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Die Mallorca Geburtshelferkrote Alytes muletensis ist eine auf der Mittelmeerinsel Mallorca endemisch vorkommende Amphibienart aus der Gattung der Geburtshelferkroten Alytes Auf Spanisch und Katalanisch wird sie Ferreret genannt Sie wurde 1979 aufgrund subfossiler Funde aus dem mittleren und oberen Pleistozan beschrieben Zunachst wurde angenommen die Art sei seit uber 2000 Jahren ausgestorben bis lebende Exemplare entdeckt wurden Mallorca GeburtshelferkroteMallorca Geburtshelferkrote Alytes muletensis SystematikKlasse Lurche Amphibia Ordnung Froschlurche Anura Unterordnung ArchaeobatrachiaFamilie AlytidaeGattung Geburtshelferkroten Alytes Art Mallorca GeburtshelferkroteWissenschaftlicher NameAlytes muletensis Sanchiz amp Adrover 1979 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Fortpflanzung 5 Entdeckung und Systematik 6 Gefahrdung und Schutz 7 Belege 7 1 Einzelnachweise 8 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Mallorca Geburtshelferkrote ist ein sehr kleiner Froschlurch Weibchen haben eine Kopf Rumpf Lange von bis zu 38 Millimetern Mannchen bis zu 34 7 Millimeter Der Kopf ist relativ gross die Schnauze ist abgerundet Die grossen Augen treten stark hervor die Pupillen sind senkrecht schlitzformig Die Parotiden Ohrdrusen sind nur sehr gering entwickelt das Trommelfell ist mehr oder weniger deutlich sichtbar Die Handinnenseite weist drei Hocker auf Hintergliedmassen Finger und Zehen sind verhaltnismassig lang verglichen mit anderen Arten der Gattung Alytes Die relativ glatte und glanzende Haut weist entlang der Ruckenseite Warzen auf die mehr oder weniger deutlich in einer Langsreihe angeordnet sind Farbung und Zeichnung der Oberseite sind ziemlich variabel Die Grundfarbe ist goldgrunlich meist befinden sich darauf olivgrunliche bis schwarze Flecken die unterschiedlich gross und geformt sind Nicht selten ist hinter dem Auge ein dreieckiger dunkler Fleck vorhanden Die Bauchseite ist weisslich gefarbt Die Kaulquappen der Mallorca Geburtshelferkrote sind relativ schlank ziemlich dunkel und erreichen eine Gesamtlange von bis zu 76 Millimetern Ihr Mund ist breiter die Schnauze langer und der Schwanz kurzer als bei Kaulquappen anderer Geburtshelferkroten Arten Ihre Nasenlocher befinden sich naher an den Augen als an der Spitze des Kopfes Die Saume ihrer Flossen sind niedrig und kaum uber die Hohe des Rumpfes hinausragend Auf der Hohe des bauchseits sitzenden Spiraculums Atemloch ist der Rumpf am breitesten Unterhalb des Mundfeldes befinden sich vier sogenannte Lingualpapillen Die Chromosomenzahl betragt 2n 38 1 Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Typischer Lebensraum am Torrent de Mortitx 39 886797222222 2 9189666666667 in der Serra de TramuntanaDas Verbreitungsgebiet der Mallorca Geburtshelferkrote beschrankt sich auf die Serra de Tramuntana auf Mallorca Sie besiedelt canyonartige Erosionsschluchten der Karstlandschaft In diesen Schluchten fliessen Sturzbache katalanisch torrents die wahrend des Sommers bis auf bassinartige Wasseransammlungen austrocknen Die jahrliche Niederschlagsmenge liegt hier bei mindestens 1000 bis 2000 Millimetern Die Wassertemperaturen liegen im Bereich von 9 bis 22 C Mallorca Geburtshelferkroten nutzen die Spalten im Gestein als Versteck Sie sind manchmal in kleinen Gruppen aus bis zu funf Tieren anzutreffen Die Kaulquappen sind hauptsachlich in den Wasserbassins in der Bodenregion zu finden Die Art kommt in Hohenlagen von 10 bis 850 Metern vor Einige wenige Populationen besiedeln auch kunstliche Wasserstellen