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Max Schulze Solde auch Max Schulze Soelde 25 Januar 1887 in Dortmund 1 Juli 1967 in Theiningsen bei Soest war ein deutscher Maler und als Johannes der Jugend ein bekannter Inflationsheiliger der 1920er und 1930er Jahre Max Schulze Solde als 72 Jahriger Oktober 1959 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Malerei 3 1937 als entartet aus offentlichen Sammlungen beschlagnahmte Werke 3 1 Tafelbilder 3 2 Zeichenkunst 4 Veroffentlichungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAls Sohn eines Generalstaatsanwaltes geboren studierte er zunachst Jura 1910 brach er seine Rechtsreferendarausbildung ab und besuchte bis 1912 die Kunstakademie Dusseldorf Zu seinen Lehrern gehorte dort der Historienmaler Eduard von Gebhardt Bei Kriegsausbruch 1914 war er auf Studienreisen in Frankreich und wurde als Angehoriger einer Feindmacht interniert 1 1918 nach Deutschland ausgeliefert radikalisierte sich der nach Hagen zuruckgekehrte Schulze Solde schnell Unter dem Einfluss von Emil Lohnberg einem Freund des Malers Heinrich Vogeler entwickelte er eine Art religiosen Sozialismus Als gekreuzigter Christus stand der ermordete Karl Liebknecht in dessen Zentrum 2 In der Hagener Boheme traf er auf den Sammler und Mazen Karl Ernst Osthaus der ihm ein Maleratelier zur Verfugung stellte In diesem Kreis traf er auch auf Hugo Hertwig einen Schuler Ernst Fuhrmanns von dem er einige sozialistische und zivilisationskritische Grundsatze und Ideen der Lebensreform ubernahm so eine tief sitzende Technik und Luxusfeindlichkeit sowie die Verherrlichung des landlichen Lebens Nach Hertwig sollte Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg als antikapitalistische Gesellschaft mit bauerlichen Wurzeln aufgebaut werden Unter Hertwigs Fuhrung beteiligte Schulze Solde sich 1920 an einem kommunistischen Siedlungsprojekt auf dem Lindenhof nahe Kleve und schuf dort Ausmalungen im Stil des Expressionismus Schon nach wenigen Monaten verliess er das Projekt frustriert Was hatte ich nur zu tun mit diesen Menschen Was wusste ich von ihnen und ihren Seelen Nichts als dass sie wie ich fertig zu sein glaubten mit der alten Welt 3 Bis 1933 versuchte er immer wieder eigene Siedlungsplane in die Tat umzusetzen allerdings vergeblich Er ging daraufhin ins Ruhrgebiet 1921 arbeitete er auf einer Zeche in Duisburg Meiderich wo er mit der anarcho syndikalistischen Bewegung in Beruhrung kam Als er im gleichen Jahr einen Solidaritatsstreik zur Unterstutzung des kommunistischen mitteldeutschen Aufstands organisierte wurde er entlassen Enttauscht wandte er sich vom Kommunismus ab und suchte Kontakt zur christ revolutionaren Bewegung des Reformarztes Karl Strunckmann in der er die Funktion des Jugendfuhrers ubernahm Als Johannes der Jugend vermehrte Schulze Solde von da an die Zahl der Inflationsheiligen und versuchte bis Anfang der 1930er Jahre die proletarische Jugend unter seiner Fuhrung zu sammeln Ich behaupte einer von denen zu sein die Gott dazu ausersehen hat den Menschen die ewigen Gesetze wieder zu verkunden ich behaupte die Stelle zu kennen an der Satan verwundbar ist ich behaupte den Schlussel zu haben der uns das Paradies offnet 4 1923 schloss er sich von Strunckmann unterstutzt der von Kurt Posger auf religioser Basis gegrundeten christ revolutionaren Gewerkschaftsbewegung an deren Ziel die Bildung einer religios sozialistischen Volksgemeinschaft war Seine Malerei gab er auf In den nachsten Jahren naherte er sich politisch immer mehr dem volkischen Lager an Die unter seiner Leitung 1930 stattfindende Religiose Woche in Hildburghausen an der u a der Dadaist Johannes Baader der Inflationsheilige Friedrich Muck Lamberty Karl Otto Paetel und Gusto Graser teilnahmen sollte der Grundung einer religios volkischen Sammlungsbewegung zur Vorbereitung einer inneren nationalen Revolution dienen Im Grossenwahn sprach er davon die