger Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften vermutlich auf Veranlassung seines Mentors Wilamowitz 3 Seine finanzielle Situation und die doppelte Belastung schadeten Wellmanns Gesundheit Der Schulleiter Gustav Weicker schatzte seine Forschung zwar sehr hielt aber den geregelten Schulbetrieb fur wichtiger Sein Kollege Albrecht Tiebe schlug in einem Schreiben dem Ministerialdirektor Friedrich Althoff vor Wellmann an die Universitat zu versetzen Zu dieser Zeit musste Wellmann immer noch den grossten Teil seines Gehalts fur die Ruckzahlung eines Kredits abtreten den er zur Finanzierung seines Universitatsstudiums hatte aufnehmen mussen Seine chronische Uberarbeitung fuhrte dazu dass sein Stundenpensum im Februar 1901 um sieben Stunden reduziert wurde Seine unhaltbare Situation war auch den Fachgelehrten bekannt die mit ihm zusammenarbeiteten Der Hallenser Professor Georg Wissowa sprach sich in einem Brief unbekannter Adressat dafur aus auf Wellmanns angegriffene Gesundheit und schwierige finanzielle Lage zu reagieren und ihm seine Forschungsarbeit zu erleichtern 4 Wechsel nach Potsdam Bearbeiten Zum 1 Oktober 1902 wechselte Wellmann nach Rucksprache mit Friedrich Althoff an das Viktoria Gymnasium in Potsdam Gleichzeitig bat er um einen einjahrigen Forschungsurlaub der ihm zunachst fur den 1 April 1903 in Aussicht gestellt wurde Aber erst nach zahlreichen Briefen und Eingaben wurde Wellmann nach dem Einschreiten des Gottinger Universitatsprofessors Friedrich Leo ein halbjahriger Urlaub ab dem 1 Oktober 1903 gewahrt Er nutzte ihn fur die Untersuchung verschiedener Handschriften Daneben gewannen ihn der Berliner Professor Hermann Diels und der Kopenhagener Professor Johan Ludvig Heiberg als Mitarbeiter fur das Corpus Medicorum Graecorum Latinorum das zu dieser Zeit von der Preussischen und der Danischen Akademie der Wissenschaften vorbereitet wurde Von 1901 bis 1906 half Wellmann mit grossem Einsatz an der Erstellung des Handschriftenkatalogs fur das Editionsprojekt mit Er begann im Wintersemester 1904 05 ein Medizinstudium in Berlin fur das er das Kultusministerium erfolglos um finanzielle Unterstutzung bat Nach seiner Ernennung zum Gymnasialprofessor Januar 1906 erhielt Wellmann von der Leipziger Puschmann Stiftung ein Reisestipendium fur Italien fur dessen Nutzung er erneut Sonderurlaub beantragen musste Wahrend seines Aufenthalts in der Vatikanischen Bibliothek 1906 1907 entdeckte er in einer Handschrift die bis dahin unbekannte Schrift De venenatis animalibus des Philumenos 5 die er bereits im nachsten Jahr als ersten Band des Corpus Medicorum in einer kritischen Ausgabe veroffentlichte Fur seine Arbeit wurde er 1910 mit der silbernen Leibniz Medaille der Preussischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet Pensionierung und Bemuhung um eine Professur Bearbeiten Nach langen Jahren der Zerrissenheit zwischen Schule und Forschung nahm Wellmann seine geplante Versetzung an das Kaiserin Augusta Gymnasium 1914 zum Anlass seine Pensionierung zu beantragen Gleichzeitig bemuhte sich Hermann Diels fur Wellmann eine Honorarprofessur fur Geschichte der antiken Medizin und Naturwissenschaften an der Berliner Universitat einzurichten Der Vorschlag wurde von den Professoren Wilamowitz Eduard Norden und Franz Eilhard Schulze unterstutzt Angesichts der angespannten Haushaltslage der Universitat wahrend des Ersten Weltkriegs wurde dieser Vorschlag jedoch erst am 23 Oktober 1919 umgesetzt Max Wellmann wurde am 29 November 1919 beauftragt die Geschichte der antiken Medizin und der Naturwissenschaften in Vorlesungen und Ubungen zu vertreten Abgesehen von den Vorlesungshonoraren erhielt er keine Vergutung jedoch versprach ihm die Philosophische Fakultat Remuneration je nachdem es die verfugbaren Mittel gestatten 6 Zum Sommersemester 1920 sollte Wellmann seine Lehrtatigkeit aufnehmen Die angekundigte Vorlesung und Ubung zog er zuruck da die erhoffte Erhohung seiner Pension ausgeblieben war Auch in den nachsten Nachkriegssemestern bot Wellmann keine Lehrveranstaltungen an und gab stattdessen Privatunterricht um seine Einkunfte zu vermehren Erst im Sommersemester 1922 hielt Wellmann seine erste Vorlesung uber die Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften seit der hellenistischen Zeit Im folgenden Semester pausierte er wieder Erst ab 1924 als die Universitat ihm einen mit Honorar verbundenen Lehrauftrag erteilte hielt er regelmassig Vorlesungen die aber zogen nur wenige Studenten an Selbst in seiner Abschiedsvorlesung las er nur vor drei Zuhorern Walter Artelt Paul Diepgen und Edith Heischkel Fur seine Forschung erfuhr Wellmann weiterhin Anerkennung Das Comite international d histoire des sciences zu Paris ernannte ihn 1929 zum korrespondierenden Mitglied die Medizinische Fakultat der Berliner Universitat verlieh ihm anlasslich seines 70 