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Max Haitinger 20 April 1868 in Wien Osterreich Ungarn 19 Februar 1946 ebenda war ein osterreichischer Mikroskopiker Er fuhrte die Farbung mit Fluoreszenzfarbstoffen ein um spezifische Strukturen in Praparaten gezielt anfarben und sie somit fluoreszenzmikroskopisch beobachten zu konnen In einer Zusammenarbeit mit dem Wiener Mikroskopbauer Karl Reichert trug er wesentlich zur Verbesserung dessen Fluoreszenzmikroskops bei Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Begriffsschopfungen 2 2 Fluorochromierungen 2 3 Mikroskopbau 3 Schriften 4 Ehrungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHaitinger wurde in Wien als Sohn eines Arztes geboren der 1904 starb Sein alterer Bruder der Chemiker und Fabrikdirektor Ludwig Camillo Haitinger 23 Oktober 1860 in Wien 28 Dezember 1945 ebenda stiftete den Haitinger Preis zu Ehren des Vaters 1 Haitinger ging bis zur 6 Klasse auf das Wasa Gymnasium in Wien bevor ihn sein Vater auf die onologisch pomologische Lehranstalt in Klosterneuburg schickte Ab 1885 studierte er an der Universitat Wien Botanik Physik Chemie und andere Naturwissenschaften 1887 ging er als Hospitant an die Universitat Tubingen und war anschliessend kurz in Libochowitz im heutigen Tschechien als landwirtschaftlicher Volontar auf den Gutern der Grafen Herberstein tatig Im Oktober 1888 ging er zur K u k Armee wo er als Einjahrig Freiwilliger die Offizierslaufbahn einschlug Bald ging er an die Kadettenschule in Hainburg an der Donau um dort Mathematik Physik und Chemie zu unterrichten Er blieb dort bis 1919 als er als Oberst und Kommandant der Schule deren Schliessung abwickeln musste 2 3 1 Anschliessend lebte er auf dem Landsitz seines Bruders in Weidling bei Wien Er erhielt ein Pension und widmete sich weiter naturwissenschaftlichen Studien die schliesslich zur Fluoreszenzmikroskopie fuhrten Erst Arbeiten uber Fluoreszenz fuhrte er als Gast an der Hoheren Lehranstalt fur Ost Wein und Gartenbau im benachbarten Klosterneuburg durch 1930 schon uber sechzigjahrig wechselte er an das 2 Physikalische Institut der Universitat Wien wo er zunachst mit Eduard Haschek auf dem Gebiet der Farbenbestimmung arbeitete Ein gemeinsames Buch erschien 1936 Dort setzte er auch seine Arbeiten uber Fluoreszenz und Fluoreszenzmikroskopie fort 2 1 In seinen letzten Lebensjahren litt Haitinger an Altersstar der sein Sehvermogen stark beeintrachtigte Ein schlechter allgemeiner Gesundheitszustand kam hinzu Sein Freund und Biograph Fritz Brautigam Prokurist bei Reichert schreibt dass er Haitinger in dieser Zeit wochentlich die neuesten Arbeiten uber Fluoreszenz referierte woraufhin dieser entschied welche in die Neuauflage seiner Fluorescenzmikrosokopie aufgenommen werden sollten und dass Haitinger seiner Tochter Maximiliane Mullner bis kurz vor dem Tod die letzten Ergebnisse seiner Forschung diktierte Sie und die Enkelin Theodora Mullner unterstutzten ihn bei seinen Arbeiten bis zum Lebensende 2 3 Max Haitinger wurde auf dem Weidlinger Friedhof bestattet 4 Werk BearbeitenSiehe auch Max Haitinger und die Fluorochromierung im Artikel FluoreszenzmikroskopieBegriffsschopfungen Bearbeiten Da Haitinger das Gebiet der Fluoreszenzmarkierung neu entwickelte fuhrte er etliche Begriffe ein um die beobachteten Phanomene zu beschreiben Fluorochrom als Bezeichnung fur einen Fluoreszenzfarbstoff wird auch heute noch verwendet auch in der englischen Fachsprache hier als fluorochrome Statt