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Der Magerviehhof Friedrichsfelde war von 1903 bis 1945 ein Handelszentrum fur Rinder Pferde Schweine Schafe und Geflugel im Raum Berlin Der Name ist aus heutiger Sicht doppelt missverstandlich einerseits bezieht sich das Wort Magervieh nicht auf die Tierarten sondern steht fur zur Mast bestimmtes Jungvieh Zum anderen werden auf einem Viehhof meist die Tiere auch geschlachtet in ihrer Funktion als reines Handelszentrum dieser Grosse blieb die Anlage in Deutschland einmalig Ihr an der Wriezener Bahn langgestrecktes Gelande vom heutigen S Bahnhof Friedrichsfelde Ost bis uber die heutige Allee der Kosmonauten hinaus wurde auf beiden Seiten von der Eisenbahn fur den An und Abtransport der Tiere erschlossen Unterer Hof 2009Der Magerviehhof lag ursprunglich ausserhalb Berlins in Friedrichsfelde Mit der Bildung von Gross Berlin 1920 lag das Gelande im Berliner Bezirk Lichtenberg Seit 1979 gehort es zu Marzahn heute Bezirk Marzahn Hellersdorf Viele Gebaude blieben erhalten und stehen seit 1995 unter Denkmalschutz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gleisanlagen 3 Aktuelle Nutzung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Magerviehhof Friedrichsfelde wurde im Jahre 1903 von der Genossenschaft fur Viehverwertung in Deutschland GmbH erbaut Durch die Konzentration des Viehhandels an einem dafur ausgewiesenen und geeigneten Ort wurde eine grossere veterinarpolizeiliche Kontrolle der Tiere und damit die Eindammung von Seuchen angestrebt Die Funktionen eines Schlachthofes waren mit Ausnahme von Notschlachtungen ausdrucklich ausgeschlossen 1 Der Tiertransport konnte mit der Bahn erfolgen dafur gab es einen Gleisanschluss der den Viehhof links und rechts begrenzte Im nordlichen Teil lagen die Klaranlage der veterinarmedizinische Bereich ein Schlachthaus fur Notschlachtungen und die Energieversorgung Durch einen Gleisbogen wurde dieser Bereich vom restlichen Viehhof abgetrennt und bildete so eine Art Seuchenschranke In Spitzenzeiten wurden auf dem Magerviehhof 24 000 Pferde 104 000 Rinder 6 800 Kalber 25 000 Schafe 240 000 Schweine und bis zu 600 000 Stuck Geflugel pro Jahr gezahlt 2 Mit Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 erlebte der Magerviehhof zunachst einen wirtschaftlichen Aufschwung da er einen idealen Umschlagplatz fur die Heeres und Volksversorgung darstellte Nach dem Ersten Weltkrieg kam es um 1921 zu einem empfindlichen Ruckgang des Viehauftriebes Teile des Gelandes wurden artfremd vermietet Im Zweiten Weltkrieg war auch die Wehrmacht insbesondere die deutsche Luftwaffe ein bedeutender Mieter 1 Nach dem Krieg wurde das Gelande durch die Rote Armee beschlagnahmt und als Lager genutzt so dass der Viehhofbetrieb eingestellt werden musste Fur die Festgenommenen des Aufstandes vom 17 Juni 1953 wurde hier ein Sammelplatz eingerichtet 3 Mit Grundung der NVA ubernahm diese das Gelande Es wurde weiterhin als Lager und Reparaturstutzpunkt genutzt Die Militarparade zum Geburtstag der DDR wurde auf diesem Gelande vorbereitet Gleisanlagen Bearbeiten nbsp Verladerampe 2009Die historische Strecke der Wriezener Bahn fuhrte seit 1898 am Gelande des Magerviehhofs vorbei die Industriebahn Tegel Friedrichsfelde hatte hier ihren Endpunkt 1903 wurde an der Wriezener Bahnstrecke der Personenbahnhof Magerviehhof eingerichtet Es entstanden auch umfangreiche Anlagen mit zahlreichen Gleisen fur den Guterverkehr Nach dem Ende des Magerviehhofs 1945 wurde auch der gleichnamige Personenbahnhof nicht mehr genutzt die Zuge fuhren jetzt ohne Halt durch 4 Im Jahre 1971 wurde der durchgehende Verkehr auf eine andere Strecke verlagert Die Strecke fuhrt seitdem in Richtung Norden nicht mehr auf die Wriezener Bahn sondern auf den Berliner Aussenring Nach einem Gleisplan von 1983 war das Gelande zur Guterladestelle Magerviehhof geworden alle Gleise waren noch vorhanden Erst spater wurde der sudliche Anschluss zur