Hitlers und Thalmanns abzulosen 5 Aber der Versuch die hochst divergenten Gruppen und Einzelvertreter zu einigen scheiterte Der nationalsozialistische Volkische Beobachter reagierte verschnupft Verquickung von Religion und Politik ist immer misslich Und zwar zum Schaden der Religion Das durfte Herr Schulze Solde sehr bald erfahren wenn er sich nicht noch rechtzeitig umstellt 6 Dennoch suchte Schulze Solde weiter Kontakt zu rechten politischen Gruppierungen so zur nationalbolschewistischen Gruppe um Ernst Niekisch und zu Otto Strasser und dessen Revolutionaren Nationalsozialisten Seiner Frau zuliebe der das Familienleben wichtiger war als die Weltverbesserung hatte Schulze Solde schon 1926 eine Hilfslehrertatigkeit am Landerziehungsheim Haubinda in Thuringen angenommen 1930 schloss er sich der von Gusto Grasers Tochter Gertrud begrundeten Reformsiedlung Grunhorst bei Berlin an die zu einem Treffpunkt der Jugendbewegung und der Biosophen um Ernst Fuhrmann wurde 1933 beendete er schliesslich seine politischen und religiosen Aktivitaten und kehrte als Maler nach Soest und damit endgultig ins burgerliche Milieu zuruck Weil seine Arbeiten der Reichskammer der bildenden Kunste als entartet galten erhielt er ein Arbeitsverbot 1937 wurden in der Aktion Entartete Kunst nachweislich vierzehn seiner Arbeiten aus offentlichen Sammlungen beschlagnahmt 7 Trotzdem trat er 1941 der Reichskammer als Mitglied bei 8 Ab 1945 war er Vorsitzender des Kunstrings Soest Das Amt hatte er bis 1951 inne 9 1947 kam es anlasslich seines 60 Geburtstags zu einer letzten grossen Ausstellung seines malerischen Werks im Osthaus Museum Hagen Der Versuch 1946 mit Strunckmann seine religios politische Tatigkeit wieder aufzunehmen und einen Sankt Michaels Bund zu grunden scheiterte nbsp Grab Max Schulze Soldes Gunne Gemeinde Mohnesee 2023 im Hintergrund Hauser des Max Schulze Solde WegesPolitisch wechselte Schulze Solde mehrfach die Richtung Der Kunsthistoriker Reimer Moller fasste 2001 dessen Leben so zusammen 10 vom Kommunisten zum Anarchosyndikalisten zum ausserkirchlichen christlichen Missionar zum Nationalkonservativen zum Strasser Anhanger schliesslich zum christlichen Sozialisten und Demonstranten gegen den Atomtod Viele dieser Orientierungswechsel haben sich in seinen Bildern niedergeschlagen Das Bild von Don Quichotte das er als 71 Jahriger gemalt hat konnte moglicherweise als Bilanz seiner politischen Existenz gemeint gewesen sein Malerei BearbeitenObwohl er um 1919 als avantgardistischer Maler des Expressionismus bereits erfolgreich war gab Schulze Solde seine Malerei bis 1924 zeitweise auf Kubismus und Futurismus beeinflussten ihn Um 1924 orientierte er sich an der Neuen Sachlichkeit schuf sozialkritische Motive und stellte den zunehmend durch Industrie und Verstadterung bedrangten und verbauten Raum dar In unnharmonischen spitzen Formen versuchte er Bedrohung und Irrationalitat seiner Zeit auszudrucken Ab etwa 1933 wandte er sich verstarkt den Themen Natur und Landschaft zu und malte in einem stimmungsvollen naturalistischen Stil menschenleere Bordelandschaften die Bestandigkeit suggerieren sollten Seine Malerei ist in den Sammlungen des Osthaus Museums Hagen und der Stadtischen Kunsthalle Recklinghausen vertreten 1937 als entartet aus offentlichen Sammlungen beschlagnahmte Werke BearbeitenTafelbilder Bearbeiten Hinterhauser in Ajaccio Ol auf Leinwand Stadtisches Kunst und Gewerbemuseum Dortmund Zerstort Christus in der Grossstadt Stadtische Kunstsammlung Duisburg Zerstort Christus am Kreuz Stadtische Kunstsammlung Duisburg Zerstort Die schmale Pforte Ol auf Leinwand 1923 Kunstsammlungen der Stadt Dusseldorf Zerstort Hauser auf Korsika Ol auf Leinwand 1918 Stadtisches Gustav Lubcke Museum Hamm Verbleib ungeklart Deutscher Eichwald Baume im Sturm Ol auf Leinwand 1916 Stadtisches Gustav Lubcke Museum Hamm Zerstort Die Masse Ol auf Leinwand 100 73 cm 1927 Stadtisches Gustav