Fluorochromierung wird eine Farbung mit Fluorochromen heute als Fluoreszenzmarkierung bezeichnet Eine naturlich auftretende Fluoreszenz also die Autofluoreszenz oder Eigenfluoreszenz bezeichnete er als primare Fluoreszenz eine durch Fluorochromierung hervorgerufene dagegen als sekundare Fluoreszenz Fluorochromierungen Bearbeiten nbsp Abbildung aus Haitinger 1938 Wurzelspitze von Allium cepa langs mit Coriphosphin O 10 Minuten Belichtungszeit scharfe Differenzierung zwischen Kern und Protoplasma Die farbige Fluoreszenz konnte zu dieser Zeit nur schwarzweiss fotografiert werden Wahrend Pflanzen haufig starke Autofluoreszenzen in unterschiedlichen Farben zeigen leuchten tierische und menschliche Gewebe bei Bestrahlung mit UV Licht wenig differenziert von violett bis blau Haitinger stellte daher fluoreszierende Pflanzenextrakte her und probierte anschliessend aus welche pflanzlichen oder tierischen Strukturen sich damit anfarben liessen Spater verwendete er auch fluoreszierende chemische Verbindungen fur diesen Zweck 2 Haitinger war nicht der erste der diesen Ansatz verfolgte Schon 1913 veroffentlichte Stanislaus von Prowazek eine Arbeit mit Fluoreszenzfarbstoffen namentlich mit Eosin und Neutralrot 5 Haitingers Untersuchungen waren jedoch systematisch und von anderweitig unerreichtem Umfang so dass er zahlreiche erfolgreiche Farbungsansatze mit genauen Angaben zu Losungsmitteln Konzentrationen und Einwirkzeiten veroffentlichen konnte Auch Ansatze mit zwei oder drei verschiedenen Fluorochromen mit denen nacheinander gefarbt wurde beschrieb er Seine Ergebnisse fasste er in einem 1938 erschienenen gut hundertseitigem Buch Fluorescenzmikroskopie zusammen Eine zweite Auflage erschien kurz nach seinem Tod 2 3 Zur Anwendung brachte Haitinger seine Verfahren selbst zunachst in der Mikrochemie Bedeutend war der Nachweis von aromatischen und polyzyklischen Kohlenwasserstoffen von Porphyrin und seltenen Erden Fur seine Arbeiten wurde Haitinger 1937 mit dem Fritz Pregl Preis der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet 3 In Zusammenarbeit mit dem Internisten Hans Eppinger in dessen Klinik er von 1942 bis 1945 arbeiten konnte wendete er die Fluorochromierung auf Gewebe an Beispielsweise fluoreszierte nach Farbung mit Berberinsulfat Bindegewebe blau Zellkerne gelbgrun und Fett karminrot 3 Mikroskopbau Bearbeiten Das erste kommerzielle Fluoreszenzmikroskop wurde 1911 vom Wiener Mikroskopbauer Karl Reichert und seinem Mitarbeiter Oskar Heimstadt auf den Markt gebracht Im Jahr darauf folgte ein Gerat der Firma Carl Zeiss die bald die Technologiefuhrerschaft ubernahm Erst in den 1930er Jahren konnte Reichert durch die Zusammenarbeit mit Haitinger wieder aufschliessen 3 6 Ab 1931 war das neue Reichert sche Fluoreszenzmikroskop Kam F erhaltlich Es hatte eine Eisenbogenlampe als Lichtquelle da sie eine fur die Zeit hohe Leuchtdichte auf kleinem Raum erzeugte Sie mussten jedoch haufig nachgestellt werden und erzeugten unangenehme Dampfe Noch im Laufe der 1930er Jahre wurden verbesserte Quecksilberdampfhochdrucklampen verfugbar fur die Reichert die Beleuchtungseinrichtungen Lux UV und Lux UW auf den Markt brachte die ebenfalls unter Mithilfe Haitingers entwickelt wurden Auch ersetzte er die bis dahin verwendeten Filter aus Kuvetten mit Flussigkeiten zur Unterdruckung des sichtbaren Lichts in der Anregungsbeleuchtung durch neu verfugbar gewordene Glasfilter die die Handhabung wesentlich vereinfachten Ein erstes mit Manganverbindungen