wie Viehtranken Alytes muletensis ist der einzige auf Mallorca vorkommende Vertreter der Geburtshelferkroten Lebensweise BearbeitenDie Mallorca Geburtshelferkrote ist an raue trockene Umweltbedingungen angepasst Aufgrund ihres stark abgeflachten Korpers kann sie sich in engen Spalten verstecken Die Nahrung adulter Tiere setzt sich hauptsachlich aus Wenigborstern wie beispielsweise Regenwurmern sowie aus Asseln und verschiedenen Arten von Laufkafern zusammen Eine Winterruhe wird nicht gehalten Bei der Tagesaktivitat wurden zwei Zeitraume hoherer Aktivitat ausgemacht von 20 bis 23 Uhr und von 1 bis 5 Uhr Sowohl mannliche und als auch weibliche Tiere rufen Diese Lautbildungen erfolgen nicht nur wahrend der Paarungszeit sondern das ganze Jahr uber Das Rufen dient demnach nicht ausschliesslich der Partnerfindung bei der Fortpflanzung sondern offensichtlich auch der Gruppenbildung in einem Gebiet in dem passende Verstecke knapp sind und Mallorca Geburtshelferkroten weit verstreut leben Durch eng beieinandersitzende Individuen entwickelt sich womoglich ein feuchteres Mikroklima im Unterschlupf Spekuliert wird mitunter auch dass es sich um eine Strategie der Herdenbildung handelt so dass die Individuen in einer Gruppe besser vor Raubern geschutzt sind 2 Es wurde ferner beobachtet dass Jungkroten nach der Metamorphose den Rufen anderer Tiere folgen wenn sie ihre Tumpel verlassen und Felsspalten aufsuchen Fortpflanzung BearbeitenDie Paarungsrufe der Mannchen werden als hohes melodisches pi pi pi beschrieben Sie erklingen meist in den ersten Stunden der Nacht sind manchmal aber auch tagsuber horbar Die Rufperiode dauert von Februar bis August der Hohepunkt liegt zwischen April und Juli Verwechslungen der Paarungsrufe der Mallorca Geburtshelferkrote mit den Rufen der Zwergohreule sind moglich Die Paarung und die Ubergabe der Eier an das Mannchen finden an Land statt Beobachtungen von eiertragenden Mannchen liegen hauptsachlich aus der Zeit von Mai bis Juli vor Ein Mannchen tragt in der Regel 7 bis 20 Eier die um die Hinterbeine gewickelt sind und einen Durchmesser von 5 4 bis 7 Millimetern haben Die Eier der Mallorca Geburtshelferkrote sind damit grosser als die anderer Alytes Arten dafur ist ihre Anzahl je Mannchen geringer Sie werden von den Mannchen einen Monat oder langer umhergetragen Durch zunehmende Bewegungen stimulieren die Kaulquappen in den Eiern das Mannchen eine Wasserstelle aufzusuchen Der Kontakt mit dem Wasser veranlasst die Kaulquappen zum Schlupf Dieser Vorgang findet ab Anfang Mai statt Die Larven haben beim Schlupf eine Gesamtlange von ungefahr 18 Millimetern Innerhalb weniger Wochen erreichen sie Langen von bis 76 Millimetern Die Metamorphose findet zwischen Juni und September statt der Hohepunkt liegt im Juni Einige Kaulquappen konnen uberwintern und entwickeln sich erst im darauffolgenden Sommer nach fast einem Jahr im Larvenstadium zu adulten Tieren Die Kaulquappen hangen die meiste Zeit mit dem Schwanz nach unten an der Wasseroberflache bei Storungen tauchen sie ab Der Fortpflanzungserfolg steigt mit zunehmender Hohenlage da mit dieser die Zahl der Fressfeinde sinkt Entdeckung und Systematik BearbeitenDie Mallorca Geburtshelferkrote wurde 1979 von Borja Sanchiz und Rafel Adrover anhand subfossiler Funde aus dem Pleistozan als Baleaphryne muletensis erstbeschrieben Zunachst wurde angenommen dass diese Art bereits uber 2000 Jahre zuvor ausgestorben war Bereits im 19 Jahrhundert wurden auf Mallorca Kaulquappen von Geburtshelferkroten gefunden diese wurden zunachst fur Exemplare von Alytes obstetricans var boscai gehalten die der Mallorca Geburtshelferkrote am meisten ahnelt Aufgrund der Entdeckung der Fossilien wurde der Verdacht geaussert es konnte sich bei den Kaulquappen um Baleaphryne muletensis gehandelt haben Eine in Alkohol konservierte adulte Geburtshelferkrote die 1978 auf Mallorca gefangen und zunachst fur ein Exemplar der Gemeinen Geburtshelferkrote Alytes obstetricans gehalten worden war untersuchte man daraufhin erneut Da die Morphologie ihres Oberarmknochens dem der fossilen Art exakt glich wurde sie als Baleaphryne muletensis neu klassifiziert 3 Heute wird die Mallorca Geburtshelferkrote aufgrund ihres Fortpflanzungsverhaltens sowie biochemischer und genetischer Untersuchungen als Alytes muletensis in die Gattung Alytes gestellt Als ihre Schwesterart gilt nach molekulargenetischen Untersuchungen die Sudiberische Geburtshelferkrote Alytes dickhilleni 4 Das Artepitheton bezieht sich auf den Fundort des Typus Exemplars die Cova de Muleta Muleta Hohle an der Kuste sudwestlich von Port de Soller in der Gemeinde Soller Gefahrdung und Schutz BearbeitenDie IUCN listet die Mallorca Geburtshelferkrote als vulnerable gefahrdet 5 Als Hauptursache fur die Gefahrdung der Art und die heutige Beschrankung des Verbreitungsgebietes auf Erosionsschluchten der Serra de Tramuntana gelten vom Menschen auf der Insel eingefuhrte Fressfeinde wie die Vipernatter Natrix maura und der Iberische Wasserfrosch Rana perezi Beide Arten waren ursprunglich nicht auf Mallorca heimisch Sie fressen Kaulquappen und adulte Exemplare der Mallorca Geburtshelferkrote Moglicherweise konkurrieren daruber hinaus die Kaulquappen des Iberischen Wasserfrosches mit denen der Mallorca Geburtshelferkrote um Nahrung und Lebensraum Die Mallorca Geburtshelferkrote ist daher heute fast nur in Erosionsschluchten zu finden in denen keine dieser beiden Arten bisher vorkommt Im Jahr 2002 gab es in einer isolierten auf Wiederansiedlungen zuruckgehenden Population eine unbekannte nicht durch Pilzbefall verursachte Krankheit die einige Kaulquappen totete in den Folgejahren 2003 und 2004 aber nicht mehr auftrat Bei einem im Jahr 2004 tot aufgefundenen Exemplar von Alytes muletensis wurde eine Infektion mit dem Pilz Batrachochytrium dendrobatidis dem Ausloser der Chytridiomykose festgestellt Bei einer daraufhin durchgefuhrten Untersuchung von 21 Populationen wurde Batrachochytrium dendrobatidis in vier der Populationen nachgewiesen davon waren in zwei Populationen nahezu 100 der untersuchten Tiere infiziert In einer der beiden besonders stark betroffenen Populationen waren Tiere aus der Nachzucht in Gefangenschaft ausgewildert worden Der Pilz wurde ebenfalls bei Mallorca Geburtshelferkroten festgestellt die in den Jahren 1991 1992 1994 und 1995 in Gefangenschaft gestorben waren Wahrscheinlich kam Batrachochytrium dendrobatidis durch Tiere aus dem Wiederansiedlungsprogramm nach Mallorca Die Population in Gefangenschaft hatte sich vermutlich 1991 durch in der gleichen Zucht Anlage gehaltene Exemplare des sudafrikanischen Krallenfrosches Xenopus gilli infiziert 6 Die Gesamtpopulation betragt schatzungsweise 500 bis 1500 Paare die sich auf ungefahr 25 meist isolierte Populationen verteilen Die Anzahl der Tiere nahm aufgrund der ab 1988 stattfindenden Auswilderung von Tieren aus dem Zuchtprogramm im Jersey Zoo leicht zu Die Zunahme blieb auch wahrend Durrejahren wie 1999 und 2000 konstant Der Trend der Population wird aufgrund jahrlicher Zahlungen der Kaulquappen erfasst die bisher meisten uber 30 000 Exemplare wurden im Jahr 2004 gezahlt Die Zunahme in bereits bestehenden Populationen ist nicht von Auswilderungen abhangig aber es ist unwahrscheinlich dass sich neue Populationen ohne die Aussetzungen etabliert hatten Schatzungsweise ein Viertel der heute auf Mallorca lebenden Geburtshelferkroten stammen von Tieren aus Gefangenschaft ab Moglicherweise hat sich das Areal der Art in der Sierra de Tramuntana dank der Nachzuchten inzwischen verdoppelt 2002 wurde das Auswilderungsprogramm mit Tieren aus Jersey gestoppt sollte aber mit Tieren aus einer neuen Zucht Anlage auf Mallorca weitergefuhrt werden Seit 2004 ist die Auswilderung aufgrund der entdeckten Krankheiten komplett gestoppt Um die Mallorca Geburtshelferkrote zu schutzen wurde die Einrichtung eines Reservates vorgeschlagen Aufgrund der geringen Anzahl moglicher Gebiete fur zukunftige Wiederansiedlungen konzentrieren sich die Schutzbemuhungen aktuell auf das Anlegen neuer Wasserbecken fur die Kaulquappen Ausserdem gibt es Bemuhungen die Vipernatter aus den Gebieten in denen die Mallorca Geburtshelferkrote vorkommt zu entfernen Ein neues Wiederansiedlungsprogramm wird entwickelt Die Mallorca Geburtshelferkrote wird von der Europaischen Union in den Anhangen II und IV der FFH Richtlinie als prioritare Art gefuhrt und gilt damit als streng zu schutzende Art von gemeinschaftlichem Interesse fur deren Erhaltung von den Mitgliedsstaaten besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden mussen Belege BearbeitenAndreas Nollert Christel Nollert Die Amphibien Europas Franckh Kosmos Verlag Stuttgart 1992 ISBN 3 440 06340 2 Mallorca Geburtshelferkrote bei www edgeofexistence org Zugriff am 26 August 2008Einzelnachweise Bearbeiten Gaetano Odierna Franco Andreone Gennaro Aprea Oscar Arribas Teresa Capriglione Miguel Vences Cytological and molecular analysis in the rare discoglossid species Alytes muletensis Sanchiz amp Adrover 1977 and its bearing on archaeobatrachian phylogeny Chromosome Research 8 435 442 2000 online PDF 254 kB www edgeofexistence org Zugriff am 26 August 2008 Josep Antoni Alcover Joan Mayol Survival of Baleaphryne Sanchiz and Adrover 1979 Amphibia Anura Discoglossidae on Mallorca In Amphibia Reptilia Nr 3 4 1981 S 343 345 I Martinez Solano H A Goncalves J W Arntzen M Garcia Paris Phylogenetic relationships and biogeography of midwife toads Discoglossidae Alytes In Journal of Biogeography Nr 31 2004 S 603 618 Alytes muletensis in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von Joan Mayol Serra Richard Griffiths Jaime Bosch Trevor Beebee Benedikt Schmidt Miguel Tejedo Miguel Lizana Inigo Martinez Solano Alfredo Salvador Mario Garcia Paris Ernesto Recuero Gil Jan Willem Arntzen 2006 Abgerufen am 22 November 2008 Susan F Walker Jaime Bosch Timothy Y James Anastasia P Litvintseva Juan Antonio Oliver Valls Samuel Pina Gerardo Garcia Ghislaine Abadie Rosa Andrew A Cunningham Sarah Hole Richard Griffiths Matthew C Fisher Invasive pathogens threaten species recovery programs In Current Biology Volume 18 Issue 18 2008 doi 10 1016 j cub 2008 07 033 S R853 R854 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mallorca Geburtshelferkrote Alytes muletensis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Ferreret ein authentischer Inselbewohner spanisch englisch deutsch ab S 87 und bei den Bilderklarungen PDF 8 14 MB Fotos der Mallorca Geburtshelferkrote auf www herp it IUCN Redlist Verbreitungskarte zu Alytes muletensis Mallorca Geburtshelferkrote bei amphibiaweb org nbsp Dieser Artikel wurde am 3 Januar 2009 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mallorca Geburtshelferkrote amp oldid 239251425