Lubcke Museum Hamm Von 1938 bis 1941 in 12 Stadten in der Wanderausstellung Entartete Kunst vorgefuhrt Verbleib ungeklart Geist der Gotik Landesmuseum Munster Zerstort Das Rheinufer Landesmuseum Munster Zerstort Bauernpaar mit Traglast Ol Vestisches Museum Recklinghausen Zerstort Kloster Corbara Nassauisches Landesmuseum Wiesbaden Zerstort Zeichenkunst Bearbeiten Christus Aquarell Kunstsammlungen der Stadt Dusseldorf Zerstort Ecce Homo Aquarell Museum Folkwang Essen Zerstort Im Schacht Kohle 1927 Stadtisches Gustav Lubcke Museum Hamm Zerstort Veroffentlichungen BearbeitenMax Schulze Soelde Ausstellungskatalog Galerie Goltz Dusseldorf 1919 Aufgaben und Ziele der Christ Sozialisten Zentralstelle zur Verbreitung guter deutscher Literatur Neuhof Kreis Teltow 1924 Ein Mensch dieser Zeit Flarchheim 1930 Autobiografie Literatur BearbeitenSchulze Soelde Max In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 30 Scheffel Siemerding E A Seemann Leipzig 1936 S 337 Schulze Soelde Max In Hans Vollmer Allgemeines Lexikon der bildenden Kunstler des XX Jahrhunderts Band 4 Q U E A Seemann Leipzig 1958 S 234 Steffen Greiner Diktatur der Wahrheit Eine Zeitreise zu den ersten Querdenkern Stuttgart 2022 ISBN 978 3 608 50017 2 Ulrich Linse Barfussige Propheten Erloser der zwanziger Jahre Siedler Verlag Berlin 1983 ISBN 3 88680 088 1 Reimer Moller Der Maler Max Schulze Solde auf dem Lindenhof in Kleve in der Wilster Marsch Ein agrarromantisches edelkommunistisches Siedlungsexperiment In Soester Zeitschrift 107 1995 S 88 102 Caroline Theresia Real Studien zum malerischen Werk des Kunstlers Max Schulze Solde 1887 1967 Dissertation Universitat Munster 2005 Klaus Kosters Max Schulze Solde 1887 1967 In Klaus Kosters Hrsg Anpassung Uberleben Widerstand Kunstler im Nationalsozialismus Aschendorff Verlag Munster 2012 ISBN 978 3 402 12924 1 S 183 192 Margarete Anne und Ulrich Loer Hrsg Max Schulze Solde 1887 1967 Ein Mensch seiner Zeit Ausstellungskatalog Westfalische Verlagsbuchhandlung Mocker amp Jahn Soest 2012 ISBN 978 3 87902 052 2 Sven Wieland Staps Schulze Soelde Max In De Gruyter Allgemeines Kunstler Lexikon Die bildenden Kunstler aller Zeiten und Volker Walter de Gruyter Berlin 2010 ff ISBN 978 3 598 23033 2 Band 102 Schleime Seitter 2019 S 284 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Max Schulze Solde im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Max Schulze Solde im Lexikon Westfalischer Autorinnen und Autoren Verena Freyschmidt Max Schulze Solde und die InflationsheiligenEinzelnachweise Bearbeiten Linse S 129 anders das Westfalische Autorenlexikon Danach geriet er als Kriegsteilnehmer in franzosische Kriegsgefangenschaft Linse S 130 zit n Linse S 132 s a Reimer Moller Der Maler Max Schulze Solde auf dem Lindenhof in Kleve in der Wilster Marsch Ein agrarromantisches edelkommunistisches Siedlungsexperiment in Soester Zeitschrift 107 1995 Brief an Hertwig 1921 zit n Linse S 138 Linse S 144 VB zit n Linse S 149 Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion Entartete Kunst Forschungsstelle Entartete Kunst FU Berlin Reimer Moller Vortrag zur Einfuhrung in die Ausstellung Entartete Kunst in Soest 21 April 2002 Wilhelm Morgner Haus Soest Hans Jurgen Hoeck Der Kunstring Soest 1935 1961 eine nationalsozialistische Grundung und was daraus wurde Soest 2013 ISBN 978 3 00 040934 9 S 9 Die Kunstsammlung der Stadt Soest Schwerpunkte und konzeptioneller Wandel 100jahriger Sammelarbeit in Soester Zeitschrift 113 2001 S 99 110Normdaten Person GND 119505657 lobid OGND AKS LCCN nr2007003390 VIAF 69740707 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schulze Solde MaxALTERNATIVNAMEN Schulze Soelde MaxKURZBESCHREIBUNG deutscher Maler und InflationsheiligerGEBURTSDATUM 25 Januar 1887GEBURTSORT DortmundSTERBEDATUM 1 Juli 1967STERBEORT Theiningsen bei Soest Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Schulze Solde amp oldid 233427036