gefarbtes Filterglas liess UV Licht ungestort passieren vom sichtbaren Licht aber nur einen langwelligen Rotanteil der zunachst noch durch Kupfersulfat Losung blockiert wurde Auch diese Flussigkeit konnte aber Anfang der 1940er Jahre durch blaue Glasfilter ersetzt werden 3 Das erste Reichert sche Fluoreszenzmikroskop hatte einen Dunkelfeldkondensor so dass das Anregungslicht nicht ins Objektiv eintrat und somit auch keine Fluoreszenz im Glas des Objektivs entstehen konnte Ausserdem wurden so Reste von sichtbarem Licht aus der Lichtquelle im mikroskopischen Bild vermieden 6 7 Haitinger ersetzte den Dunkelfeldkondensor durch einen einfachen Hellfeldkondensor der eine sehr viel starkere Beleuchtung und damit auch starkere Fluoreszenz ermoglichte Um zu verhindern dass UV Licht das Auge des Mikroskopikers erreichte setzte er UV Sperrfilter ein die entweder im Objektiv verbaut wurden oder auf das Okular aufgelegt wurden 3 Schriften BearbeitenMax Haitinger Herwig Hamperl Die Anwendung des Fluoreszenzmikroskops zur Untersuchung tierischer Gewebe In Z Mikr Anat Forsch 33 1933 S 193 221 Eduard Haschek Max Haitinger Farbmessungen Theoretische Grundlagen und Anwendungen Haim und Co Wien 1936 Fluorescenzmikrosokopie Ihre Anwendung in der Histologie und Chemie Akademische Verlagsgesellschaft Leipzig 1938 Ehrungen BearbeitenFritz Pregl Preis fur Mikrochemie der Akademie der Wissenschaften in Wien 1937 2 Ehrendoktor der Universitat Wien fur seine Arbeiten auf dem Gebiet der Fluoreszenz 1944 2 Literatur BearbeitenGrete Ronge Haitinger Max In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 527 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten a b c Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 2 uberarbeitete online Auflage Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2014 ISBN 978 3 7001 3213 4 S 154 Druckausgabe biographien ac at Erstausgabe 2003 Online Edition und Osterreichisches Biographisches Lexikon ab 1815 a b c d e f g Fritz Brautigam Dr h c Max Haitinger der Begrunder der modernen Fluoreszenzmikroskopie In Fritz Brautigam und Alfred Grabner Hrsg Beitrage zur Fluoreszenzmikroskopie Verlag Georg Fromme amp Co Wien 1949 S 7 9 zobodat at PDF 910 kB Textgleiche Version mit anderen Seitenzahlen a b c d e f g h Karl Hofler Max Haitinger In Hugo Freund und Alexander Berg Hrsg Geschichte der Mikroskopie Leben und Werk Grosser Forscher Band III Angewandte Naturwissenschaften und Technik Umschau Verlag Frankfurt am Main 1966 S 187 194 Friedhofsbuch der Pfarre Weidling PDF Pfarre Weidling 25 Dezember 2018 abgerufen am 22 Marz 2020 Stanislaus von Prowazek Fluoreszenz der Zellen Reicherts Fluoreszenzmikroskop In Zoologischer Anzeiger 42 1913 S 374 380 Zitiert nach Dieter Gerlach Geschichte der Mikroskopie Verlag Harri Deutsch Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 8171 1781 9 S 625 657 a b Dieter Gerlach Geschichte der Mikroskopie Verlag Harri Deutsch Frankfurt am Main 2009 ISBN 978 3 8171 1781 9 S 625 657 Oskar Heimstadt Das Fluoreszenzmikroskop In Zeitschrift fur wissenschaftliche Mikroskopie Band 28 1911 S 330 337 biodiversitylibrary org Normdaten Person GND 139872752 lobid OGND AKS LCCN n85807574 VIAF 109062775 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Haitinger MaxKURZBESCHREIBUNG osterreichischer MikroskopikerGEBURTSDATUM 20 April 1868GEBURTSORT Wien Osterreich UngarnSTERBEDATUM 19 Februar 1946STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Max Haitinger amp oldid 219394974