Geburtstags am 15 Marz 1933 die Ehrendoktorwurde Zu seinem Geburtstag wurde ihm auch der dritte Band der Quellen und Studien zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Medizin gewidmet Am 9 Oktober 1933 starb Wellmann im stadtischen Krankenhaus Potsdam an den Folgen eines Schlaganfalls Seine Hinterlassenschaft war zu diesem Zeitpunkt gering da er den grossten Teil seiner Bibliothek bereits 1931 veraussert hatte Die ubrigen personlichen Gegenstande und ein Guthaben von etwa 1100 Mark wurden zwischen seinen drei Erben aufgeteilt sein Nachlass bestehend aus Briefen und Notizen wird im Archiv der Humboldt Universitat zu Berlin aufbewahrt Gemass seinem Letzten Willen wurde Wellmann eingeaschert und auf dem Neuen Friedhof in Potsdam bestattet Leistungen BearbeitenMax Wellmann galt als fuhrender Kenner der antiken Medizin und Naturwissenschaften seiner Zeit und war als solcher allgemein anerkannt 7 2 Trotz seiner schwierigen personlichen Lage veroffentlichte er Dutzende Aufsatze und mehrere Monografien Fur die Neubearbeitung von Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft verfasste Wellmann von 1893 bis 1910 insgesamt 297 Artikel Bereits seine umfangreiche Dissertation wurde gut aufgenommen In einer Rezension lobte Julius Kaerst die Quellenarbeit Wellmanns Nach einigen Aufsatzen zur antiken Medizin und einzelnen Uberlieferungsfragen brachte Wellmann 1895 in Berlin seine zweite Monografie heraus Die pneumatische Schule bis auf Archigenes in ihrer Entwickelung dargestellt die als 14 Heft der von A Kiesslung und U von Wilamowitz herausgegebenen Philologischen Untersuchungen erschien Wellmann lieferte darin biografische Angaben der bedeutendsten Vertreter der sogenannten pneumatischen Schule und legte ihre Physiologie Pathologie und Diathetik ausfuhrlich dar Er deutete auch die Verbindungen der verschiedenen Arzteschulen untereinander an wobei er viele Fragmente zum ersten Mal heranzog Seine nachsten Monografien waren Krateuas 8 Berlin 1897 worin Wellmann die meisten Fragmente des Arztes Krateuas als unzugehorig erkannte und Das alteste Krauterbuch der Griechen Leipzig 1898 eine Festgabe fur seinen Greifswalder Lehrer Franz Susemihl zu dessen Emeritierung Wellmann entwickelte sich zum Spezialisten fur die Uberlieferungsgeschichte der antiken medizinischen Texte Neben den Aufsatzen zu Pedanios Dioskurides wurde besonders seine Quellensammlung mit dem Titel Die Fragmente der sikelischen Arzte Akron Philistion und des Diokles von Karystos Fragmentsammlung der griechischen Arzte Band 1 Berlin 1901 vielfach diskutiert Von 1906 bis 1914 erschien seine Dioskurides Ausgabe 9 Seine nachste selbststandige Publikation war A Cornelius Celsus eine Quellenuntersuchung Berlin 1913 das wiederum in den Philologischen Untersuchungen Band 23 erschien Bis zu seinem Tode arbeitete Wellmann unermudlich an seinen Quellenforschungen und Darstellungen Seine letzten Aufsatze erschienen 1934 Bis heute werden seine Arbeiten in medizinhistorischen Abhandlungen vielfach zitiert Literatur BearbeitenMax Wellmann zum siebzigsten Geburtstag 15 Marz 1933 Quellen und Studien zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Medizin 3 4 Springer Berlin 1931 Herbert Jennings Rose Rezension zu Max Wellmann Marcellus von Side als Arzt und die Koiraniden des Hermes Trismegistos In The Classical Review Band 49 1935 S 40 41 Christoph Ingo Kleiber Bio Bibliographie Max Wellmann 15 03 1863 09 10 1933 Dissertation Universitat Mainz 1996 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Max Wellmann Quellen und Volltexte Literatur von und uber Max Wellmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Regesta Imperii Veroffentlichungen Personalbogen von Max Wellmann in der Personalkartei der Gutachterstelle des BIL in der Archivdatenbank der Bibliothek fur Bildungsgeschichtliche Forschung BBF Einzelnachweise Bearbeiten Kleiber 1996 S 1 a b William M Calder III A supplementary bibliography to the history of classical scholarship Bari 2000 S 170 Kleiber 1996 6 Kleiber 1996 7 Vgl auch Max Wellmann Philumenos In Hermes Band 43 1908 S 373 404 Zitiert nach Kleiber 1996 12 Wolfhart Unte Wilamowitz nach 50 Jahren Darmstadt 1985 S 743 Anm 119 Max Wellmann Krateuas Berlin 1897 Abhandlung der Koniglichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen Neue Folge Band 2 Nr 1 Max Wellmann Hrsg Pedanii Dioscuridis Anazarbei De materia medica libri quinque I III Weidmann Berlin 1906 1914 Neudruck ebenda 1958 Normdaten Person GND 127935770 lobid OGND AKS LCCN nr2001027459 VIAF 30574074 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wellmann MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Philologe und MedizinhistorikerGEBURTSDATUM 15 Marz 1863GEBURTSORT StettinSTERBEDATUM 9 Oktober 1933STERBEORT Potsdam Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Wellmann amp oldid 234395293