Ostbahn am S Bahnhof Friedrichsfelde Ost gekappt Dadurch ist aus der ehemaligen Durchgangsstrecke eine nur von Norden her befahrbare Stichstrecke fur den Guterverkehr geworden die am Guterbahnhof Nordost beginnt Die ehemals mehrere Kilometer lange Strecke ist auch heute noch fast auf ganzer Lange befahrbar Lediglich auf den letzten 300 Metern im Suden ist das durchgehende Gleis mehrfach unterbrochen Die Gleisanlagen auf dem Gelande des Magerviehhofes selbst sind noch teilweise vorhanden Fur das daneben liegende Heizkraftwerk Lichtenberg sowie ein Kieswerk wird noch ein Gleisanschluss betrieben Aktuelle Nutzung Bearbeiten nbsp Bewuchsplanierung 2009Noch zu DDR Zeiten erfolgte eine Teilung des Grundstucks die bis heute Bestand hat Der sudliche Teil verblieb beim Ministerium fur Nationale Verteidigung Er wurde 1994 der Oberfinanzdirektion zugeordnet und liegt seit 1996 brach Der nordliche Bereich blieb Gewerbegebiet und wurde nach der Wende von der Treuhandliegenschaftsgesellschaft TLG ubernommen Einige Bereiche der Anlage wurden 1995 unter Denkmalschutz gestellt Die Planung sieht ein Gewerbegebiet mit kleinteiliger Nutzung vor Historische Bausubstanz soll erhalten werden 2009 wurde der Wildwuchs an Baumen und Buschen gerodet 2013 wurden im Ensemble Alte Borse Marzahn umfangreiche Sanierungsarbeiten der Gebaude Alte Borse und Guterstation getatigt Diverse Gebaude wurden fur funf Mio Euro restauriert und instand gesetzt 5 Auf dem Gelande befand sich Marzahns erste Brauerei Marzahner Borsenbrau 6 Auch Kunstler des geraumten Kunsthauses Tacheles haben hier ein neues Domizil gefunden 7 2017 wurden auf dem Gelande des Alten Magerviehhof Friedrichsfelde die neugebauten TRIO Apartment Hotels eroffnet 8 2018 grundete sich der Verein Unternehmensnetzwerk Magerviehhof Friedrichsfelde e V aus den neu angesiedelten Unternehmen im Gewerbegebiet Ziele des Vereins sind unter anderem die Forderung und Starkung der lokalen Unternehmen auf dem Gelande des ehemaligen Magerviehofs Erhohung der wirtschaftlichen Attraktivitat des Standortes und Aufbau von kulturellen Angeboten fur die Nachbarschaft Diese Ziele werden unter Beachtung der historisch entstandenen Entwicklung des Gewerbegebietes sowie der Erhaltung und Restaurierung der denkmalgeschutzten Gebaude umgesetzt 9 Literatur BearbeitenBezirksamt Marzahn von Berlin Untere Denkmalschutzbehorde in Zusammenarbeit mit dem Forderverein fur das Bezirksmuseum Marzahn e V Hrsg Die Denkmale in Berlin Bezirk Marzahn Ortsteile Biesdorf Friedrichsfelde Ost und Marzahn Lukas Verlag fur Kunst und Geistesgeschichte Berlin 2000 ISBN 3 931836 82 7 Koordination und Red Anja Franziska Denker unter Mitwirkung von Sylvia Muller und Karoline Tereau Friemann Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Magerviehhof Friedrichsfelde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag 09045528 in der Berliner LandesdenkmallisteEinzelnachweise Bearbeiten a b Anja Franziska Denker Der Magerviehhof Friedrichsfelde Memento vom 20 Oktober 2007 im Internet Archive PDF 1 48 MB In Die Denkmale in Berlin Bezirk Marzahn Hrsg vom Bezirksamt Marzahn von Berlin Untere Denkmalschutzbehorde 2000 ISBN 3 00 006595 4 S 134 151 Birgitt Eltzel Wo Viehhandler an der Borse spekulierten In Berliner Zeitung 8 Marz 2001 Magerviehhof in Altfriedrichsfelde Memento vom 1 Dezember 2016 im Internet Archive In Die Welt 17 Juni 2003 Wriezener Bahn auf bahnstrecken de Andreas Hartmann Geil ist Marzahn noch lange nicht In Die Tageszeitung taz 6 September 2013 ISSN 0931 9085 S 18 taz de abgerufen am 28 August 2019 Marzahner Borsenbrau Stefan Strauss Tacheles in Marzahn In Berliner Zeitung 9 August 2013 TRIO Apartment Hotel Abgerufen am 14 Januar 2021 Unternehmensnetzwerk Magerviehhof Friedrichsfelde e V Abgerufen am 15 September 2020 52 516666666667 13 525 Koordinaten 52 31 0 N 13 31 30 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magerviehhof Friedrichsfelde amp